Schussverletzungen Erste Hilfe….

  • Schussverletzungen Erste Hilfe….


    Dieses Thema spreche ich hier an weil wir:


    • wir uns auch schon mal im Wald bewegen
    • es hier im Forum, Jäger
    • sowie auch Sportschützen

    gibt.
    Diese Faktoren können es mit sich bringen, das wir Zeugen eines Unfalls mit Schusswaffen werden.
    Das Beste ist natürlich, einen Unfall zu vermeiden.
    Jäger sowie Sportschützen, werden nicht umsonst im sicheren Umgang mit Waffen geschult.
    Sie bekommen eine Liste mit Sicherheitsregeln eingebläut.
    Trotz allem… ab und an gibt es halt Unfälle.


    Dem aktiven Schützen empfehle ich, sein H-H-Kit mit diesen Hilfsmitteln aufzustocken:


    OLAES Verband (http://www.opsbase.de/epages/e…/SubProducts/tms-001-0001)
    Vorteile gegenüber „normalen“ Verbandpäckchen…
    1. höhere Stabilität
    2. integriertes Gauze Depot (kann wichtig werden wenn Wunden tamponiert werden müssen.)
    3. sehr gut für Druckverband geeignet
    4. Wetterfest verpackt.


    SWAT-T Tourniquet (http://www.opsbase.de/epages/e…utdoor/Products/med-012or)
    Sehr gutes Tourniquet, dessen Handhabung schnell zu erlernen ist.


    2x Russell Chestseal (http://www.opsbase.de/epages/e…-Outdoor/Products/med-013)
    Zum Verschließen von Thoraxverletzungen.


    Der richtige Umgang, mit den oben genannten Hilfsmitteln, sollte in entsprechenden Kursen
    erlernt und trainiert werden!



    So was ist nun bei Schussverletzungen das Besondere, das Andersartige als bei einer „normalen“
    Verletzung ???


    • Bei Schussverletzungen haben wir es des öfteren mit einer zweiseitigen Wunde
      zu tun. Ein und Austrittswunde…
      Die Austrittswunde ist größer, als die Eintrittswunde und oft , an den Rändern,stark
      ausgefranst .
    • Die Verletzung ist im Körper zumeist größer, als Sie von außen aussieht. (Wundhöhle)
      Die Gewebezerstörung kann 30 – 40 mal größer sein als der Geschossdurchmesser .
    • Je nach Munition, ist eine recht hohe Schockwirkung, auch bei recht kleinen Wunden
      gegeben.
    • Alle Schusswunden sind ärztlich zu behandeln!

    Erste Hilfe


    Auf jeden Fall sofortiger Notruf, auch klein aussehende Schussverletzungen können Lebensbedrohlich sein.

    Wenn wir eine Wunde sehen, bitte die gegenüberliegende Seite, komplett abtasten absuchen.
    Wie oben schon geschrieben.. gibt es oft eine zweite Wunde.
    Bei leicht bis mittelmäßig blutenden Wunden, diese Keimarm abdecken und verbinden.
    Die üblichen sonstigen Maßnahmen der ersten Hilfe beachten… Patient beobachten …
    beruhigen usw….


    Bei stark blutenden Wunde, kommt die zweite Besonderheit der Schusswunden zum tragen.
    Mit einem Verbandtuch (oder ähnlichem) erstmal kurz versuchen die Wunde abzutrocknen.
    Schauen ob man sehen kann, wie tief die Wunde ist und wo die Blutungsquelle liegt.
    Liegt diese tief in der Wunde… reicht ein normaler Druckverband nicht aus… der Patient könnte große Mengen Blut in die Wundhöhle verlieren.
    Aus diesem Grund hat z.B. das Olaes, ein Gauze Depot …. die dort vorhandene Gauze wird genutzt
    um die Wundhöle aus zu tamponieren. Erst dann wird ein Druckverband angelegt, bitte an die eventuelle zweite Wunde denken.


    Bei Schussverletzungen im Brustraum (Thorax), kommt es immer wieder zu einem sogenannten
    Spannungspneumotorax. Das bedeutet, durch die Wunde kommt Luft in den Brustraum, aber nicht mehr heraus. So entsteht im Thorax ein Druck der die Atmung behindert / verhindert.
    Aus diesem Grund sollten Schussverletzungen des Thorax mit einem Chestseal ab geklebt werden.
    Diese besonderen, Luftdichten Verbände, haben Ventile die die Luft aus dem Thorax raus, aber keine mehr hinein kommen lassen.
    So wird der Druckanstieg im Brustraum verhindert.


    Da die oben aufgeführten Tätigkeiten, nicht so einfach sind, möchte ich hier noch einmal betonen:


    Jedem Waffenträger, empfehle ich die Teilnahme an entsprechenden Lehrgängen.

    Informationen zu diesen kann zum Beispiel @OpsBase geben.


    Der Rest der Ersten-Hilfe..läuft wie in Erste Hilfe Kursen erlernt.

    • Offizieller Beitrag

    Walter, herzlichen Dank für deinen Beitrag!
    In dem Zusammenhang noch ein Impuls/eine Frage oder was auch immer:
    Es gibt Hochsitze, die seitlich über der Sitzbank ein kleines Loch im Dach haben. Das rührt daher, dass jemand sein Gewehr eingestochen abgestellt hat und sich dabei ein Schuss gelöst hat. Dumm gelaufen - und mit Glück piepen die Ohren jetzt ein paar Tage lang. Wenn man Pech hat, sind die Trommelfelle komplett durch.
    Was kann man in dem Fall 1.Hilfe-technisch machen?

  • Walter, herzlichen Dank für deinen Beitrag!
    In dem Zusammenhang noch ein Impuls/eine Frage oder was auch immer:
    Es gibt Hochsitze, die seitlich über der Sitzbank ein kleines Loch im Dach haben. Das rührt daher, dass jemand sein Gewehr eingestochen abgestellt hat und sich dabei ein Schuss gelöst hat. Dumm gelaufen - und mit Glück piepen die Ohren jetzt ein paar Tage lang. Wenn man Pech hat, sind die Trommelfelle komplett durch.
    Was kann man in dem Fall 1.Hilfe-technisch machen?

    Wenn "nur" das Piepen anfängt (leichtes Knalltrauma), so gut es geht mehr Lärm vermeiden. Dann beim HNO-Arzt vorstellig werden.


    Sollte das Trommelfell gerissen sein (erkennt man oft an leichter Blutung aus dem betroffenen Ohr, stechenden Schmerzen und plötzlicher Schwerhörigkeit). Dieses locker, mit Kompresse und Binde, verbinden, Dann zugig zum nächsten HNO Notdienst.


    Eine echte Erste-Hilfe ist, mir in diesen Fällen an sonsten, nicht bekannt.

  • Bei dem Knalltrauma werden ja vorwiegend die Flimmerhärchen zerstört. Und zwar irreversibel. Um die anderen Sinneszellen zu schützen bzw zu entlasten ist es hilfreich Cortison zu geben. Das hat abschwellende Wirkung.
    Ansonsten trotzdem sofort Arzt.
    Da das Ohr füür Gleichgewicht zuständig ist, wäre es wichtig drauf zu achten, dass der Betroffene nicht zusätzlich noch aufs Gesicht stürzt :) Also ihn begleiten und sichern.

    “In the nature, at the end of the day, you should smell like dirt.”

  • Da das Ohr füür Gleichgewicht zuständig ist, wäre es wichtig drauf zu achten, dass der Betroffene nicht zusätzlich noch aufs Gesicht stürzt Also ihn begleiten und sichern.

    Mal angenommen die Situation ist ähnlich, wie von Friese beschrieben, und der Schuss löst sich in der Kanzel, dann könnte der Abstieg vom Hochsitz aber durchaus zum Problem werden, oder? Siehe: Gleichgewichtsstörung


    Bestünde durch das gestörte Gleichgewicht mitunter nicht auch die Gefahr in Ohnmacht zu fallen?

  • Mal angenommen die Situation ist ähnlich, wie von Friese beschrieben, und der Schuss löst sich in der Kanzel, dann könnte der Abstieg vom Hochsitz aber durchaus zum Problem werden, oder? Siehe: Gleichgewichtsstörung


    Bestünde durch das gestörte Gleichgewicht mitunter nicht auch die Gefahr in Ohnmacht zu fallen?

    Gleichgewichtsstörungen können auftauchen, zu meist aber nur leichte. Der Patient sollte nicht selbstständig ein Fahrzeug führen und sich beim Abstieg vom Hochsitz, festhalten. Ein in Ohnmacht fallen... habe ich, im Zusammenhang mit einem Knalltrauma, noch nicht erlebt.

  • Ich weiß jetzt nicht, inwiefern man andererseits einen Hörsturz mit einem Knalltrauma vergleichen kann, aber erst letztes Jahr hatte eine Bekannte von uns innerhalb recht kurzer Zeit 2 Hörstürze hintereinander und anschließend nicht nur massive Gleichgewichtsstörungen, sondern davon abhängig akute Übelkeit und eben auch Ohnmachtsanfälle. Wie gesagt, wie, wo und ob da ein Zusammenhang bestünde, kann ich nicht sagen. Aber lieber ein Mal zu viel gefragt, als ein Mal zu wenig.


    Letztendlich betrifft es ja nicht nur den Abstieg vom Hochsitz, sondern auch den Gang zum Auto und ggfs. sogar die Fahrt bis ins KH bzw. zum Notarzt.


    Wie verhält man sich bestenfalls? Notruf absetzen - insofern möglich - und auf Rettung warten? Selbst die Initiative ergreifen?


    Nun ja, ich selber bin schwerhörig und kenne gewisse Gleichgewichtsprobleme. Man hat im Laufe der Jahre durchaus gelernt, damit zu leben und damit umzugehen. Für jemanden aber, dem die Situation vollkommen neu ist, könnte das m.E. zu argen Problemen führen.

  • bin auch schwerhörig und hab Gewichtsprobleme.... oh.. Gleichgewichtsprobleme :S 8|


    Ich habe vor ein paar Wochen mit einem befreundeten HNO Arzt über Knalltrauma gesprochen. Es gibt eine Akuttherapie mit Cortison, Ruhe und ggf. Schmerzmedikation. Teilweise werden/wurden beim Tinnitus die Trommelfelle eingestochen. Seiner Aussage nach, kann man eigentlich nix richtig ändern. Ich habe vor ein paar Jahren auch eine Cortison und HAES Therapie bekommen. Es hat geholfen, aber laut seiner Aussage kann es ebenso auch Zufall gewesen sein.


    Ein Hörsturz ist meist idiopathisch -also ohne Ursache-, wobei z.B. Stress mMn nicht idiopathisch zu nennen wäre.

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • @08/15 der spontane Hörsturz hat in der Regel als Ursache, eine Durchblutungsstörung im Mittelohr.
    Dies auch über längere Zeit. Die Symptome wie Übelkeit und Ohnmacht sind zu meist, Psychosomatisch und somit
    nur indirekt am Hörsturz verankert. Die Unsicherheit, durch das schlechtere Hören und / oder dem Pfeifen .. kann Angstzustände verursachen, die dann alle Möglichen Störungen bedingen.
    Autofahren sollte man bei einem Knalltrauma, wenn möglich nicht. Lieber einen Bekannten oder Jemanden aus der Familie anrufen und sich fahren lassen. Das Hören ist halt arg eingeschränkt. Beim Riss des Trommelfell, im Zweifel sogar lieber die Rettung rufen.

