Fliegenfischen & Fliegenbinden

  • "Wenn du mitkommst heute, und es probierst... wird es dich nie wieder loslassen."


    Das waren die Worte von Kumpel S.: als Antwort auf meine Frage, ob er mir das mit dem "Fliegenzeugs mal bissl zeigen" könne.
    Ich pfiff mit dicken Backen und winkte ab. Die Sonne lachte über dem Voralberger Ländle und die Ill donnerte gletscherfarben in Richtung Rhein....


    So würde es in meinen Memoiren stehen, denn genau so ist es gewesen - - und es ist genau so gekommen, wie Kumpel S. prophezeit hatte.


    Das Fliegenfischen ist die Essenz des Fischens.


    Und das ist der Faden dazu.



    Meine erste an der Fliegenrute gefangene Forelle.


    Meine erste Angelrute bekam ich mit 12 oder 13... auf dem Bild bin ich fast 30 Jahre älter...


    8o

  • Mag sein, dass mich der Weg auch dahin führt, als frischer Absolvent des blauen Abiturs. Vor knapp 20 Jahren kam das Fliegenfischen in Twin Peaks vor, und ich werde das garantiert mal ausprobieren. Schließlich liegt die Wiesent fast vor meiner Tür, und das sollte dem geneigten Fliegenfischer Deutschlands ein Begriff sein.


    Dir wünsche ich allseits Petri Heil.

  • Werkzeuge zum Fliegenbinden


    Der Bindestock ist zum Fliegenbinden ein wirklich unverzichtbares Tool, wenn man irgendwie gescheit voran kommen will. :D


    Ich habe mich nach einigen Recherchen für folgendes Modell entschieden:


    Um die 50 Euronen. Einsteigermodell.



    Schön schlicht. Vollkommen ausreichend.


    Der Bindestock soll ja in erster Linie den Haken sicher halten und einigermaßen stabil stehen. Die Feinheiten, die ein Profi-Bindestock mitbringt, sind schon nützlich und sinnvoll.... ich selbst habe während des Bindens von gut 100 Fliegen, Nymphen und diversen Fabelwesen (und vor allem jeder Menge Verrissen) bisher an meinem Modell noch nichts vermisst - es tut, was es soll.



    Wer mehr braucht, kann mehr haben: Denn wie bekannt und üblich, reichen die Preise für hobbytechnisches Zubehör von günstig bis absurd teuer - oder qualitativ betrachtet von Schrott bis High-End. Für was man sich auch entscheidet, es spielt für die Quantität kaum eine Rolle... machen muss man schon selbst.
    Ein mit Gewebeband an der Armlehne eines Stuhls befestigter Leatherman oder eine einfache Zange, die anderweitig fixiert wurde, geht auch und es lässt sich so unterwegs oder im Urlaub auch das ein oder andere Mücklein mit dem Notfall-Nähset und einer gefundenen Vogelfeder binden:
    Und so ist auch meine erste selbst gebundene Trockenfliege entstanden. In einem Hotelzimmer in Qatars Hauptstadt Doha. 8o Besagte Fliege bestand aus einem übergroßen Haken, einer Taubenfeder, schwarzem Nähgarn und Sekundenkleber. Ich habe sie am 30g Spirolino und 1,20m Flurocarbon als Vorfach in den Persischen Golf gedonnert und massenweise Queenfish gefangen (die hätten aber auch auf ein Stück Silberpapier gebissen :thumbsup: ) - von ultrafeinem Fliegenfischen also keine Spur.... Aber Fun ohne Ende und jeden Abend Fisch in der Pfanne.



    Leider gibt es von eben dieser Fliege kein Foto - zumindest finde ich keins, was mich sehr ärgert...
    Und das ist auch wieder typisch. Dem Ergebnis (hier dem Fang) wird immer so viel beigemessen, obwohl der Weg dahin viel interessanter ist. Naja, man lernt eben nie aus.



    Pieß! :whistling: :dolldrueck:

    2 Mal editiert, zuletzt von Kante Muh! () aus folgendem Grund: Überschrift eingefügt

  • Tolle Art des Fischens! Ich hätte auch Lust es zu lernen. Aber ich komme kaum noch zum Angeln und meist ist zu viel Randvegetation. Freue mich auf weiter Bilder und Beiträge zu dem Thema :thumbup: :danke:

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Was???? Noch eine weitere Angelrute in der Bude???? :D


    Wenn sich die Gelegenheit irgendwann einmal bietet, möchte ich das auch ausprobieren, wohlwissend, dass es der Geldbeutel übel nehmen wird, wenn dann weiteres Equipment auf der Wunschliste nach oben rückt. :)

    Die Freiheit ist mein Leben und bleibt es allezeit.
    (Hoffmann von Fallersleben)

  • Meine ersten Wurfversuche endeten bisher meist mit abgeknallten Fliegen.
    Letztes Jahr in Schweden bei Idre viel rumprobiert aber nix gefangen. Trotzdem finde ich es faszinierend


    Kurs für diesen April zusammen mit zwei Freunden ist bereits gebucht.


    Ich bin sehr gespannt!

    "...ich will´s ein Bisschen schöner machen, reines Überleben turnt mich ab!"
    Cody Lundin, Survival Duo 1. Staffel

  • Auch wenn das Fliegenfischen durchaus ohne Schutzzelt samt einschlägigem Interieur, eimerweise Futter und allerlei denk- und undenkbaren Annehmlichkeiten auskommt - sich also standesgemäß auf das Wesentliche zu konzentrieren versucht, gibt es doch ein paar Dinge zu transportieren, die man am Wasser benötigt. Bisher haben mir da diverse Westen gute Dienste geleistet. Jede Menge Taschen und Ösen, um seinen Kram dran zu befestigen, schnell übergestreift und ab geht's.

    Da ich aber gern und oft die Kamera mit nehme, hatte ich da immer etwas Probleme.

    Neulich bin ich da über diese sogenannten Slinger gestolpert. Rucksackähnliche Mischwesen, die irgendwie nix richtig können.

    Allerdings, vielleicht, eventuell, möglicherweise... für kurze Touren, leichtes Gepäck und schnellen Zugriff....

    Dann hab in den Kleinanzeigen das LV10 Tactical Sling Bag von 5.11 für nen günstigen Taler entdeckt und zugeschlagen.


    Und ja... das tut... Der extrem breite Träger hat mich gleich angesprochen und vor allem die Tragweise über die rechte Schulter, was bei den Slingern nicht immer Standart ist.



    Im hinteren Fach, wo der geneigte Waffenfreund normalerweise seine Wumme transportieren müsste, finden vier Fliegenboxen Platz.

    Das Fach hat so Flausch drin..... zum Kletten.... vielleicht kleb ich auf meine Boxen nen Klettpatch drauf, dann sind die ordentlich fixiert.



    Es gibt ein recht gediegenes, längliches Fach für Getränke, Stativ oder die Machete an der (Unter-) Seite:



    Das Hauptfach, ich hoffe, das sieht man hier einigermaßen, öffnet, wenn man das Slingbag nach vorne vor den Bauch schwingt, vom Körper weg, was sehr praktisch ist, und fasst mit gut 13 Litern allerlei Kram wie Fotoapperate, Snacks usw.



    Ich bin sehr zufrieden. Wird meine neue Fototasche mit Angeloption.....


    Und ein Fischlein ging auch ans Band...



    Wat willste mehr?


    Muh!

  • Fadenpflege:


    Erfolgsfliegen 2023


    Meine Sedge-Variante (Köcherfliegenimitation)

    • Schwinge aus Goldfasan
    • Disko-Schwänzchen (das ist der Geheimtipp, der nun nicht mehr geheim ist =O )
    • Thorax bzw. hinterm Köpfchen Hasenohrdubbing
    • Beinchen... keine Ahnung, ich glaube: Fasanenschwanzfedern

    Wat ein Happen. Ich werfe ihn an einer #5 er Rute.

    Schwimmt erstmal, säuft allerdings, je nach Unterbau und Hakengröße schnell ab. Taucht aber stabil und fängt ohne Ende Forellen und Döbel, in der Elbe auch mal Barsch.



    Da binde ich immer verschiedene:



    -------------


    Nummer 2: der gute, alte Wooly Bugger.

    Selbstverständlich auch in einer eigenen Variante - wie immer mit Disko-Streifen:



    Ich binde sie groß! Sinkt mit dem schweren Köpfchen, dem großen Haken und dem vielen Material wie ein Stein und ist unter Rutenklasse #7 nicht werfbar. (Ich habe auf meiner #7 eine halbsinkende #8 Schnur. Davon wird abgeraten, mir taugt es aber.)


    Ein Garant für kapitale Döbel in der Elbe und hungrige Forellen im Kehrwasser schneller Strömungen an der Mulde.


    Material:

    • Marabu
    • Hahnensattel
    • Tungsten Conehead

    Ich binde sie in oliv, weiß und -wie hier- schwarz.


    Ich weiß, da is viel kryptisches Zeug am Start, aber ich will ja auch Interesse wecken. :mrgreen: Bei Fragen, fragen. Ich versuche zu antworten.


    Muh.Jah.

  • Albbaer ich finde, das ist irgendwie was ganz Besonderes. Es hat sowas Echtes.


    Grad wenn man seine Fliegen auch selber bindet, sich Gedanken macht: ich selbst gehe oft nur mit nem Insektenkescher bewaffnet ins Wasser, um herauszufinden, was grad so unterwegs ist. Man wird zum Entomologen, zum Beobachter, zum Bastler, der Insekten nachbildet, das muss man mal einsickern lassen, das ist schon auch alles etwas freakig. :thumbsup:


    Aber wenn dann auf ein eigenes gebundenes Mücklein ein schöner Fisch beißt, du ihn trotz widerhakenlosem, fischschonenden Haken landen kannst - das isses einfach.

    Das is dann freilich kein 2-Meter-Wels, kein 15-Pfünder-Karpfen-wasweißich - das Zeug frisst eh keiner. Und wer bitte geht angeln, um nichts mit heim zu nehmen... das is ja wie Holz hacken und es dann nicht in den Ofen stecken :P/ .

    Aber das is schon wieder ein anderes Thema....


    Ich werd hier immer mal was zu den Gerätschaften schreiben.

    Falls wer besonderes Interesse an einer bestimmten Sache hat, lasst es mich wissen.

    Eigentlich steht ja alles im Netz ein paar Klicks entfernt. Aber ich will es hier haben.... weil es "wildes Wissen" ist.

    :rock:

  • Ein paar grundlegende Werkzeuge.

    Drüben im Totalen Flatlay - Faden hab ich unter #76 mal ne Gesamtansicht meiner Bindewerkzeuge eingestellt. Ich würde das hier nochmal etwas eindampfen:



    Wat ham wa denn da?


    Von links:

    • Bindeschere
    • Kopfknotenbinder
    • Bobbin mit Faden
    • Einfädelhilfe
    • Bürstentool

    Oben:

    • ne größere Nadel
    • Hechelklemme


    Das reicht schon, um eine Vielzahl klassischer Muster zu binden.

    Das einzige Tool, von dem ich denke, dass es von etwas besserer Qualität sein sollte, ist die Schere...

    Dazu mehr im nächsten Beitrag.


    Muh!

  • Werkzeuge zum Fliegenbinden


    Die Bindeschere


    Wie schon erwähnt, ist die Bindeschere bei mir das einzige Tool, bei dem ich etwas mehr auf Qualität achte.

    Ich habe 3 Stück aus dem mittleren Preissegment.

    Bindescheren bekommt man ab 5€, man kann aber auch 60€ ausgeben - jede andere halbwegs spitze und scharfe Schere tut es allerdings auch.



    Neben den Scheren liegt noch eine Mini-Zange, manchmal will man eine Bleiwicklung etwas festdrücken oder so, dazu taugt sowas ganz gut.


    Meine filigranste Schere ist die kleine Federschere mit sehr feiner Spitze. Praktisch für die ganz fummeligen Sachen - ich nehm sie nur selten und auch nur, weil sie nunmal da ist:



    Wenn man viel bindet, kommt man (bestenfalls) in einen Flow - das Ablegen und Aufnehmen der Scheren beim Binden geht mir da immer sehr auf den Beutel. Irgendwie hab ich dann angefangen, die Schere in der Hand zu behalten. Um den Ringfinger. Keine Ahnung, wie das gekommen ist, vielleicht hab ich das mal in nem Video gesehen, vielleicht einer der seltenen lichten Momente, ein ökonomisches Aufleuchten... ich weiß es nicht.



    Man ahnt es schon: die kleine Blaue ist dafür etwas zu kurz, auch könnten die Augen etwas größer sein, um die Griffel besser rein- und rauszukriegen. So hab ich sie meiner Liebsten vermacht, als sie gottseidank eine feine Schere suchte (man erkennt es am WashiTape mit Herzchen :D ).

    Diese unerhörte Freundlichkeit meinerseits gab mir Gelegenheit, eine neue Schere zu kaufen. DIE Schere! ... und mit der mach ich einfach alles:



    Das passt schon besser. Ich schneide damit Faden, Federn, Bleidraht, Kupferdraht - alles. Keine Zeit für Heiligtümer, hier wird gearbeitet :rock:.



    Nach dem Schneiden nehme ich den Daumen aus dem Auge der Schere und kann sofort weiterarbeiten. Feinheiten. Das macht jeder, wie er will.



    Am Anfang piekt man sich zwei, drei Mal, dann sollte man's raus haben.


    Fazit:

    Ich rate zu etwas längeren Scheren, die sind universeller.

    Wer ultrafeine Trockenfliegen auf 18er Haken binden möchte, braucht dann freilich auch feineres Werkzeug - aber versprochen: außer zum Zweck der Selbstgeißelung werden sich das nur wenige Hobby-Fliegenbinder antun wollen.

    Eine ordentliche Bindeschere kostet 20€, sag ich jetzt mal frech. Danach is dann bald Profiware. Günstiger geht natürlich immer, fast immer.


    Guta, ham wa das.


    Pieß out.


    Kante

  • Albbaer & Steuermann , vielen Dank :dolldrueck:, dass es euch gefällt.

    Is gar nicht so leicht, ein so komplexes Thema in ein Forum-Format zu bringen, ohne allzu große Langeweile aufkommen zu lassen. Gerade Tätigkeitsabläufe, zu denen ich später wohl oder übel kommen werde, lassen sich mit Foto und Schrift nur bedingt wiedergeben. Dafür hat man dann eigentlich das Video-Format, wo man alles kurz und bündig visualisiert und gut.

    Ich hab schon länger einen Yout***-Kanal mit dem bezeichnenden Namen "Feinkostfliegen" - hab aber nie die Zeit gefunden, ein paar Bindevideos zu erstellen. Zumal das Netz voll davon ist, wahre Künstler sind da am Start und ich glaube nicht an die Notwendigkeit, dass ich da in schwerstem Sächsisch das Herstellen meiner im Vergleich eher groben Varianten 1000fach dokumentierter Fliegen erklären muss :D.

    Naja.


    :danke: