SV als Teil des Survival

  • Vergiss es!Da musst du aber mit goldenem Pinsel die Vergangenheit gemalt haben...oder nicht dabei gewesen sein.
    Von wegen "früher war alles besser" - schon in de 70er Jahren wurde bei Jahmarktsschlägereien skruppellos der am Boden Liegende
    zusammengetreten. Und glaub' mir, das habe ich deutlich mehr als einmal vor Augen gehabt.
    Nur mal zum Thema "Geschichtsklitterung".
    LG schwyzi

    Vor 30 Jahren war ich 24.
    Excesse bei Schlägereien gab es damals natürlich auch.
    Aber die Häufigkeit in der das heute passiert ist imho nicht zu vergleichen mit damals.
    Was Industriefreund zur Verrohung der Gesellschaft sagte würde ich aus meinem Empfinden heraus klar bestätigen.
    Das hat mit goldenem Pinsel nix zu tun.
    Was damals außergewöhnlich brutal war ist heute Gang und Gäbe.Denke ich, glaube ich, ist mein Empfinden.
    Das fängt an bei detaillierter Gewaltdarstellung im Film und Folterfilmen an -geht übers Internet, und online Spiele bis in die Medien und den letzten Zipfel uns Aller.
    Früher sind die Leute beim Film "Der Exorzist" kotzend aus dem Kino gelaufen-heute schockt das keinen 10-jährigen mehr.
    Das in den Nachkriegsjahren eine Verrohung vergleichbar unser heutigen vorhanden gewesen sein soll kann ich nicht selbst bestätigen - da bin ich Gott sei Dank nicht
    geboren gewesen-- aber aus allem was ich von meinen Eltern und Großeltern sowie anderen aus den Generationen erfahren habe waren die Menschen nicht verroht sondern traumatisiert.
    Hunderttausende Ex-Soldaten und Millionen betroffener Zivilbevölkerung -die allesamt keinen Furz Hilfe bekommen haben, um die Kriegsgreul und das Getane,das Erfahrene oder Gesehene zu verarbeiten.
    Und die das alle selbst und für sich verarbeiten mussten.
    Das führt jetzt aber vom Thread weg.
    In der Quintessenz ist meine Aussage aber das SV Training durchaus zum Prepping gehören kann und sollte.
    Wer wann was die gemeinsten Schläger gesehen hat, selbst war, oder kannte interessiert mich nicht wirklich. :)

  • Man sollte auch immer bedenken,bei jedem Kampf , kann man sich auch verletzen. Wenn man eh schon in einer Notlage ist, kann man die Verletzung bestimmt nicht gebrauchen. Daher ist ausweichen bestimmt nicht die schlechteste Wahl.man muss halt abschätzen ob sich der Kampf lohnt. Wenn es nichts zu Gewinnen gibt, warum ein Risiko eingehen?

    Ich gebe Dir vollkommen recht und habe dies nicht extra erwähnt, da ich an den gesunden Menschenverstand unserer Mitforisten glaube. Es ist ja nicht nur der Aspekt, sich verletzen zu können. Nicht ausser acht lassen darf man die Möglichkeit, sich mit Hepatitis B / C oder HIV zu infizieren.


    Wen die formaljuristische Seite interessiert:


    http://www.juraforum.de/lexikon/Notwehr


    http://www.juraforum.de/lexikon/nothilfe

  • 1. Ein überschäumendes Testosteron ist immer kontraproduktiv. Den Schwanz einziehen und in Deckung gehen ist nie verkehrt, soweit das zumindest möglich ist.


    2. Ich persönlich halte nicht viel von Kampfsportarten bei denen eine gewisse Philosophie eine grosse Rolle spielt.


    3. Was ich öfters mal beobachtet habe ist die Veränderung des auftretens der Person die einen Kampfsport trainiert. Diese Veränderung im Erscheinungsbild, oder nennen wir es "im nonverbalen Auftreten" ist meiner Meinung nach viel wichtiger wenn es droht zu knallen als die Techniken am Ende selbst.
    Meine "kleine" Schwester beispielsweise, eine halbe Portion ist Jahre lang als Rettungsassi im Krankenwagen gefahren. Selbstsicherer Auftritt, keine Scheu, selbstbewusst und geradlinig... Vor der Tür 8 Mann Polizei, in der Wohnung alles Kleinholz, Hinweis der damals "grünen" pass auf der Typ hat einen an der Waffel und er ist gefährlich... Ihr Assi Kollege.... "na dann mach mal...". Sie geht rein. "Hallo... kommst du freiwillig mit oder hab ich Ärger mit dir? Brauchen wir Handschellen? Kannst du laufen? Komm mit.... das bekommen wir schon hin. Käse gegessen. (ich war zufällig in der Nähe und habe es life mitbekommen)
    Früher war sie eine "pikku Myy" (wie heisst die eigentlich auf dt.) die wegen nichts los ging wie ein HB-Männchen, eine völlig ungesteuert, emotionale Bombe. Ich denke ihr Kampfsport hatte da grosse Einflüsse auf sie.
    Ihr Kollege hat mir erzählt, sie selbst sagte nie etwas, das sie die Spezialistin für diese Fälle sei, da sie allein durch ihr Auftretten für Ruhe sorge. Allerdings habe man schon einige male wegen ihr einen 2. Wagen zum Abtransport hinzugekommener Verletzter anfordern müssen. Den Erzählungen ihrer Kollegen nach war das dann weniger eine spezielle Technik, sondern ein Alukoffer oder vergleichbares der aus unerfindlichen Gründen den Weg ins Ziel fand.
    Diese Wesensänderung unter Belastung/Stress, dieses verstärkte Selbstbewusstsein habe ich oft, spez. bei Frauen, beobachtet die einen Kampfsport begannen.
    Von daher würde ich behaupten das einem ein "geschultes Wesen/Benehmen/Auftritt" speziell im Vorfeld nützlicher ist als eine Technik wenn es dann wirklich knallt.


    4. Meine eigene, nicht ganz ernst zu nehmende, von mir entwickelte Spezialtechnik zur SV nenne ich "ne Dose Erbsensupp wieders Hiere un zwa mit schmackes" zu dt. eine Dose Erbsensuppe gegen den Kopf und zwar kräftig. Warum Erbsensuppe? Die stand gerade neben mir im Regal als der Klient meiner Frau (Facharzt auf der geschlossenen Psych) auf diese im Supermarkt los ging.
    Warum ich das erzähle? Um auf dicke Eier zu machen natürlich (siehe oben, Stichwort überschäumendes Testosteron)! Spass beiseite, hier noch mal ein Hinweis auf Schnakes Post Nr.60... die Typen haben manchmal Zeug intus da hilft keine Technik mehr. 3 massive Volltreffer auf den Kopf habe ich gebraucht bis er umgefallen ist.... das erklär dann mal der Kavallerie warum der Kerl so aussieht, ich hatte die Hosen gestrichen voll als er nach Nr.1 und 2 stehen geblieben ist. Da hilft keine Schmerzpunkt, kein Griff, keine Kontrolltechnik...


    5. Es gibt Menschen die von ihrem Charakter und ihrem Auftreten her mit schwierigen Menschen auf Dauer und auch kurzfristig gut zurecht kommen. Zu denen zähle ich mich mit aller Bescheidenheit, mit wenigen Ausnahmen bin ich noch mit jedem klar gekommen, da waren Charaktere dabei vor denen hatten alle Angst. Da waren harte, strenge Arbeitgeber dabei, Knackies, Betrunkene, Schläger.... mit knapp 1.70 und 90kg bin ich keine Kanone vor der man sich in Acht nehmen muss, aber ein entspanntes "komm lass den Scheiss" oder ähnliches wirkt oft Wunder wenn der andere nicht von Anfang an auf dem Kriegspfad ist.
    Ich zähle hier als Deutscher zu den Nafri, oder zumindest zu den Südländern mit einem etwas heissblütigerem Temprament... es kann passieren das ich eine etwas zarter besaitete Finnin allein durch mein Verhalten, Gesichtsausdruck und meine Bewegungen auf einen Baum jage. In D wäre das gerade mal ein ..."ok, jetzt ist er sauer"...., hier setzt man gleich den Stahlhelm auf.
    Ich bin ein "Scheiss Ausländer" der beim Eishockey an der Einlasskontrolle steht und selbst mit Besoffenen die nach ihrer draussen gerauchten Zigarette nicht mehr rein dürfen, nie Ärger hat (auf die Art kommt Geld in die Kasse vom Eiskunstlaufverein meiner Tochter)...



