Umgang mit der Kleidung bei mehrtägigen Wintertouren

  • Wie in anderen Threads ja schon festgestellt wurde, schwitzt man auch im Winter.
    Deshalb soll man auch auf die richtigen Schichten achten, damit der Körper trotz Schwitzen trocken und warm bleibt.
    Dieses Schichtsystem sorgt ja dafür, daß der Schweiß vom Körper weg in äußere Kleidungsstücke befördert wird.


    Nun kommt der Abend - Ende der Tagesetappe- und nun?


    Verschwitzte Kleidung anbehalten? Oder wechseln?


    Wohin mit der verschwitzten Kleidung?

  • Ich halte die Klamotten an und die trocknen wieder.
    Klappt für ein Wochenende gut.
    Habe aber nach der ersten PP Schicht nur Schurwolle und
    meine Baumwollodin.
    Oben drüber dann abends eine Primaloftjacke
    und zur Not Daune.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Wohin mit der verschwitzten Kleidung?

    Siehe Konrad. Ansonsten aufhängen, warten, ausschlagen, anziehen. 8o


    Schichten wetterangepasst und auf die Aktivität abgestimmt planen: Bei mir ist das bis -20°C ein Brynje Hoodie und ein Windshirt drüber. Bei Aktivität und genereller Fitness! Ich nehme auch gerne erst ein Merinoshirt darunter (Dilling), da ich v.a. zu Beginn (warm werden) schwitze und mein Kreislauf sich nachher stabilisiert, auf das Arbeitspensum einstellt. Dann ziehe ich das Shirt nach spätestens ner Stunde aus (gute Gelegenheit zum Schnürung kontrollieren, etc.) und hänge den nassen Lappen an den Rucksack oder quer über die Pulka. Ach so, Schlauchschal, Mütze, Handschuhe etc. nicht vergessen! Bringt ne Menge! Atmungsaktivität ist das Wichtigste, daran und an den Wind richtet sich die Außenschicht aus. Bei Pausen Hoodie rüber, Primaloft anziehen (Pausenjacke), Kleinigkeit essen, Schluck trinken. Nicht grundlos im Schnee herumstehen... ^^ Ich nehme ggfs. auch mal nasse Kleidung mit in den Schlafsack, auf Mehrtages-Offline-Touren würde ich das aber nicht empfehlen. Vorher so wenig anfeuchten wie möglich, daher tendiere ich stark zu Netzgeweben á la Aclima und Brynje. Wollte meine Frau auch erst nicht glauben ("Das sind ja mehr Löcher als Shirt!" :whistling: ), aber funzt perfekt! Und ist gar nicht mal so neu, die Methode...


    Nachtrag: Eigentlich sollte einem nie so richtig warm sein - warm ist ZU warm... :D


    :wanne:

  • Yo - ich sehe das auch so wie Konrad und Haggi. Möchte jedoch noch zwei Punkte hinzufügen:


    1. wenn erst einmal nass, hält Wolle etwas mehr Feuchtigkeit als Kunstfasern. Deshalb komme ich gleich zu Punkt Zwei :D
    2. man kann sich jetzt zu dem Thema prügeln, beschimpfen, oder eine Religion draus machen...... aber ich persönlich bin der Meinung, dass ganz dünne Kunstfaserwäsche direkt auf der Haut am allerbesten (und am schnellsten) wieder trocknet - und zwar bevor man anfängt zu frieren. Die Betonung liegt dabei auf DÜNN und auf KUNSTFASER. Solche Klamotten mit Anti-Odor, Anti-Geruchsbildung, Silberionen-Ausstattungs-Krempel gibt es von jedem namhaften Outdoorherstellen zu kaufen. Hier werden Sie geholfen!

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  • Nachtrag: Eigentlich sollte einem nie so richtig warm sein - warm ist ZU warm... :D


    :wanne:

    Aber frieren sollte man ja auch nicht - also warm als nicht frieren gesetzt.



    @Konradsky Und dann Daune? Daune und Feuchtigkeit?




    @Doom, ja, soweit waren wir in einem anderen Thread Sch.
    Mir ging es nur darum, diese erste dünne Schicht gibt Feuchtigkeit in die äußeren Schichten und ist dann dort.

