Einhandmesser, braucht man das wirklich?

  • @Auerochse

    - Ich muss weder angeben, was sich in meinem Auto, noch was sich in meinen Taschen befindet, außer ich benehme mich daneben.- Was ich im Rucksack habe, geht schon dreimal keinen was an, ist außerdem "verschlossen".
    - Ich habe IMMER einen sozialadäquaten Grund, sowas mit mir rumzuschleppen, denn wenn ichs nicht konkret für etwas brauche, schlepp ichs auch nicht rum.

    Bist Du Dir da so sicher? Ok, Grundsätzlich hast du ja Recht, aber...
    - Wer definiert denn "daneben benehmen"? Mutti ja wohl nicht mehr, also wohl leider der Polizist, dem Du da gerade auffällst mit deinem Rucksack oder Deinem Auto. Gerade im Zollgrenzbezirk kann auch mal ohne Anlasse eine Personenkontrolle durchgeführt werden.
    - Ein Behältnis ist nur dann verschlossen, wenn 1) ein Schloss das Öffnen verhindert oder 2) das Behältnis nur mit Werkzeug zu öffnen ist (z.B. die schönen Verkaufsverpackungen, wo man nur mit einem scharfen Gegenstand (Messer, Schere) an das darin befindliche Messer kommt). Einfacher Reisverschluss ist nicht "verschlossen, selbst wenn das Messer erst nach fünf Minuten Suchem irgenwo im Rucksack auftaucht.
    - Glaub ich Dir auf´s Wort. So was unnützes und schweres wie ein Messer schleppt man ja auch nicht mit, wenn man es nicht braucht.



    Sicherheit wird nicht durch Verbote erreicht, auch wenn sie billig sind, sondern dadurch, dass auf jedem Polizeiposten im Land nachts um 10 die Tür aufgeht, einer mit ner MP und einer mit nem Hund rauskommt, dem dann mal direkt der Maulkorb abgenommen wird. Die gehen dann ein bisschen Gassi. Wenn einer dummtut, wird Fiffi geschnallt und dann is Ruhe im Karton... Alles andere is doch Mumpitz.

    Willst Du das wirklich? Nach 2200 nicht mehr vor die Türe gehen, mit einer gewalltbereiten Polizei in einem Polizeistaat leben?
    Okay? =O Und was ist dann mit dem Messer? Irgendwie sehe ich hier einen Widerspruch oder habe ich das einfach falsch verstanden / nicht kapiert?


    So sehr ich den Satz "Sicherheit wird nicht durch Verbote erreicht" unterschreiben kann, so sehr lehne ich die von Dir geforderte Konsequenz ab.
    Der von Dir geforderte Sicherheitsbegriff ist nicht freiheitlich, sondern totalitär.
    Sicherheit fängt beim Einzelnen an und fordert ihn. Es ist unbequem, sich um Mitmenschen zu kümmern, zu sehen, ob beim Nachbarn alles in Ordnung ist, mal zu fragen, warum denn da einer auf der Straße schon zum dritten Mal in die gleiche Richtung läuft.
    Es ist unbequem, sich um den zu kümmern, der da mit einem Gesundheitlichen Problem im Hauseingang liegt. Und es ist unbequem, denen zu Helfen die Hilfe aus anderen Gründen benötigen. Genauso wie es Unbequem ist, jeden einzelnen wieder vor die Tür zu setzen, der die Gastfreundschaft missbraucht oder verwerkt hat.
    So und jetzt halte ich die Klappe bevor es politisch wird.

  • @Auerochse Im Prinzip halte ich es ähnlich wie Du, ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht ein einziges Mal von der Polizei kontrolliert worden und ich wüßte auch gar nicht, was ich machen sollte, um das zu schaffen, die Polizei dazu zu bringen wenn ich es wollte. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass ich 1. kein Auto habe, 2. nicht von Kopf bis Fuß in Camouflage rumrenne, sondern nicht nur lieb und brav bin sondern auch so aussehe, und 3. die Polizei in Hamburg ziemlich entspannt ist.


    Aber:

    - Ich muss weder angeben, was sich in meinem Auto, noch was sich in meinen Taschen befindet, außer ich benehme mich daneben. Was ich im Rucksack habe, geht schon dreimal keinen was an, ist außerdem "verschlossen".

    Das ist meines Wissens so nicht richtig. Ob die Polizei Dich verdachtsunabhängig kontrollieren darf oder nicht, hängt m.W. vom jeweiligen Polizeigesetz des Bundeslandes ab, in dem Du Dich aufhältst. In einigen Ländern darf sie's, in anderen nicht. Auch in den Bundesländern, in denen verdachtsunabhängige Personenkontrollen nicht erlaubt sind, bedeutet das nicht, dass die Polizei Dich nur kontrollieren darf, wenn Du Dich daneben benimmst. Es würde schon reichen, wenn Du zufällig jemandem ähnlich siehst, der gerade auf der Fahndungsliste ist. Das ist zwar extrem unwahrscheinlich, aber nicht komplett unmöglich, es hängt also nicht nur von Deinem Verhalten ab.


    Der Rucksack ist außerdem nur dann ein verschlossenes Behältnis, wenn er tatsächlich mit einem Vorhängeschloss verschlossen ist, ansonsten ist er nicht ver- sondern nur geschlossen.

  • Ich glaube du missverstehst mich, vielleicht hab ichs auch nicht klar ausgedrückt... Egal.


    Wer mich kennt, weiß, dass ich keine staatliche Sicherheit brauche. Mir persönlich würde als Sicherheitskonzept reichen, Notwehr vom entschuldigenden Umstand zum Grundrecht zu erheben.


