Keine Ahnung von nix - das DIY Tagebuch

  • Nach den extrem ermutigenden Kommentaren u.a. von @Konradsky gab es nur eine Möglichkeit: jetzt erst recht. Ich mache gerade den ultimativen Test, ob jemand ohne die geringste Erfahrung allein mit Youtube-Videos es schaffen kann, sich eine Brückenhängematte zu nähen. Was heißt "ohne die geringste Erfahrung"? Nun, ich musste per Youtube lernen, wie man die Nähmaschine einfädelt. Ihr meintet zwar, dass ich lieber erst etwas Einfacheres probieren sollte. Ich habe aber weder Zeit noch Lust, erst lange Taschen o.ä, zu üben. Da ich alle Nähmaterialien doppelt habe, hoffe ich, dass auch schon im ersten Versuch etwas Hängbares rauskommt. Zur Not habe ich noch genug Materialien, um 1-2 weitere Versuche zu starten. Idealerweise kommt schon gleich sowas ähnliches wie eine Hängematte raus und danach wird nur noch perfektioniert. Als Vorlage habe ich die Maße von @dendronaut genommen mit den Videos zur Grizz Hammock. Ein paar Aspekte habe ich von Vornherein geändert, das werde ich nach und nach noch erklären.


    Tag 1 (Montag)
    Ich male die entsprechenden Maße aus der Vorlage von @dendronaut auf Packpapier und schneide dies als Muster aus. Dies wird per Stecknadeln an der Fallschirmseide befesigt (65er Ripstop) und dann ausgeschnitten. Erste Lektion: ich werde beim nächsten Mal den Vorschlag vom Hiking Dad umzusetzen, dass ich mir eine Malvorlage aus Holz, Presspappe o.ä. erstelle. Tipp: Mit einer Stirntaschenlampe wird die Sicht auch bei voller Partybeleuchtung in der Wohnung deutlich besser.


    Mit dem Papier wird es einfach (zumindest für einen Anfänger wie mich) zu ungenau. Nachdem ich die Liegefläche ausgeschnitten habe, hole ich zum ersten Mal in meinem Leben die Nähmaschine raus. Mit Hilfe eines Youtube Videos fädel ich die Nähmaschine ein und versuche erstmal, auf einem alten T-Shirt "herumzunähen", um es mal auszuprobieren. Aber jedes Mal verheddern sich die Fäden nach 3-4 Stichen. Ich habe keine Ahnung und frustriert gebe ich für diesen Tag auf. Erste Gedanken kommen hoch, ob ich nicht doch lieber eine Brückenhängematte kaufen sollte.


    To be continued...

  • Tag 2 (Dienstag)
    Ich rufe bei einer Nähschule bei mir um die Ecke an und habe Glück: ich bekomme für den gleichen Tag eine Privatstunde, in der mir die Basics im Umgang mit der Maschine gezeigt werden sollen. Hoch motiviert mache ich extra früh Feierabend, schnappe mir die Maschine und meine Materialien und gehe los.


    Kleine Anekdote am Rande: die Näherin liegt auch gern in einer (gathered end) Hängematte. Erst versteht sie überhaupt nicht, was ich will. Erst nach den Bildern von Dendronaut und ein paar erklärenden Skizzen versteht sie es und los g nicht, weht es.


    Gleich zu Anfang merke ich: Das Mädel aus Youtube, bei dem ich mir den Umgang mit der Nähmaschine abgeschaut habe, sah zwar super aus, konnte es aber nicht wirklich gut erklären. Ich hatte beim Einfädeln des Unterfadens einen wesentlichen Fehler gemacht. Aber nun konnte ich loslegen. Erst zur Übung eine einfache Naht. Danach habe ich einen Gurt an ein Stück Stoff genäht, anschließend 2x umgeschlagen und dann wieder vernäht. Ging einfacher als gedacht, zumindest mit diesem Stoff. Dann der Ernstfall: ich nähe den Nylongurt am HM-Körper fest. Hier merke ich, wie unrund ich wegen dieser dämlichen Papiervorlage geschnitten hatte.


    Hier kommt aber auch die erste bewusste Abweichung von der Vorlage von @dendronaut. Bei mir ist der Nylongurt auf jeder Seite gut 20cm länger als der Stoff. Ich verstehe nicht, warum ein Mal ein Gurt eingenäht wird, um den Körper zu stabilisieren und dann ein zweiter Gurt als Aufhängung daran genäht wird. Stattdessen habe ich den Stoff zunächst nur ab ca. 20cm hinter dem Rand mit dem Gurt vernäht. Später werde ich den Gurt umschlagen, vernähen und dann habe ich nur einen Gurt für Aufhängung und Stabilisierung. Tipp: die Näherin hat mir einen Nähfuß gezeigt, der automatisch den Abstand zum Rand hält. So habe ich gleich bei meiner ersten Naht einen sehr geraden Stich hinbekommen. Leider habe ich dieses Teil nicht, daher ist zu Hause die zweite Seite nicht so gerade gelungen. Außerdem wird der Gurt bei mir nach dem Umschlagen mit 3 Nähten vernäht: jeweils am Rand und in der Mitte.


    Ergebnis des 2. Tages: Auf beiden Seiten habe ich die Gurte angenäht und auch umgeschlagen vernäht. die Kopfseite ist umgeschlagen. Gefühlt habe ich jetzt die halbe Hängematte fertig ;)


    To be continued...

  • Verheddern hat oft was was damit zu tun, dass Ober- und Unterspannung nicht stimmen.
    Bei meiner Maschine rutscht der Faden manchmal irgendwo raus, und das Ergebnis ist Fadensalat.
    Korrekt einfädeln (am besten nach zur Maschine gehörigem Handbuch), und noch mal probieren.


    Bei meiner in die Jahre gekommenen Maschine kommt es auch schon mal zu Fadensalat, wenn ich von Zickzack-Stich auf Normal-Stich wechsele. Dann hilft ausschalten und wieder anschalten.


    Das Baumkind

  • Verheddern hat oft was was damit zu tun, dass Ober- und Unterspannung nicht stimmen.
    Bei meiner Maschine rutscht der Faden manchmal irgendwo raus, und das Ergebnis ist Fadensalat.
    Korrekt einfädeln (am besten nach zur Maschine gehörigem Handbuch), und noch mal probieren.


    Bei meiner in die Jahre gekommenen Maschine kommt es auch schon mal zu Fadensalat, wenn ich von Zickzack-Stich auf Normal-Stich wechsele. Dann hilft ausschalten und wieder anschalten.


    Das Baumkind

    Bei mir lag es schlicht daran, dass ich den Unterfaden nicht richtig eingefädelt habe. Als Nähmaschine habe ich eine zum ersten Mal genutzte Singer 2270.

  • :D Also, "den ultimativen Test, ob jemand ohne die geringste Erfahrung allein mit youtube videos es schaffen kann" hast du ja schonmal erledigt nach einer Privatstunde in der Nähschule...
    Ist aber auf jeden Fall spannend zu lesen ;)
    Ich bleib dran! ^^
    LG schwyzi

    One man's trash is another man's treasure!
    Tough enough to wear pink.
    Member of the Hateful fifteen

  • Hallo,


    sag ich doch, daß diese YT Videos recht gut sind.


    Wichtig ist, daß diese Hängemattenstoffe und auch Tarpstoffe
    am besten nur heiß geschnitten werden sollten.
    Machen zumindest alle Profis und die wissen warum.
    Geht mit einem Lötkolben sehr gut.


    Das gilt vor allem für Kopf und Fußteil, da dieser Stoff extrem aufdröselt.
    Wenn dann aufs Fußteil Druck kommt, geht die Naht trotz Einfassband auf.
    Rate mal woher ich das weiß?
    Kopf und Fußteil sind wesentklich einfacher einzunähen, wenn das Gurtband nicht länger ist.
    Ich hatte es damals auch länger gelassen und dann doppelt wieder als Schlaufe vernäht.
    Würde ich heute nicht mehr machen.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Youtube kann sehr hilfreich sein...
    Alle ein bis zwei Jahre lerne ich erneut, wie ich mir einen Schlips binden muss ^^

    I am here by the will of the great spirit

    and by his will I am chief

  • Guter Tip, das mit dem Lötkolben, werde ich beim 2. Versuch berücksichtigen :D


    Es wäre klasse, wenn die erfahrenen Hängemattenselbstmacher entweder hier oder in einem separaten Fagen mal die Tipps und Tricks beschreiben könnten, wie man sich das Leben einfacher machen könnte.


    Ja, ich habe auch gehört, dass es einfacher zu nähen ist, wenn das Gurtband nicht länger ist. Aber wenn ich sowieso nicht richtig nähen kann, macht es für mich wohl nicht so den Unterschied :whistling: und ich dachte, dass ich einen deutlichen Stabilitätsvorteil dadurch bekommen werde. Mein Plan ist, dass ich die Materialien deutlich stärker gewählt habe als das, was ich im Hängemattenforum meistens gefunden hat. @dendronaut nimmt für seine Hängematten 35er Ripstop, ich nehme 66er Ribstop. Für die Gurte nehme ich 14mm extra starkmit einer Tragkraft pro Gurt von mehr als 400 KG.


    Zum Thema Aufhängung... ich wollte dies so machen, dass ich als Gestänge eine Tarpstange nehme (Danke @kahel) und diese dadurch an der Hängematte befestige, dass ich ein kleineres Alurohr nehme (ca. 8 cm), bei dem ich die Befestigung an der Hängematte durch eine Bohrung sicherstelle. Die Tarpstange wird ganz einfach auf das Aufhängungsrohr geschieben und rein durch die Schwerkraft gehalten wird, siehe folgende Skizze:



    Meint Ihr, dass dies funktioniert? oder würde durch das Gewicht einfach die Tarpstange nach unten gerissen werden?


    Zweite Frage: Ich möchte Taschen annähen. Sie sollen nach außen hängen, ich möchte aber aber auch bei geschlossenem Moskitonetz rankommen. Ich würde es so machen, dass ich die Tasche von außen am oberen Rand des Stoffs (auf Höhe der Gurte) annähe. Der Reißverschluss würde dann auf Höhe der Tasche an der Außenseite der Tasche befestigt. Oder seht Ihr einen besseren Weg?


    Beste Grüße


    Andreas

  • Hallo,


    das mit der Stange könnte klappen.
    Das Einsteckstück sollte min. 6-8cm lang sein.
    Schiebe über die Dyneema aber auf jeden
    Fall einen Schutzschlauch, weil dieses keine
    Metallkanten mag.


    Warum nicht wie bei Kahel die Tasche am Kopfteil machen?


    Respekt, das mit dem Moskitonetz habe ich mich bis heute nicht getraut.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Um ehrlich zu sein fällt es mir etwas schwer mir ein Bild von deiner Gesamtkonstruktion zu machen.
    Was die Aufhängung betrifft "könnte" das funktionieren, aber das ist von der Tarpstange und der Alustange abhängig, soass man, ohne die Rohre gesehen zu haben, dazu keine Aussage machen kann.
    An der Steckverbindung wirken Scheerkräfte die nicht zu verachten sind. Schlimmstenfalls reisst die Tarpstange aus oder die Alustange verbiegt sich so, das du die Stange nicht mehr aus dem Rohr heraus bekommst.
    Mir ist das ein paar mal bei Schattierungen/Vorhängen in Gewächshäussern passiert. Da war eine weit geringere Belastung auf den Stangen als bei deiner Hängematte.
    Probier es aus, es ist ja keine allzugrosse Katastrophe wenn du die Bauteile auswechseln musst.


    Gruss



    P.s.: Meiner Tochter habe ich eine Hängematte genäht... Oben und unten einen Durchschub, Holzstange durch und fertig. Dumm, stark und gut.

  • Es wäre klasse, wenn die erfahrenen Hängemattenselbstmacher entweder hier oder in einem separaten Fagen mal die Tipps und Tricks beschreiben könnten, wie man sich das Leben einfacher machen könnte.

    "allein mit YouTube" ist das dann aber nicht...


    Das Baumkind


  • Dann mache ich sicherheitshalber die Stange 10cm lang, die Bohrung bei 1cm. Ein Schutzschlauch scheuert dann auch durch, dann nehme ich lieber ein Kunststoffrohr als Führung, das ist stabiler. Die Tasche möchte ich an der Seite haben, weil ich da bequemer drankomme.


    Ob ich schon beim ersten Versuch das Moskitonetz dranmache, weiß ich noch nicht. Hängt wohl von der Ergebnisqualität ab (der ich momentan selbst noch nicht traue :D ). Wenn wollte ich es aber am Fußteil fest annähen mit beidseitigem Reißverschluss. Wenn ich ohne liegen möchte, werden die Reißverschlüsse komplett geöffnet und das Netz soll in eine kleine Tasche am Fußende. Bei Nutzung im Sommer / Herbst brauche ich aber unbedingt ein Moskitonetz, da ich ansonsten komplett zerstochen werde.



