Fliegenfischen & Fliegenbinden

  • Naja, theoretisch ginge es schon. Aber das wäre dann Forellenteiche und das widerstrebt mir dann doch irgendwie.


    Im Sommer werd ich mich das erste Mal am Brandungsangeln versuchen. Wenn das nix wird, versuch ich es im Fjörd auf Forelle ;).

  • dhufe nuja so'n Fischpuff, wie wir die Angelteiche etwas unfein nennen, ist ne gute Alternative. Grad wenn man mal gucken will, wie das so läuft oder auch mit den Kindern... außerdem geht man selterner ohne Fang heim :D.

    Brandung und Fjord is natürlich edel...

  • Ja das stimmt schon. Allerdings funzt das auch an einem Verbandsgewässer. Da hat man dann nicht son Betrieb und kann selbst in Ruhe probieren. Das erste Mal Angeln als Erwachsener war ich direkt mit meinem Sohn. Der hat ziemlich schnell verstanden wo die Fische stehen und hat mich gezielt dahin werfen lassen.


    Haben nach einem halben Tag Nichts gefangen, aber jede Menge Spaß gehabt. Das gehört halt auch dazu. Wie du ja selbst geschrieben hast, ist bspw. im Winter eh alles anders. Da geht man halt des Öfteren leer aus oder hat nur ungewünschten Beifang wie die ollen Grundeln.


    Dat mit dem Fjörd ist mit Sicherheit edel und unser Versuch unsere kleinen Kinder für den Norden zu begeistern bzw. zu prägen. Angeln ist dabei absoluter Luxus und Bonus oben drauf.

  • Irgendwann steh ich mal wieder an einem See in Schottland,

    Apropos:

    Es gibt ja massenweise tolle YT-Kanäle zum Thema. Beste Qualität. Bunt. Informativ... oft von kaum auszuhaltendem Kommerz durchdrungen.

    Und es gibt einen Typen in Irland (okok, nicht Schottland, aber zumindest dort in der Nähe :D)

    Dietrich Bohnhorst, dieser Mensch macht seit 15! Jahren auf YT unbeirrt von Abo-Zahlen Videos zum Fliegenfischen. Es gibt nichts Vergleichbares. Das ist echt ne Marke.

    Muss ein Deutscher sein, den es irgendwie nach Irland verschlagen hat, keine Ahnung, is auch egal. Aber seine Videos zum Fliegenbinden, seine Angelausflüge, wie er lebt, die Art und Weise, wie er da mit seinen Kollegen rumlabert, was die essen, das viele selbst gebraute Bier...das is echter Content.


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    Bohnhorst Ultras forever!


    Ich meine es ernst.

  • Rute, Schnur & Rolle - Vorwort


    Ich habe lange überlegt, wie ich den folgenden Themenbereich gestalte.

    Ich denke, es wird dem allgemeinen Verständnis zuträglich sein, wenn ich dem Ganzen ein paar Worte voranstelle, die das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten erklären.

    Das wird leider etwas textlastig. Lesemuffeln gebe ich mit eingestreuten Markierungen ein paar Anker zum Überfliegen.


    Ich versuch's mal.


    Auch Fliegenruten werden nach Wurfgewichten klassifiziert.
    Da das Köder-/Montagegewicht beim Fliegenfischen zu vernachlässigen ist, wird das Wurfgewicht einer Fliegenrute durch die spezielle, sehr dicke Flugschnur definiert.

    Auch die Flugschnur hat immer ein Wurfgewicht angegeben.
    Daraus folgt, dass jeder Fliegenrute eine Schnur der gleichen! (Wurfgewichts-) Klasse zugeordnet ist und umgekehrt. Kombinationen verschiedener Klassen von Rute und Schnur sind nicht, oder nur bedingt möglich...
    Die Rolle dient beim Fliegenfischen, vereinfacht gesagt, nur als Schnurspeicher. Des Weiteren ist sie aber auch als Gegengewicht zur Rute zu verstehen, weswegen sie ganz am hinteren Ender der Rute befestigt wird. Sie muss groß genug sein, um Flugschnur & Backing aufnehmen zu können, darf aber gleichzeitig nicht zu groß (oder zu klein) sein, da sie sonst das Gleichgewicht des ganzen Setups aus der Balance bringen kann. Heißt: auch die Rollengröße muss mehr oder weniger in Abhängigkeiten zu Rute und Schnur gewählt werden.



    Bei der oben genannten Klassifizierung handelt es sich um die sogenannte A.F.T.M.A.-Klassifizierung. Die Bezeichnung kommt aus den USA und gilt weltweit. Es gibt mittlerweile ein paar Neuerungen im Namen, auch die 90-jährige Geschichte des Ganzen ist interessant... es würde aber endgültig ausufern, wenn ich das hier mit abhandeln würde.


    Die Klassen werden mit # (manchmal auch mit "WT") und einer Zahl gekennzeichnet.

    Allgemein gilt:

    • #1 - #3 = sehr feines Fischen, kurze Distanzen
    • #4 - #6 = "normale" Fliegenfischerei, mittlere Wurfweiten, wie man das so kennt
    • #7 - #9 = für Fliegen / Streamer, schwere Nymphen auch an Sinkschnüren -> größere / große Fische & lange Würfe
    • #10++ = schweres Flugangeln, oft Zweihandruten, für große Flüsse, Meer, generell für finale Begegnungen mit Großfisch

    Ich behaupte, dass wir hier in Deutschland mit Ruten der Klasse #3 bis maximal #10 auskommen.

    #3 für sehr feines Forellenfischen am kleinen Bach ... #10 für richtig gute Hechte oder ähnliche Kaliber.Ich komme noch darauf zurück.


    Also: Rute & Schnur haben die gleiche Klasse (mit # gekennzeichnet) und die mit Backing & Schnur bespulte Rolle sollte zu Länge & Gewicht der Rute passen!
    Nur so ist ein ermüdungsfreies, stundenlanges Werfen möglich.


    Soweit zur Übersicht.


    Man sieht, die Fliegenfischerei ist recht speziell, und - was das Zusammenstellen der einzelnen Hardware-Komponenten betrifft - komplett unflexibel.
    Beim Spinnangeln kann man seine 4000er Rolle an alle möglichen Stöcke anschrauben, man kann damit auch auf Grund angeln oder mit der Pose ein paar Maden anbieten. Jede Rute ist mit zig Kombinationen von Rolle, Schnur und Bebleiung verwendbar, solange das Wurfgewicht der jeweiligen Rute nicht überschritten wird.
    Das geht bei Fliegenruten nicht.
    Oft wird das Fliegenfischen darum auch als reaktionäre Liebhaberei und steifes Gehabe gut betuchter, eigenwilliger Typen in komischen Westen und mit feschem Hut betrachtet. Und ja: irgendwie ist es auch so. An der Fliegenrute lässt es sich ganz außerordentlich herrlich anderes sein. Ich möchte allerdings, bei aller Schwärmerei, den Beweis antreten, dass es auch ohne feschen Hut und ohne einen Dukaten absondernden Goldesel im Keller geht und dabei jede Menge Rock'n Roll möglich ist.
    Jedenfalls: Das strenge Zusammenspiel von Rute, Schnur und Rolle wirft natürlich ein Problem auf: Man braucht für jede Gewässerart, jede Zielfischgröße eigentlich eine eigene Rute.
    Mit einer langen #7-Rute kann man eben nicht an einem drei Meter breiten Flüsslein in den berühmten "grünen Tunnel" peitschen, ohne innerhalb kürzester Zeit den gesamten Inhalt seiner Fliegendose an das umliegende Gestrüpp zu verlieren. Man kann auch nicht mit ner kurzen #3-Rute, die im "grünen Tunnel" feinste, aber kurze Rollwürfe fabriziert, an der Elbe herumfuchteln, es sei denn, man will am Ufer Stichlinge fangen (die in der Elbe nicht existieren, weil das Wasser zu schmutzig ist)...



    Also das Problem ist klar. Das Setup eines passionierten Fliegenfischers wird aus mehreren Ruten verschiedener Klassen bestehen, inklusive dazugehöriger Rollen und Schnüre.


    Es sollte einem also bewusst sein , wo man angelt, was man fangen will und natürlich welchen Stellenwert das Fliegenfischen für einen haben soll.
    Ich bin fast ausschließlich mit der Fliegenrute unterwegs. Nur wenn die Kinder unterhalten werden wollen, greife ich noch zum Feeder- oder Posen-Besteck.

    Da - wie möglicherweise ersichtlich - das Fliegenfischen meine große Leidenschaft geworden ist, war ich auch bereit, in mehrere Ruten-Setups zu investieren. Würde ich das alles nur so nebenbei zum Spaß und neben anderen Angeltechniken betreiben, sähe die Sache für mich anders aus. Es kostet ja auch alles Geld.


    "Ok, Kante. Schön soweit... aber gibt es denn nun irgendwie eine Fliegenrute, die einigermaßen dazu taugt, eine Vielzahl an Gewässern zu befischen?", fragt vielleicht jetzt der ein oder andere.
    Schwierig. Ich lehne mich aber trotzdem mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass eine Rute der Klasse #5 in 8'6" Fuß (entspricht 2.58m) ein durchaus universelles Werkzeug ist. Ich decke mit einer solchen Rute und einer dazu passenden, nicht sinkenden Schnur gut 70% meiner Angelei ab. Egal ob an der Elbe, an mittleren Flüssen, wie der Mulde oder an kleineren Flüssen, wie Triebisch und Bobritzsch, mit der Klasse #5 geht sehr viel, aber eben eher im Bereich der leichten Fischerei mit Trocken- und Nassfliegen, leichten Nymphen und sehr kleinen Streamern auf mittleren Distanzen.

    Forellen, Döbel und Barsche wären da nennenswerte Zielfische.



    Manchmal muss man auch einfach etwas kreativ werden.

    Um seinen Wurf-Radius zu erweitern oder um beispielsweise Uferbewuchs aus dem Weg zu gehen, braucht man einfach nur ins Wasser einzuwaten. Generell sollte man das tun, wann immer es eben geht. Das ist aber schon wieder ein anderes Thema, es soll hier nur zeigen, dass oft nicht das Equipment die Möglichkeiten begrenzt.



    :D

    Na gut. Ich denke, ich habe alles. Den Rest packe ich dann in die jeweiligen Beiträge... wird dann auch nicht mehr so viel! Versprochen.


    Petri Dingsbums!


    Ein "H**l!" geht mir nicht über die Lippen!

    :cursing:

  • Gestern, auf einer Runde an der Freiberger Mulde, habe ich diesen Kollegen entdeckt.



    Ein Imago der berühmten Steinfliege. Recht unscheinbar. Für den Fliegenfischer ist ein Fund allerdings immer eine besonder Sache. Steinfliegen können auf eine gute Wasserqualität hinweisen und vor allem ihre Larven gelten als beliebte, wenn nicht gar DIE Nährtiere schlechthin für nahezu alle Fischarten, die in dem Gewässer (-abschnitt) vorkommen, an dem man das voll entwickelte Insekt für wenige Tage im Jahr antrifft.



    Diese Art ist eine "Winterart". Sie schlüpft im zeitigen Frühjahr.


    Unzählige erstklassige Muster zum Fliegenbinden orientieren sich am Körperbau der verschiedenen Entwicklungsstadien dieses Insektes.


    Großartig.


    bee