    Bei vielen anderen ist das nicht so. Diese schreien nach Sicherheit - staatlich verodneter Sicherheit - und meine Auslassungen im Vorfeld beziehen sich auf genau das. Sicherheit durch den Staat bedeutet zwangsläufig - wenn mans ernst meint - erhöhte Polizeipräsenz und erweiterte Befugnisse der Polizei. Will ich das nicht, sollte ich nicht nach mehr Sicherheit schreien, denn das ist alles, was Vater Staat an realer Sicherheit bieten kann. Alles andere - speziell Gesetzeslösungen - ist Quatsch.


    Ich, wie gesagt, brauche das nicht, mache mir aber auch keine Illusionen darüber, was Sicherheit bedeutet und die Gesetze bieten keine.


    Bei der Gesetzesauslegung bin ich mir sehr sicher. Niemand kann verhindern, dass dir ein Polizist bei einer Kontrolle einen wie auch immer gearteten Gegenstand beschlagnahmt. Sozialadäquater Grund heißt nur, dass du ihn nach Prüfung wiederkriegst. Allerdings schicken die nix per Post. Wenn du also aus Hamburg bist und in Stuttgart was beschlagnahmt kriegst, musste hübsch wieder runterfahren, ums zu holen.


    Ich muss an dieser Stelle aber mal eine Lanze für unsere Polizei brechen. Die müssen sich einen Riesenhaufen Mist gefallen lassen, dürfen praktisch nichts und jeder Trottel meint, er habe rechtlich mehr Ahnung als sie. Tun sie nichts, kriegen sie Stress, tun sie was, kriegen sie erst recht Ärger. Wenn in Italien ein Polizist einen Terrorverdächtigen, nachdem der auf ihn schießt, niederstreckt, kriegt er ne Belobigung vom Premierminister. Hier erwarten ihn bei gleichem Szenario erstmal eine Suspendierung und ein Strafverfahren...


    Ich geh jetzt auch schon ne ganze Weile in diesem Land rum und ich habe noch nie, wirklich noch nie, einen Polizisten getroffen, der mir nur ans Zeug wollte. Wenn man mit denen normal umgeht und nix verbockt, gibts auch keine Probleme.


    @Éowyn ich hab ein Schloss dran. Ich lebe in einem Bundesland, in dem verdachtsunabhängige Kontrollen nicht gehen. Ich gehe jetzt auch nicht von großangelegten Fahndungsaktionen aus. Ich bin aber nicht verpflichtet, außer zum Nachweis des Warndreiecks oder des Erste-Hilfe-Kastens den Kofferaum zu öffnen. Letztendlich ist das auch Haarspalterei.


    Ich hab in der Hinsicht keinerlei negative Erfahrungen gemacht, selbst nachdem mal ne Machete in meinem Kofferraum war.



    Man muss vielleicht dazu sagen, dass ich die Polizei - auch nachdem sie bei mir zuhause wohnt :D - nicht als Gegner verstehe. Ich seh aber, dass wir sie als Gesellschaft ganz schön im Regen stehen lassen. Sie sollen für uns die Birne hinhalten, aber uns ja nicht in irgendeiner Form beeinträchtigen. Passt nicht so ganz zusammen.

    Nemm dai Schaufl ed z'voll, sooschd kriagsch se ed hoch... :kuh:

    2 Mal editiert, zuletzt von Auerochse ()

  • Ich hab ja das Öchsle gleich verstanden, liegt wohl daran dass ich den Kerle kenn. Naja, die südliche Landbevölkerung hat auch ne besondere Art sich auszudrücken, gell @Auerochse.


    Meine Einschätzung, nicht nur für den Süden: Ich denke auf dem Land läufts halt auch noch anders im Umgang mit der Polizei. Bissle entspannter, bissle respektvoller.. aber da kann ich mich täuschen.


    Wie entspannt es zugehen kann:


    Wir waren beim Fussball in Stuttgart, nach dem Spiel gabs auf den Strassen vor dem Stadion richtiges Gedränge, ein Einsatzfahrzeug wollte durch...ging aber ned. Dann kam die Durchsage:" Ihr Schofseggel gaut ausm Weag. Mir pressierts, oder wa moinet ihr worom Ih des blau Liachtle oh hau?" Und die Menge teilte sich wie das Rote Meer.... ;)


    Ich sollte glaube ich noch übersetzen, was der Polizist sagte: "Liebe im Moment etwas unaufmerksame Bürger und Besucher, bitte machen sie den Weg frei. Ich habe es eilig, darum habe ich auch das Blaulicht angemacht.

  • Eben. Und andersrum funzt das genauso. Wenn ich ich beim Bäcker steh und einer (wie haben da so nen ganz speziellen) von unseren Sheriffs kommt über den Zebrastreifen, die Arme breit hängend auf Höhe der Waffe (er kann ja nix dafür, dass das bei seinen Körpermaßen halt grad so passt), dann pfeif ich "Spiel mir das Lied vom Tod" und frag den auch vor versammelter Mannschaft: "So, isch amol wiadr Hai Nuhn em wilda Siada ond dai Deschberado hot sich ed blicka lao, odr wrum laufsch rom als ob de glei oin vrschiaßa dädsch?" Dann grinst der mich an und sagt: "Bass bloß uff was de saisch, du Plattfußindianr, des isch mei Schdadt dohanna ond di bhald i em Aug!"


    Und alles ist in Ordnung. Ist aber auch ne Kleinstadt auf der Alb, wo die Welt noch in Ordnung ist und vernünftige Vetterleswirtschaft funtioniert, frei nach dem Motto: I kei dr au amol en Schdoi en Garda...

    Nemm dai Schaufl ed z'voll, sooschd kriagsch se ed hoch... :kuh: