Warum leichte Kratzer ungeahnte Folgen haben können

  • Ich möchte hier nun mal über ein Thema reden, was ich selbst bis diese Woche total unterschätzt hatte. Es geht um leichte Kratzer. Früher dachte ich immer, dass das nicht so schlimm sei und man es einfach ausheilen lassen könne. Meine Tochter ist 2,5 Jahre alt. Wie für ihr Alter typisch ist sie Anfang der Woche hingefallen und hat sich das Knie aufgeschürft. Am Montag sah es noch aus wie ein Eiterpickel. Ich habe den mit einer Nadel aufgestochen, die ich vorher sterilisiert habe. Die Haut habe ich davor und danach desinfiziert. Am Mittwoch ist eine ziemliche Entzündung daraus geworden, sodass wir abends zum medizinischen Notdienst gefahren sind. Die Kinderärztin hat lieber einen Chirurgen dazugezogen. Seine Meinung war, dass es ja nicht so schlimm sei, wie er erwartet habe und wir uns am darauffolgenden Morgen (Donnerstag) um 8:00 Uhr sehen würden, damit unsere Tochter operiert werden könne. Sie wird voraussichtlich bis morgen, also 4 Tage, im Krankenhaus bleiben müssen. Die Entzündungswerte bei der Blutuntersuchung haben gezeigt, dass nicht viel an einer Blutvergiftung gefehlt hat.


    Daraus habe ich einige Punkte gelernt: ein Desinfektionsmittel habe ich als Muss für das Erste Hilfe Set für Outdoor ergänzt. Außerdem werde ich künftig auch kleinere Kratzer meiner Kleinen immer desinfizieren. Bei meiner Kleinen wird es, so wie es aktuell aussieht, glimpflich ausgehen. Ich hoffe aber für Euch, dass Euch dieses Erlebnis erspart wird.


    Beste Grüße,


    Andi (der gerade aus dem Krankenhaus kommt)

  • Deiner kleinen Tochter gute Besserung!! So schnell kanns gehen..

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Auweija, na dann gute Besserung an Deine Tochter @bathgate!


    Bin ja nun schon länger outdoors unterwegs (zähl mich aber noch lange nicht zum alten Eisen ...) und die Verletzungen die ich mir zumeist zuziehe sind neben Prellungen u. stumpfen Wunden wenn ich z.B. ausrutsche und auf Nase, Hintern etc. lande sicherlich kleinere oberlächliche Wunden. Sei es nun Kratzer, Schürfwunden oder ähnliches, hervorgerufen z.B. durch scharfkantige Steine, Spittern an Holzteilen, etc. Und ja, ich widme diesen kleineren Blässuren auch oft nicht die Aufmerksamkeit die ihnen eigentlich zu Teil werden sollte!


    Schnittverletzungen oder ähnliche blutende Wunden sind schon seltener bei mir. Tiefe Fleischwunden welche großen/lebensbedrohlichen Blutverlust nach sich ziehen hatte ich bis dato weder selbst und zum Glück auch noch niemand in den Gruppen mit denen ich unterwegs war. Trotzdem scheint auch hier im Forum die Tendenz vorzuherrschen sich mit voluminösen, blutstillenden Schnellbandagen speziell für diese Art schwerer Verletzungen zu rüsten und man weiß sich dann bestens präpariert zum Thema Erste Hilfe. Denke dass die kleineren Wehwechen bei jedem überwiegen und die benötigen ebenfalls vernünftige Versorgung, will man spätere Folgen wie Tourabbruch oder gar Krankenhausaufenthalt im Urlaub vermeiden.


    Hatte vor Jahren einen heftigen Sturz mit dem MTB und die Haut fehlte großflächig am rechten Ober- und Unterarm sowie an der Hüfte. Zum Glück waren keine Knochen gebrochen. Den Dreck haben wir in einem Bach rausgewaschen und mit den 2 Mullbinden die ich dabei hatte konnte ich lediglich den Ellbogen versorgen der am heftigsten betroffen war. Mußten noch viele km ins Tal runter radeln und die Verschmutzungen u. Steine in meinen Arm hat dann am Abend ein Arzt rausputzen müssen. Hatte noch Wochen mit dem Malheur zu kämpfen mit zahlreichen Verbandwechseln, etc. Ich würd selbst mal gerne sehen wie man sowas großflächiges z.B. mit einem T4, einer Israeli-Bandage oder einem Torniquet versorgt, hehehe


    Vor ein paar Jahren ist bei einer Gletscherwanderung ausgerechnet der Seilpartner welcher unmittelbar vor mir ging in eine Spalte gestürzt. Wie dass passieren konnte weiß keiner, denn der Bergkamerad welcher unsere kleine Seilschaft anführte hat noch mit seinem Skistock ein paar Löcher in die Schneedecke gestoßen damit alle nachfolgenden sehen konnten dass an dieser Stelle eine Spalte ist. Der Seilpartner ist zumindest nicht tief abgestürzt, halt bis zum Oberkörper reingerasselt und dann hat ihn das Seil bereits gehalten. Da er lediglich mit T-Shirt unterwegs war hatte er viele unspektakulär aussehende Kratzer an den Armen. Die haben so gut wie nicht geblutet - man sah halt dass er sich die Haut abgeschürft hatte - nix weiter tragisches. Da Wundreinigung im spaltengefährlichen Eisgebiet eher nicht so toll ist haben wir dass 2-3 Stunden später auf der Hütte erledigt. Seine vielen Kratzer sahen weder verschmutzt aus noch haben sie irgendwie toll geblutet. Wir haben sie mit Betaisodona gereinigt und mit Sprühverband versorgt (den hatte zum Glück einer dabei). Einen Tag später sahen die Kratzer nicht mehr so toll aus und unser Freund fühlte sich dementsprechend unwohl. Am darauffolgenden Tag hatten sich seine Arme ziemlich entzündet und waren voller Eiter. Seine Frau fand das nicht mehr so toll und ist mit ihm abgestiegen zum Arzt. Folge: Tourabbruch, Antibiotikabehandlung, paar Tage Krankenstand etc. Auch bei ihm haben diese unbedeutenden 'Kratzerwunden' ganz schöne Folgen gehabt. Was wir alle unterschätzt haben: Selbst der scheinbar schneeweiße Schnee bzw. das Eis auf den Gletschern ist ganz schön verunreinigt, auch wenn nicht auf den ersten Blick erkennbar. Durch die scharfen Eiskristalle gibts leicht oberflächliche Wunden welche sich rasch entzünden können durch die Schmutzeinwirkung. Seit diesem Vorfall hab ich möglichst lange Sachen an und wenn ich stürtze bleibt der heftigste Dreck hoffentlich an der Kleidung hängen und gelangt nicht in oberflächliche Schürfwunden ...

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    Frischluftdeppert
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  • Danke euch. Auch bei kleinen Kratzern muss man aufpassen, wenn rund um die Wunde eine gewisse Spannung entsteht und auch die Umgebung der Wunder empfindlicher wird. Bei meiner Kleinen lag es daran, dass insgesamt mehr als ein Schnapsglas an Eiter in der Wunde war. Und das bei so einer kleinen Person.


    Fahre gleich wieder ins Krankenhaus aber ich denke und hoffe, dass sie heute wieder rauskommt.

  • Ich konnte mich einige Zeit nicht melden, da ich recht viel Stress hatte. Meine Kleine müsste insgesamt 4 Tage stationär im Krankenhaus bleiben. Grund dafür war, dass die Entzündung in der kurzen Zeit so schlimm geworden war, dass sie nur noch kurz vor einer Blutvergiftung stand. Inzwischen ist aber alles wieder gut und jetzt gerade macht sie ihre Lieblingsbeschäftigung: tanzen :D

  • Hallo zusammen,


    bei mir war es nicht ein Kratzer, sondern einmal ein winzig kleiner Brombeerdorn, der mir zum Verhängnis wurde.
    Vor zwei Jahren habe ich Brombeeren mit einer Machete gerodet.
    Obwohl ich dicke Lederhandschuhe trug, hat sich einen Dorn beim Fassen eines dicken Brombeerausläufers durch das Leder in den Zeigefinger gestochen. Ich zog den Handschuh aus und habe dann bemerkt, dass die Dornspitze noch tief in den Finger steckte.
    Ich habe geschwitzt und die Haut war ziemlich aufgeweicht. Ich habe versucht mit Nadel und Pinzette an die Dornspitze ranzukommen, jedoch ohne Erfolg. Nun machte ich weiter mit meiner Arbeit.


    Als ich nach Hause kam und mein Finger genauer betrachten konnte, sah ich ein dunkler Punkt tief unter der Haut. In der Vergangenheit habe ich viele Dornen in den Fingern bekommen, die entweder rausgewachsen sind oder sich verkapselt haben. In diesem Fall habe ich eine Zugsalbe draufgeschmiert und den Finger verbunden.
    Nach ein paar Tage hat sich die Stichstelle beruhigt und ich konnte nichts mehr sehen.
    So weit so gut.


    Nach ein paar Monate habe ich dann eine Schwellung am Finger bemerkt und bin dann zum Arzt und schließlich zu einem Handchirurg geschickt worden. Bei der Ultraschall- und Röntgenuntersuchung konnten keine Fremdkörper gesichtet werden, dafür eine Wucherung am Knochen. Dieses erbsengroßes Stückchen Gewebe wurde anschließend raus operiert.
    Die Wucherung stellte sich bei der Laboruntersuchung als Riesenzelltumor aus, glücklicherweise aber nicht bösartig.
    Mein Finger verheilte, aber binnen 4 Wochen hat sich wieder einen Tumor gebildet und ich musste nochmals unter das Messer.
    Diesmal hat der Chirurg den Finger großzügig aufgeschnitten und bis auf den Knochen alles sauber weggeschabt (es war interessant zuzuschauen). Der neue Tumor lag teilwiese auf den zwei Fingernerven, also war das Ganze etwas aufwendige wie ursprünglich gedacht.
    Inzwischen ist alles wieder gut, dafür habe ich eine lange Narbe am Zeigefinger an der Innenseite und ich konnte ein Jahr lang weder vernünftig greifen, noch Gitarre spielen. Jetzt nach fast eineinhalb Jahren ist der Finger immer noch etwas steif und an einer kleinen Stelle taub.


    Wenn mir wieder sowas passiert, werde ich sofort zum Arzt gehen.


    Nach der ersten OP:

    Nach der zweiten OP:


    Cheers Mike