Schuhe selber machen

  • Es ist soweit, meine Stiefel sind fertig und da ich versprochen habe, davon mal eine kleine Bilderserie von der Entstehungsgeschichte zu machen, geht's hier jetzt los 8o


    Ich wollte die einfachsten Stiefel machen...den Bauernstiefel...der besteht nur aus 3 Teilen, also so gesehen, sehr einfach.
    Das war jetzt für mich der erste in der Art, auch die Herausforderung eines Stiefel zum reinsteigen, ohne Senkel etc. und so
    ein paar Pleiten, Pech und Pannen gab es schon, aber so ist das mit Schuhe machen...
    üben üben üben, bis es irgendwann passt und einfach von der Hand geht, aber es wird immer besser :)


    Als erstes kommt das Schnittmuster erstellen...



    Dann die Zuschnitte aufs Leder und Innenfutter...



    Am Schluss hat man alle Teile zusammen...



    Ehrlich gesagt, ist das blöde an Schuhe machen, dass man alles 2x machen muss :D


    Dann geht es weiter...bei dem Bauernstiefel muss das Vorblatt, je nach Leder zuvor noch gewalkt werden.
    Dazu wird es in Wasser eingeweicht und auf ein spezielles Brett genagelt und getrocknet. Wenn es trocken ist,
    hat es dann seine Form, die für diese Schuhart nötig ist...



    Leider hat ich ein Bild mit dem Brett vergessen :whistling:


    Weiter geht's dann mit dem zusammen nähen der Teile.
    2x Innenfutter 2x Außenleder...



    So entsteht das Schuhkleid...


    Der Holzleisten muss bei diesem Stiefel zuvor noch bearbeitet werden, da der Einstieg vom Stiefel an einer Stelle
    so weit sein muss, dass man auch mit dem ganzen Fuß in den Schuh kommt. Dafür habe ich auf dem Spann jeweils
    2 Lederstreifen getackert.
    Dann geht's an die Brandsohle, welche zuvor gewässert wird, danach wird diese über Nacht in Zeitungspapier gewickelt,
    damit sie antrocknet. Am nächsten Tag wird sie dann bearbeitet und auf den Leisten mit Nägel fixiert und für 1-2 Std.
    gepresst und danach bearbeitet...die Ränder zum Leisten müssen geschnitten werden...das Gewölbe muss geschnitten
    werden...dann wird der Kanal gelegt und mit der Ahle darin Löcher vorgestochen, der später dazu dient das Schuhkleid
    mit der Brandsohle, Innenfutter, dem Schuhrahmen, fest zu vernähen. Die Variante hier, ist Zwiegenäht. Eine der stabilsten
    Varianten...





    ..Teil 2...

  • ...2 Teil...


    Das Schuhkleid steht, die Brandsohle ist vorbereitet.
    Nun muss noch der Rahmen geschnitten werden und der Pechdraht vorbereitet werden...



    Dann wird das Schuhkleid auf den Leisten gezwickt...



    Der Schuh bekommt vor dem zwicken seine Hinterkappe fixiert und wird damit auf den Leisten gezwickt.
    Die Forderkappe kommt erst nach dem Aufzwicken. Da wird dann das Oberleder wird gelöst und die Kappe
    auf das Innenfutter fixiert...





    Der Pechdraht schön gedreht und mit Bienenwachs behandelt.
    Die Enden müssen zuvor ausgedünnt werden, damit es an die speziellen Nadeln fixiert werden kann.
    Dann geht's los mit dem nähen...



    Durch den Brandsohlenkanal wird mit der Ahle durch das Innenfutter, dann durchs Außenleder und dann noch durch den Lederrahmen vorgestochen und dann mit dem Pechdraht von oben und unten vernäht. Dauert sehr lang, weil viele viele Löcher, aber mittlerweile geht
    mir das recht schnell von der Hand. Hat etwas sehr meditatives irgendwie, aber kostet Kraft, weil jeder Stich fest angezogen werden muss (Handschuhe bzw. Nähschutz an beiden Händen ist Pflicht).


