Hot Tenting im beheizten Lavvo od. Glamping bei Wintertauwetter

  • Nach meinem Overnighter unterm Gapahuk wollte ich die restlichen freien Tage ebenfalls nicht ungenutzt verstreichen lassen und wie geplant einige Zeit im beheizten Lavvo verbringen. Die Vorbereitungen wie z.B. die Organisation des Brennholzes oder die Suche nach einem geeigneten Platz waren bald abgeschlossen und siehe da, in einer Talsenke mit kleinem Bach gabs noch eine halbwegs geschlossene Schneedecke welche vielversprechend aussah.



    Mein Zeug hab ich eher unelegant nicht nur im Rucksack sondern einfach in eine normale Plane eingewickelt vor Ort 'geschleift'. Dann gings ans freischaufeln, was einige Zeit in Anspruch nahm. In einem freigelgten Bereich kam eine feuchte Stelle zu Tage weshalb ich das Lavvo etwas verschoben hab damit ich nich sofort in einer Pfütze landete.




    Der Aufbau eines 4-6er Lavvos geht normalerweise recht schnell vonstatten, da das letzte Aufstellen nun schon beinahe 1 Jahr zurückgelegen hatte musste ich mehrmals einen Schritt zurück und die Sache dann so ordnen wie's eigentlich gehört. Dann wurde der umlaufende Latz mit Schnee abgedeckt und abschließend der Ofen installiert.






    Nachdem alles aufgestellt und bezugsfertig eingeräumt war gings ans Brennholz machen und der Ofen wurde seiner Bestimmung übergeben. Noch bevor das erste Eintopfgericht zubereitet wurde gabs eine sattes Volumen an fruchtigem Glühweins.




    Am morgen nach der 1ten Nacht im Lavvo zeigte das Thermometer -2°C, was nicht verwundert, hatte ich doch in der Nacht nicht durchgeheizt. Ein leichtes prasseln an der Zelthaut verriet dass leichter Schneefall eingesetzt hatte. Vorsorglich wurde ein vernünftiger Brennholzvorat kleingemacht, selbstverständliche mit einer tauglichen Axt denn mit batoning macht man bei sowas wahrlich keine weiten Sprünge.





    Der bedeckte Himmel blieb leider unverändert eingetrübt und der smarte Schneefall ging im Tagesverlauf zuerst in leichten und später dann in richtigen Regen über. Die Temperatur stieg zudem auch an, was nix gutes verhies.



    Mit der warmen Luftströmung, dem Föhn, kamen dann auch teils heftige und vor allem böige Winde. Das kleine Lavvo wurde ordentlich durchgebeutelt und viele Male haben sowohl Mittelstange als auch Ofenrohr um die Wette gewackelt. Dank guter Abspannung welche unter solchen Bedingungen unerlässlich ist hielt aber alles Stand ohne Schaden zu nehmen. Zum Glück ist ein Lavvo ein geräumiger Rückzugsort, den man ohne weiteres auf saunaähnliche Temperaturen aufheizen kann. Ein wenig Adaptierung schadet allerdings nicht will man einen Holzofen im Lavvo betreiben. Z.B. habe ich den Schlafsack und die Iso mit einer dünnen Wolldecke abgedeckt. Beides war sehr nahe am Ofen platziert und so kann dem SchlaSa der Funkenflug nichts anhaben. Selbige Funktion hat das Innenzelt, es soll primär das Außenzelt vor Funkenflug und Brandlöchern schützen.



    Die vielen frischen Lebensmittel und auch die Getränke waren in Beuteln gelagert welche zusätzlich mit Stroh ausgestopft waren. So waren meine Supplies sowohl vor der Kälte als auch vor der Strahlungswärme des Ofens geschützt und sie bleiben die Tage über frisch und genießbar. Am 2ten Abend gabs dann einen kulinarischen Eintopf mit gerösteten Maronen (Edelkastanien), Rosenkohl, etc. Wie üblich bei mir ist's eine Männerportion geworden.




    Nach der 2ten Nacht zeigte das Thermometer bereits +6°C an, was bedeutet dass der Schnee wohl auch nächtens abgetaut ist. Zudem gabs zwischendurch immer wieder kurze Regeneinlagen die der weißen Pracht nicht weniger zusetzten. Über den Tag verschwand die dichte Wolkendecke und es klarte nach und nach auf. Am Nachmittag liesen die böigen Winde spürbar nach und es stellte sich eine herrlich milde Winterstimmung ein. Wo viel Licht ist gibts allerdings auch Schattenseiten - zu meinem Leidwesen in Form von Schmelzwasser ...





