Hilfe erbeten - Parka imprägnieren

  • Ich bin seit kurzem stolzer Besitzer eines neuen Nachbaus und eines alten Original BW-Parkas.


    Ursprünglich wollte ich zumindest einen davon mit dem FR Grönlandwachs behandeln - versuchsweise. Allerdings scheue ich etwas den Aufwand und befürchte, dass der Stoff dadurch hart wird.


    Mir ist klar, dass ich die Teile nicht wasserdicht bekomme. Einen gewissen Imprägnierungseffekt möchte ich aber schon erzielen. Deshalb meine Frage in die Runde, ob es empfehlenswerte Mittel für den Parka gibt. Gerne auch Rezepte für selbst gemixtes.


    Ich bin mir sicher, dass ihr mir helfen könnt und danke im Voraus.

  • Diese FR-Grönlandwachs - Geschichte ist meiner Ansicht nach schon wirklich eine gute Sache.
    Sicher, das ist Arbeit und nicht mal "eben so nebenbei" gemacht, wie z.B. mit einem Imprägnierspray - ganz im Gegenteil, aber dafür ist's authentischer, hat Charakter und macht Kleidungsstücke auch mehr zu Unikaten.
    Es gibt ja einige in der Szene - außerhalb sicher auch - denen ist der Originalwachs zu teuer und machen sich so einen Wachs selber. Ich hab' da schon mal so ein paar Ergebnisse gesehen - ja na, manche sehen da richtig "stocksteif" aus und werden sich wahrscheinlich auch so tragen.


    Die Werbung zum Grönlandwachs sagt ja auch, dass ich die Wasserdichtigkeit oder -beständigkeit (besser) über die Menge des aufgebrachten Wachses regulieren kann. Sicher, wenn ich dem nackten Kerzendocht einen entsprechenden Wachsmantel verpasse (das fertige Produkt nennt sich dann auch Kerze), dann wird der Docht auch nicht nass, selbst wenn ich die Kerze in einer Pfütze liegen lasse.


    Meiner Meinung nach liegt das Ergebnis in der goldenen Mitte und ist ein Kompromiss.
    Wenn ich "wasserdicht" haben will, kaufe ich besser direkt ein Kleidungsstück aus entsprechend hergestelltem Material ("Goretex" o.ä. nur als Beispiel genannt). Wenn ich so was wie einen BW Parka (o.ä.) tragen will, wie man es vielleicht von "früher" kannte, tja, dann sollte man auch da authentisch bleiben umd den vermeintlichen Nachteil (nicht ganz dicht) in Kauf nehmen.
    Mein Parka ist sowohl materiell als auch optisch 70iger-Jahre-Stil und ich würde einen Teufel tun, den wasserdicht zu machen über Wachs oder Imprägnierspray - wäre er aus/mit "Goretex" & Co., hätte ich ihn hängen lassen.


    Das mit dem Grönlandwachs mache ich so - ich sag mal geplant - 1x im Jahr und das reicht eigentlich auch; iimmerhin ziehe ich ihn nicht alle 365 Tage im Jahr an und halte mich auch nicht bei jeder Möglichkeit in strömendem Regen auf, ...
    Und wenn die Wachsimprägnierung dann mal nachlässt, ja, dann ist das halt so!

    Die Natur hat tausend Freuden für den, der sie sucht
    und mit warmen Herzen in ihren Tempel eintritt.

    Rahel Varnhagen

  • Ich hab mit dem FR-Wachs bisher gute Erfahrungen gemacht bei den G1000 Hosen.
    Wie das bei nem BW-Parka aussieht weiß ich nicht.
    Habe neulich mal ne Mammut-Hose (Mischgewebe) damit gemacht funktioniert auch, aber nicht so gut wie bei G1000.
    Ich mache das übrigens immer mit nem Fön flüssig,nach dem Einreiben mit dem Wachsblock. Ist relativ easy.
    Gruß"Seemann"

  • Diese FR-Grönlandwachs - Geschichte ist meiner Ansicht nach schon wirklich eine gute Sache.
    Sicher, das ist Arbeit und nicht mal "eben so nebenbei" gemacht, wie z.B. mit einem Imprägnierspray - ganz im Gegenteil, aber dafür ist's authentischer, hat Charakter und macht Kleidungsstücke auch mehr zu Unikaten.
    Es gibt ja einige in der Szene - außerhalb sicher auch - denen ist der Originalwachs zu teuer und machen sich so einen Wachs selber. Ich hab' da schon mal so ein paar Ergebnisse gesehen - ja na, manche sehen da richtig "stocksteif" aus und werden sich wahrscheinlich auch so tragen.


    ...

    Früher stand beim Originalwax noch die Zusammensetzung drauf, imho Bienenwachs zu Paraffin 40:60.
    Für Unterwegs, in einem leeren Teelichter-Napf zusammenschmelzen, erkalten lassen und zum auslösen in die Tiefkühle.


    Btw, die Mischung ist ein guter Ausgangspunkt für eigene Zusammenstellungen. Mit ein klein wenig (ca. 5%) Kolophonium drin wird es z.B. weicher und etwas klebriger.

  • Was man bei Wachs nicht vergessen darf: die Atmungsaktivität leidet ziemlich.


    Ich würde wie @OpsBase auch Nikwax Cottonproof empfehlen. Ich mache damit regelmäßig meine Baumwollmischgewebe Jacken/Anoraks und bin damit recht zufrieden. Ich mache das allerdings nicht in der Waschmaschine, sondern per Hand im Waschbecken/Eimer mit der doppelten Menge Nikwax. Das Resultat ist deutlich besser als aus der Maschine.

    Skal hilse fra fjellet – det evige land,
    hvor moskus og jerven har bolig.
    Min lengsel dit inn er blitt som en brann.
    Kun der får jeg fred og blir rolig...


    Jon Ø. Hov

  • Ich habe aktuell keinen direkten Vergleich, subjektiv würde ich sagen dass die Atmungsaktivität und die Abperlwirkung signifikant besser ist als mit Grönlandwachs. Grönlandwachs finde ich generell aber auch eher mickrig - entweder man wachst so viel, dass es schwitzig wird oder man nimmt weniger und hat dann keine Wirkung. Nikwax ist glaube ich silikonbasiert und muss natürlich auch regelmäßig nachimprägniert werden. Eine Abperlwirkung wie bei ner neuen flourcarbon DWR oder gar eine signifikante Dichtigkeit darf man aber nicht erwarten. Lundhags nimmt das Zeug teilweise als Werksimprägnierung für solche Stoffe. Bei Hosen wäscht es sich wie bei allen Impränierungen zu schnell raus, bei Jacken taugt es aber imho. Für mich ist das Zeug eine gute Ergänzung für Baumwollmischgewebe. Mein Eindruck: Leichter Regen perlt ab, Schnee bleibt nicht so doll hängen, das Gewebe nimmt nicht mehr so viel Feuchtigkeit auf & trocknet etwas schneller und die Zipper laufen etwas leichter. Meine Erfahrungen basieren auf Mischgewebe mit 35 bzw, 60% Baumwollanteil.


    Gesamtbewertung: gut, aber kein Zaubermittel.


    Nachtrag: Fjällräven Nachimprägnierung mit Nikwax. Bei Bergans und Lundhags Mischgewebe sieht das bei mir genauso aus. Ist zwar auf finnisch, aber es gibt Untertitel und der Effekt ist gut sichtbar ab Minute 4:00.


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    Jon Ø. Hov

    2 Mal editiert, zuletzt von karlson ()

  • @karlson
    ja auch ohne die Sprache zu können, ist klar zu verstehen, worum es geht.
    Aber zwei Sachen finde ich etwas, wie soll ich sagen, kontraproduktiv:
    1. auf diese Weise imprägniert man die Jacke / Hose auch von innen,
    2. die Plörre dann einfach in den Wannenausguß zu kippen, ist auch nicht so der Weisheit letzter Schluß.
    Aber du hast das Video ja nicht gemacht und das, das Zeug was kann, ist ja gut zu sehen.
    Ich hab Nikwachs Zeltimprägnierung fürs Tipi SPZ und mein Tatonka Tarp genutzt ( auf @kahels Tipp hin ) und das hat sehr gut funktioniert!
    Gruß"Seemann"

    Wer vom Weg abkommt, lernt die Gegend kennen!

  • @Seemann, um das mit der Plörre im Ausguß zu vermeiden kann man das Zeugs mit einem Schwamm aufbringen, am besten, wenn der Stoff ganz frisch gewaschen ist. Anziehen und sich von jemandem Anders "den Pelz waschen" lassen ;-). Dann braucht man den Rest nicht wegkippen. Dafür die Mischung nochmal konzentrierter ansetzen und hinterher zur erneuten Verwendung in einem Kunststoffkanister aufheben.


    Eine andere Frage ist, wie im Video angesprochen, wie lange das bei Dauerregen hält (der Vergleich im Video mit Gorotex halte ich aber für etwas übertrieben ;) )...


    Eine andere Frage - es gibt ja auch die Wachstuckjacken (Barbour z.B-), die wohl dichter sind, habe aber keine echte Erfahrung damit, nur Erzählungen. Stimmt das? Und wie bringt man dieses wachs/Schmodder, den man ja kaufen kann, dann am besten auf? Läßt sich das Zeugs z.B. mit Waschbenzin dünnflüssiger machen und so besser applizieren? Sonst artet es ja wohl in eine ziemliche Sauerei aus.

  • @kra da hast du wahr!
    Die Barbour und Belstaff Motorradjacken der 60iger waren ne riesen Sauerei!
    Das Wachsen mußte oft wiederholt werden, bis die "dicht" waren und dann schlierten die so , das man immer sich und alles andere schwarz einsaute.
    Die Atmungsaktivität litt auch darunter und das Wärmefutter war nur so ein karierter Stoff. Der Vergleich hinkt nur insofern, das es damals praktisch nur eine
    Alternative gab, das war der Kleppermantel und der war gummiert, imho null Atmung. Heute hast du ganz andere Materialien und Möglichkeiten, aber damals war so ein Trailmaster,
    so hieß der komplette Anzug, die Wahl der Profis!!! Das fuhren Weltmeister (Sammy Miller) und damit war das für Moppedfahrer Hänschen Mustermann, das Non-Plus-Ultra!
    Gruß"Seemann"

  • Eine andere Frage - es gibt ja auch die Wachstuckjacken (Barbour z.B-), die wohl dichter sind, habe aber keine echte Erfahrung damit, nur Erzählungen. Stimmt das?


    Ja, das wird richtig dicht. So dicht, daß es auch für Motorradjacken im Winter reicht, im Salznebel und Autobahngischt, stundenlang.


    Atmungsaktiv ist aber was anderes. Wenn ich zwei, drei Stunden bergauf, bergab mit dem Hund im Wald war, dann trockne ich die Wachsjacke erstmal von außen, auf einem Bügel, frei hängend. Später drehe ich die Jacke auf links, damit auch die Ärmel von innen trocken werden. Die sind dann immer noch klamm.


    Für Trekking ist das nichts, vom Gewicht abgesehen.


    Und wie bringt man dieses wachs/Schmodder, den man ja kaufen kann, dann am besten auf? Läßt sich das Zeugs z.B. mit Waschbenzin dünnflüssiger machen und so besser applizieren? Sonst artet es ja wohl in eine ziemliche Sauerei aus.


    Man erhitzt die kleine Dose im Wasserbad und tupft das flüssige Wachs mit einem Lappen oder Schwämmchen auf, besonders an Nähten und Knöpfen. Später wird mit einem Fön nochmal 'rübergegangen, oder man hängt die Jacke nahe einem Ofen oder in der prallen Sonne auf. Dann zieht alles nochmal mehr ein. Hinterher kann man mit dem Schwamm oder einer Bürste darübergehen, um das jetzt wieder weiche Wachs/Ölgemisch gleichmäßiger zu verteilen, und um Überschuß abzunehmen.


    Die Jacke ist dann immer noch etwas klebrig, aber das gibt sich in den nächsten Tagen und Wochen wieder, die Imprägnierung reift nach.


    Riecht auch gut. :)

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • dann schlierten die so , das man immer sich und alles andere schwarz einsaute.


    Ja. Man brauchte nur in einem Abstand von einigen Metern an so einer Jacke vorbeigehen, und man hatte wieder schwarze Fingernägel. Hieß es. :D


    Roch dann irgendwann nicht so gut. <X

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • da roch dann aber nicht nur die Jacke, sondern immer der ganze Kradler nach!


    Oh ja, stimmt. Aber ich habe immer der Jacke die Schuld gegeben. :D


    Die Linke vom Lenker zum Gruß


    Auch so. Aber nur ganz kurz. Man weiß ja nie ...


    (Auf der MZ hatte man immer zwei Finger an der Kupplung ... )


    Möge an Deinem Lenker nie der gelbe Schal flattern. :thumbup:

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • Barbour Jacken sind ungefähr so atmungsaktiv wie ein Friesennerz!! :S
    Und wenn man den BW Parka mit Barbour Wachs behandelt, kann man ihn auch gleich in Folie einwrappen. Genauso atmungsaktiv!
    Die einzig dichte Variante, die ich in den 70ern hatte, war Mal ein original. BW Parka mit so Plastikeinlage im Schulterbereich. Dort war's dicht. Nur dort!
    Und ich hab jahrelang diverse Parkas getragen, die kriegt man kaum dicht, wenn man etwas Atmungsaktivität haben möchte.
    LG schwyzi

    One man's trash is another man's treasure!
    Tough enough to wear pink.
    Member of the Hateful fifteen

  • Oilskin/Wachscotton: Kaufberatung für natürliche Bekleidung bei feuchtem Wetter gesucht


    Im obigen Faden wurde das Thema schon bearbeitet. Da sind auch meine Negativ-Erfahrungen mit der selbstgepanschten Silikonbeschichtung beschrieben. Wenn dieses Cottonproof ebenfalls auf Silikon basiert, werde ich darauf verzichten.


    Bei meinem Cottonhut nehme ich das Wachs, trage es trocken auf und föne es dann ein. Funktioniert auf dieser kleinen Fläche ganz gut und wird auch dicht. Aber ich schwitze drunter wie ein Büffel. Daher fällt auch dieses bei dem Parka weg.


    Hat noch wer ne andere Idee?


    @Friese


    Ich BIN eine Mimose.