Für die kommende Wintersaison habe ich mich nach einem neuen Zelt umgeschaut. Momentan habe ich für die Bergtouren in der kalten Jahreszeit ein HB Nammatj 3 Gt in Verwendung.
Jetzt werdet ihr euch fragen, warum ein neues Zelt, wenn doch ein 4 Jahreszeiten Tunnelzelt vorhanden ist und das Raum- zu Gewichtsverhaltniss bei einem
Tunnenzelt doch wesentlich besser ist?
Seit dem ich mein HB Unna nutze, bin ich von den Vorteilen eines freistehenden Zeltes ziemlich beeindruckt und wollte auf den Bergtouren die wir im Winter meistens mit 2 oder 3 Personen machen, nicht auf die Vorteile eines freistehendes Zeltes verzichten.
Die da wären, man benötigt eine relativ kleine Stellfläche, es werden zum Aufbau keine Heringe benötigt und das Zelt kann nach dem es aufgestellt ist, nach Lust und Laune gedreht oder verschoben werden. Auch die Sitzhöhe ist bei den meisten Tunnelzeten nicht so überragend.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man bei der Wahl des Zeltplatzes nicht so sehr auf den Wind achten muss, weil das Zelt auf allen Seiten gleich ist. (Beim Staika zu 100%, beim Allak ist das nicht ganz symmetrisch)
Das sind alles Luxusprobleme und ich würde mit dem Nammatj auch die meisten der Touren durchführen können.
Da ich aber ein gerne verschiedene Ausrüstungen teste und Vergleiche... reden wir nicht lange um den heissen Brei herum! Ich bin ein Gearjunkie!
Weiter im Text:
Das Zelt sollte mit dicken Isomatten und Schlafsäcken Platz für zwei Personen bieten. Ebenfalls sollten zwei große Rucksäcke und eine Kochecke vorhanden sein.
Also habe ich mich erstmal im Internet erkundigt, was für Modelle in die engere Wahl kommen. Ich bin etwas verleibt in die Qualität und die Details von Hilleberg. Deshalb habe ich mich hauptsächlich in deren Sortiment umgeschaut.
Dabei bin ich auf das Allak (Red Label) und das Staika (Black Label) gestoßen. Es gibt von anderen Herstellern natürlich einige Alternativen. Z.B. von Fjällräven das Abisko Dome 2 und das Keb Dome 2. Die haben sogar zusätzliche Lüfter im unteren Bereich.
Das Allak:
Ist ein freistehendes 4 Jahreszeiten Zelt (Kuppelzept mit 3x 9mm Gestänge) für zwei Personen mit nicht all zu hohem Gewicht (3,3kg). (Das ist ja immer Ansichtssache )
Es wurde als leichte Alternative zu dem stabilen Staika entwickelt. Als Aussenmaterial wurde das Kerlon 1200 verwendet das ich schon von meinem Unna kenne. Die Seitenwände reichen bis auf den Boden und zwei große Lüfter im oberen Bereich sollen für gute Belüftung sorgen. Die Breite der Liegeflache wird mit 120cm angegeben und ist damit für zwei 60 cm Isomatten recht knapp. Das Zelt besitzt zwei Eingänge und zwei separate Apsiden. Die Eingänge sind hier parallel auf beiden Seiten angeordnet.
Soweit so gut.
Das Staika:
Ist ebenfalls ein freistehendes 4 Jahreszeiten
Zelt (Kuppezelt mit 3x 10mm Gestänge) für zwei Personen mit ca 4kg Gewicht. Also etwas schwerer als das Allak. Dafür bietet es die stabileren Stangen, das Aussengewebe ist ein Kerlon 1800 und einige Details sind anders gelöst. Die Aussenhaut reicht beim Staika ebenfalls bis zum Boden und es besitzt ebenfalls zwei Lüfter am obersten Punkt des Zeltes. Die Breite der liegefläche beträgt hier 130cm. Also 10cm mehr als beim Allak. Das wird sich auf Dauer bestimmt bemerkbar machen. Das Staika besitzt ebenfalls zwei Eingänge und Apsiden. Diese sind jedoch versetzt angeordnet. Das sieht man auf den Bildern ganz gut Also kann man schonmal von einer gewissen Ähnlichkeit sprechen.
Der springende Punkt ist also, warum soll man sich ein Staika kaufen, wenn es doch ein „fast“ identisches Zelt für weniger Geld gibt, dass dazu auch noch leichter ist? Denn die Stabilität der Red Label Reihe reicht für die meisten Aktivitäten locker aus.
Ich habe im Netz einige Vergleiche und Berichte gelesen. Danach war ich trotzdem nicht sicher, welches Zelt mich in Zukunft begleiten sollte. Und bei einem Preis von über 1000 Euro, sollte das schon gut überlegt sein.
Also habe ich im August meinen Fachhändler angeschrieben, ob er die beiden Zelte lagernd hat und ich beide mal nebeneinander aufbauen und befummeln kann
Eine Woche spater war es dann soweit. Am Sonntag. Ja Sonntag! Bin ich mit meiner Liebsten nach Bülach zum Scandinavian Outdoorshop gefahren und hatte einen halben Tag Zeit, die beiden Zelte zu begutachten. Dabei sind mir doch deutliche Unterschiede aufgefallen, die ich in den Berichten, Zeichnungen und Shops nicht wahrgenommen habe.
Der Aufbau der Kuppelzelte geht einfach von der Hand. Zelt ausbreiten, Stangen zusammen stecken und in den kurzen Gestängekanal einführen. Die Clips an den Stangen einhaken und zu guter Letzt die Lüfterhaube befestigen.
Das ganze geht wie oben schon erwähnt, ohne einen einzigen Hering. Schon jetzt fällt auf, dass das Staika etwas straffer daher kommt. Der Vorgang beim Aufbau ist bei beiden Zelten ziemlich identisch. Auch Die Stangen sind bei beiden Zelten alle gleich lang.
Um das Platzangebot richtig zu testen, habe ich einen 120L Rucksack und zwei Isomatten in beide Zelte gelegt. Ich habe alle erdenklichen Möglichkeiten mit den Zelten durchgespielt. Also Aussenzelt zu, Innenzelt offen, Moskitonetz, Lüfter, Innenzelt aushängen, wie viel Platz habe ich in den Apsiden mit und ohne Rucksack und vor allem, wie viel Platz habe ich zu zweit im Innenzelt! Und das ist der grosse Vorteil bei Staika.
Das Innenzelt ist 10cm breiter und auch etwas höher. Aber was noch viel wichtiger ist, die Seitenwände verjüngen sich erst nach 70-80cm (Höhe) zur Mitte hin. Das ist beim Allak schon nach geschätzten 30-40cm der Fall.
Das bedeutet, dass man im Staika ein unglaublich tolles Raumgefühl hat. Durch die gegenüber liegenden Eingänge macht es Sinn, sich nicht nebeneinander also Kopf bei Kopf sondern Fuss bei Kopf rein zu legen. Da die Füsse im Schlafsack stecken, sollte das nicht all zu schlimm werden . Dadurch gewinnt man nochmal an Platz und erreicht die Ausrüstung im Vorzelt sehr bequem. Im Allak liegt man Kopf an Kopf. Da haben wir uns doch etwas eingeengt gefühlt. Das Platzangebot in den Apsiden reicht bei beiden Zelten völlig aus, um den grossen Rucksack zu verstauen und trotzdem bequem ein und aus zu steigen. Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt...
Ein weiterer und für mich sehr starker Kritikpunkt beim Allak ist die asymmetrische Stangenaufteilung. Das bedeutet, dass die Stange die quer zu den beiden anderen verläuft, nicht mittig sitzt sondern etwas weiter im Kopfbereich. Das hat zwar den Vorteil, dass die Eingänge schön gross sind. Aaaaber! Bei schlechtem Wetter also viel Regen oder Schnee kann sich an dem höchsten Punkt der Niederschlag sammeln und eine Pfütze bilden. Weil die Stangen ein schönes Dreieck ausgespart haben Beim Staika kreuzen sich die Stangen genau am höchsten Punkt und somit fliesst das Wasser immer nach unten ab. In wie fern das in der Praxis ein Problem sein kann, mag ich nur vermuten. Bei einem Zelt in dem Preissegment möchte ich aber keine Experimente machen!
Lange Rede kurzer Sinn, wir sind mit einem neuen Staika nach Hause gefahren
Hier hab ich ein paar Bilder auf meiner Terrasse geschossen. Der Rucksack ist ebenfalls ein 120L Rucksack und die Isomatten sind beide 60cm breit.
Grüsse Marvin