Buck Compadre Camp Knife - ein kurzes Review

  • Moin,


    wir haben gestern abend ein wenig Tiere zerstueckelt. Ein befreundeter Trapper hat uns vor einer Weile ein paar Bieber fuer unsere Hunde vorbeigebracht. Die haben unsere Gefriertruhe verstopft und mussten mal versorgt werden. Nun haben wir die Kollegen also in mundgerechte Stuecke zerlegt...mit dabei das Buck Compadre Camp Knife. Und das musste nun heute morgen mal wieder scharf gemacht werden. Da ich eh schon mal ein kleines Review ueber dieses Teil schreiben wollte, hab ich dann schnell noch ein paar Fotos gemacht...



    Das Compadre faellt erstmal durch eine knallrote Pulverbeschichtung der Klinge auf. Zuerst hat mich das eher abgehalten...aber irgendwann fand ich das sogar ganz sinnvoll. Es macht das Messer sehr sichtbar und so ist die Gefahr es zu verlieren -hoffentlich- etwas geringer - weil man es eben leichter wiederfinden kann. Wenn man es unachtsam auf den Boden gelegt hat, verringert es -ebenfalls hoffentlich- ein wenig die Unfallgefahr. Sinvoller ist natuerlich einfach sein Messer nicht zu verlieren und es sicher in der Scheide zu verstauen!


    Abgesehen von der farbigen Beschichtung hat mir das Messer von Groesse und Form direkt zugesagt. Ich mag diese Klingenform sehr und finde sie auch outdoors extrem praktisch, weil sie fuer vielseitige Anwendung zu gebrauchen ist. Die Klingenlaenge von 4 1/2 Zoll finde ich fuer mich und meine Messer ideal! Alle meine Lieblingsmesser haben etwa diese Laenge...ist mir auch erst nach einer Weile aufgefallen...das ist dann wohl kein Zufall...diese Laenge passt einfach fuer mich!


    Als ich dann im letzten Winter in Alaska war, fand ich das Compadre im Angebot in einem kleinen Sport- und Jagdladen in Tok, Ak. Nicht lange gefackelt und die Kreditkarte gezueckt!


    Allerdings kam es dann nur selten zum Einsatz...also eigentlich gar nicht, da ich immer wieder andere Messer eingepackt habe. Nun war ich aber Anfang September auf Kanu- und Jagdtour auf dem Pelly River im Yukon unterwegs und da durfte nun endlich mal das Buck Compadre mit.


    Ich habe verschieden Sachen mit dem Ding angestellt. Als erstes wurde eine Aesche damit ausgenommen und entschuppt. Alles super! Ich mag beim Angeln Messer mit feiner und scharfer Spitze, damit ich Fische zuerst abstechen und dann den Bauch oeffnen kann. Man braucht sicherlich nicht die breite Klinge des Compadre, aber es ist eben ein Allroundmesser und kein reines Fischmesser. Also: Alles gut!


    Ich habe verschiedene Lebensmittel in der Campkueche geschnitten. Auch alles gut! Der Hohlschliff ist ein super Schliff fuer einen solchen Einsatz!


    Dann habe ich ein paar Feathersticks fuer's Feuer gemacht...da werden jetzt sicher ein paar ganz eingefleischte Armchair-Bushcrafter das Gesicht verziehen..."weiss man doch: Mit 'nem Hohlschliff kann man so was doch gar nicht...muss doch ein Scandi sein!"


    Denkste! Das Compadre macht hervorragende Feathersticks und ich konnte wesentliche duennere Loeckchen mit dem Ding abschaben, als mit dem konkurierenden Flachschiff von Linder. Natuerlich wird das mit dem Linder Superedge auch besser funktionieren, wenn ich mit dem Messer etwas mehr uebe, aber das Compadre war in der Abteilung "Feathersticks" wirklich super! Hundert Gummipunkte fuer das Buck!



    Als naechstes stand Battoning auf der Speisekarte...und da gibt es dann Punktabzug! Jetzt muss man nur noch klaeren, ob das Messer oder der Anwender die Punkte abgezogen bekommt. Ein solcher Hohlschliff bei der geringen Klingenstaerke des Compadre ist nun mal ein ganz duennes Ding! So etwas ist zum Schneiden da (und das kann es eben ganz hervorragend) und nicht zum Holzzerhaemmern. Und so hatte ich dann auch tatsaechlich eine schoene Delle in der Schneide.



    Mit Hilfe der Axt konnte ich die aber wieder zurueckdengeln. Ein paar Mal drueber geschliffen und die Schneide ist wieder fast wie neu. Aber ich kann mir auch vorstellen, das dieser Bereich durch das Hin- und Herbiegen etwas geschawecht ist.


    Ich wuerde mir auch in Zukunft keine Sorgen machen, mit dem Compadre Stoeckchen von 3-5 cm Durchmesser und ohne Aeste durchzuheammern, wenn ich dass fuer mein Feuer brauche. Aber ich waer sicherlich etwas vorsichtiger, wenn ich wieder so einen knorrigen Scheit vor mir liegen habe. Es wuerde mich bestimmt nicht abhalten, dass Campadre wieder auf Tour mitzunehmen! Man muss halt einfach die Grenzen seines Werkzeuges kennen udn einhalten!


    Des Messerruecken ist ok zum Funkenschlagen mit dem Feuerstahl. Ohne die rote Beschichtung ginge es bestimmt noch etwas besser, aber es war auch so in Ordnung.


    Und dann habe ich einen Elch geschossen...nun stand das Zerlegen des Tieres auf dem Program. Und da zeigte das Compadre dann so richtig seine Staerken! Wir haben die Haut mit einem Teppichmesser mit Hakenklinge aufgebrochen, da Haut und Haare (manchmal auch noch mit Sand und Dreck drin) ein Messer extrem schnell stumpf machen koennen. Aber alle anderen Arbeiten habe ich mit dem Compadre gemacht: also Hautt abziehen und dann den Elch in die groben Einzelteile zerlegen, etc. Das deutsche Jaegertum moege mir an dieser Stelle mein mangelndes Wissen in Sachen "elitaerer Jaegersprache" nachsehen...es gibt da ja so tolle Worte fuer diese ganzen Sachen...aber der Elch hat es auch so in meine Gefriertruhe geschafft... X/ ...nix fuer Ungut! ;)


    Das Compadre ist meiner Meinung nach ein super Gebrauchsmesser fuer die Jagd! Der Hohlschliff ist super schnittig und ist genial fuer das Zerlegen von Wild! Kein Wunder, dass dieser Schliff so beliebt bei Jagdmessern ist!


    Die Klinge ist schoen duenn, was sicherlich auch zur Schneidfreudigkeit beitraegt. Das erzeugt bei dem Hohlschliff auch eine feine Spitze, auf die man bei groeberen Arbeiten sicherlich etwas aufpassen muss.


    Auf der Rueckseite hat das Messer eine geriffelte ("jimping") Daumenrampe. Ich mag die angedeutete Rampe, bin aber absolut kein Fan vom Jimping! Mir ist auch an Messern ohne die Riffelung noch nie mein Daumen weggerutscht. Ich denke es liegt daran, dass mein Daumen fest an meiner Hand verwachsen ist...der kann nirgends hin, egal ob das Messer jimping hat oder nicht. Vielleicht benutze ich mein Messer aber auch einfach nur anders als andere Leute. Mich nervt an der Riffelung, das ich diesen Bereich a) zum Schaben nutzen will, b) ich mir Wunde Finger?Haende damit hole, c) sich da staendig Dreck drin absetzt. Ist vielleicht Geschmackssache.


    Der Griff aus Dymondwood (im Grunde ein eingefaerbtes besonders stabiles Sperrholz) ist angenehm in der Hand und ziemlich wetterfest. Gefaellt mir gut!


    Im Querschnitt ist er eher rechteckig. Allerdings sind die Kanten gut abgerundet und ich persoenlich mag "eckige" Griffe lieber, als so runde Griffe a la Kabar. Der Grund dafuer ist, dass ich eine bessere "Orientierung" des Messers in der Hand habe. Ich weiss einfach ohne hinschauen zu muessen, wie ich das Messer in der Hand habe. Ausserdem kann man mit so einem rechteckigen Griff besser seitlichen Druck bei einer Drehbewegung ausueben.


    In Sachen Verarbeitung, bekommt Buck ein paar Punkte abgezogen. Der Uebergang von Griffschalen zum Flacherl ist ziemlich ungenau gefertigt. An manchen Stellen steht der Griff etwas ueber, an anderen das Erl.



    Die rote Beschichtung ist bei dem neuen Messer recht grob, was der Schnittfreudigkeit ein wenig Abbruch tut. Es ist halt schwieriger eine Klinge, die so rauh wie mittleres Sandpapier ist, durch das Schnittgut zu druecken. Allerdings ist die Beschichtung nicht sonderlich dauerhaft. Bereits nach wenigen Benutzungen wird das Ding fast so glatt wie ein Kinderpopo. Sie reibt sich eigentlich so schnell ab, dass schon recht wenig Holzarbeit den Stahl durchschimmern laesst. Da fragt man sich, wieso es dann ueberhaupt eine Beschichtung braucht. Es ist vermutlich billiger, das Messer in einen Bottich Farbe zu tauchen, als es gleich richtig fertig zu polieren.


    Die Messerscheide aus Leder ist ok. Sie sitzt fuer meinen Geschmack recht hoch am Guertel. Ich bin eher der Dangler-Typ. Aber auch das ist Geschmackssache. Das Messer sitzt recht locker in der Huelle und es bedarf eines kleinen Nylonriemens, um es sicher zu transportieren. Ich bin kein Fan von diesem System. Ich finde a) dass ein Messer auch von alleine fest sizten sollte, damit es nicht verloren geht, wenn der Riemen mal aus Versehen offen ist und b) mag ich es nicht, wenn die Schneide staendig ueber diesen Riemen laeuft und da rein schneidet.




    Fazit: Ich finde das Compadre ist ein gutes Arbeitsmesser fuer die jagdliche Nutzung oder fuer alle die "Feathersticking" zu ihren Hobbies zaehlen. Schoen ist vielleicht was anderes. Als Allround- und Campingmesser wuerde ich einen anderen Schliff waehlen, wenn man damit auch viel grobes Holz zerdengeln will, aber die Klingenform gefaellt mir gut. In Sachen Verarbeitung gibt es ein paar Maengel, aber wenn man nur wenig dafuer bezahlt, kann man vielleicht darueber hinweg sehen. Gut geeignet ist es sicherlich auch als "Projekt": Farbe runter, & huebsch poliert, neue passende Griffschalen drauf und 'ne schicke Lederscheide gezimmert...und schon hat man ein tolles Jagdmesser!


    Ich hoffe Ihr koennt damit etwas anfangen...hat denn sonst noch jemand dieses Messer? Was haltet Ihr davon?


    Viele Gruesse,
    Fabian

  • Das Compadre hat ein gefälliges Design und ich hab mit dem Messer zugegeben auch schon geliebäugelt, obwohl ich nicht wirklich ein Fan von Messern aus C-Stahl bin. Die rote Klinge finde ich nicht nur originell sondern auch praktisch. Bin aber kein Fan von Beschichtungen und hab bis dato nur eine einzige (glaub das war Zinkphosphat) gehabt welche nicht markant 'bremste' beim Gebrauch.


    Messer sind für mich in erster Linie Schneidwerkzeuge, obwohl ich ab und an auch mal gerne batone. Dass das Messer bei diesem Malheur nicht gleich abgebrochen ist und auch nach dem ausdengeln nicht mehr Klingenausbrüche zeigt wundert mich und spricht eigentlich für einen sehr zähen Stahl ;)

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    Frischluftdeppert
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