Schulterluxation / ausgerenkte Schulter

  • Typischerweise beim Sturz auf den gestreckten, aussenrotierten und abgespreizten Arm kann es zur Schulterluxation kommen. Eine Notfallsituation.


    Diagnose outdoors:


    - Spontan- und Bewegungsschmerz
    - eckige Schulterkontur und leere Gelenkpfanne
    - Armhaltung aussenrotiert und abgespreizt
    (in etwa so)



    Mögliche Komplikationen:


    - Schädigung von Nerven und Blutgefässen mit Durchblutungs- Motorik- und Sensibilitätsstörungen



    Was tun?


    - schnellstmöglicher schonender Transport in Klinik, Röntgen zum Ausschluss einer Fraktur (Bruch) und Reposition (Einrenkung)
    - ggfs. Schmerzbekämpfung, Kühlung



    Wenn ärztliche Hilfe nicht zu erreichen ist (und nur dann!):


    würde ICH eine Reposition nach der Davoser Methode in Erwägung ziehen. Diese geht folgendermassen und wurde von uns schon oft erfolgreich angewandt:


    Betroffener setzt sich mit angezogenen Beinen und verschränkt die Finger vor den Knien


    Der Betroffene wird behutsam nach hinten gekippt, dadurch kommt sanft Zug auf den Arm/die Schulter, was in der Regel die Schmerzen nicht verstärkt, eher lindert.


    Nun können wir den Betroffenen sanft vor und zurück wiegen, er soll sich möglichst entspannt in die stützende Hand lehnen können, Kopf in den Nacken.


    Falls das Manöver gelingt, wozu durchaus ein paar Minuten Geduld aufgebracht werden muss, lässt sich dies an der sofortigen Schmerzreduktion feststellen. Das bei den anderen Repositionsmanövern deutlich wahrnehmbare Klacken entfällt bei der Davoser Methode, da es ein sehr sanftes Vorgehen darstellt.


    Anschliessend muss der Arm am Körper fixiert werden, da der gesamte Halteapparat überdehnt ist und eine erneute Luxation sehr leicht eintritt.


    Ich möchte nochmals betonen, dass die Reposition nur bei fehlender medizinischer Hilfe als Notmassnahme vorgenommen werden soll! Andererseits wird durch die zunehmende Muskelspannung und die Schwellung eine Reposition mit zunehmender zeit immer schwieriger.


    Nicht zu unterschätzen ist der psychologische Faktor: Nur eine Person kümmert sich aktiv um das Manöver, nur einer gibt die Anweisungen. Nur bei relativer Ruhe rund um den Betroffenen besteht die Möglichkeit, dass er sich entspannt.



    Edit: nachstehend noch zwei Bilder


    Schulter normal
    IMG_20170121_070639.jpg


    Schulter luxiert
    IMG_20170121_070623.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Schnake ()

  • Bei dieser Methode, ist eine weitere Schädigung, so gut wie nicht zu erwarten

    Genau so ist es. Ein nicht unerheblicher Teil der Begleitverletzungen bei Schulterluxationen entstehen nicht durch das Trauma sondern während der Reposition.

  • Hallo Schnake,


    dein Beitrag hätte vielleicht einen Vereinkamerad vor Zeiten vor einem Hubschrauberflug am Langseil bewahren können.
    Er war im Kayak im Wildwasser unterwegs, musste rollen und kam mit ausgerenkter Schulter wieder hoch.
    Im Tal der Empfangslosen sind wohl zwei Begleiter weiter in Richtung Zivilisation gepaddelt und haben die Rettung verständigt.
    Diese haben ihn dann an der langen Leine rausgefischt und ins KH geflogen. Nach einem entsprechenden Handgriff des Arztes war das gröbste überstanden.


    Nun, Jahre nach dem Vorfall ist der Kamerad wieder so hergestellt, dass er meint, nach erfolgter Reposition hätte er noch locker bis in die Zivilisation paddeln können.


    Ich selbst habe da so meine Zweifel. Nicht an der Methode, sondern an der Aussage meines Vereinskameraden.
    Vielleicht gibt es bei Euch ja Erfahrung mit Paddelern und Schulterluxationen.


    Grüße
    Steuermann

  • Servus @Steuermann und willkommen im Forum.


    Ich war lediglich Freizeitpaddler. Dennoch wage ich die Behauptung, dass Dein Vereinskamerad mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht weit gekommen wäre.


    Wie ich oben schrieb:
    "Anschliessend muss der Arm am Körper fixiert werden, da der gesamte Halteapparat überdehnt ist und eine erneute Luxation sehr leicht eintritt."


    Einarmig paddeln ist eher nicht so der Bringer ;) .

  • Ergänzung zu @Schnake
    Der Komplex ,,Schulter" ist nicht nur überdehnt, bei einer Luxation ist immer das Labrum- eine Art Knorpel verletzt und diverse Bänder auch gerissen. Da ist wirklich nix mehr los mit Belastung, da es eher zu einer erneuten Luxation führt wie Schnake schon schrieb , außerdem können Nerven und Gefäße verletzt sein und da wäre eine weitere Belastung sehr kontraproduktiv.
    Gruß Möhre

  • @Steuermann Niemals hätte er es geschafft.
    Renkte mir mal suf Arbeit das linke Knie aus und gleich wieder ein.
    Humpelte bis Feierabend noch rum und wollte dann selbst heim fahren.
    Ich könnte nicht mal mehr auf der Fahrerseite einsteigen. Tags drauf kam ich unters Messer. Einige Knorpelstücke waren abgebrochen.

  • Guten Morgen zusammen,


    Danke für Eure Einschätzung. Ich bin kein Profi in diesem Bereich. Aus eigener Erfahrung: bei einer Schulterverletzung (künstlericher Abgang über den Lenker meines Fahrrads) hatte ich danach keine Lust, den betroffenen Arm zu belasten, geschweige denn eine Paddeltour zu machen.
    Aber Eure Einschätzung bestärkt mich darin, in ähnlichen Situation wie oben immer die Rettung zu informieren.


    Gruß


    Steuermann