Fuchsbandwurm

  • Hallo zusammen,


    im " Bushcraft, Survival, Selbstversorgung ganz praktisch: Mein Tag heute " Faden ist der Begriff "Fuchsbandwurm" angesprochen worden.
    Da viel Halbwissen zu diesem Thema immer wieder umkreist, möchte ich mit diesem Faden gerne Fakten zusammenführen.


    Als ich vor 26 Jahren zum ersten Mal in Deutschland als Student gewohnt habe, war ich mit ein paar Leuten im Wald spazieren. Bei einer Lichtung gab's ein großer Flur mit reifen Heidelbeeren, also ging ich vom Weg und sammelte Beeren. Ich wollte gerade eine Beere essen als eine Schrie "NICHT ESSEN!! da kriegst du Fuchsbandwurm und kannst sterben!" Ziemlich verunsichert ließ ich die Beeren fallen und war sehr besorgt. In all meine Jahren davor habe ich Erbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren und was weiß ich noch alles gesammelt und gleich frisch in den Mund gesteckt. Jetzt auf einmal soll ich dabei sterben?? Komisch, dass ich das erstmals jetzt hier in Deutschland erfahre.....


    Ich habe alles mögliche gehört, "alles unter 1 Meter über dem Boden darf man nicht anfassen. Es gibt Füchse die so hoch pinkeln können und da ist alles drin...." was sich inzwischen als Ammenmärchen herausgestellt hat.


    Fakt ist, die Parasiten werden nicht über den Harnweg übertragen, sondern über Kot und Kontakt zu infizierten Tieren.


    Ich habe mich bei diversen Quellen informiert und seither esse ich wieder beruhigt meine Beeren.


    Vielleicht gibt es jemanden unter Euch, der hierzu noch eine qualifizierte Aussage machen kann. Mich würde auch eure Erfahrungen und Meinungen zum Thema interessieren.



    Cheers Mike


    Hier ein paar Links zum Thema:


    wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/58565/
    cdc.gov/parasites/echinococcosis/epi.html
    echinococcus.uni-wuerzburg.de/echinococcus/fragen_antworten/
    aerztezeitung.de/medizin/krank…-schrecken-duenndarm.html
    Apothekenrundschau: Fuchsbandwurm auch in der Stadt ein Problem


    Wiki:
    Fuchsbandwurm
    Rotfuchs


    Übrigens sollte man auch wissen wie Fuchskot aussieht. In der Regel markieren Füchsen eher auf exponierten Stellen wie Baumstumpen oder Steinen. Die Köttel vom Fuchs sind deutlich dicker als vom Marder und meist an einem Ende in eine Spitze ausgezogen. Öfters sind Nahrungsreste, wie Obststeine und Fellhaare oder Knochen von Mäusen mit dabei (bei Katzendreck wirst du z.B. keine Obstreste finden). Wenn man es auf den Schuhen bekommt, stinkt es erbärmlich Am Besten dann gar nicht berühren, sondern gründlich abwaschen, rausbürsten, trocknen und mit Imprägniermittel behandeln. Auf keinen Fall Trocken ausbürsten, da die Eier unter Umständen im Staub enthalten sind und eingeatmet werden können.
    Ein toter Fuchs würde ich nicht unbedingt anfassen.

  • Aus "Internisten im Netz":


    "Übertragung von Bandwurmeiern


    Bild: pixelio


    Die genauen Übertragungswege von Fuchsbandwurmeiern auf den Menschen sind noch nicht im Detail bekannt. Eine Möglichkeit ist Kontakt mit dem Fell von Füchsen, Hunden oder Katzen, in dem die Eier des Fuchsbandwurmes haften. Ein weiterer Übertragungsweg könnten Erde oder Pflanzen sein, die mit dem Kot infizierter Füchse verunreinigt sind. Über Hände und andere Hautstellen könnten die Eier dann in den Mund und den Darm gelangen. Auch auf Früchten wie bodennahen Wildbeeren, Gemüse oder Fallobst, die mit dem Kot der Tiere in Berührung gekommen sind, oder in kontaminiertem Wasser könnten Fuchsbandwurm-Eier vorkommen. Allerdings ist bislang nicht eindeutig belegt, dass sich Menschen wirklich durch Nahrungsmittel oder Wasser infizieren können. Bei Landwirten wird auch das Einatmen und Verschlucken von Staub diskutiert (z.B. beim Mähdreschen), der infektiöse Eier enthalten könnte."


    Meiner Einschätzung nach sind vor allem unsere Jäger, welche wohl öfters Kontakt mit Füchsen haben, gefährdet. Ihnen würde ich raten, Füchse unmittelbar in verschliessbare Plastiksäcke zu tun und Einmalhandschuhe zu tragen.


    Wir Hundehalter tun sicher gut daran, die Fellnasen regelmässig zu entwurmen. Dies in höherer Frequenz bei Mäusejägern, da Mäuse als Zwischenwirt des Echinococcus fungieren.


    Ansonsten bekomme ich angesichts der geringen Fallzahlen den Eindruck, dass das Thema ziemlich aufgebauscht wird.

  • da die Eier unter Umständen im Staub enthalten sind und eingeatmet werden können.

    So kenne ich das auch,theoretisch kannst du den Fuchsbandwurm also bei einem ganz normalen Waldspaziergang einfangen ohne von den bodennahen Früchten zu naschen.


    Meine Meinung zu dem Mythos "Fuchsbandwurm" ist:
    Bangemachen von Touris die den Einheimischen die Blaubeeren wegkämmen!
    So gesehen im Hochschwarzwald - Wir haben uns schön einzeln die Blaubeeren in ein Schächtelchen gepflückt,gerade mal soviel für einen Blaubeerpfannekuchen und zum naschen zwischendurch.
    Plötzlich kamen Profisammler mit Pflückkämmen,die hatten mit 1-2 x kämmen mehr Blaubeeren als wir in einer halben Stunde!
    Da wird dann gerne das Märchen vom Fuchsbandwurm erzählt kann ich mir vorstellen.

  • Mich hat das Thema FBW auch eine Weile beschäftigt - bis ich mal eine Studie zu dem Thema gefunden hatte. Die für mich wesentlichen Erkenntnisse waren:


    1.) Ja, es gibt einige wenige Fälle von Menschen, die sich mit FBW infiziert haben.
    2.) Man weiß nicht, wie die Infektion zustande kam. Die wenigen infizierten Menschen waren alle auch Hundehalter - möglich, aber nicht bewiesen, das zwischen Infektion und Hundehaltung ein Zusammenhang besteht.


    Gemerkt habe ich mir, dass der Infektionsweg über Hunde wahrscheinlicher ist als über die Blaubeere direkt. Aber wie schon von @Schnake geschrieben: man weiß es nicht...


    Das Baumkind

    Nicht lamentieren, sondern fakturieren.

  • Bei einer Inkubationszeit von 5 bis 15 Jahren dürfte es mehr als schwierig sein, einen konkreten Zusammenhang zur Infektionsquelle herzustellen.

  • Viele Kindergärten verbieten ihren Kindern auch das Essen der Brom-, Him-, Walderdbeeren mit dem Hinweis auf den Fuchsbandwurm. Aber das sind auch die, die Flitzebögen nur aus Totholz bauen.


    Der Landesverband NRW der Waldkindergärten verweist auf einen Artikel der WELT von 2007.
    Peter Wohlleben rät in seinem Buch "Gebrauchsanweisung für den Wald" nicht vom Verzehr der Waldbeeren ab.


    Da ich schon seit mindestens 45 Jahren Brombeeren esse, müsste ich inzwischen infiziert sein. Mir geht es gut. Naja, was ich so für gut halte.

    Erst wenn der letzte Fisch gerodet und der letzte Baum gefangen ist werdet Ihr merken, dass Ihr etwas verwechselt habt!
    Letztes Wort, Häuptling der Wildkatzen 1758 - 2029

    „Herr Janosch, wo macht man Urlaub?” - „Überall, wo zwei Bäume sind. Vorausgesetzt, man macht es wie Wondrak und hat immer eine Hängematte dabei. Dann ist das ganze Leben quasi Urlaub.”


    Ich antworte manchmal auf Fragen, die keiner gestellt hat.

  • Ich habe letztes Jahr einen Fuchs im Kohlfeld erlegt. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, der hat kurz vorher AA gemacht. Darf man auch keinen Kohl mehr essen?

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • ich habe von einem Jäger im BCD gehört, dass
    Gerber sehr viel den Fuchsbandwurm haben und daran leiden.
    Würde ja auch nahe liegen.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Ich habe letztes Jahr einen Fuchs im Kohlfeld erlegt. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, der hat kurz vorher AA gemacht. Darf man auch keinen Kohl mehr essen?


    Solange der Haufen nicht direkt mitten auf den Kohlkopf abgeseilt wurde :evil:
    Grundsätzlich werden Fuchsbandwürmer und deren Eier ab 60° getötet und generell werden die äußeren Blätter vom Kohl vor der Zubereitung entfernt.


    Wäre ich Hundebesitzer, hätte ich eher Bedenken wenn mein "Fifi" bei mir hochspringt und mir einen Bussi geben will, insbesondere wenn die "Fifi" vorhin den Rüssel in einen Kackhaufen gesteckt hat.


    Cheers Mike

  • @MacGyver Am besten, wenn der Hund vorher noch genüsslich ne tote Maus verspeist hat. <X Die können auch noch den Hantvirus übertragen, wenn ich mich nicht irre.


    Ich bin übrigens Hundebesitzer, aber meiner ist ehr sparsam, was das ablecken angeht. Der große Münsterländer meiner Freundin (ausgebildeter Jagdhund) schlabbert mir leider gern mal durchs Gesicht. Kommt er halt super dran, wenn er an mir hochspringt, können wir uns in die Augen schauen.


    Fazit: ich scheine als Hundebesitzer also schon mal gefährdet. Die Himbeeren im Wald sind dann wohl das geringere Risiko.

  • Ich mach mir da wenig Sorgen. Zu unser allen Glück leben wir in einem Breitengrad und unter entsprechenden hygienischen Bedingungen, wo uns relativ wenig gefährlich wird.
    Tierbesitzer leben nunmal gefährlicher, weil man da schneller als Fremdwirt erwischt werden kann.
    Wer eben ängstlich ist:
    Peel it, cook it or forget it

  • Tierbesitzer [...]
    Wer eben ängstlich ist:
    Peel it, cook it or forget it

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für Tierbesitzer gangbare Alternativen sind.

    Erst wenn der letzte Fisch gerodet und der letzte Baum gefangen ist werdet Ihr merken, dass Ihr etwas verwechselt habt!
    Letztes Wort, Häuptling der Wildkatzen 1758 - 2029

    „Herr Janosch, wo macht man Urlaub?” - „Überall, wo zwei Bäume sind. Vorausgesetzt, man macht es wie Wondrak und hat immer eine Hängematte dabei. Dann ist das ganze Leben quasi Urlaub.”


    Ich antworte manchmal auf Fragen, die keiner gestellt hat.

  • Tierbesitzer sollten ihre Lieblinge halt regelmässig entwurmen, so wie @Schnake schon schrieb. Und bei aller Liebe: Man knutscht nicht mit Hunden Katzen oder Meerschweinchen. Weder mit eigenen noch mit Fremden. Und die gehören auch nicht ins Bett oder aufs Sofa. Da war ich bei meinen Hunden immer sehr strikt.

  • Ich hab mal eine statistische Aufzeichnung gecheckt und zw. 2001 u. 2015 gab es für Deutschland einen Schnitt von ca. 30 Infektionen jährlich. Die meisten Fälle betreffen die südlichen Bundesländer. Auch wenn eine Infektion fatal endet so ist doch die Wahrscheinlichkeit bei einem Autounfall tödlich zu verunglücken tatsächlich ca. um den Fakter 100 höher ...


