Tiere beobachten

  • Ich würde gerne auf meinen kleinen Ausflügen mehr Tiere sehen. Evtl auch mal ein bissl stehen oder sitzen bleiben und beobachten. Bisher ist das immer Zufall wenn mir mal was über den Weg hoppelt.


    Habt ihr da Tipps für mich? Wie wichtig ist die richtige Tageszeit? Gegen den Wind gehen? Tarnung? Evtl. "Ansitzen"?

    I don’t really have no ambition you know. I only have one thing I’d really like to see happen.

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    Bob Marley

  • Oh, tolles Thema.


    Das ist ein weites Feld. Bevor ich Tipps gebe, würde ich gern wissen welche Tiere du beobachten möchtest.
    Oder ist das egal?

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    Mit jeder Sprache, die du erlernst, befreist du einen bis daher in dir gebundenen Geist. Friedrich Rückert

  • Die Dämmerung - egal ob morgens oder abends - ist nach meinen Beobachtungen eine gute Zeit; auf den Wind achte ich nicht, aber ich renne auch nicht "eingedieselt" im Wald `rum (meinen - für die Tiere deutlich wahrnehmbaren - Eigengeruch habe ich trotzdem, weiß ich :)). Auch ich halte Ruhe und "Bewegungslosigkeit" für wichtige Erfolgsgaranten; mit meinen Lütten habe ich das immer so gemacht:
    im Hellen einen gut erreichbaren Wildwechsel/Wildpfad von Schalenwild mit in ca. 20 Metern Entfernung bequemer(!) Stelle zum Hinsetzen suchen - Stelle merken,
    ca. 1/4 Stunde vor Einbruch (oder Anbruch) der Dämmerung diese Stelle leise aufsuchen, Klappe halten, nicht Rascheln/Hoppeln/Reiß- oder Klettverschlüsse betätigen, Sitzenbleiben und HORCHEN...
    ...ab irgendwann hört man die Tiere dann schon "angetrabt" kommen und...
    ...plötzlich sieht man sie. :) Entweder gemächlich/vorsichtig äugend durchs Unterholz streifen...
    ...oder flott einen breiteren Waldweg überqueren.
    Funzt auch gut an Waldrändern (ich/wir im Wald; Blickrichtung Lichtung/Wiese).
    NACHTRAG: vorher schauen, ob da ein Hochsitz in der Nähe ist - gerade breitere Waldwege/kliene Lichtungen werden auch gern von Jägern "belagert" - nicht, dass man noch selbst im Schussfeld sitzt; wäre für alle Beteiligten "doof".


    Aber: mit Wildschweinen habe ich mir das nie getraut (deshalb schrieb ich oben Schalenwild; Karnickel rennen auch oft dort entlang) - da ist mir (bin halt ein Schisser) das "Überraschungsmoment" zu groß...
    ...Schwarzkittel sehen wir auch so mehr als genug.
    Eine Mufflonherde können wir auf einer bestimmten Wiese beobachten - aber eher aus 100-150 Metern Entfernung; die sind richtig scheu.


    VG
    Bolt

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • Mich interessiert alles was so wild in unseren Breitengraden lebt.


    Ich habe mal einen Ringelnatter gesehen, das war ein schönes Erlebnis. Das klappt eher selten, weil Schlangen jede Erschütterung des Boden wahrnehmen und dann schnell weg sind.


    Singvögel habe ich schon viele mit dem Fernglas beobachtet. Das ist ja eher einfach. Insekten und Käfer auch kein Problem. Kröten, alles easy.


    Ich würde gerne auch die scheuen Tiere mal sehen.

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    Bob Marley

  • Empfehlenswert ist, grundsätzlich etwas über das Verhalten der Spezies zu wissen, z. B.:


    - bevorzugter Lebensraum
    - Aktivitätszeiträume (Tag-/Nachtaktiv)
    - Fluchtdistanz
    - Fortpflanzungszeitraum
    .........


    Und zum beobachten gehe ich grundsätzlich alleine (ok, Zuckerschnute ist dabei, quatscht und lärmt aber nicht).

  • Ich würde gerne auch die scheuen Tiere mal sehen.

    Okay, da denke ich als erstes an das Reh. Ich habe in den letzten Jahren an verschiedenen Orten einige Sprünge Rehe beobachtet. Diese hielten sich tagsüber meist auf Feldern (in Waldnähe) auf und haben sich nachts in Mulden geduckt oder im Wald Deckung gesucht.
    In offener Landschaft ist es natürlich einfacher sie zu beobachten. Da gehst du halt mal in die Feldmark, falls nötig mit Fernglas und schaust wo sie sich gern aufhalten. Das hängt natürlich vom jeweiligen Nahrungsangebot ab. Wenn du sie einmal aus der Ferne erspäht hast, kannst du gucken ob es durch Hecken o.ä. eine Möglichkeit gibt sich anzupirschen. Wenn du dich langsam genug bewegst, geht es auf eine gewisse Distanz auch ohne Hecke. Die Tiere dürfen dich halt nicht als Gefahr wahrnehmen. Mach dich klein, sei leise und langsam. Solange die Rehe in Ruhe äsen ist alles in Ordnung. Wenn sie den Kopf hoch nehmen und in deine Richtung schauen (sichern), sind sie in Alarmbereitschaft. Dann still halten. Näher wirst du wahrscheinlich nicht rankommen.
    Im Wald ist es etwas schwieriger. Wenn man da normal durchgeht, bemerken die Rehe den Menschen zuerst und fliehen sofort. Wenn dir das passiert, weißt du aber schon mal wo es welche gibt und kannst dich der Stelle nächstes Mal langsam und aufmerksam nähren. Oder halt wie schon gesagt an einem Ort wo man ein Stück weit gucken kann, ganz ruhig hinsetzen und warten. Irgendwas rührt sich dann bestimmt.
    Achso, und natürlich nach Spuren suchen. Jetzt nach dem Regen kannst du in den aufgeweichten Waldwegen sehr gut Trittsiegel erkennen.
    Grundsätzlich ist es hilfreich möglichst viel über die Lebensweise der Tiere zu wissen, und welches Wild bei dir hauptsächlich vorkommt. Du lebst in Franken. Da kenn ich mich nur wenig aus. Wahrscheinlich habt ihr mehr Rotwild als wir in Niedersachsen.
    Probier es mal aus und berichte von deinen Erfahrungen.

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  • Danke für eure Tipps. Da ist schon viel inspirierendes dabei.


    Wie finde ich so einen Wildwechsel? Kann man da nur nach Tierspuren gehen? Oder gibt es noch andere Hinweise?


    Das mit den Apachen Scouts klingt spannend. Auf so einen Kurs hätt' ich schon mal Lust.

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    Bob Marley

  • Der ganze Wald ist von Wildwechsel durchzogen ...


    Man kann nach einem Regentag in den Wald gehen und die Wege ablaufen bis man Spuren findet ...


    Oder man legt eine Sandfalle aus!


    Dabei sucht man sich eine Stelle, wo viele Wildpfade zusammen laufen und streut Sand aus...


    Wenn man am nächsten Tag wiederkommt kann man sehen, wer da alles lang ist ... ;)


    Bis dann,
    JC

  • ...
    Wie finde ich so einen Wildwechsel? Kann man da nur nach Tierspuren gehen? Oder gibt es noch andere Hinweise?
    ...

    Geh etwas(!) abseits eines Weges, und dann wirst du irgendwann auf eine Art schmalen "Trampelpfad" stoßen (besonders gut zu erkennen, wenn es da einen Hang hinauf/hinab geht) und dich fragen, was der hier macht - DAS ist ein Wildpfad. Diesem folgst du weiter bis zum "Menschenweg/Forstweg", überquerst den Menschenweg und schaust auf der anderen Seite, wo der Trampelpfad/Wildweg weitergeht; die Stelle, wo der Wildpfad den Menschenweg kreuzt, ist der Wildwechsel (weil das Wild von einer Seite auf die andere wechselt).


    Nun zum Rechtlichen und Menschlichen:
    Etwas(!) abseits des Weges soll heißen, nicht bis in die Dickung hinein - das Wild braucht Ruhe und Flucht (weil du es aufscheuchst) kostet viel Energie (rate mal, warum z.B. Rehe immer so "schlank" sind - weil die, speziell im Winter, meist gerade so über die Runden kommen; d.H. Nahrungsaufnahme (Energiegewinn) und Energieverlust halten sich die Waage; wenn mehr Energieverlust (durch Flucht), dann können die oft nicht einfach mehr fressen, weil entweder das Nahrungsangebot oder die Zeit zum Fressen zu knapp sind - ein Jäger kann dir das sicherlich besser erklären). Zwei, drei Meter abseits des Weges reichen - wenn du dann etwas erfahrener bist, dann siehst du die Spuren am Wegesrand auch so.
    Rechtlich: sobald du einem Wildpfad folgst, kann(!) dir das schon als Wilderei ausgelegt werden, da du dem Wild "nachstellst". Es kommt natürlich immer darauf an, wie du dort `rummrennst - irgendwelche Mittel zum Fallenbau oder gar einen Bogen o.ä. solltest du nicht dabei haben, oder sogar nur sichtbar Federn, Abwurfstangen, Knochen...
    ...braucht man ja auch alles nicht, wenn man Wild beobachten will. Falls wirklich jemand fragt, warst du halt kurz Pullern :)


    VG
    Bolt


    Tante Edith: Jerry Cornelius war schneller, aber ich lasse es trotzdem mal stehen, da er auch eine andere Art von Wildwechsel meint... :)

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    Antoine de Saint-Exupéry

    • Offizieller Beitrag

    Meine Bitte als Heger, Pfleger und Jäger:
    Denkt bitte nicht nur an eure Bedürfnisse! Gerade im Winter braucht das Wild Ruhe. Dann auch noch zum Setzen/Frischen der Jungtiere und zur Aufzucht. Und bei dem Thema sollten wir uns kritisch mit unserem Verhalten auseinandersetzen!
    Aus eigenem Erleben mit Bushcraftern bei der Jagd merke ich immer wieder, dass gut gemeint nicht gut gekonnt ist. Fast niemand, der meinte pirschen zu können, konnte es dann auch. Ja, vielleicht hat man sich tatsächlich mal ein Tier erpirscht. Aber von den anderen 90%, die man verscheucht hat, hat man nichts mitbekommen. Und dann erliegt man dem Trugschluss, dass man nicht die Natur stören würde!
    Das Thema macht mir ziemlich Bedenken.
    Mein ganz dringender Rat: Fragt einen Jäger, z.B. über den Hegering, ob ihr mal mit ansitzen dürft. Die Kanzeln stehen an strategisch günstigen Stellen und der Jäger weiß sehr genau, wann dort Wild aktiv ist.

  • Danke @Friese, für diesen wichtigen Hinweis.


    Wobei ich ein bißchen darüber schmunzeln muss, dass du die ermahnst, die schon mal dabei sind, sich intensiver mit dem Wild zu beschäftigen. Ich hoffe natürlich, dass damit bei allen auch eine Sensibilisierung für die Bedürfnisse des Wildes einher geht. Was ist mit denen, die eine Tour, eine Challenge, eine Übernachtung, ein Waldcamp oder sonst was planen und dabei dem Wild genau so nah sind, ohne überhaupt daran zu denken? ;)


    Ehrlich gesagt bin ich selbst dabei auch öfter ein bißchen in der Zwickmühle.


    Mal angenommen die Möglichkeit einen Jäger zu begleiten steht (zur Zeit) nicht zu Verfügung. Was rätst du dann?

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    • Offizieller Beitrag

    Wieso schmunzelst du? Gerade die, die sich in der Praxis mit Wild beschäftigen, stören es auch de facto am meisten. Hier geht es doch gerade darum, "Liegeplätze" der Rehe aufzusuchen X( , Wege zu verlassen etc.
    Diese Ratschläge empfinde ich als gruselig. Und die konkreten Tipps zum Anpirschen von Rehen sind zudem faktisch falsch.