The North Face Moraine 23, Kuppelzelt f. 2 Personen

  • Obwohl die allermeisten hier im Forum mit Tarp unterwegs sein werden gibts doch einige Rahmenbedingungen wo ein etwas mehr an Schutz Outdoors beim Campen durchaus sinnvoll und die Mitnahme eines Zeltes deshalb gerechtfertigt ist, wie z.B. bei harschen Witterungsbedingungen, in Begleitung unsere geschätzten Ladies oder mit den Youngstern vom Bushcraft-Nachwuchs. Möchte Euch deshalb ein Zelt kurz vorstellen:


    Das Moraine 23 ist ein Drei-Jahreszeiten Kuppelzelt für 2 Personen von The North Face. Es ist eher ein Standard-Campingzelt und nicht speziell für Backpacker auf Ultraleicht fürs Rucksackwandern getrimmt, daher sind die Materialien eher konservativ.




    Das Novum dieses Zeltes sind sicherlich seine 3 Gestängebögen. Hier kommen Alurohre zum Einsatz, bei vielen Billigmodellen werden Glasfiberstangen verwendet die man als Rucksacktouri aber meiden sollte. Das GF-Gestänge hält zwar auch einiges aus, es ist aber gegenüber Alu deutlich schwerer und bricht spontan/splittert gern bei übermäßiger Belastung. Alurohre können bei hohen Wind- oder Schneelasten auch mal versagen, die verformen sich aber zumeist bevor sie abknicken. Durch die sich mehrfach kreuzenden Bögen steht dieses Zelt bombig und bietet nicht nur eine souveräne Windstabilität sondern auch eine außergewöhnlich gute Raumausnutzung für die Größe bzw. Grundfläche. Im Prinzip hat man ein Platzangebot und eine Kopffreiheit wie man sie sonst z.B. nur von Tunnelzelten kennt. Man kann problemlos aufrecht sitzen und so lässt sich auch mal eine Schlechtwetterperiode im Zelt leichter überstehen.


    Dieses Kuppelzelt ist als Doppelwandkonstruktion ausgeführt und unter der Außenhaut aus wasserdichtem Gewebe ist das Innenzelt aus atmungsaktivem Material. Durch das dünne Gewebe des Innenzeltes soll allfällige Luftfeuchtigkeit z.B. von der Ausatemluft, Bodenfeuchte etc. hindurchgehen ohne an der Innenzeltwand zu kondensieren. Bei Einwandzelten hat man üblicherweise das Problem dass anhaftendes Kondensat an der Zeltwand runterläuft oder bei Berührung sofort runtertropft und man hat dann nasse Ausrüstung bzw. einen feuchten Zeltboden. Selbst hochwertige Einwandzelte aus teuren atmungsaktiven Geweben beseitigen dieses Problem nicht wirklich zuverlässig.




    Das 2te Highlight dieses Zeltes sind neben der gelungenen Gestängeanordnung sicherlich die großen Netzflächen am Innenzelt. Sie sorgen für reichlich Frischluftzufuhr und Ventilation. Sie erlauben auch gute Sicht nach draußen bzw. auf den Sternenhimmel da das Innenzelt auch alleine ganz ohne Außenzelt aufgestellt werden kann. Das ist eine Option welche mit meinen Tunnelzelten z.B. gar nicht funktionert. Diese großen Moskitonetzflächen sind eher typisch für Zelte des US-amerikanischen Marktes und sie machen es fit für die wärmere Jahreshälfte oder den Einsatz in heißen Klimazonen. Wo viel Licht ist bekanntlich auch Schatten und die Moskitonetze sind nicht erste Wahl im Schnee, denn bei Wind finden Schneekristalle immer einen Weg selbst durch das dichteste Moskitogewebe hindurch rein ins Innenzelt.