    Was ich mit Punkt 4 und 5 sagen möchte.... eine einzige, selig machende Selbstverteidigungstechnik gibt es nicht. Es gibt auch kein Verhalten das auf jede Situation passt, dafür ist man selbst und die Umgebung, nebst der enthaltenen Menschen, zu verschieden. Ne Watschen, also eine hinter die Löffel, im bairischen Wuid ist dort ne Watschen die man evtl. auch mal berechtigt abbekommt, in Berlin ist das mind. Körperverletzung. Ein "du Halbdackel" unter Arbeitskollegen ist im Südwesten kein Kündigungsgrund, in Frankfurt wäre der Teufel los.
    Am Anfang steht wie immer eine Analyse. Was? Wer? Wie? bin ich. Was? Wer? Wie? kann passieren, welchen Ärger kann man erwarten. Dann beginnt man Strategien zu entwickeln und an seinem Verhalten/Auftreten zu arbeiten. SV-Vereine können helfen, müssen aber nicht zwingend sein. Einem 40kg Mädel hilft keine SV-Technik der Welt wenn sie Ärger mit einem 120kg Koloss hat. Die muss sich was anderes einfallen lassen.


    Iergendwo wurde die Situation angesprochen, was tue ich wenn im Kaufhaus einer den Affen kriegt (nichts gegen dich Aj) und mit ner Zimmerflack die Sau raus lässt.... Was macht man da wohl,.... man macht nen Abgang oder verbarrikadiert sich bis die Truppen da sind. Diese Kurse sind die reine Geldmacherei mit den selten objektiven Ängsten der Menschen. Das gilt leider auch für viele Anbieter von mit "Selbstverteidigung" beworbenen Kursen.


    Wenn man sich einmal Gedanken über diese Problematik gemacht hat ist man auf dem besten Weg zur Lösung. Hierbei sollte man aber die Scheuklappen abnehmen und über den Tellerrand blicken. Keine SV-Technik birgt die Lösung aller SV-Probleme in sich. Oft wird man feststellen das das eigentliche Problem die eigene Hemmschwelle ist. Mädels, scheissegal ob der Kerl ein Auge verliert... der Staatsanwalt könnte das aber anders sehen, aber dafür gibt es die nächste Instanz.

  • @supi


    1.
    Dann ersetzte Philosophie meinetwegen durch Strategie.


    2.
    Auch gegen Durchgeknallte oder Vollgedröhnte gibt es Techniken, man muss sie aber kennen oder besser können.


    3.
    Selbstredend muss versucht werden, zu deeskalieren. Leider funzt dies nur, wenn ein kritischer Punkt noch nicht überschritten überschritten ist.


    4.
    Eine der -meiner Einschätzung nach-wirkungsvollsten Kampfkünste wurde von z. B. von Ng Mui, einer Nonne praktiziert und an Kim Wing Tsun weiter unterrichtet. Beides erfolgreiche Kämpferinnen, trotz Spargelmassen. DAS ist ja gerade das charmante an manchen Stilen, dass Körperkraft keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt (oder sogar hinderlich ist).


    5.
    Dass es auch in dieser "Branche" exzellente Lehrer und komplette Nieten gibt, versteht sich von selbst. Wenn ich nur an die Polizeiausbilder und deren Ausbildungsinhalte früherer Jahre denke, rollen sich meine Fussnägel auf......

  • Wenn ich nur an die Polizeiausbilder und deren Ausbildungsinhalte früherer Jahre denke, rollen sich meine Fussnägel auf......

    Da stimme ich ausdrücklich zu! Dabei beziehe ich mich auf meine damaligen Ausbildungsinhalte im Fach "Eingriffstechniken". Das Ganze war für Leute wie mich (7 Jahre Taekwondo - reine Fitnessgeschichte und Spaß - und ein paar Jahre privat organisiertes Boxen im Freundes- und Bekanntenkreis) die komplette Lachnummer. Im Laufe der Zeit hat sich aber im behördlichen Bereich Einiges getan (Trainer, Techniken, Angebote des Trainings, etc.). Gleichwohl erfordern auch diese Techniken sehr viel Übung und sind mit den dienstlich angebotenen Möglichkeiten (insbesondere unter dem Aspekt der Teilnahme innerhalb der Dienstzeit) kaum vernünftig zu lernen. Da bedarf es schon auch eines privaten Interesses und Zeitaufwendungen außerhalb der Dienstzeit.


    "Eingriffstechniken" im behördlichen Bereich sind aber auch aus meiner Sicht nicht unbedingt mit klassischer Selbstverteidigung zu vergleichen.


    In der Selbstverteidigung im privaten Bereich geht es (meiner bescheidenen Meinung nach) um:
    - Situation vermeiden
    - Situation halbwegs schadlos überstehen
    - Angriff abwehren oder gar nicht erst zur Wirkung kommen lassen
    - eventuell selber wirkungsvoll agieren
    - notfalls mit unverhälnismäßigem Schaden beim Gegner
    - und weg!



