Holz lasieren/beizen mit Kaffee, Zwiebelschalen, rote Beete uvm

  • Angeregt durch eine Diskussion in einem anderen Forum (exp. Archäologie) kam mir der Gedanke und die Idee, Holz einmal ohne diese chemischen Beizen, nur mit Naturstoffen zu behandeln.
    Ich wollte einen Versuch starten, mit Pflanzenstoffen eine natürliche Farbgebung und Hervorheben der Maserung an einem Holzkorpus zu machen.


    Vor einigen Wochen bekam ich eine FloorTom, nix grossartiges, sondern typischer "Midprice" mit Folie bezogenem Kessel. Ich fand sie hässlich, die klang auch ziemlich Sch***e, also ran ans Werk.
    Zuerst alle Schrauben entfern, Halterungen weg, Felle runter.
    Dann den Folie Bezug vorsichtig mit dem Cuttermesser weggeschnitten, und den Korpus betrachtet. Die Verarbeitung war nich grad "the yellow from the egg*, also hiess es, Schleifen, schleifen, schleifen...


    Vorherbild: (nach dem Schleifen)


    Herstellen der Beize:


    -löslichen Kaffee (Irgendwas von Lidl), eine grosse hand voll Zwiebelschalen, rote Beete Scheiben mit 2 Tassen Wasser (ca 500ml) angesetzt und 20 min kochen lassen.
    Die daraus entstandene Flüssigkeit war dann "erdbraun-rötlich". Diese durch ein Tuch seihen, und alle Reste der Schalen usw. konnten weg.
    -Diese recht "dünne Suppe" wurde dann mit Pinsel und Schwamm auf das Holz gestrichen und eingerieben. Trocknen lassen!
    -In der Zwischenzeit, während Trocknen, die Restflüssigkeit weitere 10min einkochen und reduzieren lassen...
    Die Beize wurde dunkler und etwas dicker. Mit Runde 2, wieder auf das Holz getrichen und eingerieben, wieder trocknen lassen....
    - Nochmals reduzieren lassen, einköcheln, bis eine sehr dunkelbraune, fast schwarze "Schlammähnliche" Flüssigkeit entstand.
    Diese wurde dann als Endbeize nochmals eingerieben.
    Zwischen den Beizvorgängen IMMER mit 240 (mind.) Schleifpapier die aufstehenden Holzfasern glätten.


    Nach dem kompletten Durchtrocknen (innen und aussen) dann mit (Canauba???) Wachs leicht eingerieben und mit 2 fachem Sprühen Klarlack ein Finish gegeben, und aufpoliert.
    Am Ende wurden neue REMO & Evans Felle (Geschenk) aufgezogen, nachgestimmt, und fertig.


    Nachher / Endergebnis:



    Das ganze lässt sich freilich auch bei Messergriffen, Axtstielen, Möbeln usw anwenden. Nur Mut, es macht Spass, ist rein BIO, und funzt super.
    Die Trommel hier wurde dann noch etwas modifiziert, so dass sie umgehangen werden kann; wie eine Kesselpauke bespielt, oder sogar als "Handtrommel" klingt.


    lg Venator

  • Hallo,


    der Nachteil fast aller natürlichen Beizen ist,
    daß diese nicht besonders Lichtecht sind.
    Deshalb hat man ja auch die chemischen Beizen
    mit den synthetischen Pigmenten, welche eben
    Lichtbeständig sind, erfunden.


    Also die Trommel schön im dunklen Keller stellen
    und dann passiert da auch nichts.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Carnaubawachs ;)
    Geile Idee! :thumbsup:


    Hätte anhand deiner Beschreibung nur mit einem deutlich dunkleren Ton gerechnet.


