[Youtube] BR-Doku: Wenn Wanderer und Touristen sich überschätzen: Bergretter und der Run auf die Berge

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    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



  • Gute Doku, danke fürs verlinken @smeagolvomloh, ich hab mir die zu Weihnachten schon mal reingezogen. Tatsache ist dass der gesamte alpine Raum von Freizeitaktiven aller Couleur 'heimgesucht' wird und die Besucherzahlen steigen jährlich. Die Bergrettung ist (zumindest hier in A) im gebirgigen Gelände und auf Pisten im Einsatz um Verletzte/Verunfallte zu bergen und nach vermissten Personen zu suchen - daran hat sich in den letzten 2-3 Jahrzehnten nicht viel geändert.


    Aus den Unfallstatistiken lassen sich ein paar Trends herauslesen: In den 90igern gabs einen Schwerpunkt bei 'unzureichender' Ausrüstung als Unfallursache, verursacht durch einen Gästeschwung aus den östlichen Nachbarstaaten die viel Motivation, Elan und Ehrgeiz mitbrachten aber oftmals komplett unzureichend ausgerüstet waren. So wurde z.B. mit Turnschuhen und einer doppelten Wäscheleine über Gletscher gingen weil sonst nichts adäquates dabei war. Eine Rettungsaktion wo ein Guide einer tschechischen Gruppe am Hochkönig jeden einzelnen seiner Schützlinge im Schneesturm auf die Hütte brachte und somit vor dem Erfrieren rettete um anschließend auf der Hütte an Erschöpfung zu sterben! Diese Leute sind in der Zwischenzeit so gut/oder schlecht ausgerüstet wie die Einheimischen und an Know-How, Fitness und Kondition mangelt es ebenfalls nicht.


    Der Trend zu Sportarten mit vermehrten Risikopotential hält an, MTB Down-Hill, Gleitschirmfliegen, Klettern von extremen Routen, Tiefschneefahren, etc. sind da einige Beispiele und diese Tendenz wird durch Influencer aus div. Social Mediaplattformen unterstützt sowie durch gezieltes Firmenmarketing ganz bewußt gefördert - man denke nur an den Dosenvermarkter mit rotem Stierlogo. So erklärt sich dass das Risiko der Retter im Unglücksfall erhöht und diese Klientell geht sowieso davon aus dass man im Falle des Falles 'gerettet' wird und das eigene Risiko somit gering einschätzt. Vielfach können Hubschrauber wetterbedingt nicht fliegen, ist der Aufstieg der Bergrettung wegen akuter Lawinengefahr nicht möglich, etc. Die Zahl der Notrufe wo eigentlich niemand verletzt/akut erkrankt/etc. ist steigt dramatisch an. Dies ist nicht immer nur ein Resulat des ausgebauten Mobilfunknetzes. Man setzt halt mal präventiv einen Hilferuf ab weil man z.B. einfach keine Lust mehr hat weiter zu gehen, den Wanderweg gerade nicht findet, etc.


    Es gibt in der Survivalszene ein bekanntes Beispiel wo ein deutscher Survivaltrainer bei 2 Touren in Kanada Notrufe abgesetzt hatte obwohl nicht wirklich jemand aus seinen Gruppen in Bergnot war. Kann man getrost der Kategorie stümperhaft zuordnen ... Vor ein paar Jahren kam hier ein bekannter Tiefschneefahrer an seinem Hausberg in eine Lawine - er konnte gerettet werden obwohl er kein Verschüttetensuchgerät dabei hatte und in einem Interview hatte er nur gemeint er würde sowas gleich wieder machen, sei ja nix weiter gewesen. Die Reaktion in Fachkreisen blieb nicht aus und er erntete Schelte von allen Seiten, so was soll keinesfalls als vorbildlich durchgehen und schließlich risikieren die Rettungskräfte oft das eigene Leben und die eigene Gesundheit um jemandem anderen zu helfen!

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    Frischluftdeppert
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  • Vielen Dank für den Link und auch für den Beitrag von bugikraxn!


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es in unserer heutigen modernen, gut vernetzen Welt die Tendenz gibt, anzunehmen dass alles jederzeit möglich wäre und man sich darauf verlässt, so in der Art: "Solange ich ein Handy und eine Netzverbindung habe ist die Rettung nur einen Anruf weit entfernt, ohne zu bedenken, dass der Bergrettung durchaus Grenzen gesetzt sein können, wie das erwähnte Wetter oder die Lawinengefahr.
    Und dass das Rettungspersonal sich selbst dabei in Gefahr begibt und ihrerseits in der Regel Familie hat dringt entweder nicht bis ins Bewusstsein vor, oder ist schlicht und ergreifend egal.



    Es gibt einen Bergwanderer, der scheinbar davon ausgeht, dass ihm aufgrund seiner Alpenvereinsmitgliedschaft eine Art "Flat auf Bergrettung" zustehen würde und hat diesbezüglich bereits einen fragwürdigen Rekord aufgestellt:


    https://www.focus.de/finanzen/…ammkunden_id_7297134.html


    Dieser Typ scheint wohl einfach drauf loszustiefeln und wenn er nicht mehr weiter kommt, ruft er das "Luft-Taxi" an.


    Gerade aktuell haben ja 4 Skifahrer bei dem vorrherrschenden Schneechaos in den Alpen ihre Unvernunft mit dem Leben bezahlt.
    Wie kann man aber auch nur bei einer der höchsten Lawinenwarnstufen überhaupt in den Hang rein fahren???
    Da muss man doch völlig schmerzfrei sein...


    Gerade unter jungen Leuten beobachte ich generell schon seit geraumer Zeit die Tendenz, dass man sich völlig unbedarft durchs Leben chillt.
    Wird schon irgendwie klappen und tatsächlich wird dann auch alles um sie herum zurechtgebogen, weil es ein System an Unterstützern drumherum gibt, das dafür sorgt dass der junge Mensch nicht blöd auf die Nase fällt. Und wenn man immer die Erfahrung macht dass ja tatsächlich alles irgendwie immer wieder gut geht und keine Konsequenz seines eigenen Handels spürbar wird, weil eben genau diese vom Helfersystem zuverlässig abgefedert wird, aus welchem Grund sollte man dann auch von etwas anderem ausgehen???


    Ich war mal mit einer Gruppe in der Schweiz im Ski-Urlaub. Eines abends standen plötzlich ein paar superentspannte Jugendliche vor der Tür die am darauffolgenden Tag an einem "Snowboard-Event" teilnehmen wollten und ohne irgendeine Buchung einfach drauf losgefahren waren. Nun tingelten sie durch den Ort und versuchten irgendwo unterzukommen. Irgendjemand wird doch wohl noch ein Plätzchen für einen Schlafsack auf dem Boden übrig haben. Einige Teilnehmer aus unserer Gruppe hätten sie auch gerne aufgenommen, aber die Reiseleitung blieb hart mit der Begründung dass sie dafür keine Verantwortung übernehmen könne, denn falls irgendetwas passieren sollte, durch die Gäste z.b. ein Brand verursacht werden sollte, gäbe es für diejenigen keine Versicherung und alles würde an der Reiseleitung hängen bleiben.
    Ich bin mir sicher dass die noch irgendwo unter sind und mit dieser Nummer durchgekommen sind.
    Ich finde das schon sehr gewagt und dreist im Winter ins blaue loszufahren und sich dann auch noch darauf zu verlassen dass irgendjemand ihnen für umme unter die Arme greift.


    Ist jetzt nur ein Beispiel für die Herangehensweise aber wenn diese Denkweise dann auch das Verhalten im Berg selbst bestimmt...

    Wenn sich im Paradies eine Menschenseele und eine Hundeseele begegnen, muß sich die Menschenseele vor der Hundeseele verneigen.
    - aus Sibirien -