Schneegraben Survival-Snow-Shelter, ein Erfahrungsbericht

  • Angeregt durch die Fäden von @Waldhandwerk - Quinzee und @ope - Wintershelter wollte ich Euch einer meiner Methoden eines Shelters im Schnee präsentieren. Hab das zwar schon mal an anderer Stelle gepostet und manchen Usern welche im Paralellforum aktiv sind wird das event. bekannt vorkommen - ich hoffe die Leute sehen mir das nach wenn ich so alte Hüte hervorkrame ...


    Tja, selbst mit Schnee kann man sich einen passablen Unterschlupf bauen, der gar nicht mal so schlecht vor den Elementen schützt und paradoxer Weise auch warm hält dank der im Schnee eingeschlossenen Luft und Schutz vor Wind der z.B.unter einem Tarp gern für Kühlung sorgt. Da die Schneemenge dank 'global worming' in lezter Zeit zu wünschen übrig lässt, hab ich mich entschlossen mal einen Schneegraben als Variante des Biwakierens im Schnee zu erproben. Gegenüber einer Schneehöhle kommt ein Schneegraben mit deutlich geringerer Schneetiefe aus und wenn man Schnee auf einer Stelle anhäuft ist eine Konzeption ähnlich wie bei einem Quinzhee möglich - man liegt halt dann in einer Art Trog.


    Neben normaler Winterausrüstung wie Handschuche, Haube, etc. habe ich einen dicken Schlafsack samt Gore-Tex Biwaksack und Isomatte, eine Baustellen-Plane und natürlich eine Schaufel für den Aushub des Schneegrabens mitgenommen. War eine einfache Lawinenschaufel aus Alu, in einer Notsituation tuts sicherlich auch ein Topf vom Campinggeschirr. Die üblichen (Armee-)Klappspaten eignen sich prinzipiell auch, sind aber im Schnee mit ihren kleinen Schaufelblättern schlicht ineffektiv.


    Die Stangen für die Abdeckung des Grabens hab ich mir vom Brennholzlager meines Bruders geholt, was eine Angelegenheit von wenigen Minuten war. Die Stäbe sollten mind. 5 cm Durchmesser am dünneren Ende und natürliche eine entsprechende Länge aufweisen. Meine waren leider teilweise doch zu dünn und auch zu kurz, wie sich erst später herausstellen sollte.


    Die Standortwahl war simpel - peilte einfach die gleiche Schneequadn (Schneewechte) an, in der ich vor ein paar Jahren schon einmal eine Höhle gegraben hatte. Zum prüfen, ob der Schnee auch die nötige Tiefe aufweist eignet sich ein einfacher Wanderstock oder eine Lawinensonde. Bei lockerem Schnee tuts sicherlich auch ein umgedrehter Trekkingstock. Die generelle Standortwahl unterscheidet sich abgesehen von der erforderlichen Schneetiefe kaum von der eines normalen Biwakplatzes. Im Umfeld von stehendem Totholz, in Lawinenbahnen, neben Gratwechten, ... und an Stellen welche dem Wind stark ausgesetzt sind, verbietet sich so was einfach.



    An meinem 'Traumplatz' angekommen, habe ich zuerst die Lage des Grabens im Schnee skizziert und einfach zu schaufeln begonnen. An dieser Stelle wäre es tatsächlich klüger gewesen, ich hätte nochmals die Länge der Stangen mit der geplanten Grabenbreite verglichen! Die erste Schneeschicht war stark gefroren (ca. 30-50cm), was das Schaufeln nicht unbedingt erleichtert hat. Empfehle generell Handschuhe für diese Arbeit. Schneekristalle sind teilweise wirklich scharf und die Hände bluten dann bei Kontakt umgehend. Die Stiele von Lawinenschaufeln sind überwiegend aus Metall und man holt sich daran eiskalte Hände, hier schaffen Handschuhe ebenfalls zuverlässig Abhilfe. Hab meinen Stiel zusätzlich teilweise mit etwas Tape umwickelt. Trotz Kälte wurde mir beim Schaufeln aber sofort warm und ein Hemd mit Wollpullover war völlig ausreichend. Gegenüber dem Anlegen einer Schneehöhle ist das Ausschaufeln eines Schneegrabens entspanntes Arbeiten und durchaus auch für Leute geeignet, welche in kleinen Räumen leicht Probleme mit Platzangst bekommen.



    In einschlägiger Survival-Literatur findet man bezüglich Größe eines Schneegrabens vielfach folgende Angaben: Die Abmessungen sollen nicht zu groß gewählt werden (Energieverbrauch beim Bau!) - eher so, dass man bequem darin liegen kann und die Ausrüstung darin auch noch Platz hat. Ein Umdrehen ohne Berührung der Schneewände bzw. des Daches soll möglich sein. Da es in meinen Schneehöhlen oft wirklich beengt zuging, wollte ich diesmal eine Unterkunft mit großzügigem Platzangebot. Mein Snow Shelter ist daher mit ca. 250x130x100cm (LxBxH) ein echtes 'Luxusdomizil'.


    Falls man natürliches Material (grüne Äste von Nadelbäumen, ...) zur Bodenisolation verwenden möchte, kann man dies bequem noch vor der Konstruktion des Daches einbringen. Nach dem Anlegen des Grabens habe ich dann die Stangen für die Dachabdeckung darüber gelegt. Wie sich herausstellte, war die Breite des Grabens doch etwas zu groß gewählt und einige meiner Holzstangen hatten lediglich wenige Zentimeter Auflager auf dem zum Glück sehr harten Schneerand. Bei lockerem Schnee kann man zusätzlich einigen Stangen quer darunter legen damit die Auflagerfläche der Stangen vergrößert und ein Einsinken/Abrutschen des Daches verhindert wird. Selbstverständlich kann man auch Skier, Trekkingstöcke etc. verwenden. Auf den Stangen habe ich die Plane ausgebreitet und zunächst am Rand mit großen Schneeblöcken fixiert.





    Auf das Planendach habe ich zunächst lockeren Schnee gekippt und danach erst die größeren Blöcke. Der Schnee soll als Isolierung gegen die kalte Aussenluft dienen. Nachdem schon eine gute Schneeschicht drauflag, begann sich das Dach merklich abzusenken. Eine Kontolle des Innenraums ergab, dass sich einige der Dachstangen bereits durchbogen - mein Dach war eher diletantisch aufgebaut und nicht wirklich für eine schwere Schneelast ausgelegt. Einige Stangen haben lediglich 2-3 cm Durchmesser, was offensichtlich viel zu dünn ist. Die restlichen Schneeblöcke hab ich dann lediglich am Rand als Beschwerung für die Plane aufgelegt. Im Innenraum musste ich einen Stab mit der Lawinenschaufel abstützen, wollte daher an dieser Stelle schon beinahe abbrechen. Ich hatte dann noch einen kleinen 'Kältegraben' beim Eingang ausgehoben. Für die Herstellung des Schneegrabens selbst benötigte ich ca. 1,5 Stunden. Unterlagsplane, Isomatte und Schlafsack mitsamt Biwaksack waren schnell im Graben und bereit fürs 'Probeliegen'. Ein wasserdichter Biwaksack empfiehlt sich sehr, da man leicht mit dem Schlafsack die Schneewände berührt und dieser dann Feuchtigkeit zieht und nicht mehr isoliert.




    Die Nacht war unspektakulär - mir wurde es beinahe zu warm im dicken Schlafsack. Der Eingang war nicht komplett dicht verschlossen, was auch für entsprechende Frischluftzufuhr sorgte. Für den Fall der Fälle empfiehlt sich wie bei Schneehöhlen auch griffbereites Werkzeug, falls das Dach nicht hält und man sich rausgraben muss. Fürchte aber dass ich in so einem Fall auf Fremdhilfe angewiesen wäre - liege ja in einem engen Schlafsack, aus dem ich mich erst rausschälen müsste usw.



    Die Inspektion meines Schneegrabens am morgen ergab kaum gefrorenes Wasser an den Wänden und am Boden. An der Deckenplane standen zahlreiche kleine Wassertröpfchen aber es ist eigentlich nichts runtergetropft auf den Schlafsack. Die Temperatur dürfte gepasst haben ... Gleich zu Beginn der Abbauarbeiten hat es zu nieseln begonnen, deshalb hab ich den Schnee von der Plane rasch weggeschaufelt so gut es ging und dann versucht die Plane rauszuziehen, was aber eher mühselig war. Schon beim Verstauen der Sachen hats richtig geregnet und ich hab mir nicht mehr die Mühe gemacht, den Graben wieder zuzuschütten. Gegenüber einer Schneehöhle hat man leider etwas mehr Aufwand am nächten Tag - man will ja meist einiges vom ursprünglichen Baumaterial wie z.B. Plane, Trekkingstöcke usw. doch wieder mitnehmen.




    Was ich beim nächsten Snow Shelter anders machen würde:
    - Dickere und vor allem etwas längere Dachstangen verwenden
    - Vor Beginn des Schaufelns die Stangen mit der geplanten Grabenbreite besser abstimmen


    Dieser Erstversuch liegt ca. 4 Jahre zurück und ich hatte leider bis dato keine Gelegenheit das zu wiederholen. Naja, vielleicht ergibt sich ja diesen Winter wieder mal was ...

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    Frischluftdeppert
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