Zeckenabwehr

  • Was oder für wenn haben Zecken einen Nutzen? (Es heißt doch, jedes Tier hat einen Nutzen?)


    Das weiß ich nicht. Hat jedes Tier seinen Nutzen? Für wen?


    Mit Sicherheit hat aber jedes Tier, und jede Pflanze, und jedes Ding seinen Platz im Ganzen, selbst wenn wir ihn nicht kennen.


    Der Mensch auch.


    Die Erde wollte Plastik. Das hat sie nun.

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    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • @MeisterGrimbart bei der Frage nach dem Nutzen meinte ich auch überhaupt und nicht unbedingt für den Menschen.


    Zum Beispiel sehe ich als Mensch auch keinen Nutzen an Mücken - aber sie dienen unter anderen auch als Nahrung für Vögel - somit überhaupt ein Nutzen erkennbar.

  • Lebewesen bestehen, weil sie sind und sein können.
    Nicht mehr.
    Innerhalb ihres ökologischen Umfeldes haben sie aber ihre Niesche und ihren Zweck gefunden, jede Art findet ihre Stelle im derzeitigen ökologischen Gleichgewicht.


    Nochmal auf Deutsch: Lebewesen sind. Punkt. Ihr Einfluss hat die Tierwelt allerdings im Laufe der Jahrtausende zu einem dynamischen Status Quo gebracht, der auf alle derzeit im System befindlichen Lebewesen angewiesen ist. Auf alle!


    Deshalb wird vom Menschen ein "Zweck" unterstellt. Den findet man im Religionsunterricht, aber nicht in der Natur - und nicht mehr in der Kulturlandschaft.
    Zecken sind beispielsweise für eine erhebliche Lethalität von großen Widerkäuern im Winter verantwortlich. Auf diese ist die Flora angepasst. Sterben Zecken aus, verändern sich andere Populationen und es stellt sich ein neues dynamisches Gleichgewicht ein und so weiter.


    Kein Tier ist "notwendig" aber alle Tiere sind notwendig, um ein bestimmtes derzeitiges Gleichgewicht zu erhalten.
    Ebenso ist das mit Neozooen und Neophyten - sie haben keinen Platz im derzeitigen Gleichgewicht und verändern es deshalb (was dazu führt, dass andere Arten verdrängt werden oder aussterben). Es stellt sich ein neues Gleichgewicht ein, in dem die vorher oft gesehenen Einhörner, Wolpertinger und Zwergelefanten keinen Platz mehr haben.


    Die Natur kennt keine festen Zustände, auch wenn wir es gerne hätten - auch ohne den Menschen verändert sich die Zusammensetzung der Lebewesen ständig. (Meist) nur sehr viel langsamer

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    leicht sarkastisch im Unterton, dabei völlig spaßbefreit
    Ich liebe Fachfragen, Smalltalk nur f2f ;)

  • @Joe also hat die Zecke innerhalb der Natur doch einen Zweck, zu mindestens habe ich Deine Antwort schon so verstanden.


    Einen Zweck innerhalb der Natur (nicht für den Menschen)
    Genau dies war so meine Frage.


    Auch eine Stallmücke hat in der Natur seinen Zweck - aber nicht für mich als Mensch.


    Aber so sorgt die Zecke dafür, daß ein anderes Tier nicht ausstierbt. Und somit hat die Zecke innerhalb der Natur einen Zweck.

  • @musher
    Jein. Ohne die Zecke gäbe es eine andere Natur, die ohne die Zecke ebenso gut funktioniert. Nur die derzeitige Natur lebt mit und von der Zecke.
    Evolutionsbiologie ist oft sehr philosophisch.


    Die Natur ist ohne den Menschen ebenso vorhanden, aber die jetzige Natur bleibt nur mit und durch den Menschen so, wie sie ist (nennt sich Kulturlandschaft) und auch in der Kulturlandschaft gibt es ein Gleichgewicht, das aber wie alle dynamischen Gleichgewichte sehr schnell kippen kann und sich in einem anderen metastabilen Status-Quo einpendeln kann - dazwischen gibt es aber immer ziemliches Chaos und Tabula Rasa - Massenvermerungen, Seuchen, Aussterben und Verarmung der Biodiversität, und alles beginnt von vorne.
    Das passiert immer wieder (Verinselung, Katastrophen, Landbrücken). Evolution und Ökologie ist wie ein Doppelpendel.
    Aussterben oder Wegfall von einzelnen Mitgliedern beschleunigt einfach die "chaotischen" Phasen, die ohnehin gekommen wären.

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  • @Joe, ich glaube Dich schon richtig verstanden zu haben.
    In der jetzigen Natur hat die Zecke irgendeine Berechtigung.
    Würde es von jetzt auf gleich die Zecke nicht mehr geben, lebt zwar die Natur weiter, aber trotzdem würde sich in/mit ihr verändern (nicht nur der Wegfall der Zecken).

  • @Grisumat
    Durch die Zecken marschieren immerhin weniger Menschen während der Brut- und Setzzeit durch die hoch stehenden waldnahen Wiesen. Spielt also mit Sicherheit eine Rolle für unser ökologisches Gleichgewicht.

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  • Das mag fachlich sicher richtig sein, passt aber so überhaupt nicht in mein Weltbild von der Zecke, die ein reiner Plagegeist ist. ;)
    Die Zecke kann ja gerne Teil des ökologischen Gleichgewichts sein. Aber doch nicht auf kosten meiner Gesundheit. :whistling:


    Darf ich die Viecher trotzdem weiterhin blöd finden? ;)

  • Sorry @Grisumat jetzt klingst Du genauso wie ein paar Trophäenjäger, die sich beschweren wenn sich die Tiere wehren.


    Womit nimmt sich der Mensch daß Recht, über andere Lebewesen zu bestimmen aber andere Lebewesen dürfen es nicht.


    Nix gegen Dich @Grisumat ABER wir sollten doch versuchen nebeneinander zu leben.
    Ich persönlich bin von den Zecken auch nicht begeistert - muß es aber trotzdem akzeptieren, daß es sie gibt und dementsprechend leben.
    Entweder deren Gebiet meiden oder sich regelmäßig absuchen (lassen).

  • Alles gut @musher, dachte durch die Augenzwinker-smiles wäre zu erkennen, dass ich die Aussagen nicht tot ernst meine.


    Ohne Augenzwinker-smilies und ernst gemeint:


    wir sollten doch versuchen nebeneinander zu leben.


    Das ist richtig. Eigentlich gibt es auch keine andere Wahl. Und es wäre naiv zu glauben der Mensch könne das Gleichgewicht präzise und kontrolliert zu "seinen Gunsten" verändern.


    Und ich finde es gut wie fundiert Joe hier herausarbeit, dass die Zecke durchaus ihren Beitrag zum Gleichgewicht beiträgt und zwar ohne irgend eine Absicht oder ein Bewusstsein dafür.