    Beim Aufbau wird das Innenzelt zuerst aufgestellt. Das Zeltgestänge muß dabei in großzügig bemessene Kanäle eingeführt werden was etwas Zeit in Anspruch nimmt. Alternative Varianten bei denen das Innenzelt z.B. mit Klips oder Klettern am Gestänge befestigt wird benötigen gefühlt etwas weniger Zeit. Diese Aufbaureihenfolge bedingt natürlich dass das Innenzelt bei Regenwetter naß werden kann, zumindest bis das Rainfly drüber liegt – gilt nicht nur fürs Aufstellen, sondern leider umgekehrt auch für den Abbau. Sobald dass Außenzelt weg ist muss man halt schnell sein. Wenn das Zelt öfter mal aufgebaut wird geht das ruckzuck und ist sicherlich weniger problematisch. Kann aber auch sein dass es in den 3-5 Minuten schon komplett naß ist bis die 3 Stangen eingefädelt bzw. fixiert sind und dann noch das Rainfly drüber geworfen ist ...




    Der einzige Eingang ist großzügig ausgelegt mit rundem Reißverschluß. Die Klappe lässt sich seitlich festzurren und so liegt auch nix auf dem Boden und läuft Gefahr verschmutzt oder gar beschädigt zu werden. Der Zweiwegereißverschluß läuft ok, es hakt aber manchmal was in dieser Preisklasse durchaus mal vorkommen kann.



    Das Außenzelt besteht aus dehnungsarmen Polyester und ist mit Polyurethan (PU) wasserdicht beschichtet, was typisch für Standardzelte ist. Die Nähte sind mit Band abgeklebt und so hat auch Regen keine Chance. Durch die unaufdringliche Farbe ist es auch für Naturbeobachter, Jäger & Angler, für Buscraft & Survival oder einfach nur als Bug Out Zelt prädestiniert, ohne dass es einen militärisch-taktischen Eindruck vermittelt.



    Auf der Innenseite des Rainflys befinden sich ein paar kleine Kletter fürs Zeltgestänge. Ich hatte zwar nie einen Zeltboden (auch Footprint od. Groundsheet bezeichnet), werde aber das Gefühl nicht los dass man das Überzelt in Kombination mit einem extra Zeltboden alleine ganz ohne Innenzelt verwenden könnte. Das Gestänge wird dann provisorisch mit den kleinen Klettern fixiert – konnte dies leider nicht ausprobieren und ist deshalb eine Vermutung meinerseits. Konstruktionsbedingt steht das Zelt freitragend und man kann es aufgebaut hochheben und einfach an einem anderem Platz wieder absetzen. Probiert sowas mal mit einem Tarp ;) Es kommt auch mit wenigen Heringen und Apspannleinen aus und steht schon mit 3-4 Nägeln sehr stabil. Zusätzlich sind ein paar Abspannpunkte m. Leinen vorhanden, falls es doch mal winden sollte.




    Es hat lediglich einen Eingang mit einer kleinen Zeltapsis das ist ein Vorraum oder Vorzelt für Zwischenlagerung von Ausrüstung oder als regensicherer Kochplatz. Ein großer Trekkingrucksack findet darin durchaus seinen Platz. Zwei großvolumige Rucksäcke bringt man zugegeben kaum darin unter, dafür ist die Apsis ein wenig klein geraten. Das Gewebe des Außenzeltes macht einen brauchbaren, wenn auch nicht wirklich high-end Eindruck und es ist vor allem blickdichter als so manch anderes in hellerer Farbe.



    Positiv am Moraine ist das man dank der satten Kopfhöhe problemlos darin aufrecht sitzen kann. So läßt sich auch mal eine Schlechtwetterperiode gut überstehen ohne nur untätig herumliegen zu müssen. Für 2 Personen geht das Platzangebot gerade so. Eine Isomatte hat üblicherweise so zwischen 53 u. 63 cm Breite. Männer haben meist schon breitere Schultern und im Innenzelt stehen grad mal 1,4m zur Verfügung, für jede Person also nur knappe 70cm! Die Länge im Innenzelt ist nicht üppig, hier hätten 10-20cm mehr einen deutlichen Komfortgewinn gebracht. Obwohl die Grundfläche eher knapp bemessen ist ist das Raumempfinden trotzdem klasse, man fühlt sich nicht beengt wie dies in vielen Kuppelzelten mit den eher flach verlaufenden Wänden der Fall ist und im Verhältnis zur Gesamtgröße ist die Raumausnutzung echt ideal und wohl eine der besten verglichen mit meinen anderen Zelten.



    Bildquelle: TNF


    Das Packmaß ist nicht ultrakompakt und für einen Solotrip zugegeben etwas voluminös. Wenn man das Zelt aber auf 2 Leute aufteilt gehts, z.B. einer trägt das Außenzelt, Stangen und Zubehör und der 2te dann das Innenzelt.



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    Frischluftdeppert
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  • Fortsetzung ...


    Dieses Kuppelzelt ist meiner bescheidenen Meinung nach bestens für Fahrrad-, Boots- oder Wandertouren ideal wo nicht jedes Gramm zählt oder einfach nur fürs einfache Car Camping oder beim Festival-Event. Angenehm Platz hat man natürlich bei Solotrips, für 2 Personen ists das Platzangebot eher knapp aber verglichen mit vielen anderen 2-Mann Zelten durchaus noch akzeptabel. Mit viel Gepäck wird es zugegeben bereits etwas eng, hier schränkt der kleine Vorzeltbereich und der fehlende 2te Eingang bzw. die nicht vorhandene 2te Apsis leider doch etwas ein. Die Abspannleinen sind aus Polypropylen Cord und wirken billig, die Heringe sind einfache verzinkte Stahlnägel. Beides würde ich ersetzen z.B. mit Paracord oder leichten Heringen aus Aluprofil.



    Ich hab mein Moraine 23 lediglich 2-3x aufgebaut gehabt und es hatte daher kaum Gebrauchsspuren, abgesehen von ein paar Schmutzflecken auf der Bodenplane. Die Beschichtung des Überzeltes (Rainfly) war ok. Ich war soweit zufrieden damit, mit einer Erfahrung bezüglich Langzeittauglichkeit kann ich wegen der mangelnden Nutzung leider nicht dienen. Aufgefallen ist mir lediglich dass sich im eher flachen Dachbereich gerne Wasser hält, vor allem dort wo sich die Gestängebögen kreuzen. Es ist zwar nie was reingetropft, aber diese Stellen benötigen dennoch länger zum trocknen. Kann mir deshalb auch gut vorstellen dass sich im Wintereinsatz Schnee anhäuft und hält und so das Gestänge zusätzlich belastet.


    Die Verarbeitung ist für die Preisklasse ok, wenn auch nicht herausragend. Wer etwas leichtgewichtigeres sucht, z.B. im Bereich 2,0-2,5kg das auch entsprechend robust ist fürs Backpacking, der wird bei einem Zelt wie diesem aus der Klasse bis 200 Euro möglicherweise nicht fündig (Sonderangebote, etc. mal ausgenommen) und muss manchmal deutlich tiefer in die Tasche greifen ... Legt man noch etwas drauf so erhält man bei einem Zelt der 400-Euro Klasse dann schon wesentlich leichtere Materialien z.B. aus silikonbeschichtetem RipStop Nylon, kleineres-rucksacktaugliches Packmaß und die eine oder andere praktische Detaillösung mitgeliefert, vor allem solides Zubehör. Dieses Modell wird nicht mehr hergestellt, möglicherweise finden sich aber noch Restposten bei Händlern. Ich hab das Moraine 23 infolge Neuanschaffung mittlerweile verkauft und der Käufer hat hier sicherlich ein Schnäppchen zu einem fairen Preis gemacht ;)


    Daten & Features:
    Hersteller: TNF The North Face
    Modell: Moraine 23
    Personen: 1 - max. 2 (meine Empfehlung)
    Eingänge: 1
    Apsiden: 1
    Material Außenzelt: 185T Polyester Taffeta, wasserdicht beschichtet 1500mm
    Material Zeltboden: 210T Nylon Taffeta, wasserdicht beschichtet 5000mm
    Material Innenzelt: 190T Nylon Tafetta, atmungsaktiv
    Abmessungen Innenzelt lt. Hersteller: Ca. 142 x 216 x 114cm (Liegebreite x Liegelänge x Höhe)
    Gestänge: DAC Aluminium
    Packmaß: Ca. 55 x 18cm
    Gewicht, gesamt: Ca. 3,3kg

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    Frischluftdeppert
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