Fototipps vom wilden coyoten

  • Ich habe mal meinen ganzen Kram, den ich die letzten Jahre geschrieben habe mit meinen aktuelle Erfahrungen ergänzt und ein PDF erstellt.
    Eigentlich wollte ich das in Ruhe zusammentragen, aber nachdem ich jetzt die ganze Nacht daran saß, wollte ich euch mal die erste Version präsentieren.


    Fototipps V1.5.1.pdf

    "Die Fotografie ist der Todfeind der Malerei, sie ist die Zuflucht aller gescheiterten Maler, der unbegabten und Faulen."
    – Charles Baudelaire –

    2 Mal editiert, zuletzt von coyote ()

  • Dank dir :) das ist echt gut geschrieben und super erklärt :) ich werde mich wohl dank deiner Erklärungen wieder an meine Digitale Spiegelreflexkamera hängen :) :dolldrueck:


    Gruß Möhre

  • Vielen lieben Dank, Udo - das kann ich mir so schön auf dem Smartphone abspeichern!


    :thumbsup: :danke: :thumbsup:


    Hab das Thema gleich mal angepinnt!

  • Moin @coyote danke für dieses geniale PDF Nachschlagewerk: Einfache Fototipps
    Du hast dir sehr viel Mühe gegeben und es geschafft, komplexe Zusammenhänge (ISO, Blend und Belichtungszeit) grafisch darzustellen,
    so das es ein jeder versteht.
    Auch alle anderen Tipps hast sehr gut niedergeschrieben.


    An diese kurzen und knackigen Fototipps, kommen die wenigsten PDF totorials ran.
    Schon gar nicht auf 26 Seiten. :thumbup:
    :danke: :danke: :danke:

    Aus Freude am schleichen auf Lost Places, daher der Name Industriefreund. :)

  • ...Du hast dir sehr viel Mühe gegeben und es geschafft, komplexe Zusammenhänge (ISO, Blend und Belichtungszeit) grafisch darzustellen,
    so das es ein jeder versteht...

    Danke. Das ist zwar natürlich selbst gezeichnet, aber das Belichtungsdreieck ist jetzt keine Erfindung von mir. Man sieht es nur selten.

    "Die Fotografie ist der Todfeind der Malerei, sie ist die Zuflucht aller gescheiterten Maler, der unbegabten und Faulen."
    – Charles Baudelaire –

  • Sieht sehr schön aus, ist kurz und mit guten Bildern belegt.
    Zum Ende hin gehst du bei den Videos auf den Weisabgleich ein. Machst du das bei Fotos auch? RAW und Graukarte? Oder sowas? Ich fotografiere fast immer mit jpeg, weil ich mir nicht soviel Arbeit machen will, ärgere mich aber häufiger, dass die Farben nicht so schön sind. Hast du da Tipps?

  • Sieht sehr schön aus, ist kurz und mit guten Bildern belegt.
    Zum Ende hin gehst du bei den Videos auf den Weisabgleich ein. Machst du das bei Fotos auch? RAW und Graukarte? Oder sowas? Ich fotografiere fast immer mit jpeg, weil ich mir nicht soviel Arbeit machen will, ärgere mich aber häufiger, dass die Farben nicht so schön sind. Hast du da Tipps?

    Nein, bei Fotos benutze ich ausschließlich RAW. Da kann man den Weißabgleich bequem danach einstellen. Graukarten habe ich nie genutzt (maximal klicke ich mal mit der Pipette auf etwas Graues).
    Der Nachteil bei RAW ist halt, dass man die Fotos bearbeiten muss.
    Bei JPEG bleibt dir nicht viel anderes übrig, als vorher alles einzustellen. Meist gibt es Voreinstellungen wie "Sonnenuntergang", "Schnee", "Bewölkt", "Glühlampe" usw..., oder halt manuell.
    Ansonsten kann ich die Kameraeinstellung "JPEG+RAW" empfehlen. So kannst du alle Fotos gleich nutzen. Wenn dir später ein Foto ganz besonders gefällt, kannst du immer noch das RAW bearbeiten.

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    – Charles Baudelaire –

    Einmal editiert, zuletzt von coyote ()

  • Hallo @coyote
    I was in your hood!!!

    Das Bild ist jetzt nicht der Bringer mit der Taschenknipse von der A3 aus, aber ich bin an einem deiner lieblingsmotive vorbeigekommen!
    Gruß"Seemann"


    p.s. diese eine "Ruine" nach der Mainbrücke auf der rechten Seite hab ich auch gesehen.