    Übrigens setzen wir in Österreich auch den Füchsen ganz schön zu, wie eine Studie in Wien zeigte. In dieser Großstadt gibts eine verblüffend hohe Fuchsdichte und die sind alle mit Rattengift kontaminiert - selbst noch in 40-60km Entfernung von der Stadt kann man erhöhte Anreicherung im Fuchsfleisch nachweisen. Denke dass wohl keiner Fuchsfleisch verspeist, aber dennoch: We fight back ;)


    Der Fuchsbandwurm ist für mich kein Grund sofort in Winterstarre oder Panik zu verfallen. Auch zahlreiches andere Getier kann gefährliche und sogar tötliche Krankheiten übertragen angefangen von Stechmücken (einige tragen selbst in A Erreger tropischer Fieberkrankheiten wie z.B. Malaria), Zecken (Borreliose, FSME), Rötelmäuse (PUUV), usw. Etwas Umsicht (kein Camp im Buchenwald in der Nähe von Mäuselöchern, tägliches Absuchen nach Zecken, etc.) und normale Hygiene (Handreiniger verwenden vor Essenszubereitung, etc.) sollten ausreichen um einen minimalistischen Schutz zu gewährleisten.

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    Frischluftdeppert
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  • Der große Münsterländer meiner Freundin (ausgebildeter Jagdhund) schlabbert mir leider gern mal durchs Gesicht. Kommt er halt super dran, wenn er an mir hochspringt, können wir uns in die Augen schauen.

    Bääh! Bei mir darf eine Hundeschnauze nicht mal Ansatzweise meinen Gesicht annähern, da werde ich unter Umständen auch handgreiflich. Ich weiß es kommt vom Rudelinstinkt usw. aber nee, nee. Ich mag nicht Mal "Küsschen" unter Freunden und Familie. Dafür gibt's ein fester Handschlag und maximal eine Umarmung.


    Lieber mache ich auf Bear Grylls und fresse Spinnen und Insekten mit "Time to drink my own piss" als mein Gesicht vom Schlabberlappen eines Vierbeiners ablecken zu lassen.


    OT-Ende

  • Mir macht das grundsätzlich nichts aus. Mein Standard Satz ist dann immer: "Ich liebe dich auch, aber das muss nicht sein." Muss aber auch gestehen, dass ich mir bis jetzt nie Sorgen wegen Fuchsbandwurm etc. gemacht habe. Viel mehr war mir das gar nicht so bewusst.


    Ich find das deswegen auch sehr gut, dass hier darüber gesprochen wird.

  • Viel mehr war mir das gar nicht so bewusst.

    Bewiesen ist der Zusammenhang zwischen Hundebesitz und Fuchsbandwurmbefall beim Menschen nicht. Es ist lediglich eine Möglichkeit!


    Es kann auch nur zufällig sein, dass die wenigen FBW-Infektionen Hundebesitzer waren. Vielleicht waren sie einfach mehr draußen oder so.


    Das Baumkind

    Nicht lamentieren, sondern fakturieren.

  • Letztendlich ist es so: Anscheinend wurde das ganze gefährlicher gemacht als es wohl ist.
    Wieviele Hundebesitzer gibt es?
    Wieviele Landwirte?
    Wieviele Jäger?
    Wieviele Hobbygärtner bei denen der Fuchs durch den Garten turnt?
    Und wie viele Fälle von FBW beim Menschen jedes Jahr?


    Nichtsdestotrotz will ich das nicht haben, und mir tun die Betroffenen leid.


    Darum schadet es nix die Augen offen zu halten, und ein wenig Hygiene walten zu lassen.

  • Ich bin da etwas unwissend,was macht der Fuchsbandwurm mit/in unserem Körper?
    Kann man ihn nicht genauso entfernen wie all die anderen Spul- Harkenwürmer usw.?
    Was macht ihn so gefährlich?