Ally-Faltkanadier - Eine Übersicht

  • Vorstellung: Ally-Faltkanadier


    Die Allys führen aus für mich völlig unverständlichen Gründen ein Schattendasein. Ich habe mich beim ersten Kontakt (Paddeltour in MeckPomm mit Jacky, Einherjer und @ol'greenhorn) sogleich unsterblich in diese Bauform verliebt... :love: Daher möchte ich Euch hier diese tollen Boote ein wenig näher bringen.


    Ich selbst nutze einen Challenger 17, das etwas verwirrende Bezeichnungssystem von Ally (der Firmengründer ist übrigens auch der Gründer von der Firma Bergans) erkläre ich später.
    Hier ein Link zu meinem, allerdings ist meines grün (es gibt die Boote in rot und grün), der aktuelle reduzierte Preis ist übrigens echt gut - leider ist es aber scheinbar nicht lieferbar:
    https://www.globetrotter.de/shop/challenger-17-dr-100247/


    Hier noch eine sehr informative Ally-Seite aus der Schweiz, dort haben die auch ein Testzentrum:
    https://www.ally.ch/faltkanadier.php


    Bauformen:


    Die Allys werden grundsätzlich in eine etwas sportlichere (d.h. wendigere) und eine schnelle, schlanke Version aufgeteilt, diese gibt es jeweils in verschiedenen Längen. Die sportlichere Version kann auch leichtes Wildwasser fahren, ist sehr wendig und hat Bug und Heck hochgezogen und indiandermäßig gerundet, zudem eine bauchige Kiellinie. Die schlanke Form, die ich selbst auch fahre, ist eher nüchtern gehalten, als Spritzschutz wird hier ein Cordura-Dreieck vorne und hinten eingebaut (da Bug und Heck nicht hochgezogen sind). Der Geradeauslauf ist bei diesen Booten besser, was bedeutet, dass sie weniger wendig sind... ;)
    Die Allys werden gemäß ihrer Gesamtlänge nummeriert, drolligerweise in Fuß (0,3048m) gemessen: Der 17er ist also ein knapp 5,2m langes Boot. Es gibt Bootslängen von 13,7 bis 18,5 Fuß. Mittlerweile scheint es so zu sein, dass die schnellen Boote in rot und die wendigen Boote in grün kommen... Das ist schade, aber die Sortierung behalte ich der Einfachheit halber auch bei der folgenden Auflistung der Bauformen bei:


    Solo 13,7 - rot
    Tramp 15 - grün
    Scout 15,5 - rot
    Adventure 16 - grün, allerdings eine Zwischenform
    Tour 16,5 - grün
    Challenger 17 - rot
    Expedition 18 - grün
    Explorer 18,5 - rot


    Aufbau


    Die Boote bestehen aus folgenden Teilen, grob zusammengefasst:
    - Bootshaut (stabile LKW-Plane)
    - Gestänge (Alu-Rohr)
    - Sitze
    - Evozote-Matte (diese kommt unten zw. Bootshaut und Gestänge, zum Schutz)


    Die LKW-Plane ist sehr stabil und kann beklebt werden, etwa mit Laschen für die Aufnahme eines Gummiseils (für die optionale Persenning). Klebefolien halten allerdings so gut wie gar nicht.
    Der Aufbau ist für eine geübte Person in etwa 20-30 Minuten erledigt. Es liegt dem Boot auch ein Gummihammer bei, den habe ich allerdings noch nie gebraucht. Beizeiten mache ich mal ne Fotostrecke für den Aufbau, ist irgendwie doof zu erklären sonst...


    Das Material der Außenhaut ist eine glasfaserverstärkte Art LKW-Plane - diese ist wirklich sehr stabil und wird auch nicht so spröde, wie manche Plane auf Dauer. Auch bei Kälte reißt sie also nicht an den Knickstellen. Die Alu-Stangen sind stabil und mit einem Gummiseil im Innern versehen wie bei Zeltstangen. Die Befestigung mit den für die Verwindungssteifigkeit wichtigen Querstreben geschieht über Plastik-Klickverschlüsse, anhand dieser werden auch die Sitze angebracht. Benefit der Faltbauweise: Schwingungen durch unkontrollierte hektische Bewegungen vorne (Hund springt hin und her,...) werden nur abgeschwächt nach hinten übertragen, da das Boot ntürlich deutlich weniger verwindungssteif ist als Hartschalenboote.
    Unten wird wie gesagt die Evazotematte eingebaut, die übrigens zweilagig ist: eine dunkle stabile Seite für oben (Bootsinneres) und eine weichere graue Seite für unten (an der Plane anliegend). Diese Matte sorgt einerseits für eine Schonung des Alu-Gestänges, andererseits hilft sie auch bei Steinkontakten & Co. die Hülle nicht zu verletzen - sollte diese doch einmal einen Riss bekommen, hilft die Matte zudem gegen zu viel eindringendes Wasser. Und zudem ist das Knien, mMn die beste Haltung in diesen Booten (allerdings auch nicht völlig ohne Gefahren für die eigene Gesundheit, wie @waldhueter schmerzhaft in Erfahrung gebracht hat... :whistling: ) damit noch bequemer als ohnehin schon!


    ...sobald ich Zeit habe mehr, bis dahin ist es nur ein Testbeitrag für die neue Kanu-Kategorie... 8o


    Daher erstmal nur ein paar Bilder...



    Ich habe mich für den 17er entschieden, da dieser für bis zu 3 Personen (also 1+1+0,5+0,5) geeignet ist und zugleich der größte Ally ist, der noch sinnvoll allein zu paddeln ist - wenn er flexibel ballastiert wird (etwa mittels eines mit Wasser gefüllten @schwyzi-Style Kenterbeutels):

  • @Hagbard


    Schmerzhafte Erfahrung? Ich habe heute noch Probleme, den rechten Fuß zu belasten. Du hast Recht mit der Aussage, dass eine kniende Position im Boot von Vorteil ist. Allerdings sollte man die Sitzposition ab und zu wechseln, um genau das zu vermeiden, was mir geschehen ist. Die Beine werden nicht mehr richtig durchblutet. Das hatte zur Folge, dass ich beim Aussteigen aus dem Ally natürlich keine Kontrolle über mich hatte. Das Resultat war eine äußerst schmerzhafte Bänderdehnung. Shit happens...!


    Das Boot selber ist sehr ruhig und stabil gelaufen. Es nimmt schnell Fahrt auf und scheint auch mit großer/schwerer Beiladung das Non plus Ultra zu sein. Auch dem schnellen Aufbau könnte ich beiwohnen. Es waren ganz knapp über 20 Minuten vom Beginn Aufbau bis zum Einsetzen ins Wasser. Sehr sinnvoll sind Spritzdecken!


    Ein Ally? Jupp, die Dinger sind mega genial!


    Übrigens steht unsere Idee einer Tour noch aus! Ich habe es nicht vergessen...


    Grüße A.

  • Übrigens steht unsere Idee einer Tour noch aus! Ich habe es nicht vergessen...

    Das wird schon noch! Alles für's Forum! 8o :D Nee, da schnacken wir gelegentlich noch mal drüber - aber erst, wenn ich zeitlich genauere Zusagen machen kann! :thumbsup:

  • Schönes Boot.
    Das überzeugt wirklich. Da hält mein Schlauchboot nicht mit.

    "He´s one of them rangers, dangerous folks they are, wandering the wild"
    "Not all who wander, are lost"
    Was ihr den Geist der Zeiten heisst, das ist im Grunde nur der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln (Faust)

  • Was ich sehr empfehlen kann für ein Ally ist die Persenning. Ist nicht ganz einfach zu bekommen, ich habe meine bei Fliegfix aus der Schweiz bestellt: https://www.fliegfix.com/ Es gibt aber auch Nachbauten, dies hier ist die Original-Ally-Persenning (den Griff vorne habe ich allerdings selbst gebaut):



    Die Persenning kommt mit Klebelaschen aus dem Bootshautmaterial, Kleber, Gummileine, Spritzdecken und Lukendeckeln (je nach Bootsgröße, bei mir waren zwei Spritzdecken und ein Lukendeckel dabei, 3 Luken in der Persenning verbaut). Beim Kleber handelt es sich um Renia Syntic Total Universalkleber: https://www.denk-outdoor.de/al…KSrueXC1dICFawW0wodFEIPeg Dieser muss ganz genau nach Anleitung verarbeitet werden, also Flächen mit Sandpapier aufauhen, reinigen, Kleber ausreichend belüften, drücken. Die Verbindung ist dann erstaunlich fest!



    Die Laschen werden immer zwischen die Schuhhaken an der Persenning befestigt, man zieht die Persenning also vorher einmal rauf und schaut dann, wo die Laschen hinkommen, markiert die Stellen ggfs. Das Gummiseil wird dann durchgezogen und dient zum Einschlaufen in die Schuhhaken, dies geht recht schnell und ist dann schön dicht.