    Ach ja... damit der Stoff an Kopf- und Fußende nicht so aufdröselt, habe ich ihn 2x umgelegt und vernäht. Ich hoffe, dass das auch so hält.



    An der Steckverbindung wirken Scheerkräfte die nicht zu verachten sind. Schlimmstenfalls reisst die Tarpstange aus oder die Alustange verbiegt sich so, das du die Stange nicht mehr aus dem Rohr heraus bekommst.


    Ausreißen kann die Tarpstange nicht bzw. sie rutscht raus und da geht nix kaputt. Nur ich liege nur doof am Boden.



    "allein mit YouTube" ist das dann aber nicht...


    Pssst :whistling:

  • Hallo,


    die Kopfleinen der Brückenhängematte sollten mindestens
    1,4mal so lang sein wie die Hängematte am Kopfteil breit ist.
    Ansonsten können die Stangen brechen.
    Beim Fussteil reicht genau so lang wie breit.


    Die Stange sollte möglichst nah am Stoff sein. also doch mit dem 3D
    Drucker Stopfen für das Gurtband machen lassen, oder einfach
    in die Tarpstange einen Holzdübel mit einer abgesägten Schraube als Stift.


    Gruss
    Konrad

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    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Tag 3 (Mittwoch)
    Endlich bin ich mit den Gurten fertig geworden. Und gleich habe ich den Sinn gemerkt, warum man die Aufhängegurte nachträglich annähen sollte: ich habe bis zu 2 cm Längenunterschiede. Ich hoffe, dass dies im Ergebnis keine Auswirkungen auf die Hängequalität haben wird. Aktueller Stand: Die Liegefläche ist fertig, alle Gurte sind vernäht. Das Endstück vom Kopf ist ausgeschnitten und fertig genäht, es muss nur noch am Körperstück befestigt werden. Der bisherige Zeitaufwand beträgt ca. 12h. Fotos kommen, sobald sie hängebereit ist, was aber sicherlich dieses Wochenende kommen wird.


    Ich bin jetzt zwar platt, wollte aber eigentlich noch die Whoopies spleißen. Nur leider hat meine Frau den Draht so gut aufgeräumt, dass ich ihn nicht mehr finde :whistling:


    To be continued...

  • @bathgate


    Mögliche Verbindungen ... ähnlich wie Dein, als Skizze gezeigtes, Konstrukt


    . .


    Eine Bohrung durch die Endstopfen haben den Vorteil, dass diese an der Matte verweilen können und nicht als "lose Teile" irgendwo rumfliegen und ggf. im nichtaufgebauten Zustand verloren gehen ... ;)


    lieben Gruß
    kahel

    2 Mal editiert, zuletzt von kahel ()

  • Hallo,


    ist normal das Stoff und Gurtband nie gleich sind.
    Merkt man später nicht mehr.
    Man muß hinter der Nadel gleichmäßig ziehen.
    Wenn man nur den Untertransport machen lässt, wird unten
    mehr transportiert als oben.


    Gruss
    Konrad

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    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • ... :shock:


    aber genau dafür hat man doch Stecknadeln ...
    die dafür genutzt werden zwei Lagen temporär zu Adaptieren um ein Verrutschen zu vermeiden. Sowohl in Längsrichtung als auch in Querrichtung.


    8o

  • Ehrlich gesagt bin ich gar nicht so böse über kleine Fehler, solange die Hängematte hält und bequem ist. Durch die Fehler lerne ich am Meisten.



    ... :shock:


    aber genau dafür hat man doch Stecknadeln ...
    die dafür genutzt werden zwei Lagen temporär zu Adaptieren um ein Verrutschen zu vermeiden. Sowohl in Längsrichtung als auch in Querrichtung.


    8o

    Stecknadeln hatte ich dran...


    @kahel: woher hast du eigentlich die Stopfen?

  • Das waren Griffstücke von "alten" Schraubendrehern ... 8o
    Die hatte ich mir passgenau für den jeweiligen Rohrdurchmesser abgedreht und abgelängt. ;)