    Das gute Wetter erlaubte allerdings auch Spaziergänge in die nähere Umgebung meines Zeltplatzes. Mir ist dann aufgefallen dass sich das kleine Bachbeet rasch füllt und mein Zeltplatz war ja nur einen Steinwurf vom Ufer entfernt. Habe dann beschlossen die Lage regelmäßig zu beobachten um gegebenfalls rasch evakuieren zu können.




    Regen- und Schmelzwasser sammelte sich nicht nur ums Lavvo, sondern auch im Innenbereich und jeder Fusstritt verursachte den typischen Sound denn man eigentlich gar nicht hören will. Ich hatte mein skandinavisches Tipi ausgerechnet auf einer alten Traktorspur aufgestellt welche sich nun als Schmelzwasserablauf entpuppte und für relativ unangenehme Verhältnisse sorgte. Ich hab zwar überschüssiges Stroh welches für meine Lebensmittel nicht weiter benötigt wurde eingestreut, dies hat jedoch die Sache keinesfalls beseitigen können. Hier sind z.B. Wechselsocken und ein Dry Rack Goldes Wert und feuchte Sachen sind dank Warmluft vom Holzofen auch wieder rasch getrocknet. Auch nachdem es komplett aufgehört hatte zu regnen entspannte sich die Lage entspannte nur sehr langsam.




    Naja was solls, man muss sich mit etwas Sinnvollem beschäftigen und ein ausgezeichnetes Mittel ist da z.B. etwas schmackhaftes zu kochen und was warmes zu trinken anzurühren ;) So gabs dann die nächste Kanne Glühwein und einen weiteren Eintopf - der auf dem Foto war schon der 3te Kandidat.



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    Frischluftdeppert
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  • Fortsetzung wegen 10k Zeichenlimit ...


    Das Bild unterhalb ist bei einem der Kontrollgänge zu Bach entstanden, Vollmondstimmung m. teilbeleuchtetem Tipi - Glamping in Reinkultur halt, schon beinahe kitschig ...



    Der 3te und letzte Morgen startete so wie die anderen davor, nämlich mit Ofen anfeuern. Das Wetter hatte leider wieder auf 'natürliche Wintertrübung' umgeschaltet und das Föhnfenster hatte sich endgültig geschlossen - schade! Die Reste vom vorabendlichen Eintopf wurden aufgewärmt und eigentlich schmecken die alle am nächsten Tag beinahe noch um einen Tick besser als tags zuvor. Ich hab den Vormittag über im Lavvo die Zeit vertrödelt und dann am Nachmittag das Tipizelt wieder abgebaut. Unter der Bodenplane kam eine ausgewachsene Pfütze zum Vorschein und ohne Zeltboden wäre so eine Aktion wohl beinahe unddurchführbar.




    Ich habe die 3 Tage + 3 Nächte trotz einiger suboptimaler Bedingungen sehr genossen. Ist das richtige Entschleunigungsprogramm und man kann dem Altagsstress so richtig gut entfliehen, was sehr zu empfehlen ist! Nun bin ich mit Sachen säubern und trocknen beschäftigt, was wohl ähnlich lange in Anspruch nehmen wird wie der Trip selbst.

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    Frischluftdeppert
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  • @bugikraxn toller Bericht mit prima Fotos!!
    Das mit dem Tauwetter war natürlich echt Pech.
    Ich kann übrigens einen Stangenfuß empfehlen, dann sinkt die Zeltstange nicht ein wenn der Boden aufweicht und man spart sich das ewige Nachspannen.
    z.B. den hier von Motortrekking, oder was ähnliches aus Holz:
    die Nuten sindsind als Aufbauhilfe drin, um die Häringe vorher zu setzen.
    Gruß"Seemann"

  • Sieht nett aus!


    Glamping in Reinkultur halt, schon beinahe kitschig ...


    Nein, das wäre, wenn Du einen faltbaren Jägerzaun und aufblasbare Zwerge und Blumenkästen installiert hättest. ^^

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    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • Das ist ja schon mal "ganz großer Stil" und schön zu lesen, neben den tollen Bildern - Respekt! :thumbup:

    Die Natur hat tausend Freuden für den, der sie sucht
    und mit warmen Herzen in ihren Tempel eintritt.

    Rahel Varnhagen

  • Ich kann übrigens einen Stangenfuß empfehlen, dann sinkt die Zeltstange nicht ein wenn der Boden aufweicht

    Dein Stangenfuß sieht profimäßig aus @Seemann, ich trage mich schon mit dem Gedanken ein etwas simplere Holzplatte anzufertigen.



    Freut mich natürlich wenn Beiträge dieser Art gut ankommen ;)

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    Frischluftdeppert
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