Multifuel Campingkocher - paar Tips für Vorheizen & Betrieb

Die kalte Jahreshälfte ist bereits angebrochen und neben einem guten Holzfeuer eignen sich Mehrstoffbrenner welche z.B. mit Benzin oder Diesel betrieben werden ausgezeichnet für den Betrieb selbst bei tiefen Temperaturen. Manche scheuen diese Kategorie der Campingkocher da sie als etwas komplizierter z.B. im Startvorgang und in der Handhabung gelten als übliche Spiritus- oder Gaskocher. Das Kochen mit solchen Multifuel Stoves ist aber keinesfalls ein Mirakel, ...

Bei einem meiner letzten Outings hab ich einen Benzinkocher in einer Zeltapsis benutzt und es hat gute Gründe wieso dies vermieden werden soll wie z.B. die Konzentration von Verbrennungsgasen im Zelt, Kondensat im Zelt durch die den Wasserdampf aus den Töpfen und schlicht Sicherheitsaspekte da sich in der Näher der offenen Kocherflamme brennbaren Zeltstoffe etc. befinden. Entsprechende Vorsicht ist deshalb geboten!

Hab mein Zelt leider so aufgestellt dass ausgerechnet in der Apsis eine Mulde war - der Wald ist eben nicht ganz so eben wie die Tischplatte des Klapptisches am Campingplatz oder die Gartenterasse. Hab diese Manko durch ein paar Steine ausgeglichen. Drauf hab ich einen Edelstahlteller gestellt, er soll einerseits für den Kocher eine ebene Standfläche ergeben als auch als Schutz für den Untergrund sollten mal ein paar Tropfen Treibstoff daneben gehen oder das Kochgut überlaufen. Bei manchen Kochern ist auch eine dickere faltbare Aluflolie dabei welche diese Schutzfunktion ebenfalls gut erfüllt.

Mein Kocher ist ein Modell mit externen Tank und besteht aus 3 Hauptbestandteilen:
1/ Brenner m. Standfüßen, Topfauflagen u. Treibstoffleitung
2/ Pumpe m. Regelventil
3/ Brennstoffflasche (externer Tank)

Schon bevor man loszieht gibt es ein paar Details zu beachten wie z.B. dass die für den mitgeführten Treibstoff angedachte Düse eingebaut ist. Zudem hat die Brennstoffflasche eine max. Füllhöhe die tunlichst einzuhalten ist. Einerseits wird die Pumpe in die Flasche eingeschraubt und ist diese randvoll würde der Treibstoff überschwappen. Andererseits wird Volumen für den Druckaufbau benötig damit später gleichmäßiger Betrieb möglich ist.

Bevor ich die Pumpe in die Tankflasche schraube kontrolliere ich nochmals dass das Regelventil sicher geschlossen ist. Rauchen bzw. ein hantieren neben offenem Feuer verbietet sich selbstverständlich solange die Tankflasche nicht geschlossen ist und hier Treibstoff ausgasen kann.

Mit einigen Pumpstößen wird Druck in der Flasche aufgebaut welcher später Benzin durch die Zuleitung zum Brenner drückt.

Dannach wird die Zuleitung zum Brenner mit der Treibstofflasche verbunden. Etwas Schmiermittel (Silikonöl, Vaseline, ...) schadet hier zur Schonung des Dichtringes zumindest bei meinem Modell nicht!

Der Sicherungsbügel ist unbedingt zu schließen, so daß sich diese Verbindung nicht während des Betriebes lösen kann. Andere Modelle haben event. hier eine Schraubverbindung etc.

Der Kocher wird nun auf das Edelstahlteller gestellt und wäre im Prinzip betriebsbereit.
Der im Tank befindliche Treibstoff muß vergast/verdampft werden um eine effizente Verbrennung zu ermöglichen was an einer blauen Brennerflamme unschwer zu erkennen ist. Dieser Vergasungvorgang wird durch das sogenannte Generatorrohr ermöglicht. Das ist das bogenförmige Rohrstück dass bei meinem Kocher etwas über den Brenner hinausragt und leicht zu erkennen ist. Der Verdampfungsprozeß des Treibstoffes geschieht mittels Hitze und deshalb muß der noch kalte Kocher vorgeheitzt werden damit dieser sozusagen auf seine Betriebstemperatur kommt.

Dieses Vorheizen des Kochers kann mit dem Treibstoff aus dem Tank durchgeführt werden, was aber meißt etwas rußt. Aus diesem Grund verwende ich gerne Brennpaste und/oder Spiritus was so gut wie rückstandsfrei passiert. Zuerst öffne ich jedoch das Regelventil damit sich die Zuleitung zum Brenner füllt bis etwas flüssiger Treibstoff aus der Düse austritt - das Ventil schließe ich dann sofort. Bei meinem Modell befindet sich die Vorwärmeschale unterhalb des Brenners und diese wird mit Brennspiritus gefüllt. Zusätzlich kann etwas Brennpaste auf das Generatorohr gegeben werden - ein kleines Holzstückchen ist dabei sehr hilfreich.

Bevor der Kocher entzündet wird kontrolliere ich nochmals ob nirgends wo Treibstoff austritt. Wegen der regnerischen Verhältnisse an diesem Tag waren aber überall Wassertropfen und es war so gut wie nicht erkennbar ob dies Treibstoff oder doch nur Regenwasser war. Weil aber kein Benzingeruch bemerkbar war hab ich das Teil mal als 'dicht' eingestuft. Da ich den Kocher in einer Zeltapsis entzündet habe und Benzinkocher gerne mal mit einer Stichflamme starten habe ich einen Kochtopf vorbereitet um die unmittelbare Umgebung des Kochers vor allfälligen Stichflammen abdecken und schützen zu können.

Der Brennspiritus in der Vorwärmeschale wurde etwas 'unbushcraftig' mit einem schnöden Feuerzeug entzündet.

Im Bild unterhalb ist zu sehen wie ich den Kochftopf einsetze um mein Zelt vor den Flammen während des Vorheizprozesses zu schützen. War aber diesmal relativ unspektakulär ...

Der Spiritus in der Vorwärmeschale brennt vielleicht für nicht mal 1 Minute und während dieser Zeit behalte ich den Brenner im Auge. Wenn der Kocher auf Betriebstemperatur kommt ist teilweise ein Zischgeräusch wahrnehmbar, wenn der Treibstoff im Generaturrohr schön langsam verdampft und bereits stoßweise gasförmig aus der Düse austritt. Bevor die Flamme in der Vorwärmeschale ganz erlischt öffne ich das Regelventil und üblicherweise beginnt der Kocher dann sofort mit blauer Flamme zu brennen ...

Mein Kocher arbeitet vergleichsweise leise und hat einen ähnlichen Geräuschpegel wie z.B. übliche Gaskocher. Der Windschutz um den Brenner beginnt dabei zu glühen was sogar bei Tageslicht zu sehen ist und doch etwas spektakulär anmutet. Die Flamme könnte sich bei meinem Kocher etwas besser regulieren lassen und hinkt zumindest hinter den allermeisten Gaskocher leider hinterher.

Wird die Flamme nicht mehr benötigt wird einfach das Regelventil komplett zugedreht. Es verbrennt dann noch die Restmenge an Treibstoff welche sich in der Zuleitung zum Brenner befindet und mein Modell ist auch nicht berüchtigt dass dieser Abstellvorgang mit Stichflammenbildung verbunden ist. Da ich für das Vorheizen Spiritus verwende und ich während dieses Prozesses auch keine Töpfe auf den Brenner stelle sind die Topf- und Pfannenböden dementsprechend sauber und es ist üblicherweise keine Rußbildung erkennbar.

Auch wenn die Flamme bereits erloschen ist ist der Kocher noch eine zeitlang richtig heiß und eine entsprechende Wartezeit ist einzuhalten bevor man diesen gefahrlos anfassen kann. Zerlegen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge, d.h. die Zuleitung wird von der Pumpe getrennt. Achtung: Die Treibstoffflasche steht nach wie vor unter Druck und deshalb muß die Pumpe langsam abgeschraubt werden damit dieser sachte entweichen kann, was nicht in Augenhöhe erfolgen darf! Rauchen etc. verbietet sich hier erneut und ich pumpe meißt noch 2-3 Stöße damit Benzinreste in den Tank zurückgepustet werden bevor ich die Pumpe aus dem Tank entnehme.

Dannach wird wirder alles im Packbeutel verstaut, so ist auch die restliche Ausrüstung im Rucksack geschützt vor Teilen welche zuvor mit Treibstoff in Berührung kamen.

Im Prinzip ist die Handhabung von Benzinkochern kinderleicht und andere Modelle sind in punkto Vorheizen und Bedienung dem oberhalb beschriebenen Ablauf ähnlich. Trotzdem sollte die Bedienungsanleitung des jeweiligen Herstellers beachtet werden. Rate auch jedem der einen neuen Kocher erworben hat diesen möglichst noch vor der ersten ernsthaften Tour mal im Garten oder Park nebenan zu probieren um vertraut mit der Handhabung zu werden. Es gibt nichts stressigeres als wenns auf Tour bei der ersten Inbetriebnahme des Kocher regnet oder bereits dunkel ist etc. Für jene die ernste Wintertouren unternehmen empfiehlt sich selbstverständlich mal ein Test mit dicken Handschuhen ...

Wer einen anderen Mehrstoffbrenner besitzt den kann ich beruhigen - Euer Modell funtzt garantiert besser als meins ;-). Bin kein Experte und fragt mich daher bitte nicht was ich von dem einen oder anderen Kocher halte. Über ein paar Fragen was man mit einem Multifuel so alles anstellen kann oder ein paar Tricks die ich noch nicht kenne würd ich mich aber selbstverständlich freuen ...

Der im Eingangsbeitrag auf den Fotos abgebildete Multifuel-Kocher ist das Modell Whisperlite Universal von MSR. Wie von @karlson schon angemerkt kann dieser auch auf Gasbetrieb mit Schraubkartuschen umgerüstet werden. Ein Adapter für Kartuschenbetrieb liegt bei und an diesem ist auch ein Regelventil angebracht. Der Umbau geht kinderleicht vonstatten und ist in 2-3 Minuten erledigt. Da ich den Kocher bei der Demonstration allerdings mit Benzin betrieben hab, hatte ich auch den Adapter montiert welcher an die Treibstoffpumpe passt. Der Alublock m. Sicherungsbügel an diesem Adapter lässt sich auf der Leitung drehen. Dass man dabei eine ähnliche Funktionalität hat wie bei einigen Kochern von Primus oder Optimus (ON-OFF Stellung bei schwenken der Tankflasche) war mir allerdings nicht bewußt und ich werde das beim nächsten Einsatz ausprobieren. Danke schonmal an @karlson

Zuhause in A hab ich auch noch einen Whisperlite International 600, ist das Vorgängermodell des akuellen Typs mit den Standfüßen aus Stahldraht. Gasbetrieb ist mit diesem nicht möglich und der Adapter an der Treibstoffleitung ist fest verpresst, lässt sich also mitsamt der Tankflasche nicht so einfach um die Leitung drehen wie beim aktuellen Whisperlite Universal. Ich hab mir den International 600 vor mehr als 10 Jahren gekauft und hatte ihn gut in Gebrauch. Selbst für dieses 'alte' Modell sind nach wie vor entsprechende Ersatzteilkits mit Dichtungsringen, kleinen Wartungstools, etc. verfügbar und auch eine komplette Treibstoffpumpe bekommt man als Ersatzteil. War für mich eins der Kaufargumente da ich die Wegwerfmentalität bei div. anderen Herstellern nicht schätze welche keine od. wenn überhaupt nur kurzzeitige Ersatzteilversorgung gewährleisten.