Fischspeer (Theorie & Praxis)

  • Hallo zusammen,


    was bringt es, wenn man zahlreiche Bücher über Bushcraft & Survival liest, das darin enthaltene Wissen aber nicht mal praktisch umsetzt/ausprobiert?


    Ich habe mich nach einer ausgiebigen Aufräumaktion auf der Terrasse heute mal hingesetzt und etwas an einem alten Stück Ahorn rumgeschnitzt. Erst noch ziellos, um mir den Tag etwas zu vertreiben, da dachte ich mir: "Könntest dich ja eigentlich mal an einem Fischspeer versuchen".


    Warum nicht?


    (Über die Entstehung gibt es leider keine Bilder, da im Hintergrund gerade der Akku geladen wurde.)



    Vorweg: Es ging mir weniger um Schönheit oder Perfektion. Ich wollte es lediglich einmal ausprobieren, war aber doch etwas verwundert, dass ich gut eine Stunde gebraucht habe.


    Zum Einsatz kamen Werkzeuge und Hilfsmittel, die ich im Regelfall auch unterwegs dabei habe: Klappsäge, Mora (Heavy Duty) und etwas Gartendraht


    Ein gravierender Nachteil des Holzes machte sich beim vorsichtigen Spalten bemerkbar. Ich würde zukünftig oder für den Fall der Fälle frisches Holz (vllt. Hasel - wg. des relativ geraden Wuchses) nehmen, statt erneut auf ein altes, gut abgelagertes Stück Holz zurückzugreifen. Das trockene Holz neigt beim Einschlagen der Spreizkeile ordentlich dazu, einzureißen.



    @Stefan und @ope


    Keine Ahnung, ob Ihr beiden Euch noch an die diesbezügliche Diskussion im BCD erinnert, aber meine damalige Idee, die Spreizkeile jeweils mit einer Nut zu versehen, hat sich als unnütz bzw. bewusste Sollbruchstelle erwiesen. Problematisch sind auch dünne, flache Keile, die vorsichtiges Einschlagen unter Spannung und Gegendruck nicht allzu gut verkraften. Beim nächsten Mal würde ich definitiv vierkantige Spreizkeile einschlagen. Musste in dieser Ausführung 2 Mal erneuern, da mir die Keile beim Gegenhalten mittig zerbrachen.


    Da mir eben nur Gartendraht zur Verfügung stand, um die Sache etwas authentischer zu halten, begann ich mit einer Schlaufe, die ich um einen der Keile legte.



    Ausgehend von diesem Fixpunkt habe ich zuerst 3 Lagen unterhalb der Keile um den Speer gewickelt, um ein weiteres Aufreißen zu verhindern. In 2-3 Lagen bin ich dann abwechselnd über/unter den Keilen geblieben und habe abschließend noch 2 Lagen über die Keile gelegt. Das offene Ende wurde 4 Mal um eines der hervorstehenden Enden eines der Keile gewickelt, zuletzt unter einem Drahtwickel her- und ordentlich stramm gezogen. Die Drahtenden, die u.U. Verletzungen hervorrufen können, habe ich mit Messerspitze und Daumen soweit eindrücken können, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgehen sollte.



    Hält Belastungen in sämtliche Richtungen stand. Habe ich nicht mit gerechnet, dass verhältnismäßig wenig Draht - straff gewickelt - doch so viel aushält und für ein stabiles Konstrukt sorgt. Ergiebig und vielseitig einsetzbar.



    Das Schnitzen an sich war teils eine Herausforderung und verschlang mit Abstand die meiste Zeit. Etwas umständlich war der doch recht geringe Abstand zwischen den Spitzen. Nicht nur, dass ich die unterschiedlichsten Schnitzversuche und -praktiken ausprobierte, um beide Seiten der einzelnen Spitzen in Form zu bringen, gerade auch der innere Teil des Ahornspeeres entgegnete mir zu Anfang mit einem großen ?