    Die Lukendeckel sind ganz einfach konstruiert, einfach nur ein Ring aus Polyrohr eingenäht (als Süllrand). Es reicht auf den meisten Touren aus, nur die Persenning ohne Spritzdecke zu nehmen. Als zukünftiges Bastelprojekt plane ich ein Mittelding aus Stevendreieck und Persenning, also nur jeweils ein Cordura-Dreieck vorne und hinten und ein rechteckiges Stück in der Mitte. Für Familienwanderfahrten die flexibelste Lösung, weil so langsam wachsen die Kiddies aus ihrer gemeinsamen Luke heraus... ;)

  • Fährt sich mit Bugballast (Wassertank) je nach Beladung auch bei 4 Windstärken auf den See im Sologang.


    So ungefähr sieht mein altes Ally (Tramp 15) auch aus.


    Gute Idee mit dem Bugballast. Darauf hätte ich auch mal kommen können. Wieviel Gewicht hast Du da im Bug, für den Zweck?


    Ansonsten: die Allys sind wirklich gute Tourenboote. Nicht nur bei Portagen. Ich hatte mal auf einer Tour vorn jemanden drin und dazu reichliches und bequemes Campinggepäck für drei Leute (das zweite Boot auf der Tour war ein winziges Wildwasserkajak). Das ging gut, und es waren Seen mit und ohne Wind und Wellen, ein gutes Stück Ostsee bei ordentlichem Wellengang und einige Stellen mit Wildwasser III dabei. Alles möglich gewesen, ohne besonderen Streß.


    Ein schöne Sache ist, daß diese Boote so flexibel sind. Wenn man mal frontal irgendwo dagegen kracht (passiert im weißen Wasser schon mal), dann schiebt sich das ganze Boot ein wenig zusammen und springt dann wieder zurück. Bei Seegang windet sich das Boot flexibel über die Wellen, ohne aber irgendwie schlabbrig zu wirken. Auffahren auf Ufer (oder an seichten Stellen) ist kein Problem, weil der Boden selbst in sich etwas flexibel ist.


    Geflickt habe ich das Boot mal ohne das Gepäck auszupacken. Ich bin einfach selbst ins Wasser (etwa bauchnabeltief), habe das Boot schwimmend etwas zur Seite gedrückt, sodaß die Schadstelle aus dem Wasser war, abgetrocket und geklebt. So macht man das, wenn man ein fauler Sack ist. :)


    Ein wirklich tolles Boot. Ein Roß der Wellen. :)

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • Ally 16 Adventure.

    Der Traum meiner schlaflosen Nächte - wird aber erst erfüllt, wenn die Kinder so groß sind, dass wir aufteilen müssen... ;)


    Und nein, kein totales Spartendasein, aber zumindest bei mir im Verein war das Ding völlig unbekannt. Und Zubehör etc. ist halt nicht ganz so einfach zu bekommen teilweise.


    Gute Idee mit dem Bugballast

    Ich nehme immer einen dreieckigen Kenterbeutel (siehe erstes Bild, mit Wildwasserpaddlerfarbe) von 60l, den ich komplett befülle. Plus Hund und Gepäck passt das dann zu meinen 100kg.


    Bei Seegang windet sich das Boot flexibel über die Wellen, ohne aber irgendwie schlabbrig zu wirken.

    Genau das meinte ich mit der Verwindungssteifigkeit, diese gilt auch in der Horizontalen - wenn vorne einer rumhüpft, überträgt sich dies nicht zu 100% nach hinten. Zu wieviel Prozent genau kann ich allerdings nicht sagen...

  • Hallo!
    Ich heiße Alex und bin neu hier im Forum. Ich gabe vor kurzem mein Festkörpercanadier verkauft und bin nun dabei mir ein Faltboot zuzulegen.


    Jetzt hab ich eine Frage: Sollten bei den Allybooten alle C-Clips der Querspanten in die Seitenspanten greifen?


    Aufgefallen sind mir bei dem Ally 16 DR Adventure die beiden in zweiter Position von oben sitzenden C-Clips von den Querspanten 2 und 6 (sind jeweils die zweiten von Bug und Heck gesehen). Greifen die ohne Luft dazwischen in den Wasserlinienspant (zweiter von oben)?


    Im Anhang 2 Bilder.....


    Gruß von hier und Danke im vorraus!



    Alex

  • Nein Alex, da stimmt irgendetwas nicht. Wahrscheinlich an anderer Stelle. Sieh Dir am besten mal an, ob alle anderen Quer- und Längsspanten genau da sind, wo sie sein sollen, und ob die Dollborde weit genug, aber nicht zu weit in die Kanäle eingeschoben sind, und solche Sachen.


    Was das betrifft, kann der Ally Kanadier ein bißchen zickig sein. Das gibt sich aber mit der Zeit, wenn man selbst Erfahrung gewinnt, und sich andererseits auch die ganze Sache nach etlichen Aufbauten und Benutzungen etwas dehnt und setzt.


    Das wird schon. Aber einen dicken Hals kann man schon manchmal kriegen, das schon. :)

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")