Kälteschutz beim Paddeln

  • Hallo zusammen,
    animiert durch den Bericht von @el_largo seiner Paddelfahrt auf dem Bodensee gestern,
    kam mir der Gedanke zu diesem Faden.
    Wer paddelt jetzt bei den Wassertemperaturen noch und womit schützt ihr euch vor der Kälte bei einer eventuellen Kenterung?
    Gern hier im Faden eure Antworten!
    Gruß "Seemann"

    Wer vom Weg abkommt, lernt die Gegend kennen!

    Einmal editiert, zuletzt von Seemann ()

  • Ich mach mal den Anfang.
    Ich habe aus der Bucht einen Trockenanzug und aus nem Ausverkauf in einem Sportgeschäft einen entsprechenden Unteranzug.
    Dazu die hohen , wasserdichten NRS Neoprenstiefel.
    Ausprobiert habe ich das Ganze bisher nur bei einem Test wegen Dichtigkeit und da war es warm.
    In den Klamotten dann auch wirklich zu warm.
    Bei niedrigen Temperaturen bin ich zwar auch schon gepaddelt, aber (zum Glück ) nicht reingefallen.
    Dennoch ertappe ich mich immer wieder , das ich das Zeug habe, aber dann aus Bequemlichkeit nicht anziehe wenn es kalt ist.
    Hab dann eine langärmelige Sweatshirtjacke an und schwitze unter der sammt Weste dann auch schon.

    Mir ist jedoch klar, das es suboptimal wäre , wenn ich reinfalle.
    Von den "Kaltpaddelklamotten" hab ich nicht mal ein Bild, außer die erwähnten Stiefel.


    Stellt gerne hier eure Ausrüstung und Überlegungen zum Thema hier in den Faden.
    Gruß"Seemann"

  • Ja @musher
    ich hab einen Trockenanzug mit Manschetten an Beinen, Armen und am Hals.
    ich habe da extra neue Manschetten dran vulkanisiert / geklebt, weil die alten eingerissen waren und etwas undicht.
    Die Stiefel ziehe ich drüber. Die sind aber auch dicht.
    Einen mit festen Schuhen dran gab´s damals für mich nicht zu einem von mir bezahlbaren Kurs.


    Gruß"Seemann"

  • Wir waren mal im Herbst auf der Kleinen Seenplatte in MeckPomm. Da war es auch schon ordentlich frisch. Ich habe mich genau so angezogen wie zum Wandern. Wollunterwäsche, Softshellhose, Fleecepullover, Dreilagenjacke. Darüber kam eine dünne Regenjacke und eine Regenhose gegen den Wind. Meine Füße steckten mit Wollsocken in Gummistiefeln. Außerdem waren natürlich eine Mütze und Softshellhandschuhe Pflicht. Das hielt muckelig warm und trocken. Zum Kentern ist das allerdings sicher nicht die geeignetste Montur und das Ganze ist auch eher zum gemütlichen Kanadier paddeln ohne Wildwasser gedacht, sprich zum beschaulichen Kanuwandern.

    "Wenn du etwas tust, was du noch nie getan hast, dann ist das doch schon ein Abenteuer."
    Johan Skullman


    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Bei Kanuwandertouren ziehe ich mich wie beim Wandern an und nehme selbstverständlich trockene Reserveklamotten mit, komplett, und ein Handtuch denn selbst beim ein- und aussteigen passieren die tollsten Sachen. Gummihaushaltshandschuhe in der Größe das da noch Flieshandschuhe drunter passen sind bei mir zusätzlich Pflicht, bin halt doch sehr kälteempfindlich, Kniehohe Paddelstiefel, die auch nix anderes sind als Gummistiefel aber weicher mit Wollsocken, sind sowieso Pflicht, beim ein- und aussteigen weiß man nie wies so drunter aussieht, selbst im Sommer sind bei mir schützende Schuhe an den Füßen, da kann es noch so warm sein. Ein spitzer Gegenstand der auf dem Grund nicht gesehen wird kann zum Abbruch der kompletten Tour werden.
    Wenn’s dann ein bisschen spritziger wird habe ich gelernt unter einem Trockenanzug einen kompletten Neoprenanzug zu tragen. Im Frühsommer am Lech bei nicht gerade milden Temperaturen hat mich diese zu der Zeit noch unübliche Bekleidung angenehm warm gehalten, selbst als ich locker die Hälfte der ca. 10 km im Bach war, na ja, vielleicht ein bisschen weniger, weil die anderen mir nicht hinterher kamen um mich wieder rauszuholen, ist die Strömung dort eine die ihre Bezeichnung gerecht wird.

  • Beim Kentern läuft Dir aber doch von oben Wasser in Deine Stiefel.
    Hslsmanschette ist klar, da führt kein Weg vorbei.
    Armmanschetten sind erstmal auch klar.
    Gibt extra Trockenhandschuhe, ebenfalls mit Manschetten, aber auch mit Ringsystemen, die man mit offenen oder geschlossenen Armmanschetten montieren kann.
    Oder man nimmt anderweitig (Neopren)Handschuhe.

  • Guten Morgen zusammen!


    Da muss ich ja fast, wenn ich im Eingangspost als Inspirator erwähnt werde :D


    Ich habe lange mit mir gerungen, bis ich meinen Trockenanzug gekauft habe - kostet ja nun doch ein paar Taler. Allerdings hat mich ein Erlebnis doch sehr dazu animiert: ich durfte auf zwei Wintertouren einen Noepren ausleihen. bei der Zweiten war ich bei kaltem Wind und frotigen Temperaturen allein auf dem See und kam im eigenen Saft badend wieder zurück. Mangels Räumlichkeiten traute ich mich nicht, den Neopren auszuziehen und umgehend im eisigen Wind zu stehen. Das war die Initialzündung, dass ich den Neo direkt zurückgegeben habe und mich nach einem Trockeanzug umgesehen habe.


    Der palm Cascade hat Latexmanschetten an Hals und Händen und Laminatfüße - Neopren wäre sicher wärmer und unempfindlicher, aber so ist es nun mal. Damit habe ich mich arrangiert und ziehe mir Neoprensocken drüber und wenn ich an Land gehe habe ich mir übergroße Neoprenschuhe besorgt.
    Für die Hände habe ich Palm Paddelhandschuhe mit offener Handfläche. Die sind so warm, dass ich sie meistens nur am Anfang der Tour tragen kann.
    Auf dem Kopf natürlich ein Hut aus Filz, da kann es auch mal regnen.


    Drunter bin ich ganz normal angezogen. Wollsocken, bequeme Wanderhose, warmer Pulli. Und drüber natürlich Schwimmweste! Damit kanns losgehen!

    Grüße vom Largo


    Gôdaich!

    (geht eigentlich (ganz gut))

  • Also Luft rauslassen macht schon wegen der Bewegungsfähigkeit Sinn, finde ich.
    Ich fühl mich sonst wie das Michelin Männchen.
    Der soll ja nicht in erster Linie als Auftriebshilfe fungieren.


    Gruß"Seemann"

  • Drüber trage ich immer eine Schwimmhilfe mit 50N Auftrieb.
    Und die Luft muss nach dem Anziehen natürlich raus. Damit hat man im Trockenanzug aber immer noch so viel Auftrieb, dass man auf dem Wasser treibt wie ein Korken. Daher finde ich die Schwimmweste schon angebracht, um am Oberkörper etwas mehr Auftrieb zu haben als an den Füßen.


    Außerdem ist es mit Weste doch noch ein Tick wärmer.

    Grüße vom Largo


    Gôdaich!

    (geht eigentlich (ganz gut))

  • Danke für den Link @Ookami, das ist wirklich gut geschrieben!
    Wobei ich zu der Reanimation anmerken möchte, dass diese schon zu beginnen ist, wenn jemand nicht atmet und nicht reagiert! Erst einen Herz-Kreislaufstillstand festestellen zu wollen, ist verlorene Zeit für den Patienten und für einen Laien an der Carotis nach einem Puls zu suchen unter manchen Umständen sehr schwierig bis unmöglich.


    Eine Reanimation zu beginnen, die es gar nicht braucht ist allemal besser, als anders rum. Wenn sich der "Bedrückte" dagegen wehrt, ist es doch ganz einfach, wieder damit aufzuhören.

    Grüße vom Largo


    Gôdaich!

    (geht eigentlich (ganz gut))

  • @musher zu #7
    in diese Stiefel , wenn richtig angezogen, also oben an der Wade auch die Schnalle gestrafft, läuft bei mir so gut wie kein Wasser rein.
    Wenn nun doch etwas reinsickert, durch Bewegung zum Beispiel, dann erwärmt es sich , da es Neopren ist , recht schnell und die Füße bleiben warm.


    Zieht man die nur "labberich" an läufts natürlich voll :cursing: :thumbdown:


    Gruß"Seemann"

  • Übrigens können hier natürlich auch gerne Wintertouren, Bilder davon, oder Tipps welcher Fluß / See sich im Winter besonders gut macht,
    gezeigt werden.
    Das soll jetzt kein reiner "Sicherheits"-Faden sein, wobei der Kälteschutz und Tipps dazu, schon laut Thema im Focus stehen.


    Gruß"Seemann"

  • Die Luft aus dem Trockenanzug rauszumachen bevor man ins Kanu geht sehe ich als selbstverständlich an, dies im Wasser und in den Pausen wird dies wiederholt. Wenn das unterlassen wird läuft man Gefahr das bei einer Kenterung die überflüssige Luft bei schlechtesten Bedingungen in die Beine fließt die dann zur Wasseroberfläche steigen und der Rest des Körpers möglicherweise unter die gleiche gezogen wird. Soll schon öffters vorgekommen sein. Kann sich jeder ausmalen wie so was enden könnte.


    Ein Kentern im Kanu endet im krassesten Fall mit einem Ertrinken. Kaum jemand spricht davon das die Unterkühlung die der gekenterte Körper ohne Vorbereitung erfährt damit oft nicht zurechtkommt und im Extremfall setzen das eine oder andere Organ den Einsatz aus, wie zum Beispiel der Muskelapparat, was heißt der Verstand will die Arme bewegen um über dem Wasser zu bleiben, die Muskeln machen aber nicht mit. Es gibt noch andere Beispiele die ich hier nicht auch noch auflisten möchte. Aber mit etwas mehr Vorsicht an die Sache rangehen ist in jedem Fall ratsam.

  • Danke für den Link @Ookami, das ist wirklich gut geschrieben!
    Wobei ich zu der Reanimation anmerken möchte, dass diese schon zu beginnen ist, wenn jemand nicht atmet und nicht reagiert! Erst einen Herz-Kreislaufstillstand festestellen zu wollen, ist verlorene Zeit für den Patienten und für einen Laien an der Carotis nach einem Puls zu suchen unter manchen Umständen sehr schwierig bis unmöglich.


    Eine Reanimation zu beginnen, die es gar nicht braucht ist allemal besser, als anders rum. Wenn sich der "Bedrückte" dagegen wehrt, ist es doch ganz einfach, wieder damit aufzuhören.

    Nun, Schnake würde dies, da bin ich mir sicher, heute ein wenig anders formulieren ;)

  • @xuanxang, um die komplette Luft aus dem Zrockenanzug zu bekommen, müsstest Du ja erstmal ins Wasser um einen Gegendruck von außen zu bekommen.
    Gehst Du hingegen nur an Land in die Knie, und lässt die innere Luft über die Halsmanschette entweichen, hast Du immer noch Luft im Snzug. Diese Luft kann reichen, wenn Du ungeübte bist und kenterst, daß zuviel Luft in die Beine steigt


    Etwas Luft im Anzug hat allerdings auch einen Vorteil bezüglich der Isolation.

  • aus diesem Grund ist eine Schwimmweste, besser Rettungsweste bei Trockenanzügen eigentlich Pflicht. Offschore sollte es eine Ohnmachtssichere, automatische mit 275Nm Auftrieb sein.
    Ja, mir ist da Dilemma zwischen Beweglichkeit und Sicherheit dieser Teile durchaus bewusst: mit einer 275er 3DWeste wieder ins Boot zu kommen ist schlicht unmöglich. Ohne Weste den Kopf bei eisigen Temperaturen längerfristig oben zu halten wohl auch. Muss wohl jeder selbst entscheiden, wie er gehen mag.


    Bilder gibt es später.


    Bilder vom Hersteller: (zu sehen wohl nur von größeren Displays)
    Für Paddler, ohne Automatik, 100 Nm Auftrieb https://www.secumar.com/produkt/vivo-100/ (m.E. nicht für Trockenanzüge geeignet)
    Für Paddler, ohne Automatik, 100 Nm Auftrieb https://www.secumar.com/produkt/free-100/ (m.E. nicht für Trockenanzüge geeignet, eher etwa zur Beruhigung der Angehörigen. Wenn man sie braucht, hat man sie dabei aber nciht an.)


    High-End, hier eigentlich nur wg. der besten Eignung für Trocken-/Kälteschutzanzüge, nicht wirklich für Paddler in Binnengewässer. https://www.secumar.com/produkt/scout-275-3d/


    Für Paddler, mit abschaltbarer Automatik, 150 Nm Auftrieb https://www.secumar.com/produkt/secufit/


    m.E. eine gute Wahl für Paddler auf Seen, größeren Flüssen und an der Küste: Hat gerade genug Auftrieb für den Trocki, kann in der Automaitk auf den Bedarf angepasst werden, trägt von der Form her nicht zu stark auf.



    Früher hatte die DGzRS eine Kombi aus Feststoff und Automatik. Die damalige Weste ist sicherlich eine, bis drei Nummern zu Groß für die hiesigen Zwecke, aber warum sollte man nicht auf die Idee kommen und eine Feststoff-Paddel-Schwimmweste mit einer Semi-Automaik kombinieren? Kommt natürlich auf das Fahrtgebiet, die körperliche Konstitution, das Wetter und das persönliche (familiäre) Sicherheitsbedrüfnis an.



    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich heil froh über eine 150er Weste welche mich im Binnengewässer nach einer Jollen-Kenterung im kalten Wasser getragen hat. Neben dem tatsächlich gespürten Auftrieb hatte ich weniger Sorge um mich und konnte so mehr für das Boot und damit die Eigenrettung tun. Das Anbordkommen war dann zwar etwas kniffelig, aber es ging. Draußen habe ich dann bei ca. 15°C Luft gemerkt, dass ich größeres Glück hatte als ich mir zunächst eingestehen wollte. Das Wasser hatte wohl was um die 10°C und ich war rund 30 Minunten drin. Brauche ich nicht noch einmal.