Bau eines Puukos mit einfachen Mitteln und günstigen Materialien

  • Helau und Ahoi,


    ich werde euch hier kurz den Bau meines Puukos schildern.


    Im Sommer habe ich im Rahmen eines BC-Projektes mit Jugendlichen "auf die Schnelle" auch noch ein Messer machen wollen. Das Ding sollte alles haben, was ein Messer braucht und nichts, was ein Messer nicht braucht. @beaeugt hatte einen ganzen Kofferraum voller Feilen und Raspeln dabei, sodass ich mir eine mit meinen Lieblingsdimensionen (ich mag Messer bis max. 10cm Länge und 4mm Dicke) schnappte, normalisierte (für Newbies: der Stahl wird einmal kirschrot-glühend erhitzt und dann langsam abgekühlt - jetzt kann man ihn besser bearbeiten, da er nicht mehr gehärtet ist), absägte und dann frei Schnauze auf dem Doppelschleifblock in Form brachte. Insgesamt wollte ich zeigen, dass man ein brauchbares Messer mit wenig Einsatz (Material, Werkzeuge, Arbeitszeit) bauen kann. Hier mal ein paar Daten:


    Das Messer hat ca. €5,00 gekostet. Die genauen Kosten sind schwer zu ermitteln, da ich alles aus „Resten“ gemacht habe, diese sind aber natürlich nicht „wertlos“. Im Einzelnen:


    Messer:


    Stahl: Alte Flohmarktfeile, geschenkt von @beaeugt, ca. €0,50
    Griff: Akazienholz, Abschnitt von IKEA-Schneidbrett, volles Brett €5,99
    Passung: Kupfer von Kupferrrohr, in der Größe im Centbereich
    Liner: Stück dünnes Leder, Rest, Centbereich
    Kleber: 5-Min-2K, benutzte Menge ca. €0,50, würde ich sagen
    Schleifpapier: unterschiedliche Stärken und Fabrikate (BS-Papier, Lose-Blatt), ca. €0,80
    Finish (Holz-Öl, Möbelwachs): ebenfalls im Centbereich


    Energie müsste man streng genommen auch einrechnen, also Kohle (normalisieren), Strom (Gebläse Esse, Doppelschleifer und BS sowie Backofen (anlassen)), lasse ich hier jetzt aber mal weg.


    Lederscheide:


    Leder von alter Aktentasche, Fundstück
    Konvulfixkleber, 2 Streifen, ca. €0,20
    Reepschnur, ca. 80cm, ca. €0,30
    Schuhcreme, Centbereich



    OK, dann mal der Reihe nach, nicht alles hab ich bebildert, ich hoffe, ich kann die Lücken textual schließen, sonst einfach fragen.


    Wir benötigen eine alte Feile oder Raspel. Von dem "Mystery-Steel" (Stahl, von dem man nicht weiß, was man da eigentlich hat) sollte man nach dem Normalisieren einen Teil ablängen und testen, ob er wasser- oder ölhärtend ist. Ich empfehle ölhärtende Stähle, da wasserhärtende Stähle beim Härten schnell Haarrisse bekommen. Ist aber - wie immer - jedem selber überlassen. Für das Puuko jedenfalls hab ich glücklicherweise ölhärtenden Stahl gefunden. Die abgebildete Feile ist nicht die Feile, die verarbeitet wurde, aber you get the point...



    Auf dem Doppelschleifer (DS) habe ich frei Hand die Form reingebracht, dann mit meinem Selbstbau-Lansky (eine Führung gibt den Schleifwinkel vor) den Anschliff begonnen. Dauerte mir zu lange (siehe die vorher von mir angezeichnete Anschlifflinie)...


    ...also hab ich am nächsten Tag meinen Bandschleifer (BS) mitgebracht und beschlossen, dass es nicht schummeln ist, da ich ja eh schon auf dem DS vorgearbeitet hatte. Ich arbeitete dazu mit einer selbst gebauten Führung ("knife grinding jig" bei utube eingeben)...


    gut zu sehen: mein Bandschleifer lässt ein Arbeiten bis ans Ricasso nicht zu. @beaeugt, der Crazy Typ, hat dann später die unschöne Stelle aber noch beseitigt... also ich hätte es ja so gelassen... ;) OK, dann Holz suchen, grob in Form bringen, gerades Sackloch rein, Klinge mit 2K einkleben und einspannen:


    Hab ich leider auch kein Foto gemacht, daher hier mit Statisten-Mora. Die Presse hab ich für ca. €1,00 selber gebaut. Aus einem Stück Kupfer habe ich noch eine Passung gemacht (nervige Arbeit, da der Schlitz möglichst exakt dem Messerheft entsprechen sollte) und ein Stück Leder zwischen Passung und Holz gesetzt. Ist der Griff dann dran, geht's ans Schleifen. Ich nehme dazu Schleifpapier, klebe hinten Tesa-Krepp drauf, schneide das dann ab und bearbeite damit den Griff. Das Krepp sorgt dafür, dass das Schleifpapier nicht (so schnell) reißt. Nimmt man teureres, wasserfestes Papier, dann ist das meist mit Leinen verstärkt und braucht nicht gekreppt zu werden...


    Dann macht man am Ende alles schön mit Holz-Öl und Wachs und poliert ein wenig rum:



    Hier sehen wir die Klinge, nachdem @beaeugt sich an ihr vergangen hat, d.h., die Fase sieht jetzt super aus und der Irre hat sogar noch die Klinge poliert... Pfft... Bushcrafter... :D vorher sah das Ding so aus:



    OK, zur Lederscheide:


    Stück Leder organisieren und dann kann man sich eine Papiervorlage ausdrucken oder erstellen oder wie ich, einfach Messer auflegen, anzeichnen und machen. Das setzt natürlich voraus, dass man eine Idee hat, wo man hin will. Meine Lederscheide sollte einfach und praktisch (Köcherscheide) sein. Hier im Forum gibt es unzählige Beispiele von wesentlich aufwändigeren Modellen - your choice...


    Schritt 2:


    Dann wird der Keder eingeklebt (die mittlere Lage, auf der die Schneide beim Ziehen liegt - einfach die vorhandene Form auf ein zweites Stück übertragen und je nach Vorgehensweise die Breite wählen. Da ich nicht mit Faden nähen, sondern mit Paracord festziehen wollte, habe ich den Keder eher breit (1cm) gewählt) und alles am BS abgerundet. Danach ordentlich Schuhcreme rauf (man kann auch vorher färben, alles geht...). Ich hab anschließend einen 5mm-Bohrer gewählt und entsprechend gebohrt. Vorher mit einem Zirkel die Löcher markieren (will man nähen, wählt man so ein Zahnrad oder eine Gabel, da die Abstände natürlich viel enger sind). Wollte erst Paracord zum "Nähen" nehmen, habe dann aber Reepschnur in einer Sattelstichvariante verarbeitet:



    Hier gibt es zig Möglichkeiten, die Nähte schöner zu machen. Ein erster Schritt wäre das Versenken der Naht. Aber, wir erinnern uns, das ganze Ensemble sollte an möglichst einem (langen) Nachmittag von Laien zu bauen sein. Oben noch zwei Schlitze für den Gürtel einsetzen und dann ist man auch schon fertig:



    Ich hoffe, euch gefällt es,
    alle Grüße


    o:dee

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  • :thumbsup: sehr schön gemacht!
    Danke für's Zeigen und Beschreiben. Was mir außerordentlich gut gefällt is, dass Du fast alles mit sehr einfachen Mitteln hergestellt hast. Klasse. :thumbup:
    Auf sowas steh ich!


    lieben ß
    kahel