Kalorienbilanz bei pflanzlicher Notnahrung

  • Hallo Joe,


    Danke für Deine interessanten Bücher.
    Bei der Lektüre von 'Pflanzlicher Notnahrung' habe ich mir die Frage gestellt, wie lange man das Überleben mit dem Aufnehmen von Wildpflanzen in Mitteleuropa, also Deutschland aufrecht erhalten könnte. Damit meine ich jetzt nicht den Herbst, wenn die Felder und Obstbäume voll sind sondern eher November bis Mai.
    Hätten wir hier eine Chance, bzw. Wie lange?


    Grüsse, WD

  • Moin, @Walking Dad,
    wenn du möchtest, dass Joe eine Benachrichtigung über diesen Faden bzw. Dass er drin erwähnt wurde, bekommt, dann musst du ein "@" vor den Namen setzen.
    Dann taucht der Name drunter auf, darauf klickst du. Nur für den Fall, dass dir das nicht bekannt war, sonst vergiss diesen Post!


    BTT Bist du sicher, dass Pflanzen überhaupt Kalorien haben? ?( ich dachte, die sind für Vitamine und Tischdeko...
    LG schwyzi

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  • Kalorien bekommen wir hauptsächlich aus Wurzeln und Früchten.


    Im Mittelalter wurde in Notzeiten oft auf Eicheln zurückgegriffen, die findet man auch im Winter. Roh sind sie ungenießbar, gewässert und geröstet ergeben sie aber eine kalorienreiche Mahlzeit oder ein Mehl. Die Wurzel von Rohrkolben sind auch gute Nährstofflieferanten. Auch die Wurzeln von Schilf sind essbar. Bucheckern gibt es ebenfalls im Winter, ist zwar etwas fummelig sie zu schälen, aber sie schmecken lecker, in kleinen Mengen roh, ansonsten wie Eicheln wässern und rösten. Auch Hagebutten und einige andere Früchte kann man im Winter finden, Schlehen sind nach dem Frost erst richtig gut. Wenn du die große Klette mal gesehen hast, dann erkennst du sie auch im vertrockneten Zustand im Winter, davon ist die Wurzel essbar. Wenn du weißt wo im Frühling und Sommer der Bärlauch wächst, dann kannst du die Zwiebel im Winter ausgraben und essen. Ist zwar etwas Arbeit, aber auch im Winter ist der Tisch reich gedeckt.


    Kurz, verhungern wirst du im Winter sicher nicht.

  • Hallo Walking Dad ( :) )
    Das ist pauschal weder positiv noch negativ zu beantworten. Ersteinmal kommt es auf das Klima, die Umgebung und das Biotop an, zusätzlich auf das Wissen. Wer sich mit Pflanzen gut auskennt, findet genügend. (einen Spezialkurs zur pflanzlichen Notnahrung im Winter machen wir einmal jährlich.)
    Außerdem sammelt man nie immer nur pflanzliche oder nur tierische Bestandteile, sondern da geht es darum, alles zu verwenden, das verfügbar ist.
    Um deine Frage also in Beachtung der Vorbermerkungen zu beantworten: Ja, wenn man sich (sehr) gut auskennt, weil die Bestimmung über vegetative Merkmale anspruchsvoll ist, und nur dann, wenn man nebenher sammelt, was verfügbar ist.

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  • @Stefan Auch das ist nicht pauschal zu beantworten.
    Es kommt auf die Pflanzen an. Problematisch kann es bei fehlender Gewöhnung (fehlende Milchsäurefauna im Dickdarm) zu erheblichen Bauchschmerzen durch inulinreiche Kost kommen.
    Stärke (leider selten) dagegen ist einfach verdaulich. Wer ein Rohrkolbenfeld im Winter wildert, wird kaum Schwierigkeiten haben.
    Baumfrüchte haben höhere Tanningehalte, wenn die nicht sauber abgetrennt werden kann es bei großen Mengen zu einer lebensbedrohlichen Koprostase kommen (Eicheln, Kerne von Pinaceae. Und empfindliche Menschen können mit den Bitterstoffen oder Giftstoffen von Klette, Löwenzahn und wilder Möhre leichte Vergiftungserscheinungen bekommen.


    Man muss sich die Nahrung sehr individuell zusammenstellen und vorbereiten und vor allem Mischen mit tierischen Bestandteilen.

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  • @Joe


    Danke für die Antworten.
    Beim Lesen der Notnahrungs-Bücher hatte ich mir die Frage nach der Energiedichte der verschiedenen Nahrungsmitteln gestellt. Diverse Lebensmittel kann mann ja dazu nachlesen. Bei Eicheln oder Rohrkolben oder Klettewurzeln habe ich keine Idee, auch wie viel kann oder soll ich von was zu mir nehmen ist mir fraglich.
    Würde es z.B. Sinn machen in den Büchern eine Art Wertung mit Verfügbarkeit , Verträglichkeit und energetischen Nutzen einzuführen?


    Grüsse WD

  • Wer ein Rohrkolbenfeld im Winter wildert, wird kaum Schwierigkeiten haben.

    Oh, hier bei uns schon (Weser-Ems-Gebiet)
    Hier stehen die Dinger unter Naturschutz!!


    Zu Bucheckern: Die sind ja roh auch lecker, sollen aber Mengen an Oxalsäure(?) enthalten. Kann man die geröstet in großen Mengen verzehren - oder sch...t man sich dann auch tot?
    LG schwyzi

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  • Würde es z.B. Sinn machen in den Büchern eine Art Wertung mit Verfügbarkeit , Verträglichkeit und energetischen Nutzen einzuführen?

    Würde wenig Sinn machen, da alle Pflanzen sehr unterschiedlich sind, selbst innerhalb der selben Art:
    Standort, Nährstoffe, Erntezeitpunkt (!) usw. Kommerzielle Lebensmittel werden immer zum optimalen Zeitpunkt geerntet, Notnahrung nicht.
    Zusätzlich kommen noch Antinutriva, die den Nährwert extrem verändern können.
    Selbst bei den bekannten Nährwerten stimmen die Daten nur uuuungefähr.
    Deshalb gilt:
    So viel sammeln von so ungiftigen Pflanzen wie nur möglich.


    LG Joe


    P.S. Bucheckern: Ist von Baum zu Baum unterschiedlich. Oxalsääure ist Hitzestabil, aber Wasserlöslich. Zusätzlich kommt noch eine ziemliche Menge von Trimethylamin - hitzelabil. Deshalb idealerweise so vorbereiten wie Eicheln.

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  • Hm...ich seh mich da schon in meiner Vermutung bestätigt: So ganz ohne tierische Kost wirds herb.


    Darum merke: Ein Reh im Topf ist besser als ein Löwenzahn in der Hand ;)