  • Finde dein Skript toll!


    Zu den Histogrammen eine kleine Anmerkung:
    Überbelichtet ist klar, was rausfrisst ist verloren.
    Nicht 100% einverstanden bin ich mit der Aussage, dass das dritte Histogrammbild unbedingt unterbelichtet ist - eine Dunkelverschiebung wie auf dem Histogramm kann durchaus oft gewollt sein oder notwendig sein - beim abgebildeten wäre bei einer positiven Belichtungskorrektur der Weißbereich weg. Beispielweise Farben bei Dämmerungsaufnahmen oder unterschiedlich farbige Sonnenflecken im Wald. Beim Filmen ist es tatsächlich so, dass oft eine 1/3 Belichtung zu niedrig gewählt wird - um Rauschen zu verhindern und weil es eher möglich ist, die abgesoffenen Dunkeltöne zurückzuholen, als das oben Ausgefressenne. Problematisch würde es m.E. werden, wenn die im unteren drittel liegenden Peaks abgeschnitten werden würden.


    Ich denke, dass das oft der Fehler von Anfängern ist - die Kamera (oder der Fotograf) versucht (zumindest bei Integralmessung) eine ausgeglichene Belichtung herzustellen. Das geht vor allem in der Dämmerung oft mächtig schief, weil da die Belichtung (Verschluss oder Iso) aufgerissen wird und dann nachträglich das verrauschte und verwackelte Bild abgedunkelt werden muss, um noch etwas Farbe aus dem Sonnenuntergang oder der Stadtbeleuchtung rauszuholen :)



    Zitat von Coyote

    „Von Elf bis Drei hat der Fotograf frei“.


    Analog beim Film: "Von Acht bis Vier trinkt der Kameramann Bier.". ;)



    Ich bin Blendenvorwahl-Knipser wobei ich mir je nach Setting in den Modi die Min/Max Verschlusszeiten und ISO einstelle.
    Für den Tiefenschärfebereich ist die Abblendtaste mein bester Freund. :)


    Ansonsten muss ich zugeben, dass ich zumeist JPG nutze. Bei Auftragsarbeiten "Print" mit mehreren Fotostrecken würde das sonst jeden Rahmen sprengen - die Grafik möcht meist auch nur ganz ungerne RAW. Ich wähl meist die gewünschte Farbtemperatur (im grauen Winter etwas Wärmer so in der Regel so Richtung "Indian Summer" d.H. meist so gegen 6000 K). Das hilft auch wenn ich dann einzelne Bilder nachschießen muss oder Details im Studio mit dem Panel fotografiere.
    Naturalistische Farbwiedergabe von Scheißwetter will niemand :D


    Wenn ich dann alle Bilder dann nochmal mit dem PS-Rawfilter öffnen müsste... Neeee, da bin ich zu faul :)


    Nachtrag: Mein wichtigstes Werkzeug draußen sind tatsächlich Screen und Spiegel.

    ____________
    leicht sarkastisch im Unterton, dabei völlig spaßbefreit
    Ich liebe Fachfragen, Smalltalk nur f2f ;)

  • ...Ansonsten muss ich zugeben, dass ich zumeist JPG nutze. Bei Auftragsarbeiten "Print" mit mehreren Fotostrecken würde das sonst jeden Rahmen sprengen - die Grafik möcht meist auch nur ganz ungerne RAW. Ich wähl meist die gewünschte Farbtemperatur (im grauen Winter etwas Wärmer so in der Regel so Richtung "Indian Summer" d.H. meist so gegen 6000 K). Das hilft auch wenn ich dann einzelne Bilder nachschießen muss oder Details im Studio mit dem Panel fotografiere.


    Naturalistische Farbwiedergabe von Scheißwetter will niemand :D


    Wenn ich dann alle Bilder dann nochmal mit dem PS-Rawfilter öffnen müsste... Neeee, da bin ich zu faul :) ...

    Mit Photoshop wäre es mir auch viel zu aufwendig. Das benutze ich nur noch, wenn ich ein Foto wirklich verändern muss, oder für Dinge wie Dodge and Burn. Aber das kommt ja bei Naturfotos praktisch nicht vor.
    Ansonsten entwickle ich die RAWs in Lightroom. Das ist in den letzten Jahren richtig genial geworden. Dort hat man auch die Möglichkeit, mehreren Fotos die selben Einstellungen zu geben.
    Am Schluss kommt natürlich auch wieder ein JPG raus.
    Es ist doch immer wieder mal praktisch, verlustfrei den Weißabgleich anzupassen, oder z. B. Bildrauschen nur in den dunklen Bereichen zu entfernen.
    Gerade für den Druck stelle ich Fotos mit einer anderen Helligkeit ein, begrenze den Weißbereich und schärfe auch etwas anders.
    Das sieht auf einem Bildschirm wieder anders aus. Nochmal anders entwickle ich Fotos, die nur auf dem Smartphone betrachtet werden (Bildschnitt, Auflösung und Schärfe).
    Das geht halt immer am besten von der Rohdatei aus.
    Im Zweifelsfall habe ich immer Empfohlen, die Kamera auf JPG+RAW zu stellen. Da hat man dann immer noch die Möglichkeit, besonders schöne Fotos, nochmal ganz in Ruhe, zu entwickeln.
    Aber das hängt natürlich immer von der Anwendung ab. Ein Sportfotograf z. B. muss seine Fotos ja auch praktisch sofort zur Verfügung stellen.

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  • Hallo allerseits, lieber coyote
    ich hab für die Belichtungskorrektur ein paar Beispiele zusammengestellt - ich denke, da werden die Fehler klar, die man besonders gerne macht.


    Dazu anknüpfend an Dein Skript:


    Belichtungskorrektur:


    Die Kamera misst mit Hilfe von Helligkeitssensoren die Belichtung. Dazu gibt es - je nach Hersteller - verschiedene Möglichkeiten.


    Mehrfeldmessung macht einen Bildhelligkeitsdurchschnitt
    Integralmessung verrechnet einen Bildhelligkeitsdurchschnitt mit der selektiven Sensorfeldern
    Selektiv misst um den mittleren Kreuzsensor, Spotmessung ziemlich genau am mittleren Kreuzsensor.


    Daneben gibt es noch ein paar andere Messarten, die vor allem bei Kompakteren Geräten den Fokuspunkt messen oder selektiv Sonnenuntergang etc. messen (Kreativprogramme).


    Beim Fotografieren draußen ist wichtig, dass bei der Belichtung beachtet wird, was dargestellt werden soll.
    Ein Vogel auf hellem Himmel wird wird stark abgedunkelt (Gegenlicht). Ein Glutstückchen in finsterer Nacht wird überbelichtet.


    Jetzt muss man sich Farbwiedergabe so vorstellen, dass Sensoren 256 Graustufen abbilden können. Jeweils RGB (bei Filmkameras noch weitere Bildinformationen).
    Rutscht etwas beim Helligkeitswert an den Rand, also auf 255(Weiß) oder 0 (Schwarz), gehen unwiederbringlich Bildinformationen verloren. Das Bild "brennt aus" oder "säuft ab".
    "Ausbrennen" oder "Absaufen" passiert vor allem bei kleineren Strukturen oder Farbnuancen (hell), oder Oberflächenstrukturen (dunkel) die dann vollflächig dargestellt werden.
    Im Endbereich dargestellte Helligkeitsunterschiede können noch rausgeholt werden.
    Korrigiert man dann nicht selektiv am Rechner (selektiv wäre zum Beispiel Mapping oder Abwedeln), dehnt man den 256 Stufen breiten Tonwertumfang auf - der allerdings nach Neueinstellen des "Mittenschwerpunktes" wieder auf 256 Stufen reduziert wird. Dabei gehen im aufgeweiteten Bereich Farb"abstände" verloren bzw. werden aufgedehnt, das Bild kann flau und Kontrastarm werden.
    (HDR Bilder umgehen das durch Mehrfachaufnahmen bei denen die nicht mehr auf die Tonwertskala reichenden Tonwerte erhalten werden oder durch Mapping bei dem unterschiedliche Helligkeiten unterschiedlich eingestellt werden, der Tonwertumfang ändert sich beim endgültigen Bild dabei aber nicht, die z.B. 500 Farbstufen werden wieder auf 256 komprimiert.) Bei HDR Bildern kann deshalb das Histogramm prinzipiell eine von 0-255 durchgehende ausgeglichene Linie sein.




    Da vor allem beim Fotografieren draußen die Belichtung oft nicht mitspielt (zwischen elf und drei - kam grad der Saurier vorbei) muss man oft manuell eingreifen, weil die Kamera relativ doof sagt: "Von allen Farbwerten möchte ich eine recht ausgeglichene Helligkeitswiedergabe machen." Also eine Gaussche Glocke um 128 rum.
    Hat man einzelne Strukturen z.B. auf dem Blaukanal, die anderen Farben überleuchten, wird der Blaukanal gekoppelt auch runtergezogen. Sonst würde es zu einer Farbverschiebung kommen. Das würde komisch aussehen, weil das Bild additiv aus den 3 Farbkanälen zusammengesetzt wird (z.B. Grün und Blau wird Gelb).
    Deshalb ist es gar nicht so einfach der Kamera zu sagen, was sie machen soll, ohne dass Tonwerte an den Enden der Skala verloren gehen.


    Wie sieht das in der Praxis aus? Wenn man etwas dunkles auf hellem Hintergrund fotografiert, kann man mit einer Belichtungskorrektur arbeiten. Dabei setzt die Kamera je nach Modus die Belichtungszeit, die Blende (ggf. auch gekoppelt) und/oder die Empfindlichkeit für das Bild niedriger oder höher an, als sie es eigentlich würde. Dabei gehen natürlich Farbinformationen am anderen Ende der Skala verloren. Zum Beispiel Strukturen im Himmel oder Schattierungen.


    Wer sich unsicher ist, kann auch eine Belichtungsreihe nutzen. Beispielsweise von -1/3 bis -1/3. Dann werden 3 Bilder gemacht, eines etwas unterbelichtet (weiße, ausgebrannte Flächen bekommen wieder Struktur), eines etwas überbelichtet (dunkle Strukturen sind besser zu erkennen) und eines gemäß Messung. Wenn man bei der Abschätzung der Helligkeit einen Fehler gemacht hat, kann man immer noch ein passendes auswählen.
    Vom Stativ aus gemachte Bilder von Landschaften lassen sich dann auch selektiv zusammensetzen bis hin zu einem (echten) HDR-Bild.


    Eine andere alternative, mit der ich oft arbeite ist die AE-Speichertaste oder "Sterntaste". Man stellt an der Kamera eine Spot oder Mittenbetonte Messung ein, schwenkt auf das Ojekt der Begirde, speichert damit die Belichtung und schwenkt so, wie man eigentlich fotografieren möchte. Das sollte man aber nur mit der Belichtung machen, aber nicht mit dem Fokus (das Objekt bewegt sich durch die Drehung aus der Fokalebene heraus).


    Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit des Absoften oder Spiegeln, die aber mindestens einen Assistenten benötigt. Bei starkem Schlaglicht (hier brennen zum Beispiel helle Strukturen aus) wird ein Screen verwendet, der das Licht diffuser macht und etwas abdunkelt. Oder aber der zu dunkle Teil (vor allem Schlaglicht bei Gesichtern) wird mit einem Gewebespiegel von der Gegenseite belichtet (teilweise auch mit Styroporplatten). Die eigentlich "absaufenden" Bereiche werden belichtet.



    Hier noch ein paar Beispiele mit Histogrammen:



    "Gewollt dunkles Bild (AE -2), Strukturen der Bäume sind gut zu sehen, das Zelt im Vordergrund nicht, es soll nur angedeutet sein. Der Peak im Weißbereich ist der Reflektorstreifen)



    (Nachträglich) angepasste "ausgeglichene" Belichtung - Einzelne Farbnuancen, Strukturen im Rauch gehen verloren, Äste "fressen aus"



    Nominell "überbelichtetes" Bild (AE +1/3 (+2 wäre besser). Kakadu im Gegenlicht. Farbe des Gefieders und Schnabel lassen sich noch erkennen. Wenn man Strukturen sehen wollte, würde man noch heller gehen - der Peak im Histogramm ist schlicht der informationsfreie Hintergrund



    "Ausgeglichenes" Histogramm, aber Scherenschnitt - Informationen auf dem Vogel sind komplett unter den Tonwert 0 abgesoffen.



    "Schnellschuss" mit (auf der unteren Bildhälfte) ausgeglichener Belichtung - der Wolkenbehang ist ausgefressen (an der oberen Kante rechts im Bild) Besser wäre hier AE-1 gewesen.



    Bei nachträglicher Reduktion der Belichtung sieht man dass die Bildinformationen im Hellen Bereich abgeschnitten sind (Abfallen des Peaks) - sie gehen jetzt zwar grau - aber ohne Struktur. Die ist unwiederbringlich in der Gobi geblieben.


    P.S. Blitzlicht meiden wie den Teufel ;)


    LG Joe

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