Rangerbeads und Schrittmaß

  • Hallo Zusammen,


    nicht nur die Richtung ist maßgebend bei der Navigation, sondern auch die Entfernung. Die Richtung können wir mit Hilfe von Kompass und Himmelskörper bestimmen. Um eine bereits gelaufene Strecke zu ermitteln, sind Kenntnisse über Schrittmaß sehr hilfreich.


    Ein Schrittmaß bei der Navigation im Gelände ist eher ein Doppelschritt. Das heißt ein Schritt zählt jedes Mal wenn zum Beispiel der linke Fuß aufsetzt. Man könnte natürlich jeder Schritt zählen, aber beim Wandern wäre das sehr unpraktisch.


    hier zu Verdeutlichung


    Der Schrittmaß kann man auf verschiedene Art und Weise ermitteln.
    Im Geschäft habe ich z.B. einen geeichten Vermessungsrad. Hiermit habe ich einen Rundkurs mit genau 500 m gemessen und markiert und bin die Strecke ein bis Zweimal gelaufen, einmal mit schwerem Rucksack, einmal ohne. Dabei habe ich meine Schritte gezählt und die Zahl durch 5 dividiert. Dabei kam bei mir einen mittleren Schrittmaß von 66 Schritte pro 100 m Entfernung raus.


    Nicht jeder hat ein Messrad, aber es gibt überall 400-Meter Laufbahnen in Sportzentren wo man Schritte zählen und den Schrittmaß ermitteln kann. An vielen Kreis- und Verbindungsstraßen stehen Leitpfosten am Straßenrand. Diese stehen in der Regel in 25 50 Meter Abstand (in Deutschland). Gelegentlich findet man auch einen Schild mit der Kilometrierung der Straße, wo man gegebenenfalls eine Strecke prüfen kann.


    Zusammen mit ein paar Nomads habe ich den Schrittmaß auf offenem Gelände gemessen und die Schrittmaße der verschiedenen Leuten variierten zwischen 64 und 67 Schritte bei verschiedenen Körpergrößen. (ich bin 1,77m groß).


    Wenn man eine Tour-Strecke läuft, gibt es in der Regel mehr als nur ein paar Hundertmeter. Um uns zu helfen und die gelaufenen Kilometer in 100 m Intervallen zusammen zu ermitteln, können Rangerbeads sehr nützlich sein.

    Das ist nichts anderes als ein kleiner Abakus.

    Hier oben sieht man meine MYOG-Rangerbeads bestehend aus metallenen Skulls (mit nachleuchtenden Augen 8) ), einen Abdichtungsring vom Wasserhahn als Trennung und einen Stück Paracord mit einem Diamantenknoten als Abschluss.


    Diese Rangerbeads werden an den Schulterriemen des Rucksacks oder an die Jacke zur Brust hin hingehängt.
    Damit kann man mit einer Hand einzelnen Beads nach oben, oder nach unten schieben. Die Beads sind natürlich so aufgefädelt, dass sie von alleine nicht rutschen können.


    Unten habe ich 9 Beads für die 100m Einteilung und oben 4 Beads für die Kilometer. Alle 66 Schritte ziehe ich einen Bead nach unten. Nach einem Kilometer wird ein oberer Bead geschoben. Bei jedem Kilometer schaue ich auf die Uhr.


    In der Regel schaue ich dann auch nach einem Kilomter in meiner TK-Karte nach und versuche dort meine Position nachzuvollziehen.
    Im Wald hat sich das öfters als praktisch erwiesen, um die richtige Weggabelung zu bestimmen. Dort ist es sonst schwierig sich an die Topographie zu orientieren.


    Bei normale Wanderungen laufe ich im Schnitt 4 Kilometer in der Stunde, oder 1 Kilometer alle 15 Minuten. Somit habe ich auch die Kontrolle und kann meine gelaufene Strecke nachprüfen. Möchte ich zu einem bestimmten Uhrzeit irgendwo sein, kann ich meine Geschwindigkeit regeln, und mit Hilfe meiner Rangerbeads die Restentfernung noch bestimmen. (dead reckoning)
    Wenn ich etwas leichter unterwegs bin und kein Rucksack dabei habe, nehme ich gerne meinen Ring-Abakus:


    Das ist eine Schlaufe mit 9 Doppelten Überhandknoten und ein Dreifachem Spierenstich. Diese Schlaufe trage ich dann ein einer Hand und nach 66 Schritten ziehe ich einen Knoten mit dem Daumen durch den Fingern durch. Ein Spierenstich ergibt dann 1 Kilometer.
    Die Entfernungsmessung im normalen Gelände ist ziemlich genau. Ich habe eine Strecke mit einem GPS-Tracker nachgeprüft und nach 10 Kilometer lag ich nur circa 100 Meter daneben (1%).


    Der Schrittmaß wird natürlich durch Topographie beeinflusst, aber generell gleicht sich das wenn man auf und ab läuft wieder aus.


    Von einem Freund und Nomad, der Friedhofswolf :danke: , habe diese wunderschöne Rangerbeads aus Horn und Leder verschenkt bekommen:

    Das wären so richtige Trapper-Beads.


    Es gibt natürlich auch elektronische Schrittzähler, aber diese zählen z.B. auch wenn man im stehen den Arsch kratzt, oder den Rucksack zurecht rückt.
    bei meiner Erfahrung waren sie bisher im Vergleich sehr ungenau.


    Cheers Mike



  • Nicht jeder hat ein Messrad, aber es gibt überall 400-Meter Laufbahnen in Sportzentren wo man Schritte zählen und den Schrittmaß ermitteln kann. An vielen Kreis- und Verbindungsstraßen stehen Leitpfosten am Straßenrand. Diese stehen in der Regel in 25 Meter Abstand. Gelegentlich findet man auch einen Schild mit der Kilometrierung der Straße, wo man gegebenenfalls eine Strecke prüfen kann.

    Leitpfosten haben doch normalerweise (wenn keine Kreuzung oder Einfahrt ist) einen Abstand von 50m?

  • oops, das kann natürlich sein. Müsste ich nochmals prüfen.
    Ich war früher als Vermesser unterwegs und habe eine Autobahn in Österreich abgesteckt. Die Gradiente wurde hier alle 25 m abgepflockt. Vielleicht verwechsel ich da was :danke:


    Edit: @musher, du hast Recht. In Deutschland 50 m, aber in Österreich 33 m laut Wikipedia. Danke für den Hinweis. Erste Post wird gleich ergänzt :thumbup:

  • Also bei konstant 90km/h macht's alle 2 Sekunden Pock, Pock, Pock, ...


    @MacGyver


    Wenn nichts dagegen spricht, sähe ich hier wieder einen neuen Artikel für's Wiki.


    ;) :thumbup:

  • Die hab ich mir auch mal gemacht, musste aber jetzt Zuchen wo dass ding hingekommen ist, fast niemals gebrauch von gemacht....

  • Vor etwa zwei Jahren bin ich mal auf dieses System aufmerksam geworden und habe mich natürlich auch daran versucht. Solche eher simplen Methoden sind nämlich eigentlich mein Ding. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch noch voll auf dem GPS-Trip mit Track-Aufzeichnung, Durchschnittsgeschwindigkeiten bei unterschiedlichen Geländen, Auswertung und dem ganzen Schnickschnack (wie man sieht, bin ich in Bezug auf meine vorherige Aussage wohl eine bipolare Persönlichkeit ;) ). So konnte ich in Bezug auf das System der "Schrittzählkordel" auch meine Erfahrungen sammeln.


    Ich muss gestehen, dass dieses System mich zu sehr beim Wandern vom eigentlichen Grund meines "Draußenseins" ablenkt. Ich habe festgestellt, dass ich mich nur noch auf das Zählen konzentriere und gar nicht mehr auf das Naturerlebnis achte. Meistens ist für mich das "Blümchen am Wegesrand" oder das Beobachten von Tieren (und wenn es nur der wundersame Weg eines Käfers ist) viel wichtiger.


    Dabei muss ich natürlich einschränkend bemerken, dass das Rangerbead-System definitiv funktioniert! Man muss es üben und seine Erfahrungen sammeln. Ich bin fast wahnsinnig geworden beim Zählen. :D OK - wahnsinnig war ich schon vorher.


    Schmunzelnde Grüße
    Guido

    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



  • Es ist richtig, dass das Zählen beim Wandern stört. Sich mit jemandem unterhalten geht auch nicht. Zuhören geht und einsilbige Antworte auch, aber mehr nicht.
    Daher zucke ich die Beads erst raus wenn ich einen bestimmten Wegepunkt bestimmen möchte, oder in etwa wissen will wie weit ich noch zum Ziel brauche.
    Bei Orientierungsmarschen mit mehreren Leuten muss man zwangsläufig die Rollen verteilen. Einer zählt, ein anderer achtet auf Marschrichtung und ein andere behält die Karte im Blick.
    Trotz allem ist "nice to know" wie das geht.

  • Dass ist genau der grund wieso ich dass Rangerbeads Kordel wieder igendwo abgelegt habe :)

  • Zugegebenermaßen ist das Zählen manchmal störend, aber man kann es vereinfachen.
    Wie bereits erwähnt, beträgt mein Schrittmaß 66 Schritte pro 100m.
    Ich habe mir jetzt einen kleinen Knotenabakus geknüpft mit 5 kleinen Knoten und einem doppelten Spierenstich.
    Nach 11 Schritten ziehe ich einen Knoten durch den Fingern durch.

    Nach einer Runde mit 6 Knoten habe ich dann meine 66 Schritte, oder umgerechnet 100 Meter. Dann ziehe ich entweder einen Bead an meinen Ranger-Beads runter, oder ziehe einen Knoten am anderen Knotenabakus durch, mit 10 Knoten als Kilometer-Zähler (10 x 100 m).

    Es klingt vielleicht komplizierter als es eigentlich ist.
    Inzwischen zähle ich die 11 Schritte nahezu im Unterbewusstsein und ich muss nicht ständig auf Zahlen konzentrieren. Die Ranger-Beads funktionieren als Zwischenspeicher und der Kopf bleibt frei für die Natur.
    Hier nochmals meine Ranger-Beads im Detail :


    Cheers Mike

  • Hier noch ein bisschen Hintergrundwissen und ein paar Statistiken.


    Interessanterweise gab es in Deutschland einmal eine Längeneinheit namens "Landmeile" mit einer Länge von 7532,5 Meter. Dies entspricht 5000 Doppelschritte, oder 10.000 einfache Schritte bei einen Schrittmaß von 66,4 Schritte / 100 m.
    Bei mir beträgt einen Doppelschritt 1,515 m, ein einfacher Schritt 75,76 cm.
    Bei den Römern hieß ein Doppelschritt "passus" und eine römische Meile betrug 1.000 Doppelschritte "milia passuum".
    Eine römische "passus" beträgt 1,48176 m. Die Römer waren offensichtlich durchschnittlich etwas kleiner wie ich
    Die englische Meile beträgt 1.609,3 m oder 1.760 Yards und in meinem Fall 1.062 Doppelschritte.
    Eine nautische Meile beträgt 1.852 m oder in etwa eine Winkelminute am Äquator
    Äquatorradius ist circa 6.371 km. Eine Erdumrundung am Äquator (oder zwei Meridiane vom Pol zu Pol) entspricht 2 x Pi x 6.371 oder circa 40.000 Kilometer. Eine Winkelminute = 40.000 / 360 / 60 = 1.852 Meter


    Cheers Mike


    Edit: Jetzt wisst Ihr wo die Metereinheit überhaupt herkommt. Es sind 10.000 Kilometer vom Äquator zum Nordpol wenn man in einer Linie genau nach Norden fährt.