    Nicht wirklich einfach, wenn der Abstand zu gering ist. Eine scharfe Messerspitze, mit welcher man halbwegs bequem dazwischen kam, war schon sehr hilfreich.


    Die improvisierten Widerhaken waren eigentlich Spielerei. Wie gesagt, um Schönheit, Perfektion oder dergleichen ging es mir heute überhaupt nicht. Ich wollte es einfach mal ausprobiert haben, bin aber dennoch der Überzeugung, dass man mit diesem Speer auf die Jagd gehen könnte. Liegt mir allerdings fern.



    Alles in allem ein schöner und erkenntnisreicher Tag. Insgesamt habe ich vielleicht eine Stunde gebraucht, wobei ich die Spreizkeile 2 Mal erneuern durfte. Diese sollten m.E. nicht zu filigran sein, da man sie - zumindest bei abgelagertem Holz - doch schon einer gewissen Belastung aussetzen muss, bis sie sitzen. Abwechselnd mit einem Ast oder dem Messergriff auf die Enden geschlagen und dabei auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Daumen gegengehalten. Mittiges Treiben hat sich eher als kontraproduktiv herausgestellt.


    Was könnte man besser machen?


    Welches Holz würde sich anbieten, wenn man sich solch einen Speer in der Not bastelt?



    Lasst uns doch mal ein wenig fachsimpeln. ;)


    Also, haut rein!
    Rudi

  • Vor vielen Monden,als die Forenwelt noch in Ordnung war ;) ,habe ich auch solche Dinge mal gebaut und ins Forum gesetzt.

    Vierzack

    Zweizack

    Flintspitze

  • @Rockdog


    Ohhh, da sind ja glatt noch ein paar Anregungen zu finden. ;)


    Ich denke man sollte es mal gemacht haben. Soll jetzt keine wöchentliche Disziplin werden, aber pure Theorie bringt einen ja auch nicht wirklich weiter.


    PS: Schling- und Schlagfallen kommen noch. :whistling:

  • aber pure Theorie bringt einen ja auch nicht wirklich weiter.

    Richtig,man muss verschiedene Dinge in Händen halten um sie zu verstehen!
    Alleine der Bau bringt nur 50%,danach kommt die Übung im Wasser mit Licht und Schatten!

    Schling- und Schlagfallen kommen noch.

    Viel Spaß,da kannst du viel experimentieren!Besonders die Feinjustierung am Auslöser ist spannend :thumbup:

  • Alleine der Bau bringt nur 50%,danach kommt die Übung im Wasser mit Licht und Schatten!

    Die Theorie sähe dazu ja in etwa so aus, dass man zu Anfang den Speer ins Wasser lassen soll, um so die Lichtbrechung besser einschätzen zu können. Basierend auf Erfahrungen denke ich, dass man zukünftig derart nicht mehr vorgehen muss.


    Ich habe das mal mit einem einfach angespitzten Stock an einer toten Forelle ausprobiert und voll daneben gehauen. Der Tipp, mit der Spitze des Stocks/Speers unter die Wasseroberfläche zu gehen, ist zwar gut, allerdings bedarf es trotzdem noch etwas Übung, um wahrscheinlich halbwegs sicher jagen zu können. Man stellt sich viele Dinge teils zu einfach vor, wenn sie auch nicht sonderlich schwer sind. Aber du hattest es schon schön auf den Punkt gebracht: Manchmal muss man es einfach mal in die Hand nehmen. ;)


    Ja, Schling- und Schlagfallen interessieren mich auch. Habe da zwar schon mal einfache Techniken ausprobiert, mir nicht nur ein Mal die Hand dabei gequetscht (kommt richtig gut bei einem 25kg-Stamm), aber richtig damit auseinandergesetzt habe ich mich bisher noch nicht damit. Da kann man ggfs. sicherlich etwas verinnerlichte Knotenkunde unterbringen.


    Und alles ist nur Matt Graham schuld. 8)