    So sieht ein Schuh fertig genäht aus...



    Der fertig zwiegenähte Schuh wird danach mit einem Gelenk versehen. Das dient dazu, wenn man einen Absatz haben
    möchte, dann stützt dieses Gelenk. Ist also ein Verbindungsteil. Hier habe ich ein Holzgelenk, weil ich keinen hohen
    Absatz wollte, reicht das auch aus. Die Gelenke gibt es auch aus Metall und müssen zuvor im Schraubstock an die Sohlenform
    angepasst werden...



    Danach geht's weiter mit der Ausballung. Die gleicht den Hohlraum aus, der jetzt durch das nähen entstanden ist mit dem Rahmen und Schuhkleid. Dafür wird im Ballenbereich mit Kork ausgeballt und im Fersenbereich mit Leder...



    Nach der Ausballung kommt nun die Zwischensohle drauf, die bei einem zwiegenähtem Schuh gedoppelt wird. Das
    bedeutet, sie wird mit dem Rahmen vernäht...



    ...Teil3...

  • ...3Teil...


    Nach dem Doppeln, kommt die eigentliche Lederlaufsohle drauf...



    Diese wird geklebt und in die Presse gesteckt...



    Danach heißt es schleifen schleifen schleifen...ich muss das mit der Hand machen, habe keine Maschine dafür, weil die zu laut etc. sind, um das in einer Wohnung zu betreiben...



    Jetzt geht es an den Absatzaufbau. Dieser besteht aus mehreren Lederschichten und wird so aufgebaut. Bis am Schluss die
    Höhe stimmt...



    So sehen beide fertig aus. Da ich reine Ledersohlen zum laufen nicht mag, allein, wenn es draußen nass ist, mache ich
    mir eine dünne Gummilaufsohle darunter...



    Dazu müssen die Sohlen aufgerauht werden...



    Wenn dieser Schritt fertig ist, kommt die Gummisohle drauf und wird zurecht geschnitten.
    Dann geht's ans Ausputzen...




    Mit Ausputzfarbe bepinselt und danach mit Wachs eingerieben, wird der Wachs in das Leder gebrannt...



    Outdoorsachen sind für alles gut ;o)...



    Mit dem immer wieder heiß gemachten Brenneisen wird der Wachs mit dem Leder versiegelt...



    Dann ist der große Moment gekommen...es geht ans Ausleisten 8o Darauf freu ich mich immer wieder,
    wie ein Keks :D ...



    Bei einem 3 geteilten Leisten, geht das recht einfach von der Hand, was nicht immer der Fall ist,
    wenn der Leisten bombig fest sitzt, muss auch manches mal echt improvisiert werden, den da jetzt
    raus zu bekommen...ist schon eine Art Geburt :D


    Und...hier ist der nu...der fertige Stiefel...




    Alle Werke müssen natürlich signiert werden...



    PS, der Privatschuh ;)

  • Geniale Arbeit, vielen Dank für's Zeigen! Farbe passt auch sehr gut zur Strumpfhose 8o


    Schön finde ich v.a. die vielen Fotos der einzelnen Arbeitsschritte, nun wird mir einiges klarer... Wieviel Zeit hast Du insgesamt benötigt und welches Material hast Du als Futter verwendet? Coole Presse im Übrigen.


    :danke:

  • Woher kennst Du meine Strumpfhosen @Hagbard :D
    Ich hatte von PullUp Leder noch was übrig und das eignet sich gut dazu, weils standig ist, also da steht der Schaft von allein und fällt nicht um. Futterleder gibt es extra welches, weil das sehr dünn sein muss bzw. besser zum verarbeiten und ist meist Schweinsleder, weil billiger. Das hier hat ich im Großbündel mit unterschiedlichen Farben auf dem Flohmarkt bekommen...



    Zeit...tja...also wenn Du zusammenhängend Zeit hast und jeden Tag 8 Std. schusterst, kannst mit 1 Woche insgesamt hin kommen. Ich muss das berufsbedingt ja immer in Etappen machen.


    Ich hab sogar 2 von den tollen Pressen ;) aber :schwein: schwer die Teile.

  • Meine einfachen Boots sind fertig 8o
    Einfach, weil diese Schuhe keine Maßschuhe sind. Sie sind zwar auf einen Leisten gezogen, aber nur, um die Korkballung und Laufsohle drauf zu machen.
    Der komplette Schuh ist handgenäht und hat kein Innenfutter. Mit 2 Druckknöpfen wird er geschlossen.
    Ich hatte noch von anderen Schuhen, die ich nie angezogen hatte, die Sohlen zum verbauen.
    Jetzt teste ich mal, wie lange so ein einfacher Schuh hält :whistling:






  • SUPER! :thumbup:


    sag, wie oder womit hast Du den nötigen Druck aufgebaut um das Leder vom Schuh an die Sohle zu verkleben.
    Das ist doch verklebt, oder?!


    lieben Gruß
    kahel

  • hab ich's mir doch gedacht ... dass das Gpresst werden muss - und Du natürlich so eine Presse hast. :thumbsup:
    Toll. Bei Dir würd ich auch gen mal eine Woche in der Werstatt werkeln ... wie bei so manch anderem Spezialist hier auch! :thumbup:


    lieben Gruß
    kahel

  • Also bei dem Boot jetzt, ist erstmal der Tragekomfort sehr gut, weil alle Nähte außen liegen. Das verhindert, dass ohne Innenfutter eine Naht im Schuh ist, was scheuern oder drücken könnte. Wenn Du Innenfutter hast, wird das mit so wenig Nähten, wie möglich, zusammen genäht, um den Tragekomfort damit auch zu erhöhen.
    Die Fersenverstärkung/-Kappe liegt zwar innen und ist mit außen vernäht (das sieht man an dem Nahtbogen, hinten an der Ferse, dass ist die Naht zur Fersenkappe), aber ich war selbst überrascht, dass die im Schuh keine Beeinträchtigung im Tragekomfort hervorruft bei der Anprobe und paar Schritte durch die Wohnung.
    Vom Laufgefühl her, ist es nix anderes, wie ein normaler Schuh ohne Fußbett und ohne dickem Sohlenaufbau. Ich sag jetzt mal, wie ein einfacher Sneaker. Also leichte, einfache Variante. Die haben wir häufig, weil viele Schuhe genau so verkauft werden.
    Da das standiges, festes Leder ist, denk ich, dass er zwar paar Falten bekommen wird vom laufen her, aber auf jeden Fall länger Stabilität behalten wird, als mit dünnem Leder.
    Bei einfachen Schuhen ohne Innenfutter, kannst nicht die volle Stabilität aufbauen, wie bei einem Schuh, der mit Innenfutter auf einen Leisten gezogen wird. Dazu ist natürlich das Schuhmodell noch ein wichtiger Punkt. Bei dem Boot jetzt mit festem, dickeren Leder und ohne Innenfutter "einfach" auf Leisten gezogen, fällt das Ergebnis nicht so extrem aus, wie z.B. bei den Ballerinas hier...



    Fliederfarbener einfacher Ballerina ohne Innenfutter und Leisten...brauner Ponnyfell Ballerina auf Leisten gezogen mit Innenfutter...



    Aber, da der Ballerinaschnitt ein einfacher Schuh ist, kann der so unstabil auch bequem getragen werden.


    Ich werd den Boot jetzt öfters tragen und berichten, wie der sich so verhält und wie lange er hält @Friese


    Bei Schuhen, ist das, wie mit Autos :D Du kannst einen Ferrari bauen oder einen Golf.

  • Angeregt von hier...


    http://www.schneidern-naehen.de/lammfell-hausschuhe-naehen


    ...dacht ich mir, der Winter naht :whistling: warme Füße, gute Idee 8o


    Durch meinen kaputten Ellenbogen, ist ja gerade werkeln nicht wirklich drin :( aber so ein paar schnelle, einfache Lammfellhüttelis würden mich aufbauen :D


    Hüttelis...Anleitung...



    Letztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt hab ich für einen 10er, ein Lammfell gekauft, das nur zum basteln war, weil beschädigt, daher auch so günstig. Lohnt sich, da immer mal zu schauen bei so Fellständen...


    Fürs Schnittmuster, nehmt euch ein altes Stück Stoff und legt das auf euren Fuß und schaut, dass das dann später auf Papier übertragen, so ausschaut, wie hier. Hinten wird später zusammen genäht, also haltet das hinten geschlossen fest und schaut, dass es vorne an euren Zehen 1 cm übersteht und rundherum, dass ist die Nahtzugabe, da ja das mit der Sohle vernäht werden muss...



    Dann 2x aufs Fell übertragen und ausschneiden...



    Ich hab mich dafür entschieden, dass die Fellseite Außen liegt, da mir Zuhause das zu warm wäre. Das ist natürlich bissel blinder zu nähen, weil man halt keine Löcher durchs Fell sieht, aber bekommt man mit Gefühl gut hin.
    Die 2 enden werden nun zusammen genäht per Hand. Dazu am besten gewachsten Faden oder halt festes Garn, nehmen. Die Naht außenliegend ist immer gut, weil dann innen nichts drückt. Mit der Ahle jeden Stich einzeln vorstechen, Faden durch, vorstechen, Faden durch...



    Ist ja nur eine kurze Strecke...



    Nun kann man schon mal ohne Sohle reinschlüpfen und schauen, ob genug Material vorhanden ist, um das dann mit der Laufsohle zu verbinden...



    Von der Länge passt es gut...



    Stellt euch mit dem Fuß auf ein Blatt und zeichnet mit senkrecht gehaltenem Stift, euren Fuß nach. Ausschneiden und auf festerem Leder eure Sohlen schneiden. Danach im Abstand von 0,5-0,7cm mit der Lochzange rundherum Löcher stanzen oder mit einem Bohrer/Dremel...



    Dann einen Faden mit Nadel vorbereiten, der locker 2x um eure Sohle gelegt, lang ist. Lieber bissel mehr, als zu wenig. Nun die Sohle mit dem Felloberteil verbinden. Ich nähe so, dass die Naht außen liegt. Fangt hinten in der Mitte der Ferse an. Wieder vorstechen 1 Loch, Faden durch, vorstechen, Faden durch...



    Das ist dann ein einfacher Stich, also keine 2 Nadeln, wie man das vom Sattlerstich her kennt. Das reicht völlig von der Stabilität für Hausschuhe aus und ist einfacher. Umso näher ihr zur Spitze kommt und umso mehr es um die Spitze rum geht, wirds bissel futtelig, aber bekommt man gut hin. Drauf achten, dass man beim Oberteil sich an den gleichen Nahtabstand hält, wo man zuvor gestochen und den Faden durchgezogen hat...



    Die Sohle ist nun verbunden...



    So schauts von unten aus...



    Ich habe so Birkenstocksohlen mal günstig in zig Größen von einem gekauft, die ich dann einfach auf den Schuh klebe. Ihr könnt da z.B. auch Kork nehmen oder nochmal Ledersohle drauf...



    Ab in die Presse oder mit dem Hammer mit viel schmackes und Ausdauer, die Sohle mit dem Schuh verbinden...



    Fertig ist der Hütteli 8o ...



    Den 2. Hütteli näh ich am Sonntag :whistling: Ellenbogen will nicht mehr, Pause :rolleyes: