[offenes Review] Midlayer

    • Offizieller Beitrag

    Sehr geehrte Anwesende und Anwesendinnen,


    In diesem Faden soll es um Midlayer gehen. Seit ca. 4 Monaten beschäftigte mich die Suche eines geeigneten Midlayers, der meinen Anforderungen entspricht. Ich schaute mir viel an, probierte unterschiedliche Produkte, verglich eine ganze Menge.


    Ich beginne mit der untersten, bzw. kleinsten Klasse, bei einem Midlayer, der in den ausstaffierten Bereichen bei 57g/m² liegt, da die Architektur der Jacke allerdings einem anderen Prinzip folgt, nicht überall isoliert ist. Man kann sie also im Querschnitt durchaus als 40g/m² durchgehen lassen und sie soll in der untersten Klasse die erste Vorstellung bzw. Test sein.


    Gerne soll der Faden neben Nachfragen auch um weitere Midlayer in gleicher oder anderer Klasse erweitert werden. Querverweise zu vergleichbaren Produkten können ja nur positiv sein.



    Ich beginne mit dem: "TAD Gear, Javelin Insulator Raven". ( https://tripleaughtdesign.com/shop/javelin-insulator/ ) Einem recht neuen Produkt aus den Staaten, dort auch hergestellt. Importieren kann man das selbst, bei TACWRK meist vergriffen, lohnt sich ferner noch ein Blick nach Finnland, ein dortiger Distributor ist für geringes Porto und eben zollfrei, durchaus fähig die Preise TACWRKs massiv zu unterbieten.


    Nachdem ich erst einmal die Jacke und die Spezifikationen vorstelle, werde ich diese in den nächsten Wochen in unterscheidlichen Kombinationen und bei unterschiedlichem Wetter ausprobieren. Bisher trage ich sie seit nem knappen Monat.



    Nkay...



    Es handelt sich - wie gesagt - um einen Midlayer, mit dem Fokus "Active", was sich auch im Schnitt wiederspiegelt. Das Prinzip ist keine voll einfassende Isolation, sondern ein steter Kreislauf an Be- und Entlüftung und einer Isolation gerade an neuralgischen Stellen.



    Verbaut sind die aktuell besten Materialien, die der Markt hergibt. Bei der Isolation setzt TAD auf Polartec Alpha ( http://polartec.com/product/polartec-alpha ) , welches mit 57g/m² verbaut ist. die Außenhülle ist klassisches Ripstopnylon, die Panel und hinten sind aus Polartec PowerGrid ( http://polartec.com/product/polartec-power-grid ). Damit ist der Materialgriff anderen Produkten überlegen. In anderen Füllklassen mag das anders aussehen.


    Die Verarbeitung im Allgemeinen ist überragend, wie man es von TAD Gear gewohnt ist. Die alten Tage der "Grey Group" sind dort lange gezählt und die neuen Produkte polarisieren, da sie in Sachen Aussehen und Design, aber auch Material und Konzept, neue Wege gehen, dennoch ist alles überragend genäht und verarbeitet.


    Fangen wir unten an, ein vernüftiger Reißer mit ebenfalls vernüftigem Greifer dran, den man auch mit Handschuhen gut öffnen kann. Die Leiste wird unterfüttert von einem ca 2!!! cm breiten Saum, der das Ziehen oder Kälte durch die RV-Leiste absolut verhindert.



    Zwei normale Taschen am Wanst, RV in gleicher Qualität. Bei vielen Jacken fungieren die Taschen auch gerne mal als Entlüfter. Hier nicht. Absolut dicht! Der Kragen umfasst mit doppelt gelegten Materialien den Hals sehr gut, besonders der Nacken, aber auch Kehlkopfbereich sind bestens versorgt.





    Der RV am Kinn ist umschlossen, dass man er nicht im Gesicht/Bart stört, hinten im Nacken sieht man die doppelt gelegten Panele, die astrein blastern. Man sieht auch, dass die Kapuze dem gleichen Belüftungsprinzip folgt, wie die ganze Jacke, dazu gleich noch mehr.



    Die Jacke kommt komplett ohne Kordeln aus, mit ein Grund, dass sie bei 380 Gramm insgesamt liegt. Die Ärmel verfügen über Daumenlöcher...




    ...und wie gesagt, die Kapuze ist auch "nur" durch Gummizug gespannt.





    Kommen wir zum Prinzip der Jacke. Zusammenfassend kann man sagen, an den Panels soll sie wärmen, an den Grids soll sie entlüften. Und das tut sie exzellent. Durch die Architektur der Jacke entsteht ein angenehmes Klima und sie entwickelt in unterschiedlichen Beanspruchungen ihre Leistung. Sowohl an der Kapuze, als auch am Torso selbst. Die gewärmten Partien sind exakt die Partien, die gewärmt werden müssen, viele andere Hersteller vernachlässigen diese Stellen leider. Das Grid ist doppelt gelegt, und verhindert einzischenden Wind. An der Kapuze das gleiche, vom Nacken zur Stirn Wärme, an den Seiten Entlüftung, man kann durch das PolartecGrid auch besser hören als durch eine "geschlossene Kapuze".




    Die Passform wird "Active" genannt, man erfreut sich durch den am oberen Rücken großzügigen Schnitt guter Beweglichkeit. Anders als bei den "konservativen" Produkten ist dieser Midlayer knapper bemessen, man kann von der angegebenen Größe eine knappe halbe Größe abziehen - wie es bei einem Midlayer sein soll. Die fehlenden Kordeln scheinen sie erst einmal nicht einstellbar zu machen. Aber das ist weder gewollt, noch nötig - sie passt einfach und ist aben dazu gemacht, zu passen. Das ist sowohl der Bauchbund, als auch die Ärmel und setzt sich an der Kapuze fort.


    So ist zu bemerken, dass selbst das Grid aus Polartec, trotz der Tatsache seiner Netzstruktur zwar entlüftet, die Wärme aber spürbar hält, es ist überall wo es verbaut ist doppelt gelegt. Regen machen sowohl der Ripstopshell, als auch dem Grid nichts aus, es zieht so gut wie kein Wind rein, weder durch die Grids, noch unter dem Bündchen hoch. Gerade der Rücken als Abdampffläche und in den meisten Fällen der Windseite abgewandt, sorgt für eine reibungslose Funktion der Jacke.


    Aalglatte Form bedeutet dennoch, dass ich bei meinem Test maximal Funktionsunterhemd als auch ne Bergans Ulrike darunter bekam, also trotz der ingesamt eher engeren Passform bietet sie genügend Reserven zum Zwiebeln. Unter einer Hardshell (in meinem Fall bisher eine Tilak Odin und eine Klättermusen Brage) bietet sie nach wie vor gute Bewegung, bei den bisherigen Szenarios jeweils ein perfektes Klima.


    Die "üblichen Verdächtigen" vernachlässigen meiner Meinung nach diese Sparte an Jacken, bzw. den unteren Bereich der Midlayer. So eigbnet sich die Javelin in Kobination mit guter Merinobase + zusätzlicher Iso durchaus, um bis 20° runter zu kommen und aktiv zu sein.



    Ich werde in den nächsten Wochen unterschiedliche Wetterlagen und Kleidungskombinazionen vorstellen. Würde mich sehr freuen, wenn wir noch ein paar Querverweise schaffen. Was diese Klasse Midlayer angeht, hat gerade die neue aCe von UF-Pro das Licht der Welt entdeckt, zwar ohne Kapuze, aber durchaus interessant. Aber auch die höheren Klassen bis 400 sind ja interessant und können hier ja "eigentlich" niemanden dümmer machen. 8o



    Tschüss, bis demnächst

  • Endlich mal ein Thema, von dem ich nicht ansatzweise Ahnung habe^^ Ich hab keinen expliziten Midlayer, nur leichte Jacken, die den Job machen koennen, ohne mich zu nerven.


    Mein Midlayer, ich interpretier das mal so, kann auch mal Outerlayer sein, hat den Schnitt einer Jacke und das Gewicht eines T-Shirts. Und eine Kapuze. Darunter kann ich auch 'n dicken Pulli tragen, aber das muss so, zu eng mag ich es nicht, und 20° schaff ich damit nicht, dann muss ich die aufmachen, sonst wird es zu warm. Besser ist der Bereich von 12 bis -5°C - Sachen wie Merinohemd oder dicker Pulli helfen dabei, wenn es kaelter ist.
    Es handelt sich um die MH Ghost Whisperer. Oben drueber ziehe ich bei ruppigem Wetter oder nahen Hunden mit Spieltrieb eine 2.5 Lagen Mountain Hardwear Regenjacke (ja, unfassbar, voll UL aber ich hab damit so manchen "Hundekampf" durchgestanden, die Jacke sogar noch besser als ich) und/oder meinen ollen Smock. Der haelt zwar nicht soviel aus wie das UL Zeug, hat aber mehr Stauraum fuer Evazote, Bioethanol und Bier. Wie ein Michelinmaennchen sehe ich in allen drei Lagen aus ;) Auch einzeln getragen...


    Den dortigen Distributor in Finnland darfst du ruhig namentlich erwaehnen, Stefan :D

    Historiker J. Talmon, Israel, hat 2 Demokratiearten unterschieden: pluralistisch-liberale-dogmenfreie u. totalitäre mit herrschender Doktrin und Denkverboten. In der 2. Variation gibt es eine Wahrheit a priori. Debatten sind Störfälle. Die einzig selig machende Wahrheit wird mit Mitteln d. Wissenschaft alternativlos gemacht, auf säkulare Weise für sakrosankt erklärt. Wer Differenzierung fordert oder zweifelt, wird mit dem Etikett «Leugner» in die Ecke der Flacherdler gestellt.

  • Prima gemachtes Review @Stefan ohne Frage. :danke:
    Da mich der Preis dieser Jacke interessierte und der im Review nirgendwo stand hab ich mal den Link aufgemacht, da war der Preis dann ja.
    200 Bucks sind nicht gerade wenig Geld finde ich. Aber so wie du die Jacke beschreibst, kann die ja auch was.


    Ich persöhnlich hab für so ne leichte Jacke, sprich Midlayer, bisher keine Verwendung für mich finden können.
    ( Bin da aber auch überhaupt kein Maßstab, da ich bis vor 2 Jahren draußen immer nur in ner karierten Holzfällerjacke rumlief )
    Gruß"Seemann"

    Wer vom Weg abkommt, lernt die Gegend kennen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Froinde! :thumbsup:


    Noch in diesem Jahr wollte ich meinen Survivalindex von 0,6 auf 0,76 erhöhen und nahm die Gelegenheit wahr. Wegen akuter Landflucht vor marodierenden Wahnsinnigen sind wir im südlichen Leinetal bei den Altvorderen. Bei etwa 10° wollte ich also den ersten Test machen. Eine schöne, knackige Bergaufpartie zum “Platz der Vergangenen“ stand an.


    Folgende Kombinazion war am Mann:
    - Merino Baselayer von Kwetschua, das dünnste was hier zu liegen ist
    - Baumwollsweater von Cheap&Awful
    - TAD Gear Javelin Insulator
    - Klättermusen Brage
    - 5.11 Jeans
    - Lowa Buran
    - Merinomütze
    - Tschibo Fingerlinge
    - Milspecmonkey Halsschlauch


    Auf ging's, eine schöne Bergaufpartie stand an:



    Und immer weiter bergauf, mein Metabolismus kam langsam in Wallung!



    Uuuuund immer weiter bergauf, musste beim kleinsten Anzeichen nasser, warmer Soße am Balg die Lüftung der Hardshell aktiviert werden.



    8o



    Nach einer guten halben Stunde war ich auf Betriebstemperatur und die Hardshell wurde ausgezogen. Weiter gings, noch immer keinen Schweiß am Astralkörper.



    Die Zeit schritt fort, zum Sonnenuntergang wollte ich am Ziel sein, ich latschte den Kamm entlang. Drehte rechts und es ging leicht bergab.


    Werfen wir einen Blick auf die Jacke, bzw. das Herzstück der Entlüftung, das Polartec Grid.



    Man sieht eine Struktur aus knubbeligen Vierecken, in den Kreuzfugen sind größere Ausläße. Durch den Abstand sammelt sich in den Kanälen die warme Luft, sobald mehr nachblastert, lüftet ab. Durch die senkrechten Kanäle steigt die warme Luft auf und bleibt in den Palnels am Nacken und Brust hängen. Die Profiltiefe liegt bei knapp 3 mm und ist somit weitaus mehr, als bei bisher bekannten und gängigen Membranen, die ebenfalls solche Abstandknubbel fürs Microklima haben. Gute Idee, und funktioniert.


    Weiter gings, im geschützen Steinbruch war es Zeit, einen kritischen Blick schweifen zu lassen.



    Wer das versteckte A im Bild findet gewinnt nen Gutschein von mir. Sieht man eigentlich, dass ich mir 2 Mettklumpen in den BH gestopft habe? Mit Zwiebeln.


    Nach intensiv kritischem Blick war es an der Zeit zu gehen. Ab dafür. Ohne Bewegung wurde es dennoch nicht kalt, oder auch nur Anzeichen der Auskühlung, gut, es war auch super Windgeschützt, Abstieg ins Tal.



    Durch Tunnelartige Schlängelwege ging es gemach bergab, allerdings wurde es auch wieder windig. Also wieder die Hardshell drüber. Diese ist übrigens nen Windpanzer bei ner Wassersäule von 20 Metern kann man das gut nachvollziehen. Ich nahm allerdings den Halsschlauch ab, und hatte nun die Möglichkeit dass über Hals und Nacken auch andampfen kann.



    Fein, fein, ich stieg also weiter ins Tal ab...


    Und dort war der Ausgang, noch ne viertel Stunde und ich war Hausi.




    Sooo, also bei etwa 10 Grad, mit zwischenzeitlich viel Wind war die Jacke erst einmal gut einzuschätzen und ein enormer Vorteil ist ihre “Schnelligkeit“. Direkt nach Entfernen der Hardshell spürt man keinen bzw. kaum Unterschied, und sie Arbeitet fleißig weiter. Die einzeln gewählten Zonen zur Entlüftung wirken direkt unter den Armen, also an den Torsoseiten am intensivsten, wohl durch die Armbewegung beim Gehen. Am Rücken merkt man, dass besonders der Aufstieg von Wärme ausgenutzt wird und diese nicht einfach schwindet, sondern über den Kragen in die Kapuze gelangt, oder eben erst mal in den Panels am oberen Rücken und Schultern hängen bleibt. Bei der heutigen Kurzbelastung fiel auf, dass der Baumwollsweater überflüssig war, man hätte den Insulator auch direkt auf die Funktionsunterwäsche tragen können.


    Hoffen wir nun auf fallende Temperaturen und somit die Möglichkeit, das Ding in weiteren Setups und Kombies auszuprobieren. Jedenfalls erst einmal faszinierend, dass ein Hauch von 380 Gramm diese Leistung vollbringt, nicht nur um warmzuhalten, sondern eben im speziellen auch runterzukühlen und exakt zu Temperieren, dennoch ohne sich groß umstellen zu müssen, was das jeweilige An- und Ausziehen der Hardshell angeht.


    Schnee und Kälte mögen kommen, der nächste Testbereich soll bei +/- 0° liegen. Bis dahin.


    Euer Hartmuth! :thumbsup: