Faltbarer Reflektorofen

  • Hallo,


    schon lange wollte ich mir einen Reflektorofen bauen. Eine sehr gute Anleitung dazu gibt es in diesem insgesamt sehr lesenswerten Buch. Der Autor beschreibt hier das klassische Design aus den kanadischen und amerikanischen Holzfällercamps des frühen 20. Jhdts. Diese Reflektoröfen sind nicht zerlegbar sondern bleiben auch beim Transport "am Stück" (sie werden dann als Transpotbox für Küchenutensilien im Kanu o.Ä. genutzt). Jetzt, "zwischen den Jahren" habe ich mich dann mal an die Arbeit gemacht. Buchstäblich in letzter Minute stieß ich dann noch auf ein Video zu dem Thema in dem "Simon a bloke in the woods" ein sehr einfaches, zerlegbares Modell vorstellt. Das gefiel mir so gut, dass ich die Maße aus dem Buch von Gilpatrick mit Simons System umsetzen wollte. Als Materialquelle habe ich auf alte Aluminium-Backbleche aus einer Bäckerei zurückgegriffen. Alle Schnitte habe ich freihand mit einer Flex mit 1mm Trennscheibe gemacht. Mit einer Bandsäge wäre das Ergebnis sicher perfekter geworden (ich habe ein paar leicht unsaubere Schnitte gemacht), es funktioniert aber auch so. Zum Entgraten habe ich mangels besserer Alternative einen Schwingschleifer mit 80er Papier benutzt, ansonsten noch einen Akkubohrer für insgesamt 14 Löchlein. Die ganze Bastelei hat inkl. Umrechnung der Maße von Inch auf cm und der Anzeichnerei etwa 4 Stunden gedauert. Das Ergebnis gefällt mir ganz gut, die abschließende Reinigung und Politur steht noch an. Ebenso das Nähen einer passenden Tasche aus Canvas. Ob es noch diese Woche einen Probelauf geben wird oder erst in zwei Wochen wenn ich aus Schweden zurück bin? Mal sehen...



    Gruß
    Nick

  • Hallo,

    Danke der Nachfrage 8o


    Ich habe den Reflektorofen im Verlauf des Jahres tatsächlich ein paarmal verwendet. Im heimischen Garten, auf zwei Overnightern, auf einem Campingplatz an der Schlei und einer 4-Tagestour in der Eifel.

    Hat einwandfrei funktioniert, genau so wie erhofft und erwartet.

    Die Feuerstellen waren jeweils unterschiedlich (Feuerschale, große Eigenbau-Firebox, Grillkamin und klassisches Lagerfeuer mit Steinring). Als Brennmaterial habe ich immer einfach das Holz genommen, welches vorhanden war.

    Erkenntnisse:

    Der Ofen wirkt dadurch, dass die heisse Luft sich darin staut (nicht so sehr durch die echte Reflektion der Wärmestrahlung). Deshalb ist es wichtig, dass der Ofen nah am Feuer steht, es darf keine kalte Luft dazwischen durchziehen können.


    Das Feuer muss mit richtigen Flammen brennen. Glut, auch starke reicht nicht aus eine schöne, gleichmässige Backtemperatur zur erzeugen. Da die Hitze reiner Glut ausschliesslich von schräg Unten einwirkt, brennt das Backgut unten an, bevor es oben gar wird.


    Der Ofen lässt sich mit feuerfesten Handschuhen (Schweißerhandschuh z.B.) sehr gut hantieren. Bei meiner Version aus Alu bleibt der Ofen auch nicht lange heiß, wenn er vom Feuer weggenommen wird.


    Ich habe bisher hauptsächlich Brot gebacken (verschiedene Mehlsorten, Hefe oder Backpulver), das hat immer super funktioniert, einfach auf dem Blech in der Mitte. Man bekommt eine schöne Kruste. Einmal habe ich einen mit Käse gefüllten Laib gebacken, da lief der Käse etwas raus. Für so etwas wäre eine Kastenform empfehlenswert.


    Die Größe des Ofens war für ein Brot aus ca. 500 gr Mehl gut ausreichend, ein Kilo würde auch funktionieren, wenn man beim Formen des Laibes das Aufgehen berücksichtigt. Möglichst gleichmäßige Dicke des Backguts ist zu empfehlen.

    Ich habe das Backgut jeweils einmal gedreht, dabei stellt man fest, dass der Ofen wirklich als solcher funktioniert, nämlich auch an der Rückwand heiß genug zum Backen ist.


    Dadurch dass man von Vorne hereinschauen kann, kann man Anbrennen eigentlich ausschließen, weil man rechtzeitig reagieren kann. Wenn es zu heiß wird, zieht man den Ofen einfach etwas weg.


    Demnächst teste ich mal Kuchen (in einer Form), Pizza und so etwas.


    Das Gewicht ist mit ca. 500 gr so gering, dass ich den Ofen auch auf Wanderungen mitnehmen kann (wie letzten Herbst in der Eifel). Bei Kanutouren ist es sowieso problemlos möglich. Die flache Packtasche mit den Ofenteilen passt perfekt in meinen Wanigan.


    Den Reflektorofen mitzunehmen macht vor Allem Sinn, wenn man wirklich viel Backen oder Überbacken will. Wenn man sowieso Feuer macht, entsteht kein zusätzlicher Aufwand.


    Da der Ofen neben dem Feuer steht, kann man darüber auch noch Töpfe und Wasserkessel aufhängen oder auf einen Rost stellen.


    Fazit: Manche Bushcraft-Basteleien macht man ja hauptsächlich um es mal gemacht zu haben. Den Reflektorofen werde ich tatsächlich häufig auf Touren mitnehmen und einsetzen.


    Gruß

    Nick