Survivaltraining - geht das?

    • Offizieller Beitrag

    Vor einiger Zeit war ich in der undankbaren Situation, einen jungen Judoka entwaffnen zu müssen. Er hatte ein feststehendes Jagdmesser, zuvor hatte er angekündigt, aus einem der Anwesenden "Hackfleisch" zu machen. Leider war eine Gruppe junger Menschen anwesend.
    Meine früher einmal erworbenen Kenntnisse zur Selbstverteidigung brachten mir in dieser Situation gar nichts. Ich hatte nur einen Holzstuhl griffbereit für den äußersten Notfall. Meine beste Waffe war/ist das Wort. Und so konnte ich ihn, auch unter Hinweis auf seine schon recht umfangreiche Polizeiakte, von der "freiwilligen" Herausgabe des Messers überzeugen. Ruhe bewahren ist wohl der beste Rat.
    Solch eine Situation wünscht man sich nicht. Schon gar nicht, wenn man kein Held ist.

  • Und gegen die restlichen 3% ist kein Kraut gewachsen.

    Da darfste dann drauf hauen! :D


    Im Tae-Kwon-Do lernt man die spektakulärsten Tritte. Angehaucht traditionell ist es aber ein reiner Wettkampf-Sport, ohne sonderlichen Bezug zur Selbstverteidigung. Nach 10 Jahren habe ich mich dann mal mit Kung-Fu beschäftigt und konnte komplett umdenken, da alles bisher Erlernte plötzlich für'n Poppes war. Egal ob nun Muay-Thai, Ju-Jutsu, Karate, ..., man kann überall seine Essenz rausziehen, wobei es m.E. fraglich ist, inwiefern Tradition wirklich wichtig ist, wobei sie sich nicht selten kaum unterscheidet. Man sollte zwar wissen, wie man stehen sollte, man sollte vielleicht auch mal in die Fallschule geschnuppert haben. Man sollte aber Kampfsport von Kampfkunst bzw. Selbstverteidigung unterscheiden. Da hat Krav-Maga mMn die Nase recht weit vorne, da es ein System ist, welches sich auch auf das Notwendigste konzentriert.


    @maggot


    Ich habe vor Jahren solche Kurse begleitet und war verwundert, dass viele Frauen innerhalb recht kurzer Zeit deutlich an Selbstvertrauen gewonnen haben. Nicht wenige - darunter viele Kellnerinnen, Straßenmädels, aber auch vom Ordnungsamt - konnten sich nach einiger Zeit erfolgreich zur Wehr setzen. Natürlich gibt es keinerlei Sicherheiten, zumal die SV von vielen Faktoren abhängig ist. Und auch wenn ich derartigen Kursen eher skeptisch gegenüberstehe, kann ich mich noch gut an ein paar Mädels erinnern, die sich dank des Kurses nicht nur ein Mal erfolgreich verteidigen konnten.


    Aber:

    • Wie viele Angreifer?
    • Waffen?
    • Absichten des Angreifers?
    • Motive des Angreifers?
    • Überraschungsmoment?

    Man kann Frauen innerhalb eines SV-Kurses auf gewisse Situationen vorbereiten, ihnen aber nicht sämtliche Möglichkeiten aufzeigen, um jederzeit gewappnet zu sein. Selbst einem erfahrenen SV-Spezialisten kann ein Fehler unterlaufen. Es gibt keine Sicherheiten! Eine gewisse Vorbereitung kann aber besser sein, als nichts zu haben. Dennoch tendiere ich zu regelmäßigem Training, anstatt ein einziges Mal einen Lehrgang besucht zu haben.

  • Die ganze SV-Sache ist ein düsteres Kapitel, wenn es ums "survival" geht. Und gewiss nicht die wichtigste Fähigkeit. Realistisch gesehen wird man sich eher freuen Hilfe zu bekommen, und die Leute dann wohl eher weniger angreiffen ;) . Das soll jetzt nicht heissen, dass man keine schmutzigen Tricks lernen sollte, aber die sind für MICH eher zweitrangig. Evtl. ist Tarnen und Täuschen wichtiger?

  • Da darfste dann drauf hauen! :D
    Im Tae-Kwon-Do lernt man die spektakulärsten Tritte. Angehaucht traditionell ist es aber ein reiner Wettkampf-Sport, ohne sonderlichen Bezug zur Selbstverteidigung. ...

    Diese Aussage trifft allerdings nur auf das WTF zu, ITF dagegen ist zwischen LK und VK Kickboxen anzusiedeln. Beim TKD wird in der Regel auf effektive SV (Hosinsul) sehr großen Wert gelegt.
    Hier mal ein ITF und Ein WTF Kampf zum besseren Verständnis:


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    Hosinsul wie SV im TKD gennant wird nimmt sich bei beiden nicht viel.

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    Blocks, Armhebel, Tritte einfach aber effektiv. Ist wie bei allen SV Arten, Training, Training Training und nochmals Training.


    Deine Aussagen zur Selbstverteidigung kann ich nicht nachvollziehen.


    MfG Bushdoc

  • Ich halte es dann lieber wie Mike Valley.... WENN WORTE NIX BRINGEN


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    “In the nature, at the end of the day, you should smell like dirt.”

  • Mir hat Karate schon zwei Mal geholfen:


    1.) Dunkler Park, Mann läuft hinter mir her und versucht mich wirklich dämlich von der Seite anzuquatschen. Solange er mich nicht anfasste, habe ich mir überlegt: Erst oben, dann unten? Erst unten dann oben? Was passiert, wenn ich einfach mal die Faust ausstrecke? Irgendwann war's im zu blöd. Geholfen hat Karate mir deshalb, weil ich mir WAHLMÖGLICHKEITEN geschaffen habe und dem Kerl nicht ausgeliefert war.


    2.) Fußgängerzone, Sommer, frische Morgenluft... Ein Typ mit irrem Blick und ich-weiß-nicht-was in der Tasche (Stichwaffe?) kommt schräg auf mich zu, offenbar in der Absicht, mich zu bedrohen (sah aus wie ein Junkie, der Geld haben wollte). Der Adrenalin-Spiegel stieg sofort an, ich war bereit zum Äußersten - und überlegte, wie ich ihn am besten überrumpeln könnte. Ich wollte ihm gerade meinen Rucksack ins Gesicht schleudern und was auch immer möglich hinterhersetzen, als er im letzten, nein, allerletzten Moment meinte, ich wär nix für ihn und seine Richtung änderte.


    Karate hat mir geholfen, weil ich in beiden Fällen nicht hilfloses Opfer geworden bin, sondern Handlungsmöglichkeiten hatte.


    Das Baumkind

  • ich beschreibs jetzt mal an einem ganz banalen Beispiel...wir hatten eine in der Ausbildung, die hat alles auswendig gelernt. Sie konnte alles, was man ihr vorgesetzt hatte, erledigen, erklären, ABER wenn ein Sachverhalt anders dargestellt wurde, den sie im Kopf nicht umsetzen konnte, weil nicht auswendig gelernt, saß sie da mit 100 großen Fragezeichen.


    Auf sowas wollte ich hinaus. Dir nützt rein gar nichts, wenn Du keine mentalen Stärken hast.
    SV steigert Selbstwertgefühl/Selbstbewußtsein = eine mentale Stärke. Mit einem Angreifer reden ist für mich ebenso eine mentale Stärke.

  • Ein wichtiger Faktor bei der ganzen Sache ist der Stress.


    Meistens eskaliert eine Situation, weil alle schon vorher durch den normalen Alltag so arg gestresst sind, daß sie sich viel zu schnell und völlig unnötig aufregen.


    Wenn man in allen Situationen einen ruhigen Kopf bewahren möchte sollte man regelmäßig meditieren.


    Bis dann,
    JC

  • Hmm. Schwierig. Stress ist es eigentlich in solchen Situationen was uns klar denken lässt. Meine Meinung. Dadurch Adrenalin

    “In the nature, at the end of the day, you should smell like dirt.”

  • Die beste Technik die ich jemals angewendet habe war "unkonventionelles Verhalten". Als mich 2 gleichzeitig verprügeln wollten, zeigte ich keine Angst, sondern Freude darauf endlich mal wen so richtig zu erledigen. Und das mit nem irren Blick. Die wollten plötzlich gar nix mehr. Gut, das muss nicht immer klappen ;)
    Für die "Zuschauer" war das glaub recht witzig...

  • Stell ich mir gerade bildlich vor: Typ kommt an, und man stellt sich da hin und sagt, "Ne, echt Du, das flasht mich da gerade total, das du was von mir willst. ich muß jetzt erstmal meditieren..."


    Joah, könnte helfen :whistling:


    Das Baumkind

  • Du kannst aber nicht von Dir auf andere schließen Arco.
    Wenn Du im dicksten Feierabendverkehr bist und von hinten kommt ein Krankenwagen angerast...schau dir mal an, wie panisch die Hälfte nicht weiß, was sie tun sollen, weil sie auf einmal einer Stresssituation ausgesetzt sind.

  • Ich hab mal eine irre Geschichte gelesen...da gings um den Grundtyp Psychopath...angeblich wahre Geschichte.


    Ein Einbrecher bricht in eine Wohnung ein. Im Schlafzimmer liegt der Bewohner. Der Mann ist wach, rührt sich aber nicht und
    denkt nach und wartet ab. Die Tür zum Schlafzimmer geht leise auf, der Einbrecher erblickt ein Laptop auf dem Tisch und nähert sich
    diesem. Der Mann im Bett spricht den Einbrecher an und fragt ihn, ob er noch vorher seine Daten auf den USB-Stick ziehen dürfte, weil
    da einiges drauf wäre, was er dringend bräuchte usw.
    Jedenfalls am Ende der Geschichte, sitzen beide in seiner Küche und überlegen, wie sie gemeinsam an Einbrüchen arbeiten könnten, weil der
    Bewohner hat Beziehungen und kennt wiederum gute Adressen, wo was zu holen ist etc. Jedenfalls tauschen die 2 ihre Telefonnummern aus...nur der, der
    über den Tisch am Schluß gezogen wurde, war der Einbrecher, weil der von der Polizei am nächsten Tag abgeholt wurde :D


    Keinen Plan, ob das wirklich wahr ist alles, aber das muss man erstmal bringen, einen ansprechen und ihn völlig aus dem Konzept zu bringen :whistling:

  • Beim TKD wird in der Regel auf effektive SV (Hosinsul) sehr großen Wert gelegt.

    Traurig, aber das kann ich so nicht bestätigen. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, dass die SV-Techniken im TKD sich mehr als Bedingung auf den nächsthöheren Gürtel beschränken. Es wurden - je nach Laune und Abendprogramm des Trainers - ab und an zwar mal Techniken aus dem Hosinsul bzw. dem Hapkido gelernt, zu 80% bestand das Training aber aus Vorbereitungen für anstehende Wettkämpfe, zu 15% aus Tradition und eben zu verbleibenden 5% aus SV; aber auch nur dann, wenn Prüfungen anstanden.


    Es wurde und wird aber mittlerweile viel bemängelt, dass gerade im TKD die SV viel zu kurz kommt und TKD zunehmend immer mehr zum Wettkampf-Sport mutiert. Mein deutscher Trainer war strikt nur auf Wettkämpfe (WTF) konzentriert, mein koreanischer Trainer legte bedeutend mehr Wert auf Tradition, wobei auch bei ihm die SV wieder zu kurz kam. Einer der Gründe, weswegen ich mich mit der Zeit auch anderweitig umschaute.


    Unterschiedliche Stile gehen auch sehr unterschiedlich an die SV heran. Letztendlich sind die persönlichen Erfahrungen vom jeweiligen Trainer abhängig. Es gibt gute, es gibt aber auch weniger gute.


    Aber das driftet hier jetzt sehr OT ab. Daher bei Interesse gerne weiter via PN.

  • Boah, das ist also Survival...
    Unterschiedliche Kampfsportarten lernen, jahrelang trainieren - ich dachte bisher, der Survivler nimmt, was gerade zur Hand ist? ?( Oder gilt "Nach alter Väter Sitte dem Angreifer in der Kneipe mit dem Jägermeister-Aschenbecher den Scheitel nachziehen" schon als eigener Stil? ;)
    Ein am Survivaltraning verzweifelnder schwyzi

    One man's trash is another man's treasure!
    Tough enough to wear pink.
    Member of the Hateful fifteen

  • Die ganze SV-Sache ist ein düsteres Kapitel, wenn es ums "survival" geht. Und gewiss nicht die wichtigste Fähigkeit. Realistisch gesehen wird man sich eher freuen Hilfe zu bekommen, und die Leute dann wohl eher weniger angreiffen ;) . Das soll jetzt nicht heissen, dass man keine schmutzigen Tricks lernen sollte, aber die sind für MICH eher zweitrangig. Evtl. ist Tarnen und Täuschen wichtiger?

    Da kommen wir somit wieder zum Thema "Grey-Man" zurück. D.h. urbanes Tarnen und wie werde ich nicht als Opfer ausgesucht.

  • Ich hab nicht alles der 5 Seiten gelesen.


    Deswegen nur kurzes Statement.


    Survival ist Lebenseinstellung.
    Survival umfasst das ganze Leben - immer.
    Survival ist Erfahrung / Lebenserfahrung.
    Survival ist Wissen.
    Survival ist Können und Fertigkeiten.
    Survival ist oft auch Instinkt / Gefühl.
    Survival ist sich selber kennen.
    Survival ist BEDINGUNGSLOSER WILLE ZU ÜBERLEBEN...!


    Je mehr man erlebt / erfahren hat - je weniger wird man von Dingen und Situationen überrascht.
    Je mehr man kann und weiss - je schneller findet man sich in ungeplanten Situationen zurecht und stellt sich darauf ein.



    In Survival-Situationen muss man manchmal ein Raubtier sein.
    Wer noch nie in seinem Leben ein Raubtier war - dem fällt das meist sehr schwer. Und oft versagt er dann auf Grund mangelnder Erfahrung und Kenntnis was es bedeutet ein Raubtier zu sein.
    Versagen = Ende Gelände.



    "Raubtier" ist hier bildlich oder explizit als solches zu sehen.




    In Survival-Situationen muss man manchmal kämpfen bis aufs Blut.
    Gegen menschliche oder tierische Gegner - oder gegen 100km Wegstrecke - oder gegen das Wetter / Schnee / Sturm - oder gegen Schmerzen / Hunger / Durst - oder von mir aus gegen Zombis 8) .
    Wer noch nie in seinem Leben bis aufs Blut kämpfen musste - dem fällt das meist sehr schwer. Und oft versagt er dann auf Grund mangelnder Erfahrung und Kenntnis was es bedeutet bis aufs Blut zu kämpfen.
    Versagen = Ende Gelände.


    "Bis aufs Blut" ist hier bildlich oder explizit als solches zu sehen.



    Über die Philosophie zu überleben - Bedingungslos zu überleben - kann man ganze Bücher schreiben. Haben manche auch schon. Ich hab versucht es mit den 2 o.a. Beispielen zu verdeutlichen.



    Survival hat 80% was mit innerer Einstellung, mit BISS, mit Energie, mit WILLE zu tun.
    Allzuleicht ist es aufzugeben, einzuschlafen... = Ende Gelände.



    Am Ende - egal wann, wo und wie zählt nur das man überlebt hat.
    Der Weg zu Überleben ist zweitrangig.
    Gewonnen hat der, der den Berg, den Gegner, den Schmerz, den Weg in die Zivilisation, den Hunger, den Durst, usw. besiegt hat und noch davon erzählen kann.


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    .....und hinterher am warmen Ofen können sich welche überlegen was man hätte besser machen können.... :D

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kampfsportfanatiker und Kampfsportfanatikerinnen,



    wie wär es aufgrund der großen Resonanz zu diesem Themengebiet mit einem eigenen Faden?


    LG,


    Stefan, der immer noch meint, dass er mit einem gezielten Schlag jedes Landsäugetier dieses Sonnensystems außer Gefecht setzen kann! Huaaaargh! :D :D