Biwak auf dem Grat zum Chaiserstuel

  • Diese Saison lässt der Schnee ganz schön auf sich warten. Deshalb ist die Planung im voraus extrem wichtig.
    Wir schauen nach Webcams, Schneeberichten, telefonieren mit Bergbahnen oder SAC-Hütten, um Informationen aus erster Hand zu bekommen.


    Die Tour, auf die ich euch diesmal mitnehme, hat sich Mitte Januar in der Nähe zu Engelberg abgespielt.
    Mit großen Rucksäcken und Schneeschuhen stiegen wir in Wolfenschiessen in eine kleine Gondel. Diese brachte uns auf knapp 1600 Höhenmeter. Von dort aus, folgten wir einer schmalen Skitouren-Route die bis zum Chaisertuel (2400m) führt.
    Die ersten Meter führten durch das kleine, verlassene Skigebiet. Kein einziger, der Lifte in dem Skigebiet war im Betrieb. Die Lawinengefahr war diesmal eigentlich nicht vorhanden.




    Zuerst ging es gemütlich im Tal nach oben. An einer verlassenen Hütte rasteten wir und suchten eine geeignete Route für den steilen Aufstieg zum Grat.
    Die Schneeverhältnisse waren sehr durchwachsen. Teilweise sah man den gefrorenen Boden. Einen Meter weiter, lag das weiße Gold einen Meter hoch. Das erschwerte den Aufstieg deutlich. Immer wieder rutschte man auf dem lockeren Schnee aus. Am besten kamen wir auf den Skispuren voran.




    Endlich oben angekommen, gönnten wir uns eine Tasse Tee und einige Leckereien. Unser eigentliches Ziel, der Chaiserstuel war schon in Sichtweite. Wir liefen auf dem Grat entlang und waren uns gleich einig, mit unserem Gepäck würden wir das letzte Stück nicht schaffen. Der Grat war zu eng und die letzten Meter müssten gekraxelt werden. Im Sommer werden wir aber auf dem Plato des Chaiserstuels übernachten!



    Auf dem Grat fanden wir zum Glück eine ebene Fläche, auf der wir unsere Zelt aufstellen konnten. Auch hier oben war die Schneehöhe durchwachsen. Auf dem Weg, kam kamen die Gräser durch die Schneedecke. Unter unserem Zelt lag mindestens ein Meter Schnee. Also bereiteten wir die Schneedecke erstmal vor, bevor wir das Zelt aufbauten.



    Im Bild seht ihr rechts oben den Chaisertuel. Voller Vorfreude stellten wir in der Sonne das Zelt auf. Immer wieder bestaunten wir das beeindruckende Panorama.




    Stephan und ich sind ein eingespieltes Team. Das Zelt stand ruck zuck wie eine eins. Während Stephan sich die Kamera schnappte, buddele ich eine Grube in die Apsis.
    So konnten wir darin stehen und bequem sitzen. Die "Betten" wurden gerichtet und über Gott und die Welt geschnackt.









    Da es in einem anderen Faden erst kürzlich Thema war, möchte ich noch kurz auf die Bekleidung eingehen.
    Beim Aufstieg trage ich als Baselayer das Bryne Netz Zeug (beides lang und aus Kunstfaser). Darüber kommt die Haglöfs RMP und obenrum ein WIndbreaker. Hier war es die Bergans Microlight Jacket.
    Als Kopfbedeckung ist die Helmmütze von Brynje meine erste Wahl, und das seit Jahren.


    Für die Pausen habe ich die Haglöfs Barrier Weste außen am Rucksack. Die wird schnell über gezogen um nicht auszukühlen.
    Bevor das Lager aufgebaut wird, ziehe ich meine Arcteryx Atom AR drüber. Sobald alles steht und die Schlafsäcke im Zelt liegen, lege ich oben und untenrum eine Schicht 200er Merino über das Netz. Damit wird es kuschlig warm.


    Da die Abende im Winter lang sind, sitzt man viel rum, schmilzt Schnee, spielt Kartenspiele oder labert einfach vor sich hin. Das machen wir nur selten im Schlafsack. Also habe ich meistens noch dicke Daunen Klamotten und Booties dabei. Bewährt hat sich bei mir die WM Flight Pant und mein lieblingsteil, die Bergans Sauda Jacket. :love:


    Ganz oft haben wir in unserer Anfangsphase kalte Füße! Das war ein echtes Problem. Mittlerweile sind die Hanwag Fjäll Extreme fester Bestandteil unserer Ausrüstung. Den Innenschuh behalten wir die ganze Tour über an den Füßen. Selbst im Schlafsack. Damit hat man auch nach einer eisigen Nacht keine kalten Schuhe, die man erstmal aufwärmen muss. Im Lager ziehe ich die Booties (Carinthia mit 2cm Evazote Sohle) einfach über den Innenschuh und kalte Füße sind kein Thema mehr!



    Aber jetzt weiter im Text. Wie gerade beschrieben, zog ich meine Merino Klamotten drüber und fühlte mich sofort wohl. Doch durstig waren wir! Kurz darauf fauchte der Benziner los.




    Der Tag war noch lang. Also hielten wir einen kurzen Mittagsschlaf. ^^


    Das Abendessen fiel ziemlich spartanisch aus, es gab Gefriergetrocknetes aus der Tüte. Aber ganz ehrlich, wer schleppt schon freiwillig schwere Lebensmittel bis auf 2300m ?( .
    Als Dessert gab es Haribo Pfirsiche und den obligatorischen Whisky aus dem Flachmann! Im letzten Licht knipsten wir noch ein Paar Fotos.








    Gegen halb 10 legten wir uns in die Schlafsäcke. Da mein Antelope dringend mal gewaschen werden muss (Der Loft hat deutlich abgenommen), hatte ich zusätzlich den Swagman Roll dabei. Den hab ich als Inlet im Daunenschlafsack verwendet. Das hat sehr gut funktioniert. Auch beim Zusammenpacken der Ausrüstung, schlüpfte ich unter den Swagman. Das kleine Teil wärmt ganz ordentlich.


    Vielleicht ist euch bei den Bildern des Lagerplatzes aufgefallen, dass das Zelt etwa drei Meter neben dem Abhang steht. Als wir so im Schlafsack lagen, kam uns der Gedanke, wie sicher denn der Untergrund unter uns ist... Im Nachhinein hätten wir das Zelt lieber 1-2m näher am Grat aufgestellt. Wir redeten uns Mut zu und schliefen mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ein.
    Erst um 7 Uhr in der Früh verwachten wir und waren erleichtert, dass die Schneekante gehalten hat.


    Ohne Frühstück wurde alles in den großen Rucksäcken verstaut.


    Der Abstieg war auch nicht ganz einfach, immer wieder rutschte der Schnee unter den Schneeschuhen weg. Wir änderten immer wieder die Route, in der Hoffnung, einen besseren Untergrund zu finden.
    Schlussendlich kamen wir sicher im Tal an.



    Bis bald!

  • Sehr sehr schön @Marvin14 und @Schwingerkönig! :thumbsup: Ich find dat jut, Jungs...daß durch eure Berichte mehr Leute auf den Geschmack kommen und sich einige hier aus dem Forum für die Wintertouren interessieren, sich neue Grüppchen bilden.


    Kann man erstens immer noch was für sich mitnehmen, man sieht wie bestimmte Vorgehensweisen von einem selbst ganich ma so blöde sind und fühlt sich in seiner Wahrnehmung bestimmer Dinge auch bestätigt.


    Z.B. habe ich schon nach 5-10 Nächten bei meinem WM Kodiak gemerkt, daß sich der Loft in bestimmten Kammern so langsam verabschiedet. Unten die letzten Kammern im Fußbereich und oben auf der Brust, dann auf dem Rückenteil. Wie ich neulig Deinen Puma im Marktplatz sah, siehste sofort, daß die gleichen Stellen betroffen sind.


    Oder die Lösung mit dem Innenschuh direkt in den Biwaktiefel zu steigen,auch ne gute Idee die man mal ausprobieren kann...Weil man dann die Evazote Einlage viel besser einklemmt, als wenn de da nur mit Socken reingehst.


    Da die komplette Wintertruppe hier im Forum eh klammottenmäßig wie Zwillingsbrüder rumrennen, hätte ich noch nen super Tip für Dich, was de oben in der Vidda mal ausprobieren könntest. Mir ist ein bestimmtes Fotos aufgefallen Marvin, dort trägst Du glaube ich die Klättermusen Brede mit ihrer "Trichterkapuze". Mir ist das schon bei vielen Leute oben direkt oder auf Videos aufgefallen, daß da Schneetreiben/Sturm von vorne nicht so gut ist! 8o :D :thumbsup:


    Da hätte ich ne ganz simple Lösung für Deine Bergans Windjacke, womit man 80% der Wetterlagen im Norden pefekt abdeckt. Kein nenneswerter finanzieller Aufwand und seit Jahrtausenden im Norden bewährt.


    Falls de das mal ausprobieren willst kannste Dich gerne melden. Ich habe schon Fotos gemacht, die ich dann im neuen Lagensystem mit einarbeite. Will hier nur nicht schon wieder alles vorher auflisten, sondern mal ne schöne Übersicht abliefern. ;)


    Gruß Eisi

  • Da die komplette Wintertruppe hier im Forum eh klammottenmäßig wie Zwillingsbrüder rumrennen...

    Da irrst du dich aber, Eisi. Die Bekleidungskonzepte sind so vielfältig wie es Winterleute gibt. :P
    Einer nur Wolle, der nächste nur Kufa, Fleecejackenzwiebel deluxe. Ich habe trotz Brynje Zeugs im Schrank bislang immer Decathlon Shirts und Longsleeves benutzt.
    Kann man bei der Thermoklamotte weiter fortsetzen...


    LG,
    Schlüppi :)

    “Computer games don't affect kids; I mean if Pac-Man affected us kids, we'd all be running around in darkened rooms, munching magic pills and listening to repetitive electronic music.”

  • Vielleicht ist euch bei den Bildern des Lagerplatzes aufgefallen, dass das Zelt etwa drei Meter neben dem Abhang steht. Als wir so im Schlafsack lagen, kam uns der Gedanke, wie sicher denn der Untergrund unter uns ist...

    Der Gedanke kam mir spontan beim betrachten der tollen Fotos noch bevor ich diesen Text las - wie breit ist dort die Gipfelwächte tatsächlich und wo beginnt da der feste Untergrund eigentlich? Mit Hilfe einer Lawinensonde kann man dass sogar recht gut ausloten, je nachdem wie mächtig die Schneehöhe bzw. die Länge der Sonde ist. Die Skiaufstiegsspuren sind nicht umsonst etwas weiter von der Schneekante weg ... Der Schnee ist gerne mal fest gepackt auf einem Grat und eine ebene Aufstellfläche ausserhalb der Abrisszone lässt sich rasch abschaufeln. Auf so einem Sattel zieht es ja gerne mal ungemütlich, hattet Ihr überhaupt kein Problem mit dem Wind?
    ps.: Dein Video ist wieder mal allererste Sahne @Marvin14 ;)

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    Frischluftdeppert
    .

  • Servus @Eiswanderer
    Sehe ich genau so, ich freue mich immer über solche Berichte. Egal ob es nur ein Wochenendtrip oder eine Mehrtägige Tour ist.
    Im laufe der Zeit, merkt man von ganz alleine, was funktioniert und wo an welchen Stellen man was ändern muss.


    Was den Schlafsack angeht, bin ich mir nicht ganz sicher, woher der Loftverlust herkommt. Dazu muss ich sagen, dass der Antelope mein erster Daunenschlafsack war. Den hab ich schon 2015 gekauft. Am Anfang habe ich ihn immer sehr stark komprimiert. Das mache ich jetzt nicht mehr so. Auch die MF Außenhülle würde ich bei einem Solchen Schlafsack nicht mehr wählen.
    Durch den Loftverlust, verteilt sich die Daune in den durchgängigen Kanälen. Dadurch bilden sich Stellen, die nicht so gut Isolieren wie andere. Das habe ich bei den letzten Nächten ganz deutlich gespürt. Kommt dann noch Feuchtigkeit dazu, wird es schnell mal unangenehm. Deshalb würde ich immer die GWS Hülle empfehlen.


    Weil die Saison noch jung ist, und mein Bison unmöglich in einen Rucksack passt, habe ich einen Lynx GWS geordert. Dann darf der Antelope in seine wohlverdiente Kur beim Outdoor-Service-Team.


    Was sicher auch dazu beiträgt, dass ich früher im Antelope immer warm geschlafen habe und jetzt leicht friere, liegt wohl auch daran, das wir weiter in die Höhe gehen.


    Übrigens gut beobachtet. Die Jacke war die Brede. Die Kapuze ist so groß, die könnte man als geräumige Ein-Zimmer-Wohnung vermieten! :D
    Ich schreibe dir mal ne PN. Auf das Lagensystem bin ich gespannt. Mit meinem System bin ich rundum zufrieden. Auch bei sehr unterschiedlichen Situationen komme ich damit super aus.




    @bugikraxn ich muss gestehen, dass ich bis jetzt noch keine Sonde hatte... Um sicher zu sein, haben wir vom Grat aus richtung Kante gegraben und konnten so den Untergrund ganz gut einschätzen. Ein Stück weiter unten konnte man den Boden wieder sehen. Der Schnee sammelte sich auf dieser "Stufe".
    Was den Wind angeht, so hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Die Nacht war fast schon windstill, was die Belüftung im Tunnelzelt ja nicht gerade verbessert.
    Ehrlich gesagt, finde ich es ganz angenehm, wenn einem der Wind ums Zelt weht :rolleyes: .


    Freut mich, dass euch die Bilder und das Video gefallen. Zu der Tour gibt es in ein paar Wochen auch noch ein Video.