  • Naja, viele haben - vielleicht schon als Kind - beim planschen und tauchen ein Trommelfellriss erlitten. Das tut doll weh, man hört schlecht/nicht mehr auf dem Ohr. Das ist nicht gleich was für den Rettungsdienst. Aber da versuche ich auch unnötige Fahrten zu vermeiden (Berufsbedingt).


    @Walter Beim Hörsturz ist - unter anderem - eine Folge der Drehschwindel. Dieses ist meiner Kenntnis nach nicht Psychosomatisch, sondern abhängig von Art, Schwere und Ort des Insults.
    Um Genaues zu beschreiben, fehlt mir sowohl das Wissen, als auch die Lust es zu erlesen.
    LG A.

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Sollte das Trommelfell gerissen sein (erkennt man oft an leichter Blutung aus dem betroffenen Ohr, stechenden Schmerzen und plötzlicher Schwerhörigkeit). Dieses locker, mit Kompresse und Binde, verbinden, Dann zugig zum nächsten HNO Notdienst.

    Als mein Trommelfell mal durch war, konnte ich mit geschlossenem Mund und zugehaltener Nase ausatmen. Hat dann halt aus dem Ohr gepfiffen =O
    Ist das generell so? Wär ja ein einfacher Test.

  • Kann man sich dadurch denn nicht weiter verletzen durch die mögliche Vergrößerung des Risses? Oder ist es dann sowieso schon egal?

    Beim Tauchen ist ja ein geriessenes Trommelfell auch eine Gefahr und Problem.
    Aber daß man extra auf etwas achten muß um den Riss nicht zu vergrößern wüsste ich nicht.

  • Ich hab mal irgendwo gelesen, dass es die Diagnose "Hörsturz" nur in D gibt - in anderen Ländern kennt man das wohl nicht... na ja, da gibt's ja noch mehr Krankheiten/Konditionen...


    Jedenfalls das mit dem Knalltrauma kann ich bestätigen: Als Jugendliche waren wir mal mit ein paar Chaoten im Auto und ein Depp hantierte mit seiner SSW rum (9mm), bis sich ein Schuss löste - ich dachte, ich wäre taub. Geistesgegenwärtig hat der Fahrer dann aber tatsächlich den Wagen an die Seite gefahren - da war bei uns allen erst einmal 'ne halbe Stunde "Copland" angesagt... :D 8) Seitdem frage ich mich immer, womit die in den ganzen vielen Filmen so ihre Knarren laden - in Real Life müssten die Jack-Bauer-Jason-Bournes doch eigentlich alle Pete-Townsend-mäßig gehörlos sein!? OK, sry, wenn's etwas OT ist, aber das Agieren unter Schock/Knalltrauma finde ich sehr spannend! Passt auch zum Eingangsthread: Was, wenn ich selber angeschossen wurde oder durch den Knall einer Explosion zunächst out-of-order bin, aber (s.o.) helfen muss? Würde mich auch interessieren, ob "berufsmäßige" Schützen (Militär etc.) das irgendwie trainieren können und dann Schüsse nicht mehr als so laut empfinden?


    Grüße!

  • ob "berufsmäßige" Schützen (Militär etc.) das irgendwie trainieren können

    als Soldat trägst Du beim Schießen, zumindest Gehörschutzstopfen (Tannenbäume). Im Idealfall sogar großen Gehörschutz (Mikymäuse)


    https://de.wikipedia.org/wiki/Geh%C3%B6rschutz


    Ich weis dass, meiner Nichte während des Forstwissenschaft Studium und dem dazu gehörenden Ablegen des Jagdscheines,
    das Tragen von Gehörschutz beigebracht wurde. Bei Ihrem Kurs, hatten die meisten unter den Mikymäusen, noch Wachskugeln im Ohr.