Eure eigenen Schnitzarbeiten - Löffel Kuksa & Co.

  • Hallo Haggy,


    Leinöle härten mit Sauerstoff und mit Licht aus.
    Ohne Licht hören sie auf zu trocknen.
    Ansonsten gebe ich dir recht. Warmes Leinöl im Wasserbad
    erwärmt ist sicherlich besser.
    Deshalb steht auf den Kanistern mit Leinölprodukten auch drauf,
    "nicht für Schrankinnenteile zu gebrauchen", weil die Leutchen die
    Türen von den Schränken zu machen.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • und dann noch eine Anmerkung zum Erhitzen des Leinöls.


    Wenn Du das machst, mach es Draußen!
    Denn beim Erhitzen entsteht Rauch und Qualm der ziemlich riecht, und diesen Geruch willst Du nicht in der Wohnung haben!
    Erhitzen heißt dabei NICHT KOCHNEN! Gelle?! ^^


    lieben Gruß
    kahel

  • Leinöle härten mit Sauerstoff und mit Licht aus.

    Ha - dann dauert das deshalb vielleicht immer so lange...! 8o Hatte mal gelernt, dass Temperatur und Luft wichtig sind, da es letztendlich eine Oxidation ist und keine Trocknung. Aber dann packe ich die Dinger jetzt immer auf die Fensterbank. ^^

    Denn beim Erhitzen entsteht Rauch und Qualm der ziemlich riecht, und diesen Geruch willst Du nicht in der Wohnung haben!

    Es geht manchmal auch, wenn man es macht, wenn die Familie unterwegs ist, anschließend lüftet und unschuldig guckt.
    :whistling:


    Am besten auch nicht auf dem Gasherd oder einer offenen Feuerstelle... Aber das versteht sich ja von selbst. Aus Sicherheitsgründen kann man auch nen Topf ins Wasserbad stellen, das hab ich schon gemacht aus Angst, das Holz durch zu hohe Öltemperaturen zu schädigen. Mittlerweile bekomme ich es aber ohne hin.

  • Hallo,


    ich wichtig!!


    Unbedingt beim Erwärmen dabei bleiben.
    Sonst kannst du nachher nicht so unschuldig schauen wie die Bude stinkt.
    Rate mal woher ich das weiß?
    Und Ja , verharztes Leinsamenöl kriecht auch in die elektrischen
    Schalter des Herdes und verharzt da ohne Sonneneinwirkung.
    Doof nur, wenn man das kurz vorher gemacht hat und dann
    2 Wochen in Ferien ist und sich anschließend die Drehschalter nicht mehr bewegen.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Bisher nur mit Hultafors HVK gearbeitet, außer bei der Handangel - da kam noch kurz der Forstnerbohrer zum Einsatz. Hawk-Stiel Schlehe, Handangel Hasel:



    Der Stiel ist übrigens glatter als er auf dem Bild aussieht... ;)


    Zur Handangel: Normalerweise würde man die Dicke der Spule möglichst groß wählen, um nicht ganz so viel drehen zu müssen... Fand ich hier zweitrangig, zumal es sonst ein recht sperriges Gerät geworden wäre. Im Griff werden Haken, Blei etc. verstaut, er bekommt auch noch eine Wicklung aus Paracord oder Bankline. Der Deckel wird per Patentschlaufe gesichert. Rechts im Bild ist die Spule, links der Griff.

  • Es darf doch nicht ein ganzer Monat schnitzfrei vorübergehen? Ich hatte schon ne Weile ein schönes Stück Apfel liegen, dachte, er wäre schon zu sehr gerissen zum Verarbeiten. Da meine Frau ihn nun loswerden wollte, hab ich ihn mal aufgesägt - siehe da: Noch nicht ausgetrocknet und Risse nur 2cm an den Schnittflächen! Somit hatte ich erstmal ein wenig zu tun....


    Kuksa, nach dem Ölen, nun nur noch etwas Feinschliff:



    Und weil ich ja so viel Holz hatte, gleich noch je eine für Frau, Tochter und Sohn, hier aus dem Salzwasserbad und vor dem Ölen:


  • Nur mit Messer und Löffelmesser?

    Danke, @Pero! Da spricht aus der Frage das fachkundige Auge ;) Nein, nur mit Schnitz- und Löffelmesser wäre ich heute noch nicht fertig... :whistling: Daher musste ich etwas schummeln. :saint: Meine ersten Kuksas habe ich aber tatsächlich alle nur mit Schnitz- und Löffelmesser gebaut, da ich kaum anderes Werkzeug hatte.


    Aber der Reihenfolge nach:


    Zunächst habe ich das Stammstück in etwa 20cm Stücke zersägt, diese dann so gespalten, dass ich die (dezentrale) Mitte des Kernholzes möglichst halbiere - durch Astabgänge etc. ist das nicht so völlig einfach, aber hilft später der Rissbildung vorzubeugen. Beim oberen Bild kann man am Griffstück übrigens einen abgesägten und wieder verwachsenen Ast erkennen.
    Auf die so entstandenen Halbkreise habe ich auf der Querseite die etwaige Form einer späteren Kuksa mit Bleistift eingezeichnet. Dann das Werkstück in der Werkbank eingespannt und mit dem gebogenen Hohlbeitel gearbeitet - eine Verfahrensweise, die ich jedem für den Kuksa-Bau nur ans Herz legen kann, da es viel schneller und angenehmer/unanstrengender geht. Für Löffel macht es keinen großen Sinn, aber für Kuksas oder Näpfe (hab ich auch gleich mit gebaut...) ist es sehr zu empfehlen. Hier mal ein Video, eines im Übrigen empfehlenswerten Kanals, zur Vorgehensweise:


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    Allerdings nimmt er einen geraden Hohlbeitel, ich würde immer gebogene (oder gekröpfte) Hohleisen empfehlen. Da gibt es eine Vielzahl, vorher sollte man sich also Gedanken zum späteren Einsatzzweck machen. Die Bezeichnung "Stich" gibt Auskunft über die Rundung, je höher die Zahl, desto krummer ist die Rundung. Kommt dann aber natürlich auch noch auf die Werkezugbreite an... ;)
    Ich benutze hauptsächlich das Hohleisen gebogen Stich 8 in 20 mm:
    http://www.bildhau.de/holzbild…isen-gebogen-stich-8.html


    Es nimmt reichlich Material weg und lässt sich wirklich gut handhaben. Breiter ist nicht besser. Ich überlege allerdings, auch noch ein Stich 7 zu kaufen, da dieses eigentlich von der Rundung her eher den meisten Kuksas passen sollte. Stich 5 ist sehr flach und v.a. für flache Teller o.ä. einzusetzen. Aber je flacher, desto besser lässt sich der Boden der Kuksa glatt schaben/hobeln, hierfür eignen sich sehr gut gekröpfte Eisen, wie dieses hier:


    http://www.bildhau.de/holzbild…sen-gekropft-stich-5.html
    Mit Stich 7 wäre das auch ein gutes Werkzeug zur Löffelherstellung! Da benutze ich schon lange gerne das Holzschnittmesser Stich 8 gekröpft, da es sehr angenehm zu arbeiten ist und reichlich Material wegnimmt - allerdings wäre Stich 7 auch hier universeller...:


    http://www.bildhau.de/holzschnittmesser-13964.html


    Hier halt als gekröpftes Hohleisen in Stich 7:


    http://www.bildhau.de/holzbild…sen-gekropft-stich-7.html


    Ich habe mit dem Versand übrigens nichts weiter zu tun, außer dass ich langjähriger und sehr zufriedener Kunde bin, die Leute dort sind sehr freundlich und bemüht, insbesondere wenn etwas nicht lieferbar ist oder so.


