Condor Primitiv Bush Knife, eine kleine Vorstellung

  • First of all: Ich bin mir im klaren dass bei der Messerwahl auch irrationale Gründe eine Rolle spielen, z.B. ob einem ein Messer optisch einfach gefällt oder eben nicht. Das folgende von mir vorgestellte Condor Primitiv Buch Knife hat mir von Anfang an gefallen. Ich mag die einfache urige Optik. Außerdem wollte ich schon länger ein großes Messer das aber nicht zu militärisch oder nach Waffe aussehen sollte.
    Das folgende Review enthält also in Teilen meine persönliche Meinung (über die sich natürlich streiten lässt), ich versuche aber bei den Zahlen und Fakten so objektiv wie möglich zu sein.


    Das Messer wird von Fa. Condor wird in zwei Versionen angeboten:


    1. die Ältere mit 420-HC-Stahl, Griffmaterial Wallnußholz
    2. Carbonstahl 1075 (rostend), Griffmaterial Micarta


    Da man bei einem längeren Messer schnell in die Versuchung kommt es auch mal wie eine Machete oder zum batonen zu benutzen habe ich mich für die Version in Carbonstahl entschieden. Von dem 1075 verspreche ich mir eine gewisse Zähigkeit, so dass er nicht so schnell zu Ausbrüchen neigt. Außerdem soll der Holzgirff der 420HC-Version etwas schmaler sein und der Micartagriff liegt bei mir (Handschuhgröße 10) gerade gut in der Hand.



    Das Messer wird mit einer Lederscheide geliefert die sehr schön und wertig verarbeitet ist. Allein die ist schon eine Augenweide.



    Die Klinge hat eine Länge von 204 mm und einen Höhe von 45 mm bis 50 mm. Leider hat die Klinge eine Fehlschärfe von 19 mm, wodurch man nicht nahe am Griff schnitzen kann. Da werde ich noch etwas nacharbeiten, ich denke das ich die Fehlschärfe auf 5 mm bis 7 mm reduzieren kann.



    Das Messer hat einen Scandischliff, nicht auf Null. Mit Uhrmacherlupe, 20fache Vergrößerung, erkennt man deutlich eine Mirkofase. Und leider wurde die Klinge nicht all zu fein ausgeschliffen. Unter der Lupe sind auf den Schliff deutliche Riefen zu erkennen und wenn man mit dem Fingernagel über den Scandi fährt merkt man die Unebenheit. Sorry Condor, aber das könnt ihr doch besser. Beim Bushlore (wird der gleiche Messerstahl verwendet) ist das viel feiner ausgeschliffen. Da ist Nacharbeiten angesagt.


    Die Messerspitze ist auf beiden Seiten angeschliffen. Das hab ich als erstes geändert. Ich habe mit einem Schleifstein die Schärfe auf der Oberseite herausgenommen. Eine scharfe Oberseite mag ich nicht, da ist mir das Verletzungsrisiko zu hoch.



    Der Klingenrücken hat eine Seite die leicht scharf und zum striken für den Feuerstahl geeignet ist. Und eine Seite mit einen kleinen Grat der vermutlich vom Ausstanzen der Grundform noch übrig ist. Der sollte eigentlich ab Werk entfernt werden, aber es handelt sich ja um ein Primitiv Bush Knife und nicht um ein Vitrinen-Deisgner-Messer. Der Name ist also Programm, das Messer und seine Produktion wurden eher einfach gehalten. Den Grat habe ich ebenfalls mit einem Schleifstein selbst entfernt.



    Der Micartagriff liegt, bei mir zumindest, gut in der Hand. Er vermittelt mir den Eindruck von sicherem Handling. Der Griff hat von Werk an used-Optik und ist leicht Rau. Die Verarbeitung von Klinge und Griff ist sehr sauber, nichts steht über, keine Spalte. Was der schwarze Steifen soll erschließt sich mir nicht, aber die Micartaversion gibt es eben nur so.




    Nun zum Wichtigsten, das Primitiv Bush Knife in Benutzung:
    Der Griff liegt bei mir gut und sicher in Hand, ein zusätzliches Lanyard schadet nicht. Das Messer ist für gröbere Schnitzarbeiten gut geeignet. Es ist für seine Größe erstaunlich führig. Für feine Schnitzarbeiten ist ein Messer mit kleiner und weniger hoher Klinge natürlich deutlich besser geeignet. Für entsprechende Aufgaben kann das Messer gut in zwei Händen wie ein Ziehmesser gehalten werden. In diesem Fall bitte Aufpassen wegen der beidseitig scharfe Spitze. Hier beim Herstellen von Feathersticks, allerdings wurden die die ich mit dem Mora gemacht habe deutlich feiner. Das liegt wohl daran das der Scandi nicht so scharf ausgeschliffen wurde. Ich werde das nacharbeiten und dann noch mal versuchen.




