Review zum Buch "Erste Hilfe unterwegs"

  • Review zum Buch Erste Hilfe unterwegs von Armin Wirth-Ausgabe 5 von 2014
    aktueller Preis: Euro 14,90

    Das Buch scheint mir ordentlich gegliedert und geht jeweils auf EH in der Stadtsowie auf outdoors und in Extremsituationen ein. Es umfasst die üblichen Verletzungen, Hitze- und Kälteschäden sowie verschiedene innere Erkrankungen. Weshalb er aber als einzige Infektionskrankheit ausgerechnet auf die Giardiasis eingeht, erschliesst sich mir nicht.


    Für Laien werden ausreichende Erklärungen mit guten Beispielen abgegeben. Der Aufbau gefällt und sinnvolle Schemata helfen.


    Der Autor legt grossen Wert auf eine umfassende Anamnese sowie fortlaufende Dokumentation der erhobenen Befunde, beispielsweise der Vitalparameter-sehr praxisfern. Blutdruckgerät, Pulsoxi und Thermometer gehören wohl kaum zur allgemeinen EH-Ausrüstung. Und wer nimmt schon den Überwachungsbogen mit.


    Überhaupt ist mir das Buch in weiten Teilen zu sehr darauf ausgerichtet, korrekt vorzugehen. Diese geforderte Korrektheit, beispielsweise bei der stabilen Seitenlage oder dem auffinden des Druckpunktes am Brustbein, hält viele aus Angst, einen Fehler zu begehen, von der Ersten Hilfe erst ab. Wichtiger wäre mir, den Patienten irgendwie in die Seitenlage zu bringen oder einfach etwa in der Mitte des Brustbeins zu drücken.... Das Ganze erinnert mich ein wenig an unsere EH-Ausbilder in den `80ern, welche -wie ihre Ausbilder auch- kaum eigene reale Erfahrungen in der Praxis gemacht haben. Dies verwundert mich bei der Vita des Autors doch ziemlich.


    Ich bin mit zu vielen seiner Ausführungen nicht einverstanden. Hier nur ein paar, exemplarisch:


    Kein Hinweis darauf, wo die (eh umstrittene) Schocklagerung kontraindiziert ist
    Abdominal- oder Schädel-Hirn-Verletzungen


    Kein Eingehen auf den Schutz der Halswirbelsäule
    Grifftechnik, Möglichkeit zur Ruhigstellung


    Empfehlung, den Mund bewusstloser Personen u. a. mit den Fingern auszuräumen
    Schutz der eigenen Finger durch die Backentasche des Pat. reicht beim Krampfen nicht


    Ruhigstellung des Brustkorbes bei Rippenfrakturen
    Dient lediglich dazu, eine Lungenentzündung zu provozieren


    Im Rahmen des "Notrufs" wir auf Technik aus dem Jahr 2006 eingegangen.


    Überbetonung des Einsatzes von Eis nach Traumata
    Eis wird gnadenlos überbewertet und ist outdoors nicht immer verfügbar


    Fehlender Hautschutz bei Handverbänden oder unter dem Sam-Splint
    obwohl er dies im Text zum Sam-Splint erwähnt, fehlt er auf der Illustration


    HLW "darf" nach 30 Minuten abgebrochen werden
    Den Supermann möchte ich sehen, der auch nur 10 Minuten ununterbrochen durchhält


    Er demonstriert das Abbinden mit Dreieckstuch. Er empfiehlt, ggfs. vor einem Druckverband die Arterie abzudrücken bzw. vom Pat. abdrücken zu lassen.
    Irgendwie hat man da schnell zwei Hände zu wenig. Ausserdem bringt Arterie abdrücken an der Schläfe aufgrund des Kollateralkreislaufs nichts. Kein Hinweis auf ein Torniquet.



    Bei allen positiven Punkten habe ich für mich leider zu viele Fehler gefunden, als dass ich dieses Buch empfehlen möchte. Die Verkaufszahlen scheinen mir eher von der mangelnden Konkurrenz als von der Qualität dieses Buches abzuhängen - schade.