Der Polarstern und der große Wagen/Bär

  • Es wird ja oftmals gepredigt, dass die fünffache Verlängerung der Achse zwischen Dubhe und Merak ( Großer Wagen ) zum Polarstern führt, der das Schwanzende des Kleinen Bären bildet.


    Hierzu erst mal eine recht interessante Webseite: Astrokramkiste


    Jetzt ist mir die Tage während einer Kippenrunde im Garten erstmals das Himmelsbild Großer Wagen bewusst aufgefallen, so dass ich direkt mal ausprobierte, wohin mich die fünffache Verlängerung o.g. Achse führt. Die um Faktor 5 verlängerte Achse findet tatsächlich einen Stern und dies zudem recht genau. Auffallend war jedoch, dass besagter Stern (Polarstern/Nordstern) einerseits mit Abstand nicht der hellste Stern am Firmament ist, andererseits mit meinem Kompass, den ich am Armband der Uhr trage (GoCompass von Sun), nicht wirklich übereinstimmt. Die Vorstellungen von Norden variieren zumindest um ein paar wenige Grad.


    Ich schließe nicht aus, dass der kleine GoCompass nach 2 Jahren intensivster Anwendung leichte Abweichungen aufweist; er hat durchaus schon einiges über sich ergehen lassen dürfen. Aber hat es mal jemand von Euch überprüft, ob besagter Nordstern tatsächlich im Norden steht oder ob er nur als grobe Richtung gesehen werden sollte?


    Besagte Seite sagt dazu: Der Polarstern befindet sich nicht ganz genau am Himmelsnordpol, sondern eine Winzigkeit daneben. Er ist aber zur Zeit der Stern, der dem Nordpol am nächsten kommt.


    Jetzt stellt sich mir die Frage, mit welcher Abweichung ich auf welcher Distanz zu rechnen habe, wenn ich mich an jenem Polarstern orientieren würde. Ist das Ergebnis unerheblich oder sollte man es schon berücksichtigen?


    Über Jahrhundert hat man sich gerade auf See mitunter an ihm orientiert und sein Ziel erreicht. Eigentlich dürfte der Einfluss doch nicht allzu groß sein, oder?

  • Polaris zeigt nach geografisch Nord, nicht nach magnetisch Nord.
    Genaugenommen hättest du damit in höheren Breiten keine Deklinationsprobleme wie mit einem Kompass, sondern direkt Ausrichtung auf den geografischen Nordpol.


    Die Abweichung vom echten geografischen Pol beträgt nur 42".
    Nach meiner Erfahrung ist diese Abweichung durchaus zu vernachlässigen


    Die Karawanenführer nutzen diesen Stern neben Orion am häufigsten um sich zu orientieren und in der Wüste können schön kleine Gradabweichungen Kilometer an der gesuchtne Oase vorbeiführen. Also es scheint eine recht zuverlässige Orientierungsquelle zu sein.


    Du kannst Polaris ebenfalls mit dme Himmels -W Cassiopeia finden. Dieses liegt Ursus Major praktisch gegenüber wenn der große Wagen gerade von Bergen oder Wolken verborgen ist, oder in niedrigere Breitengraden hinter dem Horizont verborgen ist.


    Hier nimmt man den Aussenstern des kleineren Knicks und den Innenstern des Himmels -W und zieht ein rechtwinkliges Dreieck, wobei der recht Winkel beim Aussenstern liegt. Dort wo die beiden Linien des Dreiecks zusammenlaufen ist Polaris.


    edit: Absurderweise hat man es bei leichtem Lichtsmog sogar einfacher Cassiopeia und den großen Wagen zu finden, denn ihre Sterne sind dann die einzigen die leuchten. Bei einem Superperfekten Sternenhimmel mit Null Luftverschmutzung sieht man den Himmel vor lauter Sternen nicht, gewissermaßen.

  • Absurderweise hat man es bei leichtem Lichtsmog sogar einfacher Cassiopeia und den großen Wagen zu finden, denn ihre Sterne sind dann die einzigen die leuchten. Bei einem Superperfekten Sternenhimmel mit Null Luftverschmutzung sieht man den Himmel vor lauter Sternen nicht, gewissermaßen.

    Guter Einwand. Ich hatte während so mancher Nächte in der Eifel arge Probleme, die einzelnen Sternbilder klar zu erkennen. Das kann man mit der Lichtverschmutzung in der Stadt aber auch nicht vergleichen.


    Aufgefallen war mir aber ein extrem heller Stern im Westen, weswegen ich überhaupt mal nach dem Großen Wagen Ausschau hielt. Muss mal schauen, worum es sich bei dem Objekt im Westen handelt.


    Via Cassiopeia muss ich nachher mal prüfen, wenn ich auf Grund der Bedingungen auch nicht davon ausgehe, dass es hier funktionieren wird. Lediglich sehr markante (helle) Sterne lassen sich hier gut erkennen und ggfs. zuordnen. Orion hatte ich gestern Abend noch im Südosten gesehen. Gerade der Gürtel fällt ja immer wieder sofort ins Auge. Wie genau orientieren sich die Karawanenführer denn an Orion? Oder geht das nur auf der Südhalbkugel?


    Edith: Könnte aktuell Venus sein. :huh:

  • Eine Abweichung ist eher auf Deinen Kompass zurück zu führen, der zeigt, wenn alles gut geht (x)
    , auf den magnetischen Nordpol. Dieser ist jedoch nicht fest, sondern wandert langsam und weicht damit immer stärker vom Geographischen Nordpol ab.



    x manchmal zeigt die Kompassnadel nicht zum größten Metallvorkommen - dem Magnetischen Nordpol, sondern zum Stärksten in Deiner Nähe oder findet einfach ein Elektromagnetisches Feld. Der von Dir erwähnte Kompass ist vermutlich zu nah an der Armbanduhr und hat dadurch Abweichungen.

  • Jo, ist tatsächlich Venus. Die Planeten hatte ich jetzt gar nicht auf'm Schirm. Mars müsste augenblicklich im Süden stehen, aber ist hier dank Laternen etc. nicht auszumachen.


    @Marcus Hannover


    Der Kompass sitzt tatsächlich relativ nah an der Uhr dran, aber zur groben Orientierung hat er mich unterwegs noch nie im Stich gelassen. Navigieren wollte ich damit nicht, aber an einer Weggabelung kann er schon mal hilfreich sein. Ich schaue auch immer, ob Ameisenhügel tatsächlich gen Süden ausgerichtet sind (zu 90-95%), dazu taugt er auch noch.

  • Ebenfalls, nur mal so...
    Wenn ihr Probleme habt den Nordstern zu finden, genügt es ein paar hundert Bilder zusammenrechnen zu lassen 8o


    Startrails by Udo St., auf Flickr

    "Die Fotografie ist der Todfeind der Malerei, sie ist die Zuflucht aller gescheiterten Maler, der unbegabten und Faulen."
    – Charles Baudelaire –

  • Also ich sehe ihn. :P
    Er wird nur etwas vom linken Baum verdeckt.


    Auflösung für diejenigen, die jetzt staunen: Da sich alle Sterne um die Pole drehen und der Polarstern fast direkt am Nordpol liegt, befindet er sich in der Mitte des Kreises.
    Aber die meisten wussten das ja schon.

  • Polaris zeigt nach geografisch Nord, nicht nach magnetisch Nord.
    Genaugenommen hättest du damit in höheren Breiten keine Deklinationsprobleme wie mit einem Kompass, sondern direkt Ausrichtung auf den geografischen Nordpol.


    Die Abweichung vom echten geografischen Pol beträgt nur 42".
    Nach meiner Erfahrung ist diese Abweichung durchaus zu vernachlässigen.

    Ich hab grad mal nachgerechnet. Der Tangens von 42 Minuten beträgt 0,01221791266. Das heißt pro Kilometer Entfernung liefe man rund 12 Meter am Ziel vorbei. Das macht bei einem 100-km-Marsch einen Fehler von rund 1,2 km. Also noch Sichtweite. Wohl dem, der so genau die Richtung halten kann! Ich kann's trotz ständigem auf-den-Kompass-Gucken nicht.
    Fazit: Die Abweichung vom Polarstern zum wahren Himmelsnordpol ist für Wanderer absolut vernachlässigbar.

  • Ein Tipp um sich als Anfänger im Himmel auszukennen ist, dass Planeten nicht oder weniger flackern. Gerade sehr helle Planeten wie Jupiter und Venus flackern viel weniger , da sie im Vergleich nicht bzw viel weniger punktförmig zu sehen sind als Sterne, welche bedingt durch ihr deutlich höhere Entfernung zu uns sogar durch die größten Amateurteleskope winzige Punkte bleiben. Bei den Planeten hingegen kann man schon durch kleinerer Teleskope sogar ein paar Oberflächendetails erkennen.
    Das Flackern der Sterne wird verursacht durch Turbulenzen in der Atmosphäre, wenn es weniger wird spricht man in der Astronomie von "gutem Seeing".

  • @Kruemel


    Schon seit 20 Jahren denke ich darüber nach, mir ein Einsteiger-Teleskop zu holen, aber bereits die sind ja schon nicht sonderlich günstig, wenn man denn etwas damit machen können möchte. Und in Anbetracht der Lichtverschmutzung nahe der Stadt im Flachland, wäre das Geld für eine solche Anschaffung vermutlich zum Fenster rausgeworfen. Lohnt sich einfach nicht und deswegen immer in die Eifel fahren?


