Toboggan selbst gebaut und auf Wintertour im Harz ausprobiert

  • Seit etlichen Jahren beschäftige ich mich schon mit dem Gedanken, einen Gepäckschlitten zu bauen, dem ich meine 25 kg Winter-Ausrüstung für eine Tour aufladen kann. Meine Überlegungen kreisten im Vorhinein hauptsächlich um die Frage, wie ein solcher Schlitten aussehen müsste, damit man ihn nicht nur bestimmungsgemäß benutzen, sondern auch noch verpacken und transportieren kann. Das halte ich für notwendig, weil meine Touren selten am gleichen Ort beginnen und enden und An- und Abreise folglich auch nicht mit dem Auto durchzuführen sind. Eine Pulka kam deshalb nicht in Frage. Orientiert habe ich mich schließlich am Snowwalker Tobbogan, wie ihn die Firma Black River Sled auch als Bausatz anbietet.
    Um meine Zwecke zu erreichen, musste ich jedoch daran einige Veränderungen vornehmen. Das Grundmaterial aus Polyethylen ist beim Snowwalker ¼ Zoll stark - also etwa 6mm -, zu dick, um es problemlos aufrollen zu können. Außerdem ist der Snowwalker zwischen 7 und 11 Fuß lang. Mir reichen aber zwei Meter. Die Grundmaterialien sind simpel: Eine Platte HDPE, wie man sie in 3 mm Stärke bei ebay bekommt, 15 m Repschnur 5 mm (Snowwalker benutzt 4 mm Seil, aber ich mag dickere Seile), Nirostaschrauben und fünf gut abgelagerte Holzleisten, die man zweckmäßigerweise lackiert, damit sie Kälte und Nässe besser aushalten.

    Wenn man sich entschließt 2 Schlitten zu bauen wie ein Freund und ich, kann man die Platte 1000 x 2000 mm in der Mitte teilen und bleibt bei Materialkosten knapp über 30 Euro pro Schlitten (der günstigste Snowwalker-Bausatz kostet 135 $).

    Die nachfolgende Generation hilft beim Bau gerne mit...

    ...und lernt schon mal den Umgang mit dem Werkzeug.

    Der springende Punkt meiner Konstruktion besteht darin, alles so einfach wie möglich zu halten, also auch das Seil nicht zu zerschneiden und auf Metallteile wie z.B. Karabinerhaken, die man im Schnee nicht gerne mit bloßen Händen anfasst, konsequent zu verzichten.

    Als nächstes braucht man noch eine Tasche, die auf den Schlitten passt und beim An- und Abtransport das gesamte Gepäck inclusive...

    ... zusammengerolltem Schlitten aufnimmt. Den 1000er Cordurastoff dafür besorgt man sich bei Extremtextil, freut sich über den Sonderpreis, ärgert sich, dass das Material wieder mal schief abgeschnitten wurde...

    ...schneidet gerade zu...

    ...und näht daraus eine 1,5 m lange Tasche, die in der Mitte mit Reißverschluss zu öffnen ist und im Rucksackmodus die gesamte Ausrüstung aufnimmt.
    Abschließend näht man sich aus Gurtband und dickem Baumwollstoff noch ein Zuggeschirr (die Karabiner habe ich schließlich doch zu Hause gelassen).

    Und schon kann es losgehen.

    Auf dem mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichendem Torfhaus im Oberharz herrschen jetzt Mitte Februar super Schneebedingungen.

    Ich habe in einer zwei-Tage-Tour den Oberharz durchquert und bin in Schierke wieder auf die Öffentlichen zur Heimreise umgestiegen.
    Übernachtet habe ich wie immer in der Hängematte und als Wärmezone hatte ich mein Baumwollzelt mit Ofen dabei, das ihr schon kennt.

    Das Ziehen des Schlittens war natürlich erst mal ungewohnt, aber gegenüber dem Rucksacktransport war es eine echte Erleichterung.

    An angenehmsten ist die Fortbewegung im Tiefschnee, in den der Schlitten aufgrund seiner großen Fläche nur minimal einsinkt.

    Auch das Zuggestänge aus PVC-Rohren hat sich bewährt, weil einem der Schlitten nicht so leicht in die Hacken fahren kann. Nicht ganz so optimal ist die Benutzung auf breiten, fest getretenen und an beiden Seiten abschüssigen Wegen, wenn am Ende noch eine Loipe mit darauf verläuft. Dann passiert es häufig, dass der Schlitten - der Schwerkraft folgend - in den Graben rutscht oder bei Langläufer-Gegenverkehr im entscheidenden Moment den Weg in die Loipe findet. Etwas nervig ist auch die häufig wiederkehrende Frage nach der im Schlitten verborgenen Leiche...

    Insgesamt bin ich mit dem Schlitten ziemlich zufrieden und warte schon sehnlich darauf, ihn mal im hohen Norden auszuprobieren.
    Was habt ihr für Erfahrungen mit solchen Schlitten gemacht?

    Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.

    3 Mal editiert, zuletzt von Doman ()

  • Ich kann dir nur zu PT 1000 raten. Extrem abriebfest.
    Nature Base hatte PE verwendet, was sich nicht bewährt hat.
    Auch Baumkind hat mit PE am Wochenende schon einige Riefen
    nach ein paar hundert Meter in ihrer "Pulka".
    Hier die Bauanleitung zu meiner.


    Meine selbstgemachte Pulka


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Ja, deinen Bericht hatte ich vorher natürlich auch gelesen. Der Abrieb ist bei mir bisher aber überhaupt kein Problem. Das lag sicher aber auch an den sehr guten Schneebedingungen im Harz. In Schierke hab ich auf dem Weg zur Bushaltestelle etliche Male eine schneefrei geräumte Straße überquert. Davon sind schon paar Abriebfurchen geblieben, aber - für mich erstaunlicherweise - haben die Edelstahlschrauben viel mehr darunter gelitten. Ich habe mir vorher auch den Paris Expedition Sled angesehen. Der ist auch aus relativ weichem Material, das noch dazu viel dünner ist als das von mir verwendete HDPE.
    Ich glaube der Hauptunterschied unserer Modelle ist der in Länge und Breite. Meiner ist 38 cm breit (wie der Snowwalker) und liegt 1,5 m lang auf. Er gleitet bei guten Schneebedingungen so wie ein Ski und hat eine gute Spurtreue (außer im oben geschilderten Fall). Deinen nimmt man, weil er leichter und handlicher ist, eher mal mit, wenn man davon ausgeht, meistens den Rucksack zu tragen und - wenn die Verhältnisse es zulassen - auch mal ein Stück zu ziehen. Auf einer echten Pulka- oder Toboggan-Tour kann ich ihn mir eher nicht vorstellen.

    Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.

    Einmal editiert, zuletzt von Doman ()