Dosierung pflanzlicher Arzneimittel

  • Es wird ja immer mal wieder bei pflanzlicher Notnahrung, Giftpflanzen oder gerade auch Arzneipflanzen angesprochen, dass die Dosierung schwer ist, weil der Anteil an wirksamen Substanzen stark schwankt. Um etwas zu verdeutlichen was das konkret bedeutet habe ich hier mal ein Rechenbeispiel durchgespielt:



    Der wirksame Bestandteil in Weidenrinde sind die so genannte Salicylate.



    Der Salicylat Gehalt medizinisch genutzter Weiden Arten (Silberweide, Purpurweide) liegt zwischen 1,5 % und 11 % für getrocknete Weidenrinde. Dabei sind Weidenarten (z.B. Korbweide) die im Regelfall Salicylat Gehalte unter 1,5 % aufweisen und daher medizinisch nicht relevant sind gar nicht berücksichtigt[1].


    Aus der Weidenrinde sind z.B. je nach Zerkleinerungsgrad zwischen 55 und 100 % der Salicylate extrahierbar[1].



    D.h. man bekommt aus 2 g getrockneter Weidenrinde zwischen


    16,5 mg (Gehalt in Rinde 1,5 %; Extraktionsrate 55 %) und


    220 mg (Gehalt in Rinde 11 %; Extraktionsrate 100 %) Salicylate.


    Aus einer Dosierempfehlung von 2-3 g getrockneter Weidenrinde die 3-5 mal täglich in Form eines Tees[1] kann also nicht ohne weiteres auf eine konkrete Salicylat Dosis geschlossen werden. Bei Weidenarten die im Salicylat Gehalt deutlich unter 1,5 % liegen wären die Schwankungen entsprechend größer.


    Der Unterschied zwischen den beiden o.g. Dosen (16,5 mg vs. 220 mg) beträgt Faktor 13. Vielleicht wird klar wie eklatant dieser Unterschied ist wenn man den Vergleich zu einer toxikologisch wirksamen Substanz zieht die unser Körper noch verhältnismäßig ordentlich entgiften kann und dessen Wirkung den meisten bekannt sein dürfte: Alkohol! Ist die Wirkung eine andere, wenn 13 Bier trinke statt eins?




    [1] Quelle: Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis, 4. Auflage