[BCG-Projekt] Schnittmuster Anorak

  • Hallo allerseits,


    ich hatte ja eine Umfrage geschaltet, ob Interesse an einem Forums-Schnittmuster besteht:
    [Umfrage] Schnittmuster Anorak



    Schön, ist ja doch einiges an Interesse da! Daher habe ich diesen Beitrag gleich einmal hierher verschoben, um ihn gleich als Eingangsbeitrag zu nutzen. Einige weitere habe ich auch verschoben, davon musste ich aber einige löschen, da die Sortierung irgendwie nicht funktionierte...


    Hier zur Orientierung noch einmal die Links zu einigen bisherigen im Forum dokumentierten Projekten, wenn ich welche übersehen habe, gerne Bescheid sagen:


    Zwei meiner bisherigen Arbeiten:
    Lodenanorak
    Anorak aus EtaProof


    Oder, noch etwas ausgefeilter, die Schlupfjacke von @Amon:
    meine MYOG Schlupfjacke


    Die klassische Variante des Blanket-Shirts hat @Konradsky hier nachgebaut:
    Mein neuer Smock aus einer belgischen Militärdecke



    Forenprojekt-Anorak


    Ich habe hier nochmal ein paar Bilder geschossen zur Orientierung, ich halte es nämlich für sinnvoll, dass wir auch Vor- und Nachteile einiger Features und Schnitte diskutieren und mit einfließen lassen. So dass man nach oben pimpen kann je nach eigenem Leistungsniveau.


    Also, ich habe ja schon ein paar Anoraks selbst gemacht und auch andere gekaufte im Portfolio, alle haben ihre Stärken und Schwächen - die eierlegende Wollmilchsau gibt es halt nicht.


    Hier mal mein allerserster Anorak, eigentlich ein Kapuzenpullover aus gewalkter Wolle: Brontal warm, gar nicht mal sooo schwer, aber natürlich nur mäßig winddicht und auch nicht so robust. Man sieht auch schon die vielen Wollfussel... Der Schnitt ist angelehnt an die klassischen Blanketshirts. Fürs Lager oder Boot super, mit der Kapuzt bin ich nicht ganz so zufrieden.



    Dann natürlich mein Lodenanorak (den EtaProof-Anorak hatte ich zu Hause vergessen...): Bei deisem Wind heutee gerät er natürlich auch langsam an Grenzen, was die Winddichtigkeit anbelangt - aber ich habe entscheidende Bereiche gedoppelt, so dass es trotzdem unproblematisch war. Das Ding ist mein absolutes Lieblingsteil und fast immer draußen mit dabei.


    Vergleich der Schnitte


    Ich habe schon einige Anoraks durchprobiert, viele sind gleich wieder zurückgesandt worden, einige (insbesondere die Lodenfraktion) hat mich von vorneherein nicht überzeugen können. Hier mal ein paar Schnitt im Vergleich:



    Es sind hier ausgebreitet mein Walkanorak, mein Lodenanorak, die Tilak Odin und der Ridgeline Bushmaster Smock.


    Der Walkpullover war innerhalb kürzester Zeit zusammengedengelt, ich glaub, ich hab 2 Stunden gebraucht damals. Walk ist aber nicht wirklich schön zu nähen. Dafür ist das Ding wirklich bequem und im Gegensatz zu Loden dehnt es sich wenn nötig noch ein wenig.



    Der Lodenanorak ist eigentlich für mich persönlich vom Schnitt her kaum zu verbessern, hätte höchstens etwas länger sein können. Die Ärmel würde ich nächstes Mal vorformen und auch die Bündchen anders machen. Die Fronttasche und die Dopplungen finde ich so aber extrem praxisnah! Ach so, und Schirme funktionieren auch nicht so gut bei Lodenkapuzen, besser darauf verzichten. Da das Ding weit geschnitten ist, kann man problemlos rein- und rausschlüpfen.



    Die Odin: Eine vom Schnitt her wirklich herausragende Jacke, diese hier wird mich aber auf kurz oder lang verlassen, da sie für mich eben doch eher knapp geschitten ist. Ich werde sie mir daher sehr ähnlich, mit einigen verbesserten Details, nachbauen. Schön an ihr sind die langen Ärmel! Und die durchgehende Handwärmtasche, so kann man seine Gebrauchshand mit der anderen Hand wärmen und von beiden Seiten das Schnuffeltuch herausziehen. Kapuze ist ebenfalls top.



    Aaaaaaber: Alles sehr knapp gehalten... Ich hab hier nur einen Wollpulli drunter an und wenn ich nun noch weiter anwinkeln würde, würde die eine Naht wohl aufspringen:



    Da hat der Bushmaster mehr Reserven. Ist aber ja auch ein ganz anderer Ansatz - ich mag an ihm den langen und komfortablen Schnitt, zum Anziehen kann man (wie bei der Odin) einen Seiten-RV öffnen - diese ist dann aber im Gegensatz zur Odin unterlegt, so dass man damit dann auch offen weiterlaufen kann. Ich habe mir noch Schlaufen etc. nachgerüstet, damit ich bei Sturm einen Riemen unten durchschnallen kann. Das größte Mysterium an dieser Jacke für mich: Wieso nicht eine durchgehende Handwärmtasche?? Nun hat man stattdessen zwei aufwendig abgeklebte einzelne Taschen rechts und links, die zudem für meine Hände schon ohne Handschuhe zu klein sind! Definitiv eine Fehlkonstruktion in meinen Augen. Nächster Kritikpunkt: Ich hasse diese blöden Bammelkordeln vorne an Smocks... Wieso kann man die nicht in den Handwärmtaschen verstellen? Da frieren die zudem auch nicht ein... Aber irgendwas ist ja immer.



    Ich würde übrigens zukünftig zwei RV an den Seiten verbauen, und zwar Zweiwege-RV vom Saum bis unter die Achseln - so hat man sehr flexible Möglichkeiten der Belüftung und keinerlei Probleme beim An- und Ausziehen. Das habe ich einigen Eingeweihten hier im Forum schon vor knapp 2 Jahren mal vorgeschlagen, dafür bin ich ausgelacht worden - aber ich hab ja die Foray von Outdoor Research und da ist es genauso - und gefälltmir ausgesprochen gut! Dann sollte allerdings unten ein Knopfriegel wie bei der Odin sein, dieser fehlt bspw. nämlich auch beim Bushmaster... Der Tanka vom Gummizug kommt dann natürlich jeweils an die Seite kurz vor dem RV und für die Vorderseite einer in die Handwärmtasche.


    Vorläufiges Fazit für mich, was muss ein Anorak haben:
    - langer Schnitt
    - Seiten-RV
    - geräumige Kapuze
    - Sturmriemen
    - vernünftige Bündchen
    - Gummizug im Saum
    - Vorderseite gedoppelt (also komplett Taschen...)
    - Handwärmtasche durchgehend.
    - extralange Arme
    - Augenmerk auf Einfachheit und Winddichtigkeit


    Jo, ich denke, hier sammeln wir erstmal schön weiter wünschenswerte Eigenschaften und Ideen und dann schauen wir, wie wir das als Grundschnitt verbastelt bekommen und dann eben mit den Hinweisen zu Modifikationen.

  • Dein Wollpulli ist super, aber sicher nicht als Wetterschutz. Wenn du etwas Wetterfestes aus Naturfaser willst ist Wolle eine gute Wahl, weil sie auch im feuchten Zustand noch wärmt, im Speziellen Wollfilz ist super, allerdings sind die klassischen Kutschermäntel von früher mehrlagig, über den Schultern sind es oft 4 oder 5 Lagen. Ihr kennt das vielleicht aus alten Filmen, die oberste Lage bedeckt die Schultern, die zweite bedeckt die Schultern und Schulterblätter, die dritte Lage geht bis Mitte Rücken und die Vierte bis zum Gürtel. Erst die fünfte Lage geht dann runter bis über die Knie. Über den Knien wiederum lag bei Kutschern früher eine Wolldecke. Der Kragen ging hoch bis über die Wangenknochen und oben auf saß ein breitkrempiger Filzhut, so dass nur noch ein Augenschlitz oder Augenfenster übrig blieb.


    Meinen Mittelalterumhang habe ich aus zwei schweizer Rettungsdecken genäht, darüber kommt eine Gugel (mittelalterliche Kaputze) aus einer weiteren Rettungsdecke, die auch die Schultern bedeckt. Die zwei Lagen halten mich bei leichtem Regen ca. 2 Stunden trocken. Das Tolle bei dem langen Umhang ist, ich kann einen alten Nachtwächtertrick einsetzen. Wenn ich mit anderen auf einem Markt herumstehe und mich unterhalte stelle ich einfach meine Laterne zwischen die Beine, so bildet sich darunter eine heiße Glocke, so dass man selbst im Winter irgendwann zu schwitzen beginnt. Die Hitze lässt auch gleich wieder einen Teil des Regens verdampfen.


    Übrigens sind Holzschuhe im Winter super, weil das Holz gegen den eisigen Untergrund isoliert ... also warum immer nur Löffel schnitzen?


    Um deine Frage zu beantworten, ja an dem Schnittmuster hätte ich Interesse. Selbst für Leute die nicht nähen dürfte es interessant sein, wenn die Leute ihre gemeinsamen Erfahrungen einbringen.

  • Der Lodenanorak ist und bleibt mein Favorit.
    So gefällt es mir und hat sich bewährt.
    :hut:

    Gruß
    Andy
    :hut:
    Alles was Du über mich hörst, kann genau so falsch sein, wie die Person,
    die es Dir erzählt hat. ;)
    Und Jage nicht was du nicht töten kannst! :hut:
    Member of the Hateful fifteen :Knife

  • :D Weil nicht jeder wie ein rumänischer Ziegenhirte (Insider) rumlaufen will :D , @Isidor . Soll heissen, dass es ja nicht unbedingt nach Mittelalter Reenactment ausschauen muss.
    Meine Blanketshirts z.B. sind einfach nur rustikal. Einfachster Schitt wos gibt, allerdings würd ich wohl in ner Horde Vikingr nicht auffallen. Das muss man mögen. So wie ich. Allerdings wäre mir auch mal etwas zivilisierteres lieb.

  • :D Weil nicht jeder wie ein rumänischer Ziegenhirte (Insider) rumlaufen will :D , @Isidor . Soll heissen, dass es ja nicht unbedingt nach Mittelalter Reenactment ausschauen muss.
    Meine Blanketshirts z.B. sind einfach nur rustikal. Einfachster Schitt wos gibt, allerdings würd ich wohl in ner Horde Vikingr nicht auffallen. Das muss man mögen. So wie ich. Allerdings wäre mir auch mal etwas zivilisierteres lieb.

    Könntest Du uns mal Bilder zeigen von Deinen Blanktshirts ? So rein als Inspiration.

    Manche sagen, ich sei bekloppt ich find mich verhaltensoriginell.


    BCG Wildkatzen.

  • Ist das Schnittmuster eigentlich erstellt worden?

    Das mit dem 2-Wege-RV kann ich gut verstehen, macht absolut Sinn.


    Ich hab den Green-Pepper Fairbanks mit ein paar Änderungen genäht. Änderungen am Hals-Verschluss, zusätzliche Taschen in der unteren Tasche, Doppelt Stoff im Schulterbereich, Reißverschlüsse in der Seitennaht bis 5cm unter Ärmelnaht und verlängertes Rückteil mit aufgesetzter Tasche.

    Ausführliche Tragetests stehen noch aus, ist aber jetzt im Gebrauch.

  • Das Schweizer Kreuz hat sich mein Partner da gewünscht, find ich da auch perfekt!

    Fands super, dass ich den Anorak Gr. 40 genau aus einer Decke hinbekommen hab.


    Er hat sich in die Tasche am unteren Rückteil ein faltbares Sitzkissen rein und sitzt so bei dem kühlen Wetter direkt gemütlich 😁

  • Ich konnte meine auch endlich testen, obwohl noch ein paar Knöpfe fehlen.



    Schnittmuster ebenfalls Green Pepper Fairbanks mit Änderungen.


    Hab ihn aus einem Mantelstoff (80%Wolle) und einem sehr angenehmen Wollstoff (100% Wolle) genäht. Ich bin begeistert vom Tragegefühl bisher. Rückteil würde ich beim neuen Schnitt länger machen und die Ärmel nicht so weit…


    Ich werd mich auf jeden Fall an einen Schnitt setzen, der speziell für Wollstoffe und eine recht einfache Verarbeitung mit den gewünschten Features gestaltet werden soll.

    Egal ob aus einer Decke oder aus zB gutem Loden genäht. Wird aber n Weilchen dauern, Videoanleitung muss dann halt auch dazu.


    Hier noch ein paar Detailbilder:


  • So ein Ding habe ich von Fjällräven, Schneehemd genannt, auch in Rot. Das hat innen

    ein Satinähnliches Futter. Dadurch kann man den sehr leicht ausziehen,

    was sehr angenehm ist. Winddicht wird der mit dem Futter auch.

    Und dann gibts hier von mir noch eine schöne Bauanleitung von einem

    langen Anorak aus einer belgischen Decke. Schade, dass es diese Decke nicht

    mehr gibt.


    Gruss Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Bei Raer kaufe ich nichts mehr.

    Nachdem ich angeblich super gebrauchte Decke bei denen gekauft habe,

    kam ein löchriges Ding an. Auf die Frage was daran sehr gut gebraucht wäre,

    schrieben sie mir, ich sollte die Decke auf meine Kosten zurück schicken.

    Dann habe cih noch wochenlang auf mein Geld gewartet.

    Seitdem kaufe ich nichts mehr bei Raer.


    Gruss Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!