Sollte man Bewegungen bei Schmerzen meiden ?

  • Bewegung ist der Schlüssel zur körpereigenen Apotheke , denn neben den bekannten Effekten wie :

    • Beweglichkeitssteigerung
    • Kraftzuwachs
    • Ausdauersteigerung

    Sorgen hemmende Hormone im Gehirn für eine Schmerzlinderung.
    Bewegungen schütten unter anderem folgende ,,Schmerzmittel" aus :

    • Serotonin
    • Dopamin
    • Noradrenalin
    • Endogene Opioide

    Diese Stoffe werden durch die Hypophyse und den Hypothalamus ausgeschüttet und Schwächen Gefahrensignale des Körpers ab.


    Bewegung bietet außerdem folgende Vorteile :

    • rezeptfrei
    • ohne Zuzahlung
    • IMMER verfügbar , auch an Sonn- und Feiertagen

    Bewegung wirkt über eine absteigende Hemmung und blockiert somit den Schmerz .


    Außerdem lenkt Bewegung über den Herzschlag und die Konzentration vom Schmerz ab.


    Also klärt eventuelle Traumata ärztlich ab und sollte nix schlimmes vorliegen ( Bruch etc ) dann bewegt euch .


    Gruß Möhre


    PS: natürlich sind hier vorwiegend Schmerzen am Bewegungsapparat gemeint, aber auch bei viszeralen Schmerzen hilft Bewegung .

    Shorts are for wimps, real men wear Kilts!!! :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von Moehre ()

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    #Strebermodus:


    Durch eine Schonhaltung werden andere Muskel- und Knochengruppen i.d.R. falsch, einseitig oder unverhältnismäßig beansprucht und dadurch können weitere Schäden entstehen. Die "normale" Bewegung beugt dem vor.


    #sterncheneinssetzen


    ^^


    Eeeedit:


    Disclaimer: Schmerz ist das Signal des Körpers, dass eine Grenze erreicht ist. Durch Medikamente und anschließende Bewegung kann man diese Grenze überschreiten und durchaus größere Schäden anrichten. Also Vorsicht mit den Tabsen! 8o

  • Mein "Knochenrichter" sagt immer: Bewegung ist gut, aber nur bis kurz vor den Schmerz. Alles andere brennt den Schmerz im Gehirn ein. Schonhaltungen sind sinnvoll und vom Körper als Schutz eingerichtet, um betroffenen Körperzonen Ruhe zu gönnen. Solange keine bleibende Ursache vorliegt und man sich im Rahmen des Möglichen weiter bewegt, löst der Körper die Schonhaltung irgendwann von selbst auf (z.B. bei steifem Nacken). So auch meine eigene Erfahrung.


    Gruß
    Amon

  • Grundlegend richtig @Amon aber das Problem bei schmerzen ist , dass diese meist vom Gehirn ,,unrechtmäßig" generiert werden und man durch Bewegung ( zB. Graded Activity/Graded exposure) das Gehirn wieder umlernen muss. Ist aber kompliziert zu erklären, da es dazu komplexes Grundwissen benötigt . Ich kann es besser zeigen als heruntergebrochen zu tun erklären :)


    Gruß Möhre

  • Mein Knochendoc gibt in dem Fall Schmerzmittel, damit man keinen Schongang
    läuft und somit es nicht verschlimmbessert.
    Auch ist unter Schmerzmitteln ein erholsamer Schlaf zur Regeneration besser möglich.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Ich möchte @Moehre etwas beispringen, zumindest solange die Schmerzursache halbwegs klar ist.


    Ich habe ja nun täglich mit Verletzten zu tun, welche von mir eine rigide oder semirigide Schonhaltung verpasst bekommen.


    Die Folgen sind, schon nach kurzer Zeit, "Einsteifungen" der Gelenke sowie Verlust der Propriozeptorenfunktion. Weiter bilden sich Muskeln, wenn sie nicht beansprucht werden, mit ca. 10 % pro Woche zurück. Und auch die Funktionen der Gefässe und des Lymphsystems sind beeinträchtigt.


    Zudem, und jetzt wirds wirklich ernst, steigt vor allem an den unteren Extremitäten das Thromboserisiko rapide an.

    • Offizieller Beitrag

    Weiter bilden sich Muskeln, wenn sie nicht beansprucht werden, mit ca. 10 % pro Woche zurück.

