Microadventures - Sammelfaden für das kleine Abenteuer

War dieses WE nach einer gefühlten Ewigkeit wieder mal für eine Übernachtung draussen. Die kleine Tour stand unter dem Motto 'back to the woods' und ich bin ganz bewußt mit preisgünstiger Ausrüstung losgezogen. Nach der kurzen Wanderung von ca. 5-6km musste ich beim Gedanken an den Spruch 'wer rastet der rostet' regelrecht fluchen - passt in meinem Fall wie die Faust ins Auge ;-/ Bevor es ans campieren ging entdeckte ich eine Minizecke auf meinem linken Unterarm. Kurzerhand entledigt und beim anwenden der chemischen Keule bemerkte ich noch eine weitere am Stiefel und zwei außen an den Hosenbeinen - lauter kleine Minibiester. Die am Stiefel wurde kurzerhand im Insektizid ertränkt, das Bad war ihr vergönnt diesem frechen Viech ...

Mein kleines Kuppelzelt wurde direkt vor einem Felsen auf einen Stein aufgestellt. Hab mir das VauDe Campo Compact 2P eigentlich fürs Car Camping angeschafft, es ist rasch auf- und auch wieder abgebaut und wenn es mal geklaut werden sollte bzw. Kinder am Campinplatz über die Leinen stolpern bringt mich der Verlust von 130.- Euronen auch nicht sofort ins Armenhaus. Für das Geld bekommt man ein schlicht ausgestattetes, wetterfestes Zelt das mit seinen ca. 2.5kg gerade noch trourentauglich ist wie ich finde.

Rucksacktechnisch war der CQC Rucksack 1999 vom ÖBH aus dem Truppenversuch am Start. Hab den gut gebraucht für vernünftiges Geld erstanden und er trägt sich mit 20kg für einen Militärrucki ganz passabel. Wollte das Ding wegen seinem hohen Eigengewicht schon verkaufen, mal schauen. Schlaftechnisch war eine Evazote Isomatte mit 3-Season KuFa Schlafsack dabei und die Zeiten wo ich eine Schaumstoffiso super fand sind wohl endgültig vorbei - ein Luftteil ist zwar teurer aber wesentlich bequemer. Die Nacht verlief ruhig und morgens wurde gleich mal üppig aufgekocht

Nach dem obligatorischen Tee gab es ein Reis-Fertiggericht das mit frischem Gemüse 'gepimpt' wurde. An preiswerten Utensilien mangelte es auch hierbei nicht: Survival Lilly APO-1 Spiritusbrenner, MSR Stowaway Topf, Wildo Napf, Reislöffel aus dem Asia-Shop, usw. Der ALB Forming Rauchverbrenner Stove hatte Pause da es zuvor gut geregnet hatte und das herumliegende Totholz nur oberflächlich trocken war ;-/

Aktuell war die Baumblüte gerde in vollem Gange, mein Zeug war über und über mit gelbem Staub bedeckt.

Der Spot vor dem Felsen war nahezu perfekt, Wasser musste leider von etwas weiter weg herbeigeschafft werden. Ich hab die Lichtstimmungen vor dem Felsen echt genossen und die Vögel taten ihr übriges um mich dort richtig wohl zu fühlen Der Platz ist übrigens in absoluter Zivilisationsnähe: Hinter dem Felsen steht ein großer Hof in nichtmal 300m Entfernung, auf der anderen Seite vor dem Wald sind 3 Häuser ebenfalls nur ca. 300-400m weit weg. Für so ein Miniadventure braucht es weder ultimative Wildnis, noch entlegenes Gebiet oder gar sündteures Gear!

Hab ein paar Tage frei und mein ursprüngliches Vorhaben ist leider buchstäblich ins Wasser und der regnerischen Witterung zum Opfer gefallen. Ein Ausweichsziel war rasch gefunden wo das angekündigte Schönwetterfenster von 1.5 Tagen auch reichen sollte um einen trockenen Overnighter unterzubringen. Konnte auch ein paar Angelegenheiten in der Gegend kombinieren, daher war die längere Anfahrt auch gerechtfertigt. Am Start war mein 16kg Norrøna Hochtourenrucki mit 'leichter' Biwakausrüstung inkl. 3L Wasser. Das Ziel war ein bekannter Aussichtsberg in den Voralpen und die ca. 350Hm versprachen eine 'easy-cheesy' Aktion zu werden - zumindest wenn man meine nicht vorhandene Fitness unberücksichtigt lässt.

Ich hatte alle Mühe auf den Glapf mitsamt fettem Rucki raufzukommen und anstatt der 1.5h Gehzeit hab ich knapp über 2.5h benötigt. Glaub ich brauch nicht extra zu erwähnen dass mich jeder der nachkam auch mühelos überholen konnte ;-/ Oben angekommen trafen 2 Bergläufer ein welche für die gleiche Strecke nichtmal 20min benötigt hatten, grrrr! Am Gipfel hab ich mich erstmal geärgert über den Auflauf - da hat's vor Leuten nur so gewuselt und jeder Platz wo man sitzen konnte war auch von irgendjemanden besetzt. Ein paar Paragleiter sorgten mit knappen Überflügen und gewagten Flugmanövern für Unterhaltung. Das Puplikum war meist jugendlich, da waren sehr viele Studenten drunter, das besteigen des Gipfelkreuzes für ein Selvi inklusive. Natürlich auch ein paar 'erfahrene' Bergfexe im Pensionistenalter mit dabei.

Wegen dem Auflaug hab ich über eine Stunde zugewartet bevor ich die ersten Fotos geschossen hab. Die Aussicht ist grandios, man hat gute Sicht auf ein paar Voralpenseen und auf die Berge bis zum Alpenhauptkamm hinein welche sich tief winterlich mit schneebedeckten Gipfeln präsentierten

Bei dem Trubel wollte ich mit dem Biwakbau zuwarten bis es ruhiger wurde, der Gipfelbereich leerte sich nur zögerlich und auch um 21:00 kamen noch Wanderer vom Trailhead rauf um die Abendstimmung zu genießen. Obwohl noch ein paar Wanderer anwesend waren begann ich im dämmrigen Licht mit dem Biwakbau. Die Anwesenden schien dies nicht weiter zu stören, ein junger Bursch meinte nur 'cooles set-up! Die letzte Wandergruppe machte sich dann bereits im dunkeln mit Stirnlampen auf ins Tal. Wie sich herausstellte blieben 2 Mädels, die wollten in der kleinen Schutzhütte übernachten - dort ist kaum Platz und Betten hat es auch nicht!

Hab mich direkt vors Gipfelkreuz auf eine Ministeinplatte gepflanzt, das kleine Tarp wurde sehr tief abgespannt und mangels Bäume mit Trekkingstöcken abgestützt und an div. Steinen festgezurrt Viel Platz hatte ich nicht, mein Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter unter dem Tarp und ein wegrollen musste tunlichst vermieden werden denn vor dem Tarp ging es 20-30m steil den Hang runter ... Denke das war auch der Hauptgrund weshalb ich eher unruhig schlief - war öfter mal ganz bewußt am kontrollieren ob meine Position eh noch halbwegs 'save' war. Der Bivy hatte Pause - es war zwar windig, die Nacht verlief aber niederschlagsfrei.

Wurde ungewöhnlich früh geweckt, die Mädels aus der Hütte wollten den Sonnenaufgang fotografieren und waren am kiechern - wahrscheinlich weils gut bewölkt und vom fotogenen Sonnenaufgang nix zu sehen war Hab dann gemütlich gekocht und meine Sachen abgebaut. Flux prasselte kurz der Regen runten und ich musste mitsamt Zeug in die Hütte flüchten. Nachdem der Tee verputzt und alles verstaut war bin ich abgestiegen, es nieselte leicht und die Stahlseilsicherungen welche in kritischen Passagen eingebaut sind eine echte Hilfe um nicht auszurutschen im steilen Gelände. Trotz des Massenauflaufs hab ich die Tour genießen können und dieser niedrige Berg hat mir wieder mal gezeigt dass ich für solche Aktionen einfach nicht fit genug bin ...

Der Spot ist cool und ich wurde auf den Gipfel durch eine YT-Bergsteigerin aus meiner Gegend aufmerksam die dort mal im Winter übernachtet hat. Die Gipfelkreuzaktionen waren zugegeben verstörend und wenns einer vorzeigt gibt's leider zig andere die das ebenfalls cool finden und nachmachen. Was mich dabei aber am meisten gewundert hat dass ausschließlich junge Damen da rauf gekraxelt sind - 'Generation Instagram' lässt grüßen!