Woran kann man sich im Wald orientieren (Himmelsrichtung) ?

  • Hallo zusammen,


    um das Wiki auch in den anderen Bereichen mal etwas zu (anzu-)füttern, bastel' ich derzeit an einem Artikel, der sich damit beschäftigt, woran man sich im Wald orientieren kann, wenn Karte, Kompass und GPS nicht zur Verfügung stehen bzw. (Akku bedingt) den Geist aufgegeben haben.


    Unterwegs halte ich immer wieder mal Ausschau nach bspw. Ameisenhaufen und möchte nach schätzungsweise 100 überprüften sagen, dass sie in 90 - 95% der Fälle gen Süden ausgerichtet sind. Weiterhin hatten wir die Tage eine Diskussion darüber, wie und ob man sich am Nordstern orientieren kann. Mit Moosbewuchs war da doch auch was ...


    Ich würde mich freuen, wenn wir hier ein paar "Merkmale" erörtern könnten, um daraus einen nachvollziehbaren Artikel zu stricken.


    Haut mal raus, welche Erfahrungen Ihr so gemacht habt und worauf man sich in der Not eventuell verlassen könnte.


    Rudi



    PS: Die Bestimmung der Himmelsrichtung anhand praktischer Anwendungen (siehe: z.B. Sonnenverlauf) wird später (Frühjahr, Sommer) separat behandelt.

  • Was auf jeden Fall bei uns im Norden gut funktioniert ist der Wuchs, der sich zum Einen an der Sonne, und zum anderen am Wind orientiert. Im Buch "Die geheimen Zeichen der Natur lesen" habe ich zwar auch ein paar Lücken festgestellt (kein Wunder, Pedologie war bspw. Bestandteil meines Studiums) und manchmal finde ich es etwas oberflächlich, aber vieles funktioniert wirklich sehr gut.


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    Zum Beispiel die Größe der Blätter je nach Ausrichtung zur Sonne, oder der Wuchs der Äste (eher waage-/senkrecht?) relativ zur Sonne als auch der Hauptwindrichtung (bei uns Süd-West) und letzteres zudem bedingt bei Wurzeln. Auch die Hinweise bezüglich Bewuchs (was wächst am Nordrand des Waldes, was am Südrand) geben gute Hinweise. Auch dass der Nordrand der Wälder, bzw. das daran anschließende Gelände, immer nasser ist als im Süden. Gilt bei uns auch noch für Nord-Ost.

  • @Hagbard


    Ok, das sind dann dank dir und der Verlinkung auf Amazon demnächst knapp 60 Euro für Bücher bei Thalia. ;)


    Bezüglich der Wuchsrichtung der Äste an Bäumen kann ich mich an eine Folge mit Dave Canterbury erinnern, in welcher er erwähnte, dass Äste vorzugsweise in südliche Richtung wachsen, was sich teils wirklich gut beobachten lässt. Inwiefern man das verallgemeinern kann, weiß ich zwar nicht, aber unerwähnt sollte man es als Möglichkeit vielleicht nicht lassen.


    dass der Nordrand der Wälder, bzw. das daran anschließende Gelände, immer nasser ist als im Süden. Gilt bei uns auch noch für Nord-Ost.

    Stimmt, kann ich hier - zu Hause - auch an den Rasenflächen feststellen, weswegen ich im Sommer meist auf der Südseite anfange.


    Na, da lässt sich doch einiges finden. :thumbup:

  • Falls das auch zählt: Der Polarstern. Gerade letztes Wochenende wieder ausgiebig bestaunt und verwendet :D
    Der Blick zum Himmel sollte zwar frei sein aber gerade im Winter ist das selbst im Wald oft der Fall.

  • Bei uns (Mitteleuropa) funzt das mit dem Moos auf der Wetterseite der Bäume recht gut; Wetterseite = Westen.
    Sonnenstand geht für die grobe Orientierung, wenn man weiß wie spät es ist :) ; Sommerzeit beachten. Eine Uhr mit Zeigern macht die Bestimmung etwas genauer (wiederum Sommerzeit beachten).


    VG
    Bolt

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • @Hagbard
    Endlich verstehe ich, warum ich da oben immer ins Wasser falle wenn ich nach Westen will :) :) :)


    Stümpt, ich korrigiere: südlich eines gedachten Bogens Warschau-Berlin-Köln-Paris zeigt der Moosbewuchs an freier stehenden Bäumen grob Richtung Westen :)

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • Tagsüber nehme ich als erstes den Sonnenstand als Orientierung. Meistens reicht die grobe Richtung. Wenn man sich das immer mal wieder bewußt macht, kann man sich schon ganz gut daran orientieren, in Abhängigkeit von der Tageszeit.


    Wenn es etwas bewölkt ist, kann man mit Hilfe eines auf die Spitze gestellten Messers versuchen, die Sonnenrichtung zu erahnen.


    Das Baumkind

  • woran man sich im Wald orientieren kann, wenn Karte, Kompass und GPS nicht zur Verfügung stehen

    Schilder? Wanderwegzeichen? Die Spur der McDonaldsverpackungen?

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    Tough enough to wear pink.
    Member of the Hateful fifteen

  • Mit dem Moos ist das immer eine Sache. Wenn ein Baum am Hang wächst, findet man Moos eher auf der Hangseite. Ebenso schwierig ist es in der Nähe von Gewässern, da Moos eher auf der dem Wasser zugewandten Seite wächst (is that written correctly? Sometimes the grammar can be very complicated. The moss grows on side of the tree which faces the water)
    Bei gefällten Bäumen, wo die Schnittfläche auf dem Stumpf gut zu sehen ist, sind die Jahresringe auf der Südseite in der Regel etwas breiter als die Jahresringe auf der Nordseite (wobei das kann auch die Wetterseite sein :huh: ). Schwierig, schwierig.
    Da hilft nur eins, Kompass schnappen, rausgehen, selber gucken und sich merken was unter welchen Bedingungen stimmt.

  • Schilder? Wanderwegzeichen? Die Spur der McDonaldsverpackungen?

    Auch nicht schlecht, wobei mir persönlich (nahezu überall) immer wieder "Sallos"-Verpackungen auffallen. Aber wirklich vollkommen egal, wo.


    ;)

  • @MacGyver


    Jo, stimmt, die Baumringe. :thumbup:


    Es sollen letztendlich Merkmale werden, an denen man sich orientieren könnte, nicht zwangsläufig und blindlings kann. Kennt man jedoch mehrere Merkmale und kann diese gegen-/miteinander anwenden, sollte sich (Achtung: Spekulation) eine etwaige Richtung ermitteln lassen. So meine Denke aktuell.


    Ich achte unterwegs mittlerweile viel auf bestimmte Begebenheiten und kontrolliere das im Regelfall mit dem Kompass. Aber da werde ich bei Zeiten und Gelegenheit nochmal genauer drauf achten und die Eindrücke entsprechend dokumentieren.

  • Auch nicht schlecht, wobei mir persönlich (nahezu überall) immer wieder "Sallos"-Verpackungen auffallen. Aber wirklich vollkommen egal, wo.

    Und wie orientiert man sich dann, wenn die überall `rumliegen? :)


    @MacGyver
    Superkorrekt geschrieben - wenn ich so gut Englisch könnte, wie du Deutsch...
    Aber btt: das mit dem Wasser und der Hangseite werde ich mir mal anschauen - Danke für den Hinweis; darauf habe ich noch nie geachtet. Ich habe das mit der Orientierung nach der Wetterseite früher mal aus Spaß mit meinen Kindern zusammen im Wald gemacht; wir hatten einen Kompass dabei - zum Glück hat es immer gestimmt...
    ...sonst wäre Papa ja wieder der Doofe gewesen :)


    VG
    Bolt


    Tante Edith sagt: Die Posts von 08/15 und mir haben sich überschnitten - nun aber noch eine Anmerkung zu den Baumringen: funktioniert mEn nur bei einigermaßen freistehenden Bäumen (denn es hat ja etwas mit dem Licht zu tun) - im deutschen "Stangenwald" ist die Baumringeschichte eher Zufall.

    Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
    Antoine de Saint-Exupéry

  • Ja, die Moosgeschichte ist nicht immer zielführend (im wahrsten Sinne, schönes Wortspiel ;) ). In engen feuchten Tälern klappt das schonmal nicht, aber DAS sollte man schon selber merken, wenn man in so ner Ecke ist.
    Bei freistehenden Bäumen sieht man gut, dass auf einer Seite mehr dran ist. Im Wald/ am Waldrand kann das aber täuschen.


    Wenn man wirklich gar nicht weiss wo man ist, und nur Menschen finden will ;) , kann man auch einfach dem Wasser folgen. Waldwege kann man auch in die falsche Richtung gehen..die hören dann teilweise einfach auf 8o .


    Edit: Ergänzung: Schaut nicht nur einen Baum an, sondern ein paar, die NICHT direkt nebeneinander stehen.

    Domm darfsch sei...bloss ed dabbig....

    2 Mal editiert, zuletzt von Albbaer ()

  • Nicht nur im Wald und bei den Bäumen gibt es Orientierungshilfen.
    Rainfarn und Stachellattich sind sogenannte Kompasspflanzen, die ihre Blätter nach Süden bzw. Nord/Süd ausrichten.
    Bei freistehenden Stachellattichpflanzen ist das sehr deutlich zu sehen. Die Blätter stehen dann tatsächlich senkrecht in Nord/Süd-Richtung auf. Dies habe ich mit einem Kompass nachgeprüft und es ist wirklich so.
    Diese Pflanze wächst häufig an der Autobahn. Also wenn du im Stau stehst und zur Mittelstreifen guckst, willst du mit Sicherheit irgendwann Stachellattich finden.

  • Bei uns (Mitteleuropa) funzt das mit dem Moos auf der Wetterseite der Bäume recht gut; Wetterseite = Westen.
    Sonnenstand geht für die grobe Orientierung, wenn man weiß wie spät es ist :) ; Sommerzeit beachten. Eine Uhr mit Zeigern macht die Bestimmung etwas genauer (wiederum Sommerzeit beachten).


    VG
    Bolt

    Bei uns im Wald haben sehr viele Bäume rings rum Moos.

  • Also, mal zusammenfassen...


    Wir hätten:

    • Ameisenhügel/-haufen
    • Nord-/Polarstern
    • Moosbewuchs (?) (!) (?)
    • Wuchs von Blättern, Ästen und Wurzeln
    • Sonnenstand
    • Wetterseite - Wald (Nord - nass, Süd - trocken)
    • Jahresringe
    • Rainfarn und Stachellattich (Stichwort: Kompasspflanzen)
    • ach ja, stimmt ... die McDonald's Verpackungen ;)


    Super, damit lässt sich schon was anfangen. :danke:

  • Der Mond kann ebenfalls hilfreich sein. Bei anfänglichem zunehmenden Mond, also ausgeprägte Sichel mit Öffnung nach links, zeigt die verlängerte Verbindungslinie der beiden Sichelspitzen annähernd nach Süden.


    Man sollte wenigstens solange Optimist sein, bis die Amis von jeder Tiergattung ein Paar nach Cape Canaveral treiben.