    Dann scheint mein Hirn auch ein Muskel zu sein! =O || Nach 12 Wochen Ostfrieslandaufenthalt hätte ich also -20% Hirn. Das erklärt natürlich einiges. 8o
    Eine Schonhaltung passiert doch instinktiv, um den Körper vor größeren Schäden zu bewahren, so denke ich als Laie. Soll man also gegen einen Instinkt ankämpfen, der (je nach persönlichem Glauben) über Jahrtausende sich entwickelt bzw. vom Schöpfer mitgegeben wurde? Das erscheint mir irgendwie unlogisch, als Unbedarfter.

  • @Friese jain, Schmerz ist ein Schutzmechanismus - ja , aber leider zu oft bleibt dieser ANFÄNGLICHE Schutzmechanismus zu lange und somit pathologisch bestehen . Dieses ,,zu lange " gilt es zu durchbrechen . Denn das Gehirn wird sonst überempfindlich und sendet Schmerz wenn eigentlich nix ist. Darauf bezieht sich mein erster Post. Es geht sozusagen um das umprogrammieren eines fehlerhaften Prozesses im Gehirn .

  • Ja, es ist ganz erstaunlich, wie schnell man ins Loch kullert, wenn man ruhiggestellt ist. Da wieder herauszukriechen ist sehr viel zeitaufwendiger und sehr anstrengend.


    Ich glaube, es ist gut, sich so schnell wie möglich und so viel wie möglich wieder zu bewegen, auch wenn es wehtut und keinen Spaß macht.


    Und damit man damit nicht wieder alles kaputt macht, braucht man Profis, die einem zur Seite stehen und einem zeigen, was man machen kann und soll, und wie, und wieviel. Und welcher Schmerz ein Warnsignal ist und welchen man versuchen kann zu ignorieren, oder sich zumindest nicht danach zu richten.


    Das sind dann die Physiotherapeuten. Ich bin froh, daß es solche gibt.


    Eins ist jedenfalls klar: nach Verletzung und Operation, wenn die Chirurgen mit ihrer Arbeit durch sind und eine saubere Grundlage gelegt haben, fängt die meiste Arbeit für einen selbst erst an.


    P.S.
    In dem Zusammenhang kann das Wort vom Schmerz, der Schwäche ist, die den Körper verläßt, durchaus gelten, wenn man's nicht übertreibt. :)

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • Ich bin seit vielen (über 30) Jahren bei diverse Physios gewesen, alle sehr wacker und altgedient, aber jeder erzählt was anderes. Alles, was die anderen machen, ist ja sowas von gestern. Der erste, der mir zumindest einiges erklärt hat bevor er losgelegt hat, war mein Osteopath.
    Ich bin derzeit am Umlernen, haben jahrelang fast jeden Morgen meine Übungen gemacht, um jetzt festzustellen, was ich alles falsch gemacht und vieles dadurch nur verschlimmbessert habe.
    Letzlich ist die "normale" Bewegung die beste Therapie, sofern man sich noch normal bewegen kann. Ich habe bisher wenige Physiotherapeuten getroffen, die vor einer Behandlung erst mal eine ordentliche Analyse gemacht haben. Viele haben einfach nur das Standartprogramm abgespult, welchens sie Jahre zuvor gelernt haben. Daher kann ich nur aus eigener Erfahrung dazu raten, immer wieder kritisch mit dem umzugehen, was einem von den Profis an Therapie angeboten wird. Jeder sollte zumindest verständlich erklären können, was und warum er/sie das macht was er/sie macht.


    Gruß
    Amon

  • Schade @Amon dass die Physios nicht vorher analysiert haben. Meine erste Einheit ist immer der Befund und das ganzheitlich, dann lese ich regelmäßig Studien und bilde mich aktiv weiter, leider machen das nicht alle und viele Physiotherapeuten sind auf dem Stand vor 1990. Denn leider ist die Physiotherapie in Deutschland noch weit ab hinter internationalen Standards. Deswegen möchte ich euch hier so viel es geht neues und evidenzbasiertes Wissen präsentieren. Gruß Möhre


    PS: Patientenedukation, Gespräche und Training , kommen bei mir vor passiven Techniken

  • auch wenn es wehtut

    Die WHO und ich sind der Meinung, dass eine Schmerzintensität von mehr als 3 auf dem Score von 0 bis 10 nicht sein müssen.


    Eine vernünftige Schmerztherapie über einen definierten/begrenzten Zeitraum kann einerseits die nötige Bewegung erst ermöglichen und andererseits das Ausbilden des Schmerzgedächtnisses verhindern. Und die Bewegung kann sekundär die Schmerzen positiv beeinflussen.



    die vor einer Behandlung erst mal eine ordentliche Analyse gemacht haben

    Zwar OT, aber: wenn er pro Sitzung lediglich 20 Minuten zugesprochen bekommt....(jetzt würde es politisch)

  • Kommt darauf an was los ist.
    Mit meiner Rückengeschichte war es förderlich in den Schmerz rein zu gehen, das waren teils höllische Schmerzen. Nach den Übungen wars dann aber deutlich besser,... Ich habe gegen allen ärztlichen Rat verstoßen und ich bin jetzt schmerzfrei ohne mir Medis rein zu ziehen, außer 1 - 2 Bier.


    Alles was ich heute für mich tue habe ich mir selbst erlesen, erarbeitet oder ausprobiert. Mediziner haben da nur einen Bruchteil beigetragen. Reha war gut um eine Anschubhilfe zu bekommen.


    Also ich bin geteilter Meinung

  • Endlich mal jemand, der dasselbe denkt wie ich 8o .


    Bislang bin ich immer gut damit gefahren, bei Schmerzen einen Gang runterzufahren - aber auch wirklich nur einen! - und weitermachen. Vorsichtig in den Schmerz reinbewegen, Bewegungsradius langsam! wieder vergrößern, usw. usf. Gucken, eoher der Schmerz kommt, ggf.Bewegungsabläufe anpassen oder Ausgleichsgymnastik machen.


    Aber immer mit viel Gefühl und vor allem auf das Bauchgefühl hören.


    Es gibt bestimmt Verletzungen, wo dieses Vorgehen kontraproduktiv ist.


    Das Baumkind

  • Wenn ich bei Schmerzen Bewegungen vermeide, dann komm ich ja nie mehr morgens aus meinem Bett.


    Es heißt, ja, wer über 50 ist, und morgens beim Aufstehen keine Schmerzen hat, ist wahrscheinlich tot. ^^


    Kann sein, Du bist ein weiterer Hängemattenkanidat ...

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • Zwar OT, aber: wenn er pro Sitzung lediglich 20 Minuten zugesprochen bekommt....(jetzt würde es politisch)

    Meist hat man ja mehr als einen Termin. Da lohnt es meiner Ansicht nach durchaus, die ersten 10 Minuten der 1. Sitzung für eine Analyse zu investieren. Es ist auch immer die Frage, ob man an des Chef der Physio-Praxis gerät, oder direkt an's ausführende Personal weitergereicht wird.


    Gruß
    Amon

  • @Amon da muss ich einhaken, ich bin ,,nur" ausführendes Personal und bin besser ausgebildet und habe mehr Wissen und befunde mehr als meine Chefs .


    Viele denken nur der Chef kann gut sein, dem ist nicht so .



    Und ja eine richtige Befundung ist das A und O

  • @Moehre
    Ok, ich hätte dazusagen müssen, dass das leider meine Erfahrungen sind. Sorry, ich wollte niemanden schlecht machen. Ich habe es nur leider erlebt, dass das ausführende Personal einfach Anweisungen bekommen hat: tu dies, tu jenes! Da war dann meist keine Platz und keine Zeit mehr für eine eigene Anamnese. Das soll nicht bedeuten, dass das "ausführende Personal" das nicht auch könnte, nur werden sie dafür oft nicht angestellt und schon garnicht bezahlt.


    Von mir aus wieder zurück zum Thema:


    Ich war heute mal wieder beim Osteopathen, der mir geraten hatte, nicht zu lange mit einem blockierten Lendenwirbel rumzuprobieren bzw. rumzulaufen. Das war auch Schmerz, kurz und heftig und danach..... haaaaa... Entspannung. Also aus dieser Sicht muss Schmerz auch manchmal sein um danach Linderung zu erfahren. Und bei einer Blockade hilft dann auch die Schonhaltung nichts mehr, weil sich (so zumindest bei mir im Lendenbereich) die Ursache nicht (mehr) von alleine beseitigt.


    Gruß
    Amon