MYOG - hochfeste Tauwerkschäkel auf die Schnelle...

  • So! Einen hau ich heute noch raus.... aber ganz schnell und dreckig:


    Ihr habt Seilreste rumliegen? Ihr wollt eine ultraleichte, hochfeste und nach Belastung einfach zu lösende Verbindung?


    Ihr braucht einen Tauwerkschäkel!


    Die Wassersportler kennen ihn, die ULer lieben ihn, ich mag ihn seiner Einfachheit wegen - und weil das Spleißen eines meiner Steckenpferde ist, die ich immer heimlich in der Werkstatt reite, wenn keiner hinguckt.


    Ihr benötigt:
    Hohltaue oder Kern-Mantel-Geflechte. Geschlagenes Tauwerk geht nicht. Messer, Zollstock. Spleißnadel.



    Nehmt lieber ein etwas längeres Stück Seil zum Probieren.
    Beide Enden auffummeln, bei -wie hier verwendeten- Kern-Mantel-Geflechten Seele freilegen:



    Seele entfernen:



    Jetzt liegt nur noch der Mantel da. Der wird jetzt zurückgespleißt und bildet dann eine neue Art Seele.
    Also: Strang halbieren und Spleißnadel (ein langer, modifizierter Kabelbinder oder ähnliches tut's auch!) auf gewünschte Länge in Richtung Halbierung in den Mantel durchstechen:



    Jetzt das Ende auf der Seite aufdröseln, auf der die Spleißnadel aus dem Mantel kommt und in das Öhr führen:



    Jetzt die Spleißnadel samt angedocktem Seilende zurückziehen. Das eingefädelte Ende bildet nun die Seele:



    Das entstehende Auge schön klein ziehen:



    Das war's schon fast.Allerdings folgt jetzt der Abschlussknoten. Ein zweistängiger Diamantknoten, bei dessen Herstellung mir heute noch regelmäßig die Sicherung rausfliegt.
    Zuerst legt ihr einen Trossenstek. Die freien Enden werden dann durch die Mitte geführt.



    Es ensteht der berüchtigte aber in seiner Formvollendung alles in den Schatten stellende Diamantknoten, dessen einzelne Windungen nah am Beginn seiner Stränge sorgsam dichtgeholt werden:




    Überstehende Seilenden kappen:



    Mit Feuerzeug verschweißen (Fans setzten ein Takling drauf, das ist aber ein eigenes Thema) und fretig:



    Geschlossen sieht das dann so aus. Die neue Seele ist in dem Mantel beweglich und so kann man das Auge auf und zuschieben, damit der Knoten durchpasst bzw. festgesetzt wird:



    Je nach verwendetem Material hält das wie Sau. Die Anwendungsmöglichkeiten sind unaufzählbar.
    Wenn man weiß, wie es geht, dauert das Ganze Minuten.


    Aus anständigem Hohltau hergestellt, kannst du deine Karre dranhängen. Versprochen.



    Muh!

  • Schöne Anleitung! Ich verwende die soft shackles manchmal beim Aufhängen der Hängematte. Sie wiegen (aus Dyneema gespleißt) nur ein paar Gramm und halten das Gewicht eines Pferdes.


    Nur mit steifgefrorenen Fingern ist das Öffnen etwas mühselig.

  • . Die Anwendungsmöglichkeiten sind unaufzählbar.

    :rotwerd: Vielleicht könntest du trotzdem mal eine aufzählen?


    Ich meine, das Ding sieht echt gut aus, die Anleitung ist Klasse gemacht, ich trau mir zu, das so nachzubauen :thumbup: ...nur : was macht man damit? So ein, zwei Beispiele wären toll!
    Ich steh da gerade ehrlich auf'm Schlauch, was man mit so nem kleine Schlaufenstück anfängt... :rotwerd:
    Sorry für meine Begriffsstutzigkeit
    LG schwyzi

    One man's trash is another man's treasure!
    Tough enough to wear pink.
    Member of the Hateful fifteen

  • Schwyzi so ein Ding heißt Soft shakel und wird wie ein
    schwerer Karabiner benutzt.
    Die Bruchlasten sind extrem. So ein Ding wie der von Kante Muh kann getrost
    5-6 Tonnen halten.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • @Mittagsfrost, auch für das fummelige Frost-Problem harter Wintercamper gibt es eine elegante Lösung:



    Einfach eine Reißleine in den beweglichen Part des Auges einspleißen: Das kurze Stück Hohlmaterial wird genau wie der SoftSchäkel hergestellt, aber vor dem Zurückholen in den Mantel in das Material des Schäkels geschlauft. Es sollte im geschlossenen Zustand des Schäkels ruhig etwas im Schäkel stecken.


    So alles richtig gemacht wurde, gibt es keinen Stress mehr! 8o





    Sauber.


    @schwyzi, wie @Konradsky schrieb, einfach als ultraleichten und -besonders für dich- trashcraftigen Karabinerersatz denken. Geht auch in Pink.
    So sich gar keine Verwendung finden will, hängst du es dir erstmal als schmückendes Element an den Rucksack und irgendwann kommt dann der Tag, an dem du froh bist, das du das Teil dabei hast.


    :thumbsup:


    Muh!

  • Ach... und zum Thema "schmückendes Element".
    Paracord eignet sich prima, sich einen solchen Schäkel für's Handgelenk zu spleißen. Aber nicht hängen bleiben. Der geht nicht ab!



    Schick. Und die Frauen stehen drauf. Hat sowas Matrosiges. Auch an dünnen Ärmchen.


    :thumbsup:

  • Hat sowas Matrosiges.

    Wenn sie dann feststellen, dass du einen Webeleinenstek nicht
    von einem Palstek und einen Kurzspleiß nicht von einem Augspleiß
    unterscheiden kannst, gehen sie dann zu einem echten Matrosen.
    Wie Kahel, Sharky, Seemann, Bernd Odenwald oder mich. ;)


    Gruss
    Konrad

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  • Berittene Gebirgsmarine... Man hat mich gerufen? :D


    @Konradsky ich war etwas irritiert, dass du so nett bist :/ :dolldrueck: Ich war doch nur Teilzeitseemann :D Allerdings habe ich bei Affenfaust und Diamantknoten auch regelmässig Wutausbrüche gekriegt.
    Aber Konni sag mal... warst du nicht Heizer? Ihr hattet da unten doch gar kein Licht um solche filigranen Knoten zu machen. Also der @kahel und ich, wir waren ja Decksziegen. Wenn wir nicht gepönt oder irgendwas repariert haben, mussten wir spleissen und Tampen aufschiessen. Aber wir hatten immer Tageslicht und salzige Meeresluft. 8o

  • Seemann war Heizer.
    Ich wußte von euch als einziger, wo es hinging(Navigation)
    Die komplexeren Dinge mußte ich den Ziegen immer beibringen. :Squirrel:


    Schöne Weihnachten, mein großer Sumoringer. ;)
    Konrad

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