Wasser ungefiltert trinken - welche Risiken birgt das?

  • Hallo liebe Leute,


    da in einem anderen Faden das Thema Wasserfilter zu einer leicht ausufernden Diskussion geführt hat, habe ich mir ein paar Gedanken dazu gemacht. Ausnahmsweise. Ich mache mir da nämlich selten Gedanken zu und - ihr ahnt es vielleicht - ich besitze noch nicht mal einen Wasserfilter.
    Ich nehme mein Wasser meistens mit. (Ich brauch ja sonst nicht viel Kram.) Und ich trinke sehr gerne mal ungefiltert aus einem Bach, auch wenn es nicht zwingend notwendig ist, weil ich schon fast am verdursten wäre. Aus'm Bach trinken macht halt Freude. Dabei reicht es mir schon, wenn das Wasser auf den ersten Blick klar ist. Eine aufwendige Prüfung der Wasserqualität führe ich nicht durch.


    Meine Fragen:
    Wer von euch trinkt draußen ungefiltertes Wasser?
    Wer von euch hatte dadurch schon Probleme?
    Wie schätzt ihr ggf. Risiken für langfristige Folgen ein?


    Achja, und gibt es eine Übersicht über die verschiedenen an-/organischen Schadstoffe, die Gefahren, die davon ausgehen, und die jeweilige Filter- bzw. Behandlungsmethode, die diese entfernen? Also kurz gesagt: Was kann drin sein? Was wäre das Problem? Wie krieg ich es weg?
    (Habe jetzt absichtlich noch keine Suchmaschine befragt, weil ich das Thema hier im Forum haben möchte.)


    Ich selbst habe bisher nie Probleme mit meinem Wasser gehabt, sonst hätte ich natürlich was geändert.

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    Mit jeder Sprache, die du erlernst, befreist du einen bis daher in dir gebundenen Geist. Friedrich Rückert

  • Meine Meinung dazu ( ist nur eine Meinung, ich kann dazu auf die Schnelle keine Daten bringen):


    Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Schadstoffen zu vergiften, ist praktisch null. Mir ist dazu auch kein Fall bekannt, wo das einem Wanderer passiert ist. Wir trinken ja am auch kein Industrieabwasser. Selbst wenn irgendwo ein Schadstoffgrenzwert überschritten ist, macht das wenig, weil wir dieses Wasser auf einer Wanderung nur ein bis zweimal benutzen. Schadstoffgrenzwerte sind aber auf Dauernutzung ausgelegt (zB Trinkwasserverordnung für Wasser aus dem eigenen Wasserhahn). Eine Ausnahme wäre, wenn man nitratbelastetes Wasser einem Baby gibt.


    Beim Trinken von mikrobiell belastetem Wasser kann man Magen/Darm bekommen und sich die Wanderung oder den Urlaub versauen. Ist mir früher ein paar Mal in Entwicklungsländern passiert (möglicherweise mit Leitungswasser). Ich vermeide das jetzt oder koche ab. Abkochen ist der Königsweg, alles andere unsicher.



    "Das beste Souvenir einer Reise ist eine breitere Perspektive."


    Rick Steves

    2 Mal editiert, zuletzt von Naturerlebnis ()

  • Also ich filtere auch kein Wasser, im Falle einer stationären Aktivität koche ich es ab( da ich eh meist Tee trinke) aber sonst trinke ich aus klaren Bächen( fließendes Gewässer um
    Gefahren zu minimieren). Probleme hatte ich bisher noch nie, ich denke dass die Wahrscheinlichkeit einer Vergiftung ( totes Tier im Bachlauf etc etc ) überschaubar bis zu vernachlässigen ist. ( jedenfalls hier bei uns)


    Grüße Möhre

  • @Eule, zum letzten Teil deiner Frage, welche Schadstoffe kommen vor und wie kann man die entfernen? Das kann man nicht mal eben beantworten. Viele organische Schadstoffe kann man mit Aktivkohle entfernen, aber auch nicht alle. Wasseraktivkohle kann man ca. 1 Gewichtsprozent beladen, dann schlägt sie durch. Anorganische Schadstoffe ist noch komplizierter, das gibt es zB Ionenaustauscherharze und vieles mehr. Das ist aber alles eine Wissenschaft für sich und nach meiner Meinung Outdoors nicht nötig und nicht umsetzbar.



    "Das beste Souvenir einer Reise ist eine breitere Perspektive."


    Rick Steves

  • Wer von euch trinkt draußen ungefiltertes Wasser?

    Hej hej.


    Ja, ich tue es - aber meistens bin ich dabei in Småland und (noch öfter) in Värmland.


    Wer von euch hatte dadurch schon Probleme?

    Also ich noch nie - aber ich habe ja schon als Kind aus den Bächen in und um Sassnitz auf Rügen getrunken.


    Wie schätzt ihr ggf. Risiken für langfristige Folgen ein?

    Ich kann dazu noch gar nichts sagen, ich bin ja noch jung *hust* und ich lebe noch immer.


    Hier im Wald, in dem ich wohne, gibt es einen kleinen Bach. Aus diesem würde ich nicht ungefiltert und abgekocht trinken, weil ich weiss, dass dieser Bach auch durch, an Kuhweiden vorbei, fliesst.


    Aber, wie schon erwähnt, bin ich in Sassnitz auf Rügen geboren und mein Spielplatz war die Stubnitz, das Waldgebiet zwischen Sassnitz und Lohme. Dort gibt es einige Bäche aus denen wir als Kinder immer getrunken haben. Ob das nun der Steinbach, der Kieler Bach oder der Lenzer Bach war, spielte keine Rolle. Hatte(n) ich(wir) Durst, wurde aus diesen Bächen (ungefiltert, unabgekocht) getrunken.


    *winks* Ted

    Det finns inga problem, det finns bara lösningar. ;) .


    "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." (Ludwig Wittgenstein)

  • Ja ich hab auch schon so aus Bächen getrunken, als Kind im Hessischen und als Erwachsener in Skandinavien/Südfrankreich.
    Da hab ich nichts bei bekommen, alles ohne Probleme.


    Mittlerweile koche ich das Wasser fast immer ab, was aber daran liegt das es zum Kochen, oder für den Kaffee verwendet wird.
    Ansonsten fülle ich meine Kanister im Urlaub mit meinem Katadyn Camp über Nacht und hau Micropur mit rein, wenn ich aus Seen oder Flüssen auffülle.


    Hier im Umkreis von Nienburg lass ich das Wasser da wo es ist, zu viel Landwirtschaft, da trink ich nix aus den Bächen.
    Ein Bekannter hat mal an einem kleinen Tümpel ne Probe gezogen, die wurde als Sondermüll entsorgt. Ok, so schlimm war es auch nicht. :D
    Die Wasserqualität ist ja abhängig von der Region, in der man sich bewegt.
    Von langfristigen Gesundheitsschädlichen Folgen gehe ich da nicht aus, denke da gibt's noch ganz andere Einflüsse in unserer Umgebung. Ist ja keine tägliche Wasserquelle.
    Mal nen Durchfall und/oder Erbrechen, aber das gibt's auch beim Essen gehen ab und an. :koch:
    Ob man das riskieren möchte muss ja jeder selbst entscheiden .

  • Ich filtere mein Wasser eigentlich immer bzw. werfe eine Micropur rein oder koche es.
    Auf längeren Touren die nicht einfach abgebrochen werden können sollte man vorsichtiger sein. Bei einem Wochenende im Harz ist das ziemlich egal. Im Zweifel liegt man dann mit Magen-Darm ein paar Tage zuhause.
    Bedenkenlos trinke ich Wasser direkt aus dem Quellbereich, Brunnen oder Pumpen.


    Probleme die auf das Wasser zurück zu führen sind hatte ich noch nie.
    Freunde die in Nordschweden auf dem Kungsleden unterwegs waren und nicht gefiltert haben mussten ihren Urlaub abbrechen, da sie beide heftigen Durchfall bekommen hatten.

  • Ob man Probleme bekommt oder nicht, hängt auch von der Gewöhnung ab.


    Bei Wanderungen in der Eifel, trinke ich auch gerne schon mal direkt aus den Bächen. Hatte bis jetzt noch keine Probleme.
    Ein Bekannter von mir, der in einem recht sterilen Umfeld aufgewachsen ist... hatte direkt Durchfall.

  • Wenn es ringsherum mit der Natur gut aussieht,trinke
    ich direkt aus dem Bach. Ich rieche und schmecke dann erst einmal,
    bevor ich meine Flaschen voll mache.
    Ich hatte mir mal einen Platypus Aktivkohlefilter als
    Nachfilter für den Squeeze gakauft. Damit schmeckt
    Wasser aus großen Bächen oder Tümpel wieder recht frisch.
    Pestize werden in geringem Maß auch gebunden.


    Dann auf einem Wasservortrag von Joe Vogel erfuhr ich, dass
    Aktivkohlefilter nicht ohne sind. Da diese sich mit "Schadstoffen"
    sättigen, kann es passieren, wenn man mooriges Wasser oder im
    Herbst saures Wasser durch Laub, filtert, sämtliche gebundenen
    "Schadstoffe" schlagartig frei werden und man sich vergiftet.


    Seitdem lebe ich mit dem erdigen Geschmack von Wasser und
    ohne Aktivkohlefilter.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Ich trinke immer einen Schluck Wasser und dann einen Schluck Whiskey in Fassstärke. Bisher hats geholfen.


    Im Ernst, wenn man seine Sinne nutzt und etwas Blick für die Lage hat, passiert wenig. Hier bei uns im Harz trinke ich, wenn das Wasser aus dem Berg kommt oder lange über Moos fliesst.
    Einmal hatte ich in der Türkei so richtig die Arsxxhkarte. Alle 10 min wässriger Durchfall, aber so richtig. Man konnte die Uhr nach stellen. Zum Schluss komplett wackelig auf den Beinen. Dann eine Riesentablette bekommen und die hat alles lahmgelegt. Dazu dann Aufbau der Darmflora.
    Vermutlich hatte der Koch bei Urfa den Salat im Flusswasser gewaschen!
    Ich muss dazu sahen, wir waren da schon fünf Wochen in der Region und dachten, wor wären schon angepasst. Sonst hätte ich keinen Salat gegessen. Peel it or cook it!

  • Hab schon öfter klares Bachwasser getrunken, ohne Folgen.


    Wenn das Gefühl nicht ganz so gut ist: Mit Kaffee- oder Teefilter filtere ich vor, um eventuelle Schwebstoffe wie Sand oder Laubreste rauszuholen, bevor ich das Wasser durch einen Sawyer Mini laufen lasse.
    Im Zweifel würde ich abkochen.


    Wenn oberhalb des Bachlaufes Landwirtschaft ist, ist das Wasser wahrscheinlich mit landwirtschaftlichen Chemikalien belastet.
    Soweit ich weiß ist Aktivkohle nur für den besseren Geschmack zuständig.
    Gegen Chemikalien hilft nicht mal abkochen.


    Meinen Wasserfilter transportiere ich übrigens in einer abgeschnittenen Plastik-Limo-Flasche auf, die gleichzeitig als Schöpfkelle dient.

  • Ich gehe in der Regel bei uns in der Gegend mit sehr wenig Wasser los. Hier gibt es im Wald genug Wasser. Damit muss ich einfach viel weniger schleppen. Bei den jetzigen Temperaturen benötige ich ca. 0,5 Liter auf 10km. Nur wenn ich das Lager aufschlage wird der Wasservorrat auf ca. 3 Liter aufgestockt. Das reicht mir zum Kochen, Trinken, Zähneputzen, Spülen usw.
    Es gibt viele kleine Bäche die durch den Wald gehen. An einigen Stellen werden die als Wildschweinsuhle genutzt.... lecker. Sieht man ja nicht unbedingt. Ich habe auch schon tote Vögel und andere Tiere im Wasser gesehen. Ach ja... die beliebten schwarzen Hundekotbetel sind mein persönlicher Favorit. Waschbären hinterlassen auch einen super Duft. Diese haben die Wasserrohre die quer unter den Waldwegen verlaufen als Behausung für sich entdeckt.
    Manche Quellen sind auch keine Quellen sondern kleine Rinnsale die immer mal wieder im Laub verschwinden oder ein Stück unterirdische laufen. Auch hier das Wildschweinsuhlenproblem.
    Daher filtere ich fast alles außer ich bin mir bei einer Wasserstelle/Quelle sicher das alles OK ist.


    Da auch noch mein kleiner Sohnemann zum begeisterten Bushcrafter wird und das suchen von Wasser im Wald mit anschließendem filtern und trinken sehr spannend findet.


    Vor vielen Jahren hatte ich ungefiltertes Wasser getrunken... die Beschreibung erspare ich euch... ich habe dann nachts die Holzkohlereste vom Feuer gefressen..... <X
    Um es kurz zu machen. Mit dem Filtern kann ich einfach und schnell das Risiko zu erkranken verringern.

    "Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut."
    Pippi Langstrumpf

  • Das was ich bisher gesehen habe, sind Suhlen nicht in Bächen,
    sondern eher am Ufer. Solange der Bach eine gute Fließgeschwindigkeit hat,
    habe ich da keinerlei Bedenken.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Ich habe nen Filter dabei, ihn aber bisher noch nicht benutzen müssen.
    Hab für mich selbst ein paar Regeln zur Wasserentnahme und -aufbereitung festgelegt, die mich bisher gut durchgebracht haben.
    Im Zweifel halte ich es wie @Emil_Strauss

    "He´s one of them rangers, dangerous folks they are, wandering the wild"
    "Not all who wander, are lost"
    Was ihr den Geist der Zeiten heisst, das ist im Grunde nur der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln (Faust)

  • @Konradsky hier sind vielen Quellen. Die kleinen Rinnsalen/Bäche oder wie man sie nennt sind oft nur ca. bis 5-30cm breit. Die laufen hier, je nach Trockenheit, alle 500m - 2000m durch den Wald. Wo auch immer eine kleine Senke ist und sich dadurch das Wasser etwas aufstaut sind Suhlen.

    "Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut."
    Pippi Langstrumpf

  • Ich habe hier im Sauerland das Glück auf meinen Touren nahezu überall direkt an der Quelle oder zumindest quellnah trinken zu können. Das tue ich seit Jahren ohne jegliche Behandlung des Wassers. Lediglich bei Mehrtagestouren in ganz anderen Gebieten nehme ich meinen Sawyer-Filter mit. Bisher noch keinerlei gesundheitlich Probleme gehabt...


    Grüße
    Tom

  • Ich sprach auch von guter Fliessgeschwindigkeit.
    Bei so langsam laufenden Rinnsalen, würde ich kein Wasser entnehmen.
    Aber im Odenwald gibts ja auch ordentlich Quellen.
    Zumindest zu dem Zeitpunkt, als meine Liebste und ich,
    auf dem Weg nach Rom, durch diesen gewandert sind.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Meine Fragen:
    Wer von euch trinkt draußen ungefiltertes Wasser?
    Wer von euch hatte dadurch schon Probleme?
    Wie schätzt ihr ggf. Risiken für langfristige Folgen ein?


    Ich. Ich habe etliche Filter, habe es jahrelang auch so gehalten, immer einen Sawyer dabei zu haben, aber mittlerweile liegt der auch nur noch zu Hause, ich weiß nich mal mehr wo.
    Mich überkam oft so ein Gefühl von Lächerlichkeit, so nen Ding in Deutschland auf nen Wochenendswutsch dabei zu haben, fühlte mich damit ein wenig wie so ein DMax-Survivor. Is aber nich böse gemeint, wer das dabei haben mag, solls tun, alles gut. Aber ich komme nun seit Jahren ohne aus. Ich schaue mir Gewässer genau an, und trinke alles was ich dann soweit verantworten kann. Ich weiß auch dass ein klarer, kalter Bach nicht unbedingt "gesund" sein muss, schaut man sich das Umfeld an und sieht zB dass er eine Drainage zwischen Feldern ist, die amtlich gedüngt werden... also Augen auf.
    Ich habe auch schon klassisches Pfützenwasser getrunken (nene, kein Lindener 8o ), es ist nie etwas passiert. Ich vertraue da (wie auch beim Essen) meiner sensorischen Prüfung durch anschauen und schnuppern.


    Mir ist nie etwas passiert.


    Gesunder Menschenverstand vorausgesetzt, schätze ich die Risiken in unseren Gefilden als sehr gering ein.



    Riecht wie Wasser, schmeckt wie Wasser - ist Wasser.



    VG, Stefan

    "Stuta yuna-parchee. Jee buttmalia huhah a lo panksta du makacheesa."

  • Ja, danke für die vielen Antworten.


    Mir bereitet auch die Landwirtschaft das größte Unbehagen. Ist klar, dass ich nicht aus 'nem ollen Feldgraben trinke, wenn nebenan grad gedüngt wird (oder was auch immer). Aber hier im Flachland hat ja jeder Bach/Fluss im weiteren Umfeld Landwirtschaft.


    Egal, für ein paar große Schlucke auf der Laufrunde müssen sie trotzdem herhalten. Das gönn ich mir. ^^

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    Mit jeder Sprache, die du erlernst, befreist du einen bis daher in dir gebundenen Geist. Friedrich Rückert