Urin trinken im Notfall ist kontraproduktiv

  • Es soll hier nicht um den gesundheitlichen?? Aspekt gehen. Vielmehr stellt sich die Frage, ob Urin mich vor dem Verdursten retten kann?


    Nun, zunächst einmal scheiden wir sinnvoller Weise Abfallprodukte aus. Im Notfall, wenn die Dehydrierung eh schon eingesetzt hat, dürfte der Urin stark konzentriert sein (sofern dann überhaupt was kommt). Ausgeschieden werden aber auch Salze, welche dann wieder aufgenommen werden. Somit, Stichwort Diffusion und Osmose, wird dem Körper weiteres Wasser entzogen. Für die Fachleute: hypertone Dehydration. Im Prinzip ist es, wie wenn Meerwasser getrunken wird.


    Wenn Urin mich vor also dem Verdursten retten soll, muss er destilliert werden. Ansonsten gehts halt ein bisschen schneller mit dem Verdursten. Hierbei spielt es auch keine Rolle mehr, ob ich aus einer Tasse oder einer Schlangenhaut trinke ;) .


    Vielleicht sollten wir eine Spalte Mythen und Legenden anlegen?

  • eigentlich wollte ich so antworten:


    Vielmehr stellt sich die Frage, ob Urin mich vor dem Verdursten retten kann?

    Ich antworte mit NEIN - wer hält dagegen? Ring frei!


    Doch dann fiel mir auf - eigentlich hast du die Frage ja danach schon fundiert beantwortet...
    Wenn das hier eine Mythensammlung wird, sage ich einfach mal: Moos wächst an Bäumen nur auf der Nordseite :P

    I am here by the will of the great spirit

    and by his will I am chief

  • Du hast absolut recht!



    Aber der Fadentitel suggeriert, dass hierzu eine Diskussion geführt werden könnte!

    Erst wenn der letzte Fisch gerodet und der letzte Baum gefangen ist werdet Ihr merken, dass Ihr etwas verwechselt habt!
    Letztes Wort, Häuptling der Wildkatzen 1758 - 2029

    „Herr Janosch, wo macht man Urlaub?” - „Überall, wo zwei Bäume sind. Vorausgesetzt, man macht es wie Wondrak und hat immer eine Hängematte dabei. Dann ist das ganze Leben quasi Urlaub.”


    Ich antworte manchmal auf Fragen, die keiner gestellt hat.

  • Du hast absolut recht!



    Aber der Fadentitel suggeriert, dass hierzu eine Diskussion geführt werden könnte!

    Ich habe den Titel angepasst, da es wohl kaum Grund für Diskussionen geben dürfte.


    @Moehre


    Merci für den Hinweis, hatte ich gerade nicht mehr präsent.

  • Bei der Überschrift fiel mir sofort der damalig in Afghanistan enführte Geisel Blechschmidt ein, weil er seinen Urin getrunken hat, um zu überleben :whistling:


    "Blechschmidt ist nicht der Typ Spinner, kein Abenteurer, kein Rambo , sondern ein Mann mit großer Erfahrung - auch in brenzligen Situationen. Das hat ihm geholfen. "Von Beduinen in Arabien habe ich gelernt, den eigenen Urin zu trinken, wenn man Durst hat und kein Wasser", erzählt er. Das hat er auch während der Geiselhaft gemacht".


    Zu lesen hier...


    http://m.rp-online.de/panorama…-informiert-aid-1.2030298

  • Ich habe mir von Joe 2 Sachen gemerkt (und ich hoffe richtig):


    • Bin ich bereits dehydriert, trinke ich keinen Urin - wie du bereits geschrieben hast @Schnake. Durch Wiederverwendung meines Urins würde ich meinen Körper weiter dehydrieren und u.U. sogar vergiften.
    • Ist für mich absehbar, dass in einigen Tagen mein Trinkwasservorrat aufgebraucht sein wird, kann ich diesem bis dato Eigenurin ( schwyzi :rolleyes: ) beimengen, um längere (Vorsicht: Schenkelklopfer!) Durststrecken zu überwinden.


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    "Schöfferhofer, prickelt länger als man denkt!"




    Salute

    • Offizieller Beitrag

    Die Frage ist ja auch, ob dann logischerweise der eigene Kot auch vor dem Verhungern retten kann, wenn man ihn isst.
    Ich jedenfalls würde niemals Lulu trinken, denn das ist einfach nur ekelhaft. Ein klein wenig Stolz sollte man sich im Todeskampf schon noch bewahren. So zumindest meine Meinung...


    8o

    "Stuta yuna-parchee. Jee buttmalia huhah a lo panksta du makacheesa."

  • Die Frage ist ja auch, ob dann logischerweise der eigene Kot auch vor dem Verhungern retten kann, wenn man ihn isst.
    Ich jedenfalls würde niemals Lulu trinken, denn das ist einfach nur ekelhaft. Ein klein wenig Stolz sollte man sich im Todeskampf schon noch bewahren. So zumindest meine Meinung...


    Hilft Lulu gegen dursten,
    bei Hunger lieber wursten.


    Ich hör jetzt auf, versprochen! <X

  • Die Frage ist ja auch, ob dann logischerweise der eigene Kot auch vor dem Verhungern retten kann, wenn man ihn isst.

    Dann bekäme der Ausspruch : "Sch.. drauf!" kulinarisch eine völlig neue Bedeutung... :rolleyes:
    Nee, @Stefan, das glaube ich nicht. Meinem Kot wurde von meinem Körper JEDE Kalorie entzogen, mit Sicherheit!
    Die lagern jetzt alle dort, wo früher meine Hüfte war... ;(

    One man's trash is another man's treasure!
    Tough enough to wear pink.
    Member of the Hateful fifteen

  • Es soll ja auch Leute geben die sich für teuer Geld Tierkot kaufen um daraus einen Kaffee zu kochen ;) .

  • Mahlzeit.
    Also: Urin ist nicht gleich Urin. Die Zusammensetzung variiert enorm. Die hypertone Dehydration ist zu Beginn kaum ein Problem.
    Beim Dursten steigt allerdings ADH - Harn wird höher aufkonzentriert und dann liegen wie bei erheblich mehr als isotonischer Osmolarität.
    Auch hier ist es erstmal nicht zwangsläufig gleich lethal, wenn Harn hyperosmolar im Bezug auch Blut wird, weil die Nieren je nach Literaturwert 850 bis 1400 mosmol kommen.
    Dann kommt es darauf an, ob durch Muskelabbau etc. Urämietoxine in größeren Mengen anfallen.


    Also:
    Bei ausgeglichenem Wasserhaushalt sammeln und trinken: problemlos


    Bei ausgeglichenem Wasserhaushalt sammeln und im Durstzustand trinken: problemlos


    Bei Dursten sammeln und bei ausgeglichenen Wasserhaushalt trinken: problemlos


    Bei Dursten sammeln und bei Dursten trinken: potentiell problematisch bis auf Dauer lethal.


    Auch hier reagiert jeder etwas anders: Ich brauche einige Tage in ariden Gegenden leichten Wassermangel um mich vom Durchlauferhitzer zum Wassersparer zu akklimatisieren. Die ersten beiden Tage bei eingeschränkter Wassermenge sind noch klar hypoosmolar.
    Andere reagieren hier sehr viel schneller - oder langsamer. Es ist also auch eine individuelle Frage, wie lange Harn getrunken werden kann.


    Zusätzlich kommen noch Bewegung, Fettreserven (die beim Dursten Wasserreserven werden), Schweißproduktion und co, die abhängig machen, ob und wie lange leicht hyperosmolarer Harn getrunken werden kann.


    @Schnake: Hypertone Dehydration ist bei Harn erst bei ausgeprägter Oligourie problematisch. Vergleiche dazu die Meerwasserosmolalität von 1400 mosmol. Dazu kommt die Unklarheit über die vorhandenen osmotisch aktiven Ausscheidungsstoffe. Auf Dauer allerdings und bei längerfristigem Dursten und trinken des Harns drohte letztendlich eine osmotische Diurese - dazu reicht aber das erzeugte Harnvolumen kaum noch aus. Meerwasser wird in diesen Notfällen in erheblich größeren Mengen getrunken.


    Je nachdem WANN der Harn gesammelt/getrunken wird, kann er die Lebenszeit/Überlebenswahrscheinlichkeit also erhöhen oder verringern.


    Insgesamt: Mal wieder ein zu weites Feld für einfache Wahrheiten.

    ____________
    leicht sarkastisch im Unterton, dabei völlig spaßbefreit
    Ich liebe Fachfragen, Smalltalk nur f2f ;)

  • Urin hilft gegen Dehydratation :)


    Der Körper verliert durch Verdunstung viel Flüssigkeit. Also nimmt man den Urin und benetzt die Haut.
    Durch die Verdunstungskälte kühlt der Körper ab und weniger Flüssigkeit verdunstet.

    “In the nature, at the end of the day, you should smell like dirt.”

  • @Joe


    Ich schrieb "im Notfall, wenn die Dehydrierung eh schon eingesetzt hat".


    Mit Deinen Worten würde das bedeuten: " Bei Durst sammeln und bei Durst trinken. Potentiell problematisch bis auf Dauer lethal.


    Also aus meiner Sicht doch eine einfache Wahrheit.


    Was ich persönlich noch spannend finde: wie stellst Du im Feld eine Hypoosmolarität fest?

  • @Schnake Da bin ich ganz bei Dir - allerdings es geht hier ja auch um Handlungsempfehlungen und da widerspricht die Aussage den Lebenserfahrungen für Dehydration: Wassermangel lässt sich voraussehen und entsprechend früh Gegenmaßnahmen einrichten.


    Bei ausgeglichenem Wasserhaushalt ist Harn praktisch immer hypoosmolar. Es macht auch sehr wenig Sinn, die Nierenleistung bzw. Rückresorption hochzufahren, wenn genügend Salze und Wasser im Körper vorhanden sind - ist energetisch aufwendig.
    Woran man es in etwa erkennt: an Harnfarbe und Erfahrung was den eigenen Wasserhaushalt angeht. Ist Harn transparent und wenig eingefärbt, und weiß man, dass die "Durchflussrate" für den Durstzustand noch hoch liegt, ist Harn völlig unproblematisch.


    Außerdem gibt es durchaus Daten (allerdings nicht sauber ausgewertet) von verdursteten, die mit "Spätharn" überlebt haben. Was man tatsächlich nicht weiß: wäre der Outcome ohne Harntrinken ggf besser gewesen?


    Entsprechend ist die Handlungsanweisung: Sobald gemerkt wird, dass die Wassermenge SOLL/Tag über IST/Tag liegt, oder es absehbar wird, dass dieser Zustand erreicht wird, sollte Harn gesammelt und gekühlt werden und die aufgenommene Wassermenge erheblich reduziert werden, damit die Rückresorption erhöht wird. Dann kann man noch ein-zwei mal sammeln, dann ist natürlich Schicht. (Das sind übrigens gängige Strategien für Wüstentouren)


    LG Joe

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    leicht sarkastisch im Unterton, dabei völlig spaßbefreit
    Ich liebe Fachfragen, Smalltalk nur f2f ;)

  • von verdursteten, die mit "Spätharn" überlebt haben

    wie jetzt? verdurstet oder überlebt? ;)


    Also gut, anscheinend kann man den Vorat damit strecken. Und vielleicht ein wenig Zeit gewinnen.
    Ich meine mal was gelesen zu haben was Meerwasser betrifft: Anscheinend wird ja bei der Navy auch gesagt, dass man Salzwasser in geringen Mengen trinken kann/soll, falls die Vörräte zuneige gehen. Um zu sparen. Für mich macht das aber irgendwie den Eindruck, als würde man da in eine Spirale rutschen....und ich verzichte freiwillig auf einen Selbstversuch. Mit beidem. Das Privileg eines Amateurs ;)

  • Könnte man nicht einen einfachen Leitspruch als Gedankenstütze craften? " Pipi hell - Tastes well. Pipi dunkel - Macht Furunkel? :D (oder so ähnlich)
    Das wissenschaftliche Zeugs ist interessant, kann aber im wirklichen Notfall niemand was mit anfangen.