Kurze Tagestour mit leichtem Gepäck - Kocher vs. Thermokanne

  • Moin Leute,


    es ist Sonntag, 3. Advent 2018, 6:30 Uhr. Ich pelle mich aus der Koje, um Frühstück zu machen. Meine Gefährtin hat, wie jedes Jahr, Markt und verkauft ihr selbst hergestelltes Zeug. Ich habe, wie jedes Jahr, keine Lust, mitzukommen (helfe aber selbstverständlich Freitag und Sonntag Abend beim Auf- und Abbau) und will stattdessen ne größere Runde drehen. Fotomäßig, Rehe und so Zeugs, Landschaften vielleicht.
    Wie gesagt, ich mache ein anständiges Frühstück mit allem Pipapo, denn wer gut isst, friert weniger.
    Frau ist erfreut über meine umfänglichen Fähigkeiten als Hausmann, ich betone aber umgehend, dass wir da nichts einreißen lassen wollen. Zu spät.


    Eine Stunde später bin ich im Wald. Um 0°C. Steife Briese. Bewölkt. Trocken. Im Rucksack mit dem integrierten Klappstuhl mein Tarnnetzponcho, Stativ, Kamera, Leatherman, Flasche Wasser, Tasse, MSR Windburner, 3in1 Kaffee. Schon wieder so ein Haufen Gerümpel!



    Ich streife also den Vormittag umher. Hab mir eine unbekannte Ecke ausgesucht. Viel Wald mit angrenzenden Feldern. Schön ruhig, keine Leute.
    Zum Ansitzen aber zu ungemütliches Wetter. Zum gepflegten Pausieren irgendwie auch. Ich finde keinen richtigen Mood, mich hinzupflanzen und Kaffee zu machen. Das kalte Wasser aus der Flasche geht nur schluckweise runter. Kurz: ich trinke fast nichts davon, was mich aber nicht davon abhält, die Schönheiten unserer Wälder zu genießen.



    Jede Menge Rehe unterwegs. Die allerdings amüsieren sich offenbar köstlich über mein 16-55mm und zeigen mir in gepflegtem Tele-Abstand den Stinkehuf.... da müsste man sich schon unter den Tarnponcho hocken und an sinnvoller Position ausdauernd LEISE! verharren....
    Da kannste dann auch keinen Brenner anwerfen...
    Der geneigte Leser merkt, worauf ich hinaus will.


    Jedenfalls koche ich Kaffee, als ich zurück an der Karre bin.



    Aber hatte ich heute nicht schonmal ordentlich Kaffee gemacht?
    Hätte ich den nicht einfach auch in eine Thermokanne füllen können?
    Hätte dann nicht das Wasser, der Kocher, die Tasse und das ganze Gelumpe zu Hause bleiben können?
    Hätte ich nicht unterwegs schnell mal eben auf ein heißes Getränk zurückgreifen können?
    Leise. Nebenbei. Vollkommen problemlos?


    Ist das ganze Gekoche da draußen manchmal vielleicht einfach vollkommen sinnlos?


    Was meint Ihr dazu? Ich jedenfalls kaufe mir ne neue Thermokanne, keine Ahnung wo die alte is....


    Ach.... und falls... welche nutzt ihr?


    Muh!Ja. 8o

  • Klar, das mache ich oft so. Ich benutze seit langer Zeit eine kleine Isolierkanne von Quechua. Dafür wurden die Dinger ja gebaut. Die ist immer noch dicht und hält die Wärme lange Zeit.
    In erster Linie nutze ich Die aus Bequemlichkeit, wenn ich ein paar Stunden unterwegs bin. Mit ~320g ist Sie selbst gegen meinen Gaskocher nicht erheblich leichter (man hat ja unterwegs nur einmal den Inhalt warm), aber dafür halt unkompliziert. (Gasbrenner 26g + Kochtopf 115g + Gas ~200g + Trinkflasche 28g)
    Ich war Anfangs so begeistert, dass ich auch mal Foodcontainer einer anderen Firma probiert habe. Das hat aber nicht so zufriedenstellend für mich funktioniert.

    "Die Fotografie ist der Todfeind der Malerei, sie ist die Zuflucht aller gescheiterten Maler, der unbegabten und Faulen."
    – Charles Baudelaire –

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  • wenn Du eine Thermoskanne haben willst die wirklich Laaaaaaange Heiß hält, dann kann ich Dir die von STANLEY sehr empfehlen.
    Ich habe die große 1L als auch die etwas kleinere 700ml und bin sehr Zufrieden mit denen.


    . .


    Den sperrigen Plastikgriff bei der großen habe ich gegen einen Paracordgriff ausgetauscht. :thumbup:



    lieben Gruß
    kahel

    Einmal editiert, zuletzt von kahel ()

  • Ich zitier mich mal selbst:

    [...] Die Schwarzzelterin würde sich nie im Wald einen Tee kochen, denn sie hat eine Thermoskanne. [...]

    Sie nutzt zwei von Tatonka, ich habe mir neulich eine von EMSA geholt. In der Kita haben wir für den Erzieherinnenkaffee auf Waldausflügen günstige von Action.
    Ich kann keinen Unterschied feststellen, dafür trinken wir den Kaffee wohl immer zu früh.

    Wenn man nur heißes Wasser in die Thermosflasche kippt kann man sich unterwegs sowohl Kaffee als auch eine Tütensuppe zubereiten.

    Erst wenn der letzte Fisch gerodet und der letzte Baum gefangen ist werdet Ihr merken, dass Ihr etwas verwechselt habt!
    Letztes Wort, Häuptling der Wildkatzen 1758 - 2029

    „Herr Janosch, wo macht man Urlaub?” - „Überall, wo zwei Bäume sind. Vorausgesetzt, man macht es wie Wondrak und hat immer eine Hängematte dabei. Dann ist das ganze Leben quasi Urlaub.”


    Ich antworte manchmal auf Fragen, die keiner gestellt hat.

  • erstmal @Kante Muh! netter Bericht!!! So kann´s gehn, man stellt immer mal wieder fest was man so alles nicht wirklich braucht.
    Zur Frage welche Kanne? Ich benutze seid Jahren die von Tatonka in 1L und in, ich glaub 3/4L die Modelle "HotandCold Stuff" und finde die recht gut, was die Dauer des Warmhaltens angeht, sehr stabil, die große hat schon mal beim Skifahren mein ganzes Gewicht abbekommen und nur ne Beule davongetragen. Was ich nicht gut finde sind diese "Deckeltassen" bei den Tatonkas haben die so einen Plastikeinsatz, der anfängt sich zu lockern und dann beim Aufschrauben sich mitdreht, nach meiner Erfahrung.
    Bei einer Tagestour kann ich mit den Pullen auf die Kocherei verzichten, dann kommt in die Große Gulasch und in die Kleine Kaffee, fertig!
    Gruß"Seemann"

  • Letztens bei Stiftung Warentest war die 7€ Ikea Isolierkannne
    der Sieger.
    Ich habe die Emsa, welche nach 12 Std noch 65° heißes Wasser
    hat, welches vorher kochend eingefüllt wurde.


    Mit Isolierkanne hat man keinen Grund mehr Feuer zu machen. :campfire:



    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Sorry, hab die Bilder zu meinem Post#5 irgendwie ins "Tipptechnische Nirvana" befördert.
    Also hier die zwei oben erwähnten Tatonkas:
    dann dieses maoistisch /chinesische Armeemodell:da frag ich mich immer wie die den löffel benutzen?


    Und diese eher ungewöhnliche "Thermoskanne" aka Dröppelminna:
    wobei es sich hier nicht um eine klassische bergische Dröppelminna handelt, sondern um ein Modell aus der napoleonischen Besatzungszeit, wo dann der Stil des Empire adaptiert wurde. Dabei büßte die bergische Dröppelminna dann ihre schöne , geschwungene Haube ein, zugunsten eines schnöden Deckels.
    Draußen natürlich nur die Tatonkas!!! Die anderen sind ohne Bushcraftbezug und OT!


    Gruß"Seemann"

  • Mit Isolierkanne hat man keinen Grund mehr Feuer zu machen.

    Das ist ja das Problem - genau deshalb versuche ich auch, meine Isokannen möglichst selten mitzunehmen :whistling:


    Wenn ich sie dabei habe, ist es echt saukalt draussen und ich will Kilometer machen.
    Oder irgendjemand hat meinen Stealth-Modus aktiviert...... kommt aber nicht oft vor.
    Dann schnappe ich mir meine HydroFlask, die ist schön leicht und kommt ohne Firlefanz daher. Ausserdem ist das der Porsche unter den Isolierkannen, also State-of-the-art und so weiter... manchmal hole ich sie auch einfach nur so aus dem Rucksack wenn jemand guckt und streichle ihren Hals :bart: . Fühlt sich einfach gut an, diese leicht rauhe Oberfläche.


    Dann habe ich noch eine 1,5L Kanne von Primus (Spitzname: die Bazooka)! Der fette Klopper wiegt 900g leer und steht deshalb seit geraumer Zeit nur noch im Regal rum. Leider. Das bringt mich jetzt hier auf eine Idee..................................................


    Wolle Bazooka kaufe?????

    8o

    I am here by the will of the great spirit

    and by his will I am chief

  • Ahhhh @Muemmelmann der war gut :D und danke @Tipple, dass du meinen Gedanken ausgesprochen hast.


    @kahel von Stanley hatte ich mal die "Outdoor-Variante".. hatte ne Kumpel-Option, sprich: nen teilbaren Deckel, sodass man zwei Tassen hatte. War nicht übel. Hab ich leider in der Normandie liegenlassen. ( Den wollte ich immer schon mal bringen.... war aber nur ne Baustelle in Le Havre.)
    Die Ikea-Teile @Konradsky sind spitze... so eine habe ich auch, irgendwo... wahrscheinlich verborgt. Aber da ist mir auch schon die Tasse aus dem Leim gegangen. @schwarzzelter scheint ja aber zufrieden zu sein mit seinen Tatonkas.
    Hübsche Sammlung @Seemann...


    @Doom bringt mich auf eine neue Frage. 1 Liter ist ja klassisch, 1,5 für mich zu viel... vielleicht reicht ja auch ein 3/4 Liter... Packmaß und Gewicht und so.
    Keine Ahnung, ist ja auch keine Wissenschaft.


    Aber mir scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass die Thermoskanne durchaus ein genutztes und nützliches (sogar multiuses, wie man gesehen hat) Tool ist, das da draußen durchaus seinen Sinn hat - vor allem, wenn man ZU TUN hat. Angler, Jäger, Fotografen u.v.m., denen neben ihren Tätigkeiten sagen wir mal keine Zeit bleibt oder für die es schlichtweg zu auffällig wäre, zu kochen, werden immer zur Thermoskanne greifen, weil es easy ist....


    Butterstulle und Isolierkanne... das hat schon fast was Nostalgisches. 8o

  • ui @coyote, dich hab ich ja ganz vergessen... Ja, so eine gut isolierende Thermoskanne ist zuweilen einiges vom Gewichtsoptimum entfernt... aber eben praktisch. Foodcontainer sind auch nicht mein Ding - aber da bin ich eh nicht so... mir reicht ein Knacker mit Brot aus, wenn's nicht zu lang wird.

  • Habe die selbe Stanley Thermosflasche mit 1l. Die ist der absolute Wahnsinn. Mega robust und hält super lange heiss. Gerade auf Wintertouren echt genial! Zwei davon dabei, eine immer mit Tee gefüllt und eine mit heissem Wasser. @kahel Mega Idee mit dem Paracord als Henkel! :D :D Saugeil die Idee kopiere ich gerne :P

  • Ja - der original Plaste Griff ist nur Unpraktisch, Sperrig und nimmt nur unnütz Platz weg.
    Mit dem Paracord ist das viel angenehmer.


    lieben Gruß
    kahel

  • Wir haben zwei original Thermos-Kannen (0,5 l). Nach mehreren Stunden bei -30 Grad Außentemperatur im Außenfach des Rucksacks war der Tee noch so heiß, dass man ihn kaum trinken konnte.

    "Wenn du etwas tust, was du noch nie getan hast, dann ist das doch schon ein Abenteuer."
    Johan Skullman


    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Aber mir scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass die Thermoskanne durchaus ein genutztes und nützliches (sogar multiuses, wie man gesehen hat) Tool ist, das da draußen durchaus seinen Sinn hat

    Tja dann bin ich mal raus als Thermoskannenimwaldverweigerer.


    Ich besitze diverse Kannen, die auch alle ihren Zweck bei mir finden, doch hatte ich noch nie die Notwendigkeit sie mit auf Waldtour zu nehmen.
    Wenn ich eine Tagestour mache, dann mindestens von Sonnenauf-Sonnenuntergang und grade in der kalten Jahreshälfte noch deutlich länger. Mit 1Liter komme ich da lange nicht hin.
    Mit Wasser und Trangiaverschnitt mit Topfkreuz spare ich so ne Menge an Gewicht und Platz, vor allem auf dem Rückweg wenn das Gepäck immer schwerer wird. Zeittechnisch muss eine Pause mit Kaffee/Teebrühen immermal drin sein, "das Entschleunigte" ist mir draussen echt wichtig. Hm, Thermoskanne= Fastfood oder so.
    Jeder Thermoskannenschlepper der mit mir unterwegs war (jepp kommt recht regelmässig vor)und mich dann abends angeschnorrt hat lässt meine Abneigung wachsen. Mittlerweise schreibe ich den Jungs sogar Packlisten.... kleine Anekdote am Rand:
    Das sorgt dann auch schon mal für Lacher auf (meiner Seite). Einer der gedient hat und es somit eigentlich hätte vom Prinzip her verstehen müssen, folgte brav meiner Packliste:
    Kocher (er entschied sich für das 5 Kilo Campingmodel, leider ohne an das Gas zu denken)
    Sitzunterlage (er brachte die Familienpicknickdecke und einen grossen Faltcampingstuhl)
    Feuerfeste Tasse (naja 3 Liter Emailletopf und Tasse geht ja auch)
    Taschenlampe (kann man nie genug haben, darum eine an jedem Finger am Handschuh, damit auch wirklich jeder ständig geblendet wird)
    u.s.w.
    Mein Blick beim Ankommen/Ausladen lässt sich am besten so beschreiben- :shock:
    Thermoskannenschlepper is der neue Turnbeutelvergesser, Schattenparker,....


    Jeder wie er mag und was für den jeweiligen Zweck am meisten Sinn ergibt würde ich mal sagen. ;)

  • @corinn, Verweigerung ist gut... Ich behaupte sogar, dass mindestens 1/3 der Tunrnbeutelvergesser damals auch schon Verweigerer waren .. das mussten sie.. weil sie ständig den Drang hatten, den Besserwissern mit ihren Turnbeuteln auf die Fresse zu geben... so haben sie die Turnbeutel, um den Frieden zu wahren, "vergessen".


    Is aber nur ne Theorie.


    Naja. Es ist komplex. Der eine vergrämt mit Kochgeklapper das Wild, der andere entspannt an der Zubereitung seines Tees... kein Ding.