Fatwood / Kienspan aus Fichtenästen?

  • Hallo zusammen,
    im Normalfall gewinne ich Fatwood / Kiespan in dem ich abgestorbene Kiefernäste nahe am Stamm absäge.
    Da es aber mehr Fichten als Kiefern bei uns gibt möchte es jetzt auch dort mal öfteres probieren.
    Wie sind eure Erfahrungen dazu?
    Ist das möglich oder kann ich mir die Arbeit sparen?
    Danke für Eure Antworten,
    VG Orome.

  • Moinmoin,


    Es gibt meines wissens kein nennenswerte Mengen an Kienholz von Fichte oder Lärche. Ich habe die noch nie gesehen drausen oder in der Arbeit, und bisher hat auch keiner mir mal ein Stück auf dem Tisch gelegt auf einem Treffen oder so. Sag mir aber bescheid wenn du etwas findest ;)


    Beste Grüsse


    FryskKnyft

  • Ich sehe bei uns im Wald öfter größere Mengen Harz an Fichten. Kann man nicht einfach ein trockenes Stöckchen damit beschmieren, um dann einen Kienspanersatz zu haben?


    Wofür benutzt Ihr eigentlich Kienspan - außer zu Feuer machen?


    Das Baumkind

    • Offizieller Beitrag

    Kienspan ergibt eine recht wirksame Beleuchtung. In alten Burgen findet man manchmal Löcher in der Wand, gepaart mit einem Rußfleck. Dort brannten die Kienspäne zur Beleuchtung.

  • Hi Baumkind,

    Ich sehe bei uns im Wald öfter größere Mengen Harz an Fichten. Kann man nicht einfach ein trockenes Stöckchen damit beschmieren, um dann einen Kienspanersatz zu haben?

    nee, das funktioniert leider nicht; bei Kienspan, fatwood etc. sind die einzelnen Zellen des Holzes richtig vollgesogen mit Harz; das ist also nicht nur ein bißchen außenrum oder zwischen den Zellen, sondern bis `rein. Möglicherweise(!) würde es etwas bringen, extrem trockenes Holz in heißem, flüssigen Harz zu "frittieren", allerdings müsste man dann auch dafür sorgen, dass die leichter flüchtigen Bestandteile des Harzes (das sind diejenigen, die zuerst z.B. vom Funken des Feuerstahls entzündet werden) nicht verlorengehen, sondern sich das Holz auch damit vollsaugt - also technisch gesehen so ein bißchen wie Kesseldruckimprägnieren.


    Möchtest du es allerdings zu Beleuchtungszwecken machen, dann funktioniert das; allerdings nicht lange, denn das Harz schmilzt und tropft dir dann vom Stöckchen. Man kann eine Art(!!!) Kerzen (mit `ner Büchse außénrum) aus Holz und Harz herstellen, wobei das Holz so ein bißchen wie ein Docht funktioniert - allerdings "zieht" kein Harz durch das Holz nach oben, sondern das "verkohlte" Holz sorgt nur für eine vergrößerte Oberfläche, an der dann mehr Harz verbrennen kann. Brennt jedoch sehr ungleichmäßig und mit etwas Pech brennt dir auch die ganze Büchse ab...
    ...noch dazu rußt die Flamme wie Hulle...
    ...genau so wie blakende Kienspäne, die schon von @Friese erwähnt wurden.
    In manchen "Bauernmuseen" kann man noch Kienspanhalter bewundern; entweder als Wand- oder Tischmodell :) ; Kienspan war die "Kerze der kleinen Leute", für die Kerzen viel zu teuer waren.


    VG
    Bolt

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • Mit dem Harz von Fichten kann man nahezu alles machen was man mit Kienspan auch machen kann...


    Insbesondere zum Feuer machen und da als Brandbeschleuniger funktioniert auch reines Harz ganz gut.


    Aber es transportiert sich nicht so gut, wie Kien, bei dem das Harz im Holz gebunden ist.


    Ausserdem kann man gutes Harz von Fichten, das z.B. oft bei Verletzungen Austritt auch wunderbar als "Waldbonbon" verwenden und lutschen.
    Schmeckt super und ist antibakteriell.