    Ich schaue mir öfters mal die Sterne an. Manche Sternbilder erkennt man an markanten Dingen (z.B. Oriongürtel/Großer Wagen), andere sucht man sich dann weitestgehend zusammen, insofern man die restlichen, dazugehörigen Sterne sehen kann. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass man Venus derzeit so gut sehen kann. Hatte sie die Tage erst für ein Flugzeug gehalten (Flughafen Köln ist in der Nähe), aber da es sich nicht bewegte...


    Aber stimmt, ein wirklicher Punkt ist sie nicht, eher wie ein unförmiger Kristall. Und dabei so hell/grell, dass man sie mit bloßem Auge nicht allzu lange ansehen kann. Ich hatte damit die letzten beiden Tage zumindest meine Probleme.


    Hast du ein gutes Einsteiger-Modell vor Augen, welches nicht die Welt kostet?

  • Eine kleine Nachhilfe für die Ortung von Sternbilder und Planeten:
    Hier bekommt man ausdruckbaren Karten des Nachthimmels für den aktuellen Monat. Die Karte gilt für Breitengrade 40° +/- 15°
    (Oberstdorf ca 47°, Flensburg ca 55°) für den Abendhimmel zwischen 19:00 und 20:00 Uhr.


    Es ist eine schöne Karte mit einer Auflistung von aktuellen Ereignissen in einem Kalender.
    Am 31.01. sind Mond, Venus und Mars unmittelbar nebeneinander im Sternenhimmel zu sehen.


    Cheers

  • Hallo 08/15. Das ist in der Tat eine sehr schwere Frage, im Astronomieforum würde sie eine Art Religionskrieg auslösen, vergleichbar damit ob Moras doof sind oder nicht.


    Vorweg: Millionen Astronomieeinsteiger kaufen sich jährlich ein Einsteigerteleskop, schauen einmal durch, sind bitter enttäuscht und das Ding vergammelt in der Ecke. Das hat mehrere Gründe, der Hauptgrund dürfte die falsche Erwartungshaltung sein. Man kennt die tollen Bilder aus Internet und Hochglanzmagazinen, aufgenommen von Großteleskopen und/oder gar dem Hubble. So etwas wirst du niemals auch nur ansatzweise durch dein Teleskop sehen können. Der einfache Grund: Dein Auge. Es produziert ca. 60 Bilder pro Sekunde, die "Belichtungszeit" ist also kurz und kann nicht verändert werden. Ich hänge mal ein Beispiel an, geschossen von Juan Lacruz:
    Um dieses Bild von unserer Nachbargalaxie Andromeda zu produzieren, hat er wahrscheinlich mehrere Stunden mit einer teuren und lichtempfindlichen Kamera durch sein Teleskop belichtet. Das kann die Kamera, dein Auge aber nicht.


    Du hast nun 2 Möglichkeiten.


    Entweder, du entscheidest dich auch für die Astrofotografie, brauchst also ein Teleskop, eine Astrokamera oder eine dazu umgebaute DSLR bei der man den Infrarotsperrfilter entfernen sollte, und eine Nachführung, also ein motorisiertes Stativ welches die Erdrotation ausgleicht und das Teleskop dadurch immer auf den selben Punkt am Himmel ausrichtet.


    Oder du willst doch visuell beobachten. Hier gibt es entweder die Möglichkeit Teleskope mit speziellen Brennweiten für die Planetenbeobachtung zu erwerben, oder, falls du doch Deepsky sehen willst, also Galaxien und Nebel, dir ein großes Dobson anzuschaffen. Das sind keine Linsenteleskope, sondern große Blechtonnen mit einem möglichst großen Parabolspiegel am Ende. Sehr vereinfacht gesagt: je größer der Parabolspiegeldurchmesser, um so mehr Licht wird eingefangen und in dein Auge geleitet. Aber um mehr als nur Lichtpunkte sehen zu können, bedarf es auch hier schon einer relativ teuren Anschaffung. Um bei den einfachsten Objekten, wie zB der Andromedagalaxie oder dem Orionnebel Farben auch nur erahnen zu können, musst du schon mindestens 20" Durchmesser haben, was wieder an deinem Auge liegt, es kann Farben erst ab einer gewissen Lichtintensität wahrnehmen, daher der Spruch: Nachts sind alle Katzen grau.