    Zunächst arbeite ich die Form grob aus mit dem Hohlbeitel und Klüpfel, später dann weiter per Hand - daher haben die Kuksas auch oben den Rand etwas schmutzig-schwarz, da dort immer das Eisen entlangglitt... Ich bewege das Eisen (mit dem Daumen der anderen Hand gesichert) senkrecht nach unten oder diagonal an der Außenwölbung entlang - Ziel ist ja, eine leichte Wölbung der Wände, also eine bauchige Form, zu erhalten (dann pütschert man im Kanu auch nicht so viel Kaffee überhin... :D ). Ist diese gut vorbereitet, erfolgt noch etwas Feintuning mit dem Löffelmesser (letztere habe ich mittlerweile auch mehrheitlich von Pfeil und bin mit ihnen sehr zufrieden - die einseitige Schneide ist ein großer Vorteil!).


    Dann habe ich die geplanten Umrisse mit der Säge grob in Form gebracht und mit dem Schnitzmesser weiter verfeinert. Hier kommt bei mir das Beitel-/Spaltmesser und ein normales kurzes Schnitzmesser zum Einsatz. Anschließend das Bad in sehr gesättigter Salzlösung. Ich war zu geizig, zwischendurch die Lösung, die sehr rot geworden war, zu wechseln - schwupps kam die nächste Kuksa-Rutsche rot aus dem Salzbad... Diese Pflanzensäfte (die man ja auch beim Kochen loswerden wollte) sind aber nur sehr oberflächlich eingezogen und relativ schnell wieder weggeschnitzt/-geschliffen. Da ja auch noch ne fette Salzkruste auflag, habe ich mir hier mit dem Bandschleifer beholfen - daher die schöne glatte Poporundung der Kuksas. ;) Zumindest dort, wo man mit dem Bandschleifer hinkommt - aber die rustikale Optik sollte auch nicht komplett verschwinden.


    Zum Salzbad:
    Hier scheiden sich ja die Geister. Ich halte es aber für sinnvoll, jedenfalls bei Frischholz, wie hier. Dazu nehme ich einen alten aussortierten Topf (das Aussortieren geschieht automatisch, wenn man sich für einen Topf aus der Küche entscheidet) und fülle ihn je nach Holzmenge und -Größe mit Wasser. Die Kuksas gibt man nun nebst einer gewissen Grundmenge Salz in das kalte Wasser und bringt es zum Kochen - dann ergänzt man so viel Salz, wie sich auflöst - es darf gerne etwas Bodensatz entstehen (nicht zu viel, denn dieser Bodensatz wird sonst mit dem aufsteigenden kochenden Wasser in die Kuksas verbracht und lagert sich dort am Boden ab). Später während des Kochens kann ja auch noch jederzeit Salz ergänzt werden, ist aber meist nicht nötig, da ja auch Wasser anteilig verdunstet.


    Wir erreichen hiermit folgendes:
    - Pflanzensäfte, die den Geschmack oder auch die Haltbarkeit des Holzes beeinflussen, verflüchtigen sich, die Getränke bekommen keine muffige Note und die Kuksa ist haltbarer, weniger gammelgefährdet
    - Spannungen im Holz werden verringert
    - das Holz wird weniger rissanfällig, denn es trocknet dank des Salzes langsamer (spielt bei meiner Methode nicht die Rolle, siehe Ölen) und zum anderen füllen sich ja auch Poren, die sonst beim Trocknen größer werden würden, mit Salz - da dies auch bei den Nachbarporen der Fall ist, wird damit einer Rissbildung teilweise vorgebeugt. Letzteres wird gerne als "Mythologie" abgetan, aber ich denke, ein Funken Wahrheit kann da schon dran sein - Salz stabilisiert ja auch ganz natürlich Pflanzen, ohne Kalium-Salze in den Vakuulen könnte bspw. der Turgordruck, und somit der aufrechte Stand der Pflanzen, nicht aufrecht erhalten werden.


    Die Kuksas werden so lange gekocht (und ab und an bewegt), bis sie fast untergehen. Angeblich sogar länger, aber ich habe nach 2h keinen signifikanten Unterschied mehr in der Einsinktiefe festgestellt und sie daher herausgenommen - wenn man nun eine Stelle stark wegschleift, mehrere Milimeter, schmeckt man mit der Zunge trotzdem sofort Salz an der Oberfläche.


    Nach Salzbad und Grobschliff kommt der erste Feinschliff mit Sandpapier, ich meine, da hatte ich erstmal 240er genommen. Vorher sollte man das Werkstück noch auf gröbere Fehler kontrollieren und diese wegschnitzen, wobei ich sagen muss, das Salzholz schwer zu schnitzen ist und auch Carbonstahl angreift. Das geölte Holz später ist besser zu bearbeiten, allerdings muss die bearbeitete Stelle anschließend auch wieder sorgfältig geölt werden.


    Sowieso, das Ölen.
    Ich öle meine Löffel ja im heißen Ölbad. Diese Methode wollte ich hier nicht anwenden, da ich zum einen schon Kuksas "verkocht" habe und mir zum anderen folgende Methode überlegt hatte: Ölen und auf die Heizung stellen, nebst regelmäßigem Nachölen. Dies habe ich auch bei allen so gemacht, bzw. bei denen vom zweiten Bild bin ich noch mittendrin... Hier ist es wichtig, gerade zu Beginn, frühzeitig die nächste Ölschicht aufzutragen, damit das Holz nicht zwischenzeitlich zu stark austrocknet! Immer so viel, wie das Holz aufnehmen kann (ich benutze unbehandeltes Leinöl im Litergebinde aus dem Reistsportbedarf, als Futtermittelzusatz vermutlich mit einer gewissen Mindestgenießbarkeit...) und wieder weiter trocknen lassen. Es sollte kein Salz auskristallisieren, denn dann ist zwischenzeitlich zu viel Wasser verdunstet - Salzkruste notfalls abschmirgeln. Zwischendurch schadet ein weiterer Feinschliff ohnehin nicht.


    Zum Schluss, wenn kaum noch Öl aufgenommen wird, gibt es ein Finish per Schleifleinen. Ich würde keine Stahlwolle nehmen, diese hinterlässt ggfs. farblich Spuren...


    Viel Spaß beim Kuksa-Bau! :thumbsup:

  • Super Anleitung! Vielen Dank. Vielen Dank, auch dafür, dass du nicht mal eben 3 Kuksas aus Apfel nur mit dem Messer geschnitzt hast.
    Das hätte mich doch sehr an mich selbst zweifeln lassen.
    Ich habe vor nicht all zu langem auch ein Pfeil Messer gekauft und bin auch sehr zufrieden.

  • Hallo Schnitzler!
    Es gab mal schöne Schnitzmessersets in einer Rolltasche von Heidmann in Remscheid. Die gibt es nicht mehr, weil der Schmied, der für sie arbeitete gestorben ist.
    Die Firma Kirschen in Remscheid führt dies aber fort. Ob die auch die Rolltaschen haben kann ich nicht sagen.
    Schnitzmesser mit belgischen Brocken zum Schleifen
    Drechseleisen


    Gruß"Seemann"

  • Endlich...! Nachbars Kirschen waren reif!


    Nein, dieses Jahr gabs leider nicht eine einzige leckere Kirsche :(


    Aber ich hatte mir vom letzten Rückschnitt ein paar brauchbare Stücke von Nachbars Kirschbaum gesichert. Und jetzt hatte ich nach vielen Monaten endlich mal wieder Zeit zum schnitzen.


    Diesmal also kein Löffel aus mittelhessischer Birke, sondern einer aus mitelhessischer Kirsche...





    Wie habe ich diese meditative Beschäftigung vermisst :campfire:

  • @beaeugt Bei dem aus Querholz sehr vorsichtig sein.
    Auf keinen Fall im Spülwasser liegen lassen und auch sonst keine schweren Dinge damit heben,
    da der sonst durchbricht.
    Die anderen zwei sind nett.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

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