    Die Germanen haben früher auch Harze zur Wundversorgung verwendet.

  • Kienspan ergibt eine recht wirksame Beleuchtung. In alten Burgen findet man manchmal Löcher in der Wand, gepaart mit einem Rußfleck. Dort brannten die Kienspäne zur Beleuchtung.

    Und im Bergbau hatten die Bergleute den Kienspan in den Mund zum Abbau der Erze.
    Kann man schön im Bergbaumuseum Lautental Harz sehen.
    Auch den Toten hat man früher einen Kienspan in die Hand gelegt damit sie ein Licht im Jenseits haben.

    Gruß
    Andy
    :hut:
    Alles was Du über mich hörst, kann genau so falsch sein, wie die Person,
    die es Dir erzählt hat. ;)
    Und Jage nicht was du nicht töten kannst! :hut:
    Member of the Hateful fifteen :Knife

  • Hi, vielleicht schon besprochen, Kienspan ist mit Harz voll gesogenes Nadelholz. Harz beispielsweise von der Fichte und dünne gespaltene trockene Fichtenstäbchen in einer Blechdose am Lagerfeuer 40 Minuten köcheln lassen, also die Holzstäbchen direkt im Harz, ergibt Kienspan.
    Vergleichsfeuer habe ich noch keines damit gemacht, aber brennen lange und gut und lassen sich vor allem mit dem Feuerstarter entzünden, wenn man sie etwas aufspant.
    Verwendung als Licht im Bergbau genau, schon die Kelten in Bad Dürnberg bei Hallein haben Salz mit Kienspan unter Tage abgebaut. Kienspäne 45° nach oben in Lehmwände gesteckt waren "Armleuchter" "Kerzen" in den Räumen usw. Unser Dialekt Ausdruck "Ohkernten", vielleicht "o´kienten", für "etwas entzünden" denke ich kommt auch daher ;)

  • Hi, vielleicht schon besprochen, Kienspan ist mit Harz voll gesogenes Nadelholz. Harz beispielsweise von der Fichte und dünne gespaltene trockene Fichtenstäbchen in einer Blechdose am Lagerfeuer 40 köcheln lassen, also die Holzstäbchen direkt im Harz, ergibt Kienspan.
    ...

    Sehr interessant; was sollte hinter der Zahl 40 s.o. stehen - Minuten, Stunden, Tage? :D
    Es wundert mich wirklich ein bißchen, dass man den dann genau so gut wie "natürlichen" Kienspan entzünden kann, wobei ich deine Erfahrung garnicht in Frage stellen will; keinesfalls. In meiner Naiviät habe ich gegalubt, dass würde nicht richtig funktionieren, da bei mir(!) schon auf der Heizung getrockneter Kienspan ( 1 x probiert; ich war jung und brauchte das Geld :)) nicht mehr so gut zündete wie "normal" getrockneter; ja, ich weiß inzwischen, dass man richtig "fetten" Kienspan nicht zu trocknen braucht, weil der garnicht nass werden kann.


    VG
    Bolt

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • hehe, danke 40 Minuten ja ;) Ist auch die Zeit die es ca. benötigt um Harzkleber zu kochen, wenn Harz seinen Geruch verliert und auf Berührung nicht mehr klebrig ist. Sondern eben erhitz werden muss um wieder zu kleben oder zu brennen.
    Die Zeit braucht es auch ca. dass das Harz in die Holzfasern eindringt, bzw. flüssig genug ist dazu.
    Genau, ganz trockener Kienspan geht mit Funken kaum noch an :)

  • Hallo,


    aber Kampfer als auch Menthol welches leicht
    entzündlich und Bestandteil von Fichtenharz ist,
    werden beim Erwärmen sehr schnell verdunsten.
    Dasselbe passiert auch auf der Heizung.


    Ob die Getränkten denselben Brennwert wie Kienspan haben, mag ich bezweifeln,
    aber wenn man keinen Kien findet, ist das sicherlich ein gute Möglichkeit so
    einen Getränkten herstellen zu können.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

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