    Naja, ich ehrlich gesagt auch :D
    Ist halt auf "Wasserbasis" und zählt eher zu den Dünnschichtlasuren/Beizen.
    Wenn man noch mehr Schichten aufträgt, wirds auch dunkler, dauert halt länger. Ich wollte aber noch ein "sichtbar-braun" ausprobieren.
    Nächstes Jahr wenn die Bäume und Pflanzen wieder kommen, wirds weitere Versuche geben, mit Walnusschalen, Brennesselblättern, Färberweid usw... mal sehen was noch. War eben nur erstmal n Versuch :)

  • Das ist schon klar, darum gings aber nicht. Wie gesagt war der Grund, auf "alte Art und Weise" Holz mit Pflanzenstoffen zu beizen, wie man es (möglicherweise) auch vor hunderten von Jahren schon machte (ok, Kaffee, naja)...
    Selbst wenn es etwas bleicht, stört das nicht. Dadurch "lebt" es.

  • Relativer OT, aber mit Schwarzteesatz geht das auch recht gut. Und mit Kaffeesatz oder löslichen Kaffee kann man auch super Bilder malen, die haben dann einen schön verwitterten Look ;)

  • Relativer OT, aber mit Schwarzteesatz geht das auch recht gut. Und mit Kaffeesatz oder löslichen Kaffee kann man auch super Bilder malen, die haben dann einen schön verwitterten Look ;)

    Korrekt. Gibt ziemlich viel in der Richtung :)
    Hast also auch schon mit Schwarztee gemalt? Cool :D



    Du hast die Oberfläche gewachst und dann lackiert?
    Wie hält das? =O

    Andersrum...
    Erst 2 mal Klarlack drüber zum fixieren (seeeehr dünn) und dann Wachs eingerieben.
    Hab ich das oben andersrum getippt??? Sorry, was dann ein Verschreibser.
    Hält ganz gut, ist ja nun auch net cm dick drauf ;)

  • Moin


    Ein Sud aus Frischer Erlenrinde (im Frühjahr wenn die Säfte Sprießen) Färbt auch ein Schönes Orange-Rot,Dunkelt Durch Oxidation noch nach.


    Gruß Wulfher

    Lieber im Sumpf Übernachten,als Übernacht Versumpfen

  • Hallo,


    um hier mal ein paar Begrifflichkeiten zu klarieren.


    Beizen sind Beizen. Sie verändern chemisch, z. B. durch Gerbsäure oder
    auch mit Pigmenten und sind im Historischen entweder auf Wasser-oder auf Alkoholbasis.


    Dünnschichtlasuren haben nichts mit Beize zu tun.
    Das sind Lasuren, welche ein Bindemittel, Lack oder ähnliches und Pigmente haben,
    welche auf das Holz aufgetragen werden und dort verbleiben.
    Früher kannte man einige Dünnschichtlasuren unter dem Namen Xyladekor.
    Da waren dann noch Wirkstoffe mit drin.


    Wenn solch eine Beize nicht lichtecht ist, kann es sehr gut sein, daß, wenn diese
    Trommel im Wohnzimmer steht, sie nach einem Jahr keinerlei Pigmente mehr hat.
    So etwas macht man bei Pflanzenfleckigen Textilien um diese mit Sonne wieder zu bleichen.


    Ruß, also schwarz ist sehr lichtecht. Es gibt also auch lichtechte Naturpigmente.
    Deshalb wird er heute immer noch als Farbstoff verwendet.
    Arnikawurzel ist ein helles rot ist überhaupt nicht lichtecht und schon nach wenigen Wochen
    fast unsichtbar.


    Gruss
    Konrad

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    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Ganz hervorragend lässt sich auch eine Beize aus Wallnusschalen herstellen. Geeignet sind sowohl die äußeren, zunächst grünen Schalen, als auch die harten, inneren Schalen um einen schönen Braunton zu erzeugen.
    Hierzu wird in einem Edelstahltopf über eine halbe bis dreiviertel Stunde ein Sud gekocht, dem noch Potasche aus der Backabteilung zugefügt werden kann.
    Je nach Anteilen vareiert der Farbton.
    Ich koche mir immer eine sehr intensive Farbe auf, die ich dann nach Anforderung verdünne.

    Miteinander, Füreinander!


    ZEIT DIE ICH MIR NEHME, IST ZEIT DIE MIR WAS GIBT.

  • Ganz hervorragend lässt sich auch eine Beize aus Wallnusschalen herstellen. Geeignet sind sowohl die äußeren, zunächst grünen Schalen, als auch die harten, inneren Schalen um einen schönen Braunton zu erzeugen.

    Ich hab's bisher nur mit den grünen Schalen gemacht, wusste gar nict, dass die inneren auch funktionieren - danke! Und mit Potasche hab ich es auch noch nicht gemacht, immer nur eingekocht. Funktioniert auch, aber nächstes Jahr mache ich es dann mal "richtig"! :danke:

  • Die äußeren Schalen ergeben einen sehr viel kräftigeren Farbton wenn sie erst mal dunkel eingetrocknet sind. Die harten, innereren Schalen sind nicht ganz so ergiebig. Potasche ist kein "Muß", intensiviert aber die Farbe ungemein.

    Miteinander, Füreinander!


    ZEIT DIE ICH MIR NEHME, IST ZEIT DIE MIR WAS GIBT.

  • Zwischenstand und Bericht:


    Sodele, die Trommel hat nun mehrere Monate mitgemacht und wurde auch gut verwendet.
    Im Proberaum steht sie recht Fensternah, so daß auch den Winter über ständig "Tiefsonne" draufkam.
    Bisher hat sich noch keine Farbveränderung oder Ausbleichen ergeben. Es ist immernoch so, wie nach dem Auftragen.


    Zwischenzeitlich wurde noch eine Bouzouki mit Zwiebelschalen und Nussblätter Sud "eingefärbt" weil ich hier die schöne Deckenmaserung (nach meinem Versuch sie schwarz zu lackieren.... dummer Fehler) dann erhalten wollte.
    Auch hier kein Verlust an der Farbe.


    Ich werde weiter experimentieren und zu gg Zeit dann berichten.

  • Ich hab mir gerade vorgestern den Essig/Stahlwolle-Klassiker angerührt, bin von dem Ergebnis aber (noch nicht) beeindruckt. Hab' dann noch ein wenig Kaliumpermanganat dazugegeben, jetzt ist es schon "kräftiger". Bin gestern noch auf utube auf eine "Naturmischung" aus (Instant-)Kaffee, Schwarztee u. Kakaopulver gestoßen - die Videoergebnisse waren vielversprechend!


    Bitte weiter experimentieren!


    Alle Grüße!
    o:dee

  • Ich hab mir gerade vorgestern den Essig/Stahlwolle-Klassiker angerührt, bin von dem Ergebnis aber (noch nicht) beeindruckt. Hab' dann noch ein wenig Kaliumpermanganat dazugegeben, jetzt ist es schon "kräftiger".

    Hab ich noch garnix von gehört, muss ich gleich mal nachschauen, Danke für den Input :)



    Bin gestern noch auf utube auf eine "Naturmischung" aus (Instant-)Kaffee, Schwarztee u. Kakaopulver gestoßen - die Videoergebnisse waren vielversprechend!


    Bitte weiter experimentieren!

    Ja, mit diesen "Natur" Sud Dingen machen wir viel, und haben auch einiges herumversucht. Geht ne Menge spannender Dinge in dem Feld.
    Auch einfärben (bzw Mustern) von einem Leinensegel (unser ehem. Backdrop) wurde mit Hennapulver, roten Zwiebel(schalen) und Instantkaffee "bemustert" (um es alt zu trimmen).
    Wenn der Schnee bei uns wieder weg ist, und man rausgehen kann zum Pflanzen sammeln, kommt eine weitere Geschichte als "Projekt". Werde darüber Bericht abgeben :)


    lg

  • Hab ich noch garnix von gehört, muss ich gleich mal nachschauen

    Z.B. hier:

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    Man muss nur aufpassen, dass man keine Edelstahl-Stahlwolle nimmt, damit das auch wirklich rostet. "Früher" hat man wohl auch einfach Nägel/Hufeisen/Alteisen in 'ne Tonne geworfen und das "Rostwasser" dann benutzt.


    Alle Grüße!