    Die Spitze kann gut zum Bohren oder Popeln genutzt werden. Der 1075 müsste das eigentlich gut abkönnen.



    Fazit: Das Primitiv Bush Knife
    ein Messer mit interessanter Optik. Hochwertig verarbeitete Lederscheide. Erstaunlich gutes Handling. Geeignet für viele Arbeiten. Das Messer kann viel, aber nichts perfekt. Es ist mehr ein Allrounder, eher kein Spezialist.
    Ich mag das Messer auf Grund seiner urigen Optik und der Vielseitigkeit.
    Das Messer kann durch einige Nacharbeiten verbessert werden, wer sich davor scheut für den ist es wahrscheinlich eher nicht geeignet.

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    Bob Marley

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  • Im Vergleich zum Condor Bushlore


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  • :danke: für deine Vorstellung des Messers.
    Mir ist es deutlich zu wuchtig und erinnert in der Tat an eine Machete oder ein Haumesser optisch.
    Ich würde ein schlankeres Messer optisch vorziehen. Geschmackssache halt.
    Aber auch mir gefällt die Lederscheide die dazugehört sehr gut.
    Gruß"Seemann"

    Wer vom Weg abkommt, lernt die Gegend kennen!

  • Die Lederscheide hat auch keine schlaufe sondern wird hinter den Gürtel geklemmt und hat so eine kleine Ledernase, damit sie nicht durchrutscht. Im Nachbarforum ist so eins zu verkaufen im Moment....


    Schönes Review. :thumbup:


    VG
    MM

  • Genau, alles sehr einfach gehalten.


    Das sieht dann etwa so aus:



    Ist eher nicht so geeignet für eine lange Wanderung. Fürs Camp taugt das alle mal.


    Aber bei der Größe trägt man das eh nicht so in der Öffentlichkeit.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Waldknorz ()

  • schöne Vorstellung. Das gefällt mir sehr gut.
    Das Messer ist wie so oft Geschmackssache. Mich erinnert es an ein Haumesser. Vielleicht wäre es in einem Früheren Leben mit gekommen, da hatte ich bevorzugt Opinel für feine und dazu ein RICHTIGES Messer dabei.


    Ich wünsche dir viel Spaß mit dem schönen Messer


    Steuermann

  • @Waldknorz , um die Klinge schleich ich schon ne Weile rum..... nicht weil ich sie brauchen würde, aber eben weil sie anders ist.


    Ich versteh' dich sehr gut. Mir ging es da ganz ähnlich. Wirklich nötig war der Kauf bei mir auch nicht.


    Aber es ist halt mal was anderes, faszinierend und das Messer macht Spaß.

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  • So, heut mal ein bisschen geschliffen. Man kann sogar auf dem Foto den Unterschied erkennen.



    Die Schneide habe ich in Richtung Griff erweitert, die Fehlschärfe konnte ich auf 7mm reduzieren.


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  • Ich habe den Scandi jetzt auf null ausgeschliffen und die groben Reifen sind raus.


    Da braucht es Geduld und Spucke 'für. Aber jetzt schaut es unter der Uhrmacherlupe deutlich besser aus.



    Ich bin zwar beim Schleifen noch Anfänger aber ich konnte die Performance deutlich verbessern. Der Papiertest war mit dem Werksanschliff nicht gut. Vorher hat es nur gerissen.

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  • Ein interessantes Messer, danke für's Zeigen.


    Mir scheint das - funktional, wenn nicht sogar ein bißchen der Gestalt nach - am historischen Sachs angelehnt zu sein. Hier eher ein wenig mehr an den fränkischen als an nordischen Formen orientiert.

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • "Skalpell" - so gut bin ich beim Schleifen noch lange nicht.


    Eine gute Gebrauchsschärfe darf das PBK beim mir schon haben. Ich seh' das mehr als großes Messer und nicht so sehr als Machete.


    Ich habe zum Abendessen getrocknete Chillis zerkleinert. Da kann man das PBK wie ein Wiegemesser benutzen:


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