    Beim hoheitlichen Einschreiten sind dabei noch Aspekte zu berücksichtigen wie der "Übergang in die Kontrolle des Gegenübers" und "Fesselung". Beides Aspekte, die ebenfalls eine Menge Übung brauchen.


    Ich habe das in meiner dienstlichen Zeit "an vorderster Front" immer so gesehen, dass die Techniken, die schon früher auf dem Schulhof funktioniert haben (selbstsicheres Auftreten, notfalls "große Fresse", schnell in den Mann rein, Ringen, Boxen, etc.) auch dienstlich sehr gut funktionieren. Fast 20 Jahre "auf Streife" und niemals ernsthafte Verletzungen erlitten. Dazu gehört aber auch Glück und die Zeiten haben sich gewandelt. Ich bin sehr froh, dass ich den Wahnsinn da draußen nicht mehr an vorderster Front erleben muss!


    Im privaten Bereich bin ich dankbar für jede Erfahrung, die ich auch dienstlich machen konnte. In erster Linie möchte ich hier die Entwicklung eines "Gefahrenradars" benennen. Zwangsläufig hat man als "Schutzmann" auch im privaten Bereich einen speziellen Blick auf bestimmte Situationen. Lustigerweise sind fast alle meine "kritischen" Situationen auf dem abendlichen Weg von der Dienststelle nach Hause passiert. Jeweils beim Aufeinandertreffen mit alkoholisierten Personen oder Gruppen. Ein paar Mal habe ich einfach einen anderen Weg gewählt (nein - ich schäme mich nicht, der erwarteten Konfrontation aus dem Wege gegangen zu sein), einmal hat sich ein besonders tollkühner Vollhonk im Beisein seiner Freunde eine gefangen (Ausweichen war nicht möglich). Auch in dieser Situation "mächtig Glück gehabt". An anderer Stelle im Forum habe ich schonmal berichtet, dass ich privat nur "Rangeleien" hatte. Auch die eben beschriebene Situation sehe ich nur als eine Art "Rangelei". Selbst wenn bei der "Rangelei" auch mal Fäuste sprechen müssen. Der Übergang von Konflikt, Streit, Hauerei oder "Kampf um dein Leben" weist keine klar definierbaren Grenzen auf. Diese Grenzen muss jeder für sich situationsbedingt aus machen oder vielleicht im Fall der Fälle ein Gericht.


    Jede Vermeidung eines Kampfes ist eine erfolgreiche SV-Situation! Stolz, Ehre, Fairness und andere nicht zielführende Emotionen sind Fehl am Platze. Hauptsache man kommt gesund nach Hause.


    Gruß Guido

    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



    3 Mal editiert, zuletzt von smeagolvomloh ()

  • "Eingriffstechniken" im behördlichen Bereich sind aber auch aus meiner Sicht nicht unbedingt mit klassischer Selbstverteidigung zu vergleichen.

    Ohja... wir hatten einen Polizisten im Training, der meinte dann mal Zitat: Da muss ich aber aufpassen, dass ich DAS nicht im Dienst mache.... :whistling:

  • Was - Wäre - Wenn - oder doch Vielleicht - Eventuell - ja Aber ... :!: :?:


    Kurz und Knapp: Wenn's sein muss, dann Scheppert's - und Der, der es braucht bekommt es auch! Feddich.


    lieben Gruß
    kahel


    PS: keine Gefangenen.

  • @kahel: Im Prinzip schön auf den Punkt gebracht!


    Die im hiesigen Forum bekannte Devise "mach's und berichte" lassen wir wohl jetzt mal besser außen vor. :D

    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



  • Die im hiesigen Forum bekannte Devise "mach's und berichte" lassen wir wohl jetzt mal besser außen vor

    Schade..hab mich schon sooo dolle gefreut. Hab nämlich kein Fernseher...



    Aber...nur so als unverbindicher Vorschlag,also ich will jetzt niemanden zwingen....vielleicht könnten wir uns wieder ernsthafter und sachlicher dem Thema widmen?

  • Noch einen Gedanken zum klassischen Shotokan-Karate: Es gibt 1000 gute Gründe, Karate zu machen. EINER davon ist Selbstverteidigung.


    Außerdem trifft man beim Karate meistens nette Leute.


    Und noch einer: Es ist gut, dass die Leute glauben, Karate sei gefährlich. Hab ich nix dagegen.


    Und noch ein ernster? OK. Je länger ich Karate mache, desto mehr fällt mir auf, was ich alles nicht kann. Als ich noch den weißen Gürtel hatte, habe ich in jeder Trainingseiinheit dazu gelernt. Heute lerne ich nur noch, was ich alles nicht kann.


    Das Baumkind