  • Jepp, daher sind die Netzgewebe ja auch aus Kunstfaser (auch weil so so stabiler sind...). Ich habe noch 25 Jahre (!) alte vauDe-Funktionsunterwäsche (diese graue, gab es auch als Nachbau von four-seasons in grau und grün oder so... Bin damals ausgelacht worden dafür) - die fühlt sich so gut wie nie nass an, auch heute nicht! Also da kann man frei nach Gusto wählen, ich nehme halt gerne Merino, aber es funktioniert beides! Auch mit den simplen LifaDry-Klamotten bin ich bisher immer gut gefahren... In Neuseeland, wo wir uns vor 15 Jahren mit der ersten Icebreaker-Kollektion eingedeckt haben, liefen sie damals alle mit so called Polyprops rum, Shirts aus Polypropylen. Und lange Unterhosen aus Polyprop, darüber ne Short und ggfs. Gamaschen. Mut zum schrunzig aussehen hieß damals noch nicht Bushcraft... 8o


    Ergänzung: Wobei die Funktionswäsche meist dicker ist, bei Merino gebe ich Dir aber Recht, @Doomi. Das sollte, so es die erste Lage ist, recht dünnes Material gewählt werden. Bei Poly fällt es nicht so ins Gewicht, hauptsache luftiges Gewebe. Das Zeug nimmt ja auch kaum Feuchtigkeit auf.



    Daune und Feuchtigkeit?

    @Konradsky hat ja notfalls geschrieben. Es gibt ja auch hydrophobierte Daune. Und ansonsten bewegt man sich dabei ja nicht soooo viel, ist ja Pause... Danach luftig lagern das Ding und gut.

  • Und dann Daune? Daune und Feuchtigkeit?

    Daunen vertragen ein wenig Schweiss, wenn du als "Motor" in der Jacke steckst, Kalorien zu dir nimmst und mit deinen Muskeln Wärme erzeugst, dann.... irgendwann hast du die gesamte Feuchtigkeit nach aussen transportiert. Ich habe einmal in meinem Leben meine dicke Annapurna-Jacket von ME an den Achseln durchgeschwitzt, weil in Lappland die Hunde mit meinem Schlitten abgehauen sind. Total peinlich - sowas darf dir nie passieren................. aber ich war der einzige, der es dort jemals geschafft hat, die Viecher wieder einzuholen. Ich war dann sehr fertig, und sehr stolz, aber hauptsächlich sehr fertig :)

    Mir ging es nur darum, diese erste dünne Schicht gibt Feuchtigkeit in die äußeren Schichten und ist dann dort.

    ja, aber nur für eine gewisse Zeit, siehe oben

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  • Die Herren @Doom, @Konradsky und @Hagbard haben es ja schon gesagt, aber ich will meinen Senf auch noch los werden:


    Ich denke man kann das Schwitzen in gewissem Rahmen eindämmen und den Effekt der Schwitzerei durch vernünftige Ausrüstung deutlich reduzieren. Wie kalt ist zu kalt? Das ist zum einen Gewöhnungssache und zum anderen man kann den Bereich "kalt" deutlich ausweiten bis die Grenze zu "zu kalt" kommt. Zu kalt bedeutet für mich, dass ich ohne zusätzliche Energiezufuhr (essen, trinken, Bewegung) die Kerntemperatur nicht mehr in einem angemessenen Fenster halten kann. Solange man kein Feuer machen kann gibt es nur die Möglichkeit Dinge am Körper zu trocknen, daher ist mir Schweißvermeidung sehr wichtig. Ich bewege mich auf Wintertouren (zweistellig Minus und über ne Woche) regelmäßig bewusst an der Grenze zur Unterkühlung bzw. leichten Erfrierungen. Ich hab da durchaus meine Fehler gemacht, inzwischen kann ich die Grenze bei mir aber sehr gut einschätzen. Je nachdem was gerade potentiell gefährdet ist, Körperkerntemperatur oder äußerliches Gewebe, wird entsprechend nachgelegt. Das sind aber individuelle Erfahrungswerte und ist nicht zur Nachahmung gedacht.


