Kurzvorstellung: Mountain Equipment ME Firestorm III Reg LZ

  • Tja Freunde, ich quäl Euch wieder mal mit einer gaaanz langen Produktbeschreibung und wers schaft mein ganzes Gelabere zu Ende zu lesen hat sich einen Härtepunkt bei mir verdient ;-). Das unterhalb vorgestellte Schlafsackmodell ist zu meinem Leidwesen nirgends mehr im Handel zu bekommen. Es war vor ein paar Jahren die Militärvariante des zivil verfügbaren Firewalker III vom gleichen Hersteller mit sehr ähnlicher Ausstattung. Da die olive Farbe des Außenbezuges sehr dezent und unauffällig ist hab ich spontan zugeschlagen und der Firestorm hat damals meinen bewährten Ajungilak Tyin 195 ersetzt. Ich wollte etwas am Schlafsackgewicht reduzieren und der Tyin ist mit 195 cm Liegelänge durchaus schwerer bei an sich annähernd vergleichbarer Wärmeleistung. Der ME Firestorm III hat eine max. empfohlene Liegelänge von 185 cm. Bin selbst nicht ganz 180 cm groß und hab wirklich ausreichend Platz, er ist so wie der Ajungilak Tyin eher großzügig geschnitten.



    Vielleicht haben sich schon ein paar von Euch gefragt wie ein Schlafsack eigentlich wärmt, da hier keinerlei zusätzlicher Brennstoff erforderlich ist? Ein Schlafsack 'wärmt' lediglich passiv und die Wärmequelle ist der Schläfer selbst. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Wärmedämmung eines Wohnhauses, welche verhindert dass die Wärme nach außen entweicht. Im Schlafsack erwärmt der Schläfer die Luft die sich zwischen dem Isolationsmaterial befindet und da diese Luft ein schlechter Wärmeleiter ist wird die Körperwärme auch nicht sofort abgeleitet. Funktioniert umso besser, je mehr warme Luft um den Körper an ihrem Platz gehalten werden kann.


    Der Firestorm ist ein KuFa-Schlafsack und das Isolationsmaterial sind hohle Plastikfasern welche aus Polyestermaterial bestehen. Gegnüber Daune sind diese synthetisch hergestellten Fasern unempfindlicher gegen Nässe, denn sie nehmen selbst kaum Feuchtigkeit auf. Sie sind antialergisch, sie verrotten oder modern nicht und werden von keinen Fraßinsekten befallen. Der Querschnitt dieser Hohlfasern ähnelt einem Gartenschlauch, obwohl deren Durchmesser dünner als ein menschliches Haar ist. Manche Hersteller verpassen ihren Hohlfasern nicht nur eine Kammer welche die Luft an ihrem Platz hält, sondern derer gleich mehrere (bis zu 7). Sythetikfasern sind üblicherweise mit Silikon behandelt damit sie gut aneinander gleiten und sie nach dem komprimieren wieder die ursprüngliche Lofthöhe erreichen. Es gibt lange Endlosfasern und auch Kurzfasern die zusätzlich spiralförmig gekräuselt werden können und für deren Fixierung werden oft Kleber eingebracht - ja, in einem KuFa SchlaSa ist auch jede Menge Chemie involiviert ... Sämtliche Synthetikfasern werden in Vliesform in die Schlafsäcke eingenäht und das vereinfacht deren Herstellung deutlich, denn aufwändige Kammerkonstruktionen welche in Daunentüten die edle Daunenfüllung in Position halten sind bei KuFa nicht erforderlich. Nicht nur der einfachere Aufbau sondern auch die kostengünstigere Herstellung der Chemiefasern ermöglichen niedrigere Verkaufspreise gegenüber Daunenschlafsäcken im selben Temperaturbereich.


    Mountain Equipment bezeichnet das Synthetik-Füllmaterial im Firestorm III als 'POLAR Loft'. Sein Vorgänger war ebenfalls ein Synthetikteil und ich wollte wiederum was robustes und dabei kostengünstiges haben. Empfohlener Temperaturbereich von +10°C bis -12°C (extrem -18°C). Also ein 3-Jahreszeitenschlafsack, welcher durchaus auch für die eine oder andere kalte Winternacht noch taugt und bis zu einem Bereich von -5°C (-10° nur mit zusätzlich wärmender Schlafwäsche) hab ich noch keine Probleme damit gehabt.
    Er ist in Mumienform ausgeführt mit angeschnittener körperbetonter Kapuze. Diese lässt sich durch einen Schnürzug regulieren. Der Tanka dafür ist mit einem Band fixiert, so dass man ihn auch immer an der gleichen Stelle findet und im Dunkeln leicht ertasten kann.



    Der Reißverschluss von YKK befindet sich auf der linken Seite, was aber mich als Rechtshänder dennoch keine schlechte Position ist. Kombiniere ich diesen Schlafsack aber mit einem Biwaksack ist es durchaus praktisch wenn dieser den Zip ebenfalls auf der gleichen Seite hat. Sowohl Innen-, als auch Außengewebe besteht aus eher robustem Nylon RipStop Material und ich komme damit gut zurecht. Der Reißverschluss ist durch eine breite Klappe am Kopfende gegen unbeabsichtigtes öffnen gesichert. Zusätzlich verhindert diese Klappe auch dass man aus Versehen mal den metallenen und damit kalten Zip berührt, was dementsprechend unangenehm ist. Wird diese Klappe mal nicht benötigt, befindet sich eine zusätzliche Klettfläche dran um den Kletterhäkchen zu schützen, damit diese das Gewebe nicht beschädigen kann was eine ausgesprochen sinnvolle Sache ist.




    Der Reißverschluss ist durch eine vernünftig dicke Abdeckleiste verdeckt, so dass sich hier keine Kältebrücke bilden kann und die Wärme entweicht. Als Klemmschutz ist hier ein etwas dickeres Gewebe angebracht - was ausreichend ist, aber trotzdem nicht zu 100% verhindert dass der RV mal zwickt.




    Der Wärmekragen ist bei diesem Modell etwas dünn ausgefallen, erfüllt aber dennoch seinen Zweck. Man kann ihn mit einem Druckknopf auf der Reißverschlussseite schließen und an der Oberseite mit einem Schnürzug regulieren. Die Druckknöpfe haben eine Kunststoffkappe, so dass das kalte Metall zuverlässig abgedeckt ist.



    Am Fußende sind 2 D-Ringe angebracht, an denen der Schlafsack zum Trocknen oder zur Aufbewahrung aufgehängt werden kann. Ich benutze diese aber so gut wie gar nicht. Die Fußbox selbst ist anatomisch geformt.



    Verpackt wird der Firestorm III in einem schwarzen Kompressionspacksack. Die Qualität des Packbeutels ist ok, obwohl mir leider der Tanka an der Schnürung bereits gebrochen ist - hier muss ich mal einen neuen anbringen ... Trotz Kompressionsbeutel hat er ein stolzes Packmaß und zusammen mit dem Packsack wiegt der Schlafsack ca. 1955g. Mittlerweile werden von verschiedenen Herstellern durchaus schon leichtere Modelle für diesen Temperaturbereich angeboten.




    Technische Daten, ME Firestorm III:
    Hersteller: Mountain Equipment
    Modell: Firestorm III Reg LZ
    Liegelänge max.: 185cm
    Innenbezug: RipStop Nylon
    Außenbezug: RipStop Nylon
    Füllmaterial: POLAR Loft
    Reißverschluss: YKK, auf der linken Seite angebracht
    Gewicht inkl. Kompressionspacksack: 1955 g


    Muß sagen, dass ich mit diesem Schlafsack überaus zufrieden bin und er muss auch mehrmals im Jahr mit hinaus. Er ist eindeutig einer meiner Lieblingsschlafsäcke. Benutze ihn üblicherweise unterm Tarp und manchmal auch in Kombination mit Gore-Tex Biwaksäcken, besonders bei feuchter Witterung und vor allem auf mehrtägigen Wandertouren.


    Bild unterhalb hab ich ihn auf einem meiner typischen versteckten Biwaks im Unterholz mit dabei und die olive Farbe ist bewährt unauffällig:



    Biwak unterm luftigen Tarp, der Firestorm wird im Schatten abgelüftet:



    Auch beim Nachtfischen hat er schon ein paar Mal eine gute Figur gemacht, wie hier z.B. auf einer Karpfenliege:


    Der Firestorm ist mittlerweile schon gut 10 Jahre im Gebrauch und das merkt man stellenweise auch schon. Der Innenbezug ist besonders im Kopfbereich schon etwas speckig (hab ihn aber noch nie gewaschen) und der Loft ist nicht mehr ganz so prall wie noch unmittelbar nach dem Kauf. Die Bezugstoffe haben sich allerdings bewährt und zeigen keinerlei Schwächen, da ist trotz Nutzung unterm Tarp weder was ausgefranst noch gerissen! Ich würde mir diesen Schlafsack jedenfalls wieder kaufen und finde es echt schade dass dieser nicht mehr produziert wird.


    Abschließend kann ich Euch beruhigen, denn Ihr habt sicherlich einen besseren Schlafsack, keine Frage. Eine Diskussion welches Modell nun das ideale ist erübrigt sich daher an dieser Stelle. Jedes Füllmaterial hat seine Vor- und auch Nachteile und dies hat auch seine berechtigten Einsatzzwecke. Fragt mich bitte nicht was ich von diesem oder jenen Schlafsack halte, bin weder Experte noch hab auch sämtliche am Markt erhältliche Modelle probiert. Über Frage was sich mit diesem oder jenen Schlafsack draussen machen und anstellen lässt würde ich mich dennoch sehr freuen ;)

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    Frischluftdeppert
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  • Gerade erst drüber gestolpert. bugikraxn und wieder ein gutes Review von dir gefunden.

    Wie du schon schriebst ist er dem Ajungilak Tyin sehr ähnlich.

    Ich habe zum 2.Mal nen Tyin Winter und bin da ,für mich, immer noch gut mit unterwegs.

    Du hast jedoch Recht wenn du schreibst das sowohl Packmaß, als auch Gewicht, für die Leistung

    die diese "alten" Säcke bringen können, nicht mehr up to date sind.

    Wenn aber mein 2.ter wieder 17 Jahre hält, brauch ich mir über einen weiteren keine Gedanken mehr machen ;)


    Gruß"Seemann"