    Fazit: Ich rate dir ausdrücklich, KEIN Teleskop auf gut Glück zu kaufen. Es gibt in vielen Gemeinden Ortsverbände und Astrovereine, die regelmäßig Teleskoptreffen veranstalten. Da stehen dann 50 Astronomieverrückte nachts auf irgendeinem Acker und frieren sich den Hintern ab. Interessierte Neulinge sind gern gesehen, stolz wird dich der ein oder andere durch sein Teleskop blicken lassen. Vergiss dann nicht zu loben, sonst werden sie traurig :D
    Und da machst du dir dann ein Bild davon was du gern hättest, und ob das für dich erschwinglich ist.


    So, Textwand Ende :saint:


    Gruß


    Alex

  • Dank' dir für die Mühe! :thumbup:


    Ja, in etwa so hatte ich mir das schon gedacht, weswegen ich bisher nicht auf ein Modell von Lidl o.d. reingefallen bin. Es ist ein schon etwas länger gehegter Traum, aber hier am falschen Ende zu sparen wäre wohl fehl am Platze.


    Heute Mittag hatte ich mir mal verschiedene Modelle von unterschiedlichen Herstellern angesehen. Ich denke mal, dass es ab 500 aufwärts interessant wird. Zu Hause ist es auf Grund der genannten Lichtverschmutzung eher uninteressant und inwiefern sich Ausflüge damit anbieten, müsste sich erst noch herausstellen.


    Ich behalte es mal im Hinterkopf, aber abgehakt ist das Thema noch nicht. :whistling:


    :danke:

  • Ohne jetzt hier den Dicken Max raushängen lassen zu wollen: 500 reichen hinten und vorne nicht.


    500 für das Teleskop, ok, das ist untere Einsteigerklasse. Dann hast du aber noch kein Stativ. Und keine tauglichen Okulare. Und kein Cheshire. Und keinen Sternenatlas für unterwegs. Und keine Teleskoptasche. Und keinen guten Sucher, am besten einen Telrad für den Anfang. Und keine Koffer mit Schaumstoff innen um das ganze empfindliche Geraffel transportieren zu können.


    Plane mal besser 2000 Euro ein, alles drunter wird dich schnell desillusionieren und von dem tollen Hobby wieder abbringen. Habe mal den Fehler begangen und ein China-Dobson gekauft. Viel Durchmesser für wenig Geld, mit dem dicken Teil war ich damals ungefähr der stolzeste Student an der ganzen Uni.
    Das legt sich aber ganz schnell, wenn du nachdem du alles nachts auf den Acker geschleppt hast einfach nix findest am Himmel, weil das Ding wackelt und nach eigentlich korrekter Ausrichtung auf ein Messier-Objekt immer wieder ein kleines bisschen nach unten dreht. Wahrscheinlich erzählen heute noch Wildschweingroßeltern ihren Enkeln von dem komischen fluchenden Menschen mit dem dicken Rohr :)

  • Ich sagte ja, "ab 500 aufwärts wird's interessant". Ich glaube, dass man das gut mit einer ordentlichen Kamera-Ausrüstung vergleichen kann. Die Preise dürften sich in etwa gleichen. Aber seien wir ehrlich: 2 Mille für ab und an mal durchgucken?


    Dann müsste das doch schon zum Hobby ausarten. Da wäre ich zwar nicht abgeneigt, dann müssten aber alleine schon die häuslichen Bedingungen top sein. Ich muss mal schauen, wie es auf dem Gebrauchtmarkt so aussieht. Aber ich glaube, dass man für ein gewisses Set auch da noch ordentlich latzen kann.


    Gut, bleibt wohl erst mal noch auf der Liste der schönen Dinge, die man sich vielleicht mal leisten kann und möchte.


    ;)

  • Hi @08/15


    ich würde dir vorschlagen zuerst mit einem guten Fernglas zu beginnen. Diese kannst du dann natürlich für sonstige Beobachtungen draussen in der Natur verwenden und bist nicht nur auf Astronomie eingeschränkt.
    Es ist immer hin eine deutliche Steigerung zum bloßen Auge, wenn auch nicht mit einem Teleskop zu vergleichen.
    Man kann sich mit einem Baum als Stativ behelfen und mit einem Fernglas können auch Planetenbeobachtungen spannend sein: Jupiter mit seinen Monden, Venus, Mars, die Milchstraße oder Nebelflecken als Beispiele. Mit Vergrößerungsfaktor 20 z.B. und etwas Glück ist es auch möglich ganz schwach die Ringe von Saturn anzudeuten.
    Das Sichtfeld ist entsprechend größer und somit auch der Lichteinfall. Mit der Orientierung tut man sich auch damit leichter.
    Nur so als kleine Anregung (ich habe auch kein Teleskop aber interessiere mich seit dem Kindheit für Astronomie)


    Cheers Mike