    Als Baselayer bin ich von Wolle weg sobald ich was aktives plane. In reiner Wolle bleibt zu viel Feuchtigkeit hängen, n Mix geht aber ohne Probleme. Bei Netzunterwäsche immer gucken wie die Schicht drüber ist, wenn dass material zu hochflorig ist kann man das netz sonst gleich vergessen. Aclima hat Netzunterwäsche auch aus Merino, das ist meine erste Wahl bei hoher Aktivität direkt unter ner Hardshell. Als Midlayer bei Bewegung ist Fleece für mich immer noch unschlagbar (am besten ist imho Stretchfleece und Waffelfleece). Bei Pausen dann aus dem Wind und nach kurzem Abdampfen die dicke Kufajacke drüber. Immer Aufpassen, dass an von kalt nicht zu zu kalt wechselt.


    Abends im Lager das selbe: Tarp/Zelt aufbauen, Kocher anschmeißen, Schnee holen, Brennholz machen und alles physische für den Abend erledigen ohne zusätzliche Klamotten bzw. maximal mit Fleece midlayer, da dampft schon viel ab. Danach dann Minimalhygiene, sowie der Wechsel in Nacht baselayer und warme Kufa Klamotten. Morgens dann anders herum und wenn Base & midlayer noch klamm oder feucht sind nehm ich die trotzdem. Ist ja schnell wieder feuchtwarm. :D Sonderfall VBL Socken, da kommt zwischendrin noch ne extra Ablüftphase für die Liner Socken:



    Na, wer kanns riechen? 8o

    Skal hilse fra fjellet – det evige land,
    hvor moskus og jerven har bolig.
    Min lengsel dit inn er blitt som en brann.
    Kun der får jeg fred og blir rolig...


    Jon Ø. Hov

    Einmal editiert, zuletzt von karlson ()

  • Nico das geht mit der hydrophobierten dünnen Daunenjacke
    genauso gut wie mit einer 50€ Ebay Daunenjacke.
    Scheinbar geht der Wasserdampf schneller raus als die
    Daunen feucht werden.
    Ich bin schon mehrmals nass und feucht in den Daunensack
    bei unter null gestiegen und am nächsten Morgen trocken aufgewacht.


    Doof ist, wenn man Regen hat, dann ist alles gut mit Regenjacke
    oder Poncho zu schützen.


    Gruss
    Konrad

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  • Nun kommt der Abend - Ende der Tagesetappe- und nun?
    Verschwitzte Kleidung anbehalten? Oder wechseln?
    Wohin mit der verschwitzten Kleidung?


    Ich habe auf der letzten Tour mit 20 Kg Rucksack und 3 Übernachtungen folgendes getragen:
    Merino T Shirt, darüber Merino Outdoorhoody von Gamsbokk und darüber eine Lodenjacke von Carinthia.


    Phänomenale Kombination!
    Tagsüber um die 20 Kilometer gelaufen bei um die null Grad.
    Nach Absetzen des Rucksack beim Lageraufbau ca. -2 Grad, keine Kälte.
    Auch danach am Hobofeuerle am Rücken null kalt, obwohl es da vom Rucksacktragen feucht sein musste.
    Im Schlafsack das Gamsbokk Langarmshirt gegen ein dünneres von Decathlon getauscht.
    Mir warm stets warm, und hatte nie ein feuchtes Hautgefühl.


    Gut Pfad, Micha

  • @karlson, also wenn am Lager alles erledigt ist ziehst Du Dich um?
    Ist es dann ratsam, die ausgezogene vielleicht nich minimal feuchte Wäsche mit in den Schlafsack zu nehmen?
    Oder lässt Du die nur so im Zelt oder Rucksack?

    Kommt n bißchen auf die Füllung an, bei Daune ganz sicher nicht, bei Kufa vielleicht. Allerdings hat man dann die ganze Demse im Füllmaterial des Schlafsacks, das ist jetzt auch nicht das gelbe vom Ei... Nach ein/zwei Wochen Kufa mit Feuchtigkeit belasten ohne Trocknungsmöglichkeit knirscht der Kufasack auch schon ordentlich beim auspacken.


    Ist im Grunde wie bei allen Outdoorthemen: Bei nem Wochenende ist es fast latte was man macht, bei 1-2 Wochen merkt man deutlicher was nicht funktioniert und bei über 2-3 Wochen ist es wirklich wichtig, denn sonst fällt einem sein unnachhaltiges Verhalten auf die Füße.

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