Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Heilkräutern

  • Hallo liebe Leute,


    hier möchte ich die Diskussion zum Thema PA, die im "Pflanze des Monats"-Thread aufgekeimt ist, gerne weiterführen. Alle diesbezüglichen Beiträge ab diesem
    Deine Pflanze des Monats / Your Plant of the Month
    verschiebe ich daher in diesen Thread.


    Edit: Ups, hab einfach nur einen alten Beitrag von mir kopiert, damit der Startbeitrag des Threads auch ganz vorne ist (die Forensoftware sortiert nach Datum...). Ist zwar schön irgendwie, dadurch 37 Likes produziert zu haben, aber spiegelt natürlich nicht die Realtität wieder! Vielleicht kommen wir da mal auf eine bessere Lösung... :whistling:

  • Bestandteile wenn dann evtl Lebertoxisch:

    Ja, PA sind generell ein Problem und in vielen Pflanzen enthalten.
    Aus dem Grund sollten die bekannt giftigen Arten gemieden werden, weil die Schäden sind summieren.


    Nephrotoxisch (nierenschädigend) sind vor allem Oxalsäure & Oxalat haltige Pflanzen sowie beispielsweise Wacholder.


    LG Joe

    ____________
    leicht sarkastisch im Unterton, dabei völlig spaßbefreit
    Ich liebe Fachfragen, Smalltalk nur f2f ;)

  • Oxalsäure

    Welche zum Beispiel im Waldsauerklee enthalten ist, weshalb dieser nur in Maßen verzehrt werden sollte (so man von diesem sprechen kann... 8o ). Zum Thema PA suche ich gleich mal ein Bild vom Jakobskreuzkraut heraus, wer sich aufgerufen fühlt, dieses zu pflücken: Handschuhe verwenden! Und das Zeug akkumuliert sich mit der Zeit, somit werden auch ungiftige Dosen über die Jahre zu Gift. Weidetiere meiden die Pflanze normalerweise, aber im Heu übertüncht der Heugeruch zuweilen das JKK...


    Edit: Hab auf die Schnelle kein JKK-Bild gefunden... Dann müssen wir halt noch ne Weile warten - aber ist ja eh keine Pflanze des Monats. Ich mache nachher mal ein Bild von meiner Pflanze des Monats: Unserem Bärlauch! ^^

  • oxalsäure ist doch auch in rhabarber der ja nur durch kochen genießbar wird, heisst das nun das kochen oxalsäure verringert und genießbar macht?


    Ich hab eine enzyklopädie mit den essbaren europäischen Wildpflanzen, aber wenn ich das dann vergleiche mit den Inhaltsstoffen weiss ich nicht ob das immer so toll ist.


    Diese Nachricht ist 100% biologisch abbaubar. :thumbsup:

  • Zum Huflattich.


    Trotz Pyrrolizidinalkaloide mache ich mir bei den 2 - 3 Mal im Jahr Huflattichstängel und Hufflattichblättertee keine Sorgen. Eine dauerhafte Behandlung mit Huflattich würde ich jedoch nicht machen.


    Ich finde es ein bisschen Schade, dass diese Pflanze durch diese "Leber"-Geschichte in Verruf gekommen ist. 1994 war sie Heilpflanze des Jahres und gehört zu den ältesten Hustenmittel.
    Tussilago farfara = Husten weg
    Alkohol schadet den Leber auch. Trotzdem trinken die Meisten von uns gerne mal ein Bier oder einen Wein.
    Und wer Zigaretten raucht, weiß auch was dies für die Lunge bedeutet.


    Man muss so manchmal die Sachen ins Perspektiv rücken und nicht alles gleich verteufeln.
    Trotzdem ist es richtig auf die PA Sache aufmerksam zu machen.


    Cheers Mike


    p.s. wer wieder was gutes für die Leber machen möchte, nimmt Mariendistelextrakt zu sich (Silybum Marianum). Silymarin stärkt die Leber und entgiftet.
    Dann noch reichlich Löwenzahn und Rettich essen, dann wird die Leber richtig gesund.

  • dass diese Pflanze durch diese "Leber"-Geschichte in Verruf gekommen ist. 1994 war sie Heilpflanze des Jahres und gehört zu den ältesten Hustenmittel.

    Tabak ist auch eine alte Heilpflanze. Schade, dass die "Lungen"-Geschichte dazu gekommen ist :)


    Jetzt im Ernst: Es gibt einen Grund für die Null-Toleranz-Schiene bezüglich der PA. Nämlich weil ständig in geringen Mengen aufgenommen wird.
    Dazu kommen dann noch "Baldriansammler", die sich stattdessen Wasserdost reinpfeifen... (*hüstel*).
    Generell gilt in der Pflanzenmedizin: Wenn eine Pflanze das selbe kann, ohne die Nebenwirkungen zu haben, sollte man darauf zurück greifen.
    Zu sagen: Kleine Mengen PA hin und wieder schaden sicher nicht, zeugt von einem großen Unverständnis, wie die PA wirken - vor allem, wenn man nicht ganz "Bestimmungsfest" ist.


    LG Joe

    ____________
    leicht sarkastisch im Unterton, dabei völlig spaßbefreit
    Ich liebe Fachfragen, Smalltalk nur f2f ;)

  • Zu sagen: Kleine Mengen PA hin und wieder schaden sicher nicht, zeugt von einem großen Unverständnis, wie die PA wirken - vor allem, wenn man nicht ganz "Bestimmungsfest" ist.

    Wobei ja nicht alle PA gleich schädigend wirken sollen, zudem sind unterschiedlichste PA in div. Heilkräutern vertreten - das Jakobskreuzkraut als das bekannteste und potentiell gefährlichste Beispiel ist aber ja ein Kreuzblütler, daher vermute ich in dem Korbblütler Huflattich andere PA. Wenn man Huflattich zukünftig meiden soll, gälte dies ja eigtl. auch für viele Honig-Chargen. Daher wären hier weitergehende Studien hilfreich, zudem findet man im Netz sowohl reichlich pro als auch contra Argumentation...


    Ich schlage vor, wir eröffnen einen Thread zum Thema "PA in Heilkräutern" oder so, um den schönen Thread hier nicht weiter zu verwässern.


    Edit: hab ich jetzt gemacht... ^^

  • Darf ich mal den Bösen geben? Ja?


    Es wundert mich echt, dass der Homo Sapiens nicht schon lange ausgestorben ist. Die Wissenschaft findet ja so langsam überall was giftiges. :evil:


    Natürlich sollte man sich informieren und wissen was man da futtert, aber lieber nehme ich Huflatich als so Chemiepampe. Und wenn ich ne bessere Alternative zu Huflatich habe nehme ich die.

  • ...
    Es wundert mich echt, dass der Homo Sapiens nicht schon lange ausgestorben ist. Die Wissenschaft findet ja so langsam überall was giftiges. :evil:
    ...

    Bis vor ein paar Jahrhunderten wurde der Großteil von Homo Sapiens auch nur so um die 30 Jahre alt - die Wirkung akkumulierender Effekte kamen da oft garnicht erst zum Vorschein; fortgepflanzt hatte er sich vorher schon :)


    Aber ich (unterstelle diese Weisheit natürlich niemandem) esse auch nix mit Konservierungsstoffen oder so Chemiekram - so richtig schön schimmeliges und anderweitig verdorbenes Zeug macht mich nämlich viel stärker :):):)


    VG
    Bolt, der raucht, säuft und auch mal (so aller zwei, drei Jahre) Huflattich-Sirup zu sich nimmt

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • So lang BT Saatgut, oder Roundupready Saatgut in meine Nahrungskette gelangen kann und solang mit der CRISPR-cas9 Methode Gene in Pflanzen nach belieben verändert werden können, mach ich mir keine Gedanken über ein paar sich akkumulierenden Alkaloiden ;) .


    Nachtrag: Natürlich ist es wichtig, zu wissen was man sich reinpfeift um eine Risikobewertung durchzuführen.



    MfG Bushdoc

  • Auweia, die Sache mit dem Wasserdost hat offensichtlich einen größeren Rufschaden verursacht. :/ (ich habe mir schon bemerkt, wo die vertrockneten Pflanzen standen und werde diese Stellen auch im Juni besuchen und nachschauen)


    Ich bin weder Biologe, Botaniker noch Apotheker, aber befasse mich seit über 15 Jahre mit Wildkräuter und essbaren Pflanzen.
    Künftig werde ich mich hüten, irgendwelche Weisheiten im Internet zu posten, bevor ich wieder eins auf die digitalen Finger bekomme. 8o
    Das überlasse ich lieber den Profis, die alles viel besser wissen.


    Generell zu essbaren Wildpflanzen beziehe ich meine Informationen in der Regel aus folgende Bücher :
    Großer Buch der Heilpflanzen, M. Pahlow
    Essbare Wildplanzen, Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann, Roland Spiegelberger


    Im "Großen Buch der Heilpflanzen" vom Apotheker Mannfried Pahlow werden Pyrrolizidinalkaloide erwähnt, aber auch mit dem Hinweis, dass in den Blüten PA eher nicht zu finden sind. (Genauerer Zitat suche ich heute Abend zu Hause raus).


    Wenn ich mich nicht auf Heilpflanzen Literatur stützen kann, weiß ich auch nicht weiter.
    Ich lasse mich aber meine Unverständnis klären und mich würde es schon interessieren wie Pyrrolizidinalkaloide wirken, auch wenn ich nicht Bestimmungsfest bin. :thumbup:


    Cheers Mike


    Edit: A few links from the Internet. English like me 8)
    https://www.complemedis.ch/fac…der-pyrrolizidinalkaloide
    https://pbsociety.org.pl/journ…rticle/view/asbp.2013.028
    http://www.encognitive.com/node/14765
    http://klemow.wilkes.edu/Tussilago.html
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1269853
    http://vitalitymagazine.com/ar…endly-neighbourhood-herb/
    http://www.itmonline.org/arts/pas.htm

  • Ich habe vorletztes Jahr eine Heilpflanzenausbildung bei einer Apothekerin gemacht (siehe dieser Thread).
    Dort kam auch das Thema PAs auf. Ich würde es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mit einem Leberschaden ist nicht zu spaßen.
    Wen die Heilpflanzen interessieren in denen PAs enthalten sind kann ich Fertigpräparate aus der Apotheke empfehlen. Nicht wegen Schleichwerbung aus dem oben genannten Kurs sondern weil Apotheken gesetzlich verpflichtet sind nur solches anzubieten in denen keine PAs enthalten sind oder die Grenzwerte eingehalten werden.
    Gerade blüht z.B. der Huflatich und dort wird bei der Herstellung von Präparaten die Menge der PAs gemessen so das der Grenzwert nicht überstiegen wird.
    Ja ich weiß, es gibt auch solche Menschen die der Meinung sind das sie auch mit Risiko behafteten Inhaltsstoffen 100 Jahre werden. Jedem das seine. Helmut Schmidt ist schließlich auch gut geräuchert sehr alt geworden ;)

  • Eben genau, man kann nicht genau dosieren wenn man die Pflanze nimmt und daraus z.B. einen Tee macht.
    Das selbe wie z.B. waldmeister, der enthält ja kopfschnerzlindernde Substanzen nur wieviel davon ist förderlich?

    Ich finde die Anwendung von Wildkräutern toll, aber es muss die Dosierung stimmen.


    Diese Nachricht ist 100% biologisch abbaubar. :thumbsup:

  • @Orome
    Gibt es inzwischen Huflattich-Präparate mit geringem/keinem Gehalt an PA`s?
    Ich hatte vor ein, zwei jahren mal in der Apo nachgefragt, da wußten gab es die noch nicht.


    VG
    Bolt

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • @Orome
    Gibt es inzwischen Huflattich-Präparate mit geringem/keinem Gehalt an PA`s?
    Ich hatte vor ein, zwei jahren mal in der Apo nachgefragt, da wußten gab es die noch nicht.


    VG
    Bolt

    @Boltwoodit
    Sorry. Nee, bin zum einen nicht auf den neusten Stand und zum anderen verwende ich selbst keine.
    Wenn man Wiki glauben kann wurde Huflatich in den letzten Jahren selektiv gezüchtet um die Pflanzen mit einem niedrigen PA Gehalt herauszufinden. Aber bis diese den Weg in die Präparate finden wird es wahrscheinlich noch dauern.
    Einfach immer wieder in verschiedenen Apotheken (wenn zwei einer Meinung sind ist eine keine Apotheke :P ) umhören und auch mal im Internet suchen. Ich denke da wird sich was entwickeln.


    VG Orome

  • Es ist sicherlich bei vielen Waldläufer, Wanderer und Bushcrafter bekannt, dass man die filzigen Unterseite von Huflattichblätter als Toilettenpapierersatz im Freien nehmen kann. :thumbup:


    Heißt es jetzt im Umkehrschluss, dass ich Darmkrebs bekommen kann, wenn ich den Arsch mit PA-belasteten Huflattichblätter abwische? :huh: X/
    Bekommt man brennenden Hämorrhoiden durch Pyrrolizidinalkaloiden, oder vielleicht eine Neurose ohne Unterhose